Gedicht zum Thema Lyrik gesucht!

Hallo ihr alle,

ich schreib grad ne Hausaufgabe in der ich bereits auf 2 Arten in recht langer Form dargelegt habe wie und warum man die Frage beantworten kann: „Warum Lyrik?“

Nun möchte ich als letzten Streich am Ende noch gerne ein Gedicht zitieren, das sich mit genau dem Thema „Warum Lyrik?“ beschäftigt! Kennt ihr da vielleicht was?

Es sollte nicht all zu lang sein, bin aber für alles dankbar an was ihr euch da so erinnert.

Gruß
Gobbo

Sonette …
Hallo gobbo,

Gedichte über Lyrik? Meta-Lyrik sozusagen? Na, ob da sehr viel zu finden sein wird …
Das einzige, was mir spontan dazu einfällt, ist Robert Gernhardt Anti-Sonett: eine Abrechnung mit einer Gedichtform, die ganz streng in genau dieser Form abgefasst ist.

Grüße
Wolfgang

Robert Gernhardt:
Materialien zu einer Kritik der bekanntesten Gedichtform italienischen Ursprungs

Sonette find ich sowas von beschissen,
so eng, rigide, irgendwie nicht gut;
es macht mich ehrlich richtig krank zu wissen,
daß wer Sonette schreibt. Daß wer den Mut

hat, heute noch so’n dumpfen Scheiß zu bauen;
allein der Fakt, daß so ein Typ das tut,
kann mir in echt den ganzen Tag versauen.
Ich hab da eine Sperre. Und die Wut

darüber, daß so’n abgefuckter Kacker
mich mittels seiner Wichserein blockiert,
schafft in mir Aggressionen auf den Macker.

Ich tick nicht, was das Arschloch motiviert.
Ich tick es echt nicht. Und wills echt nicht wissen:
Ich find Sonette unheimlich beschissen.

Gedichte über Lyrik?
Das einzige, was mir spontan dazu einfällt, ist Robert Gernhardt

ist mir auch so gegangen :wink:
ob man mit Lyrik reich werden könne, beantwortet Gernhardt so:

"Ja, meine Reime sind recht teuer:
per Vers bekomm ich tausend Eier."

(im Konnex: „Bilden Sie einen Satz mit ‚pervers‘!“)

*grins*

Danke für die Antwort, das Antisonett ist echt zum Brüllen, :wink: aber ich dachte eher an etwas mit einer generelleren Aussage darüber warum Lyrik wichtig ist oder sowas. Hat da vielleicht noch jemand was?

Danke

Hallo Gobbo,
darf ich dir - mit wem wohl - mit Eugen Roth dienen (ich hör die w-w-w-Freunde schon aufstöhnen :smile:

Dichterlos

Ein Mensch schreibt, ohne zu erlahmen,
Nur, sich zu machen einen Namen.
Der glänzt denn auch in Goldbuchstaben,
doch dort bloß, wo er eingegraben.

Gruß
Eckard

Etwas verstaubt schon und nicht ganz treffend
Hallo,

… aber vielleicht …

"Das schreibende Haus

Einen Freund habe ich, der Schriftsteller ist,
Und geheirathet hat die Schriftstellerin,
Mit zwo schriftstellernden Töchtern.
Jüngst besucht’ ich den Mann um die Hundstagsgluth,
Da hab’ ich gesehn, was geschrieben jetzt wird,
Ich will euch das Schreiben beschreiben.

Durch den einsamen Flur, wo der eigene Tritt
Nachdröhnte mir dumpf, stieg die Treppe ich ‚nauf
Und klopft‘ an die Stube des Freundes;
Der winkt mich jedoch mit den Händen zurück,
Denn er hat keine Zeit, denn er schreibt den Traktat
Von der höhern Bedeutung der Schafzucht.

Nun, dacht’ ich, die Frau wird wohl höflicher seyn,
Und trat in’s Gemach, wo die Geistreiche saß,
Bekleks’t von dem Haupte zur Sohle.
Sie winkt mich jedoch mit den Händen zurück,
Denn sie hat keine Zeit, denn sie schreibt an: Ideen
Ueber Feinheit im Leben und Umgang.

So sey denn mein Heil bei den Töchtern versucht!
Ich stieg in die dritte Etage hinauf,
Und begrüßte Melanien und Armgard;
Da winkten mich beid’ mit den Händen zurück,
Denn sie hatten nicht Zeit, denn sie saßen am Tisch,
Und schrieben Roman’ in Gemeinschaft.

Ei so hole der Henker das Schriftstellerthum!
Giebt’s denn keinen Laquai’n, der das Zimmer mir zeigt?
Ich lief in die Stube der Diener.
Doch die winken mich all’ mit den Händen zurück,
Denn sie haben nicht Zeit, denn sie sitzen umher,
Und die ganze Livrée schreibt Bücher.

Der Kutscher, der schreibt über Kümmel, Anis,
Die Amme, die schreibt von der Unschuld Erlatz
Im beglückenden Muttergefühle;
Der Bediente, der schreibt über Hegel ein Werk,
Die Köchin ahmt Clauren dem Göttlichen nach:
„Vergißmeinnicht,“ schreibt sie, „für Mägde.“

Es verbrennet am Spieße der Braten, es schrein
Im Stalle die Pferde nach Hafer und Heu,
Laut schreien die hungrigen Kinder.
Laß sie schreien! Es komme das Ende der Welt,
Das verstöret die schreibenden Schriftsteller nicht
Vom Parterre bis zur dritten Etage.

Ich ergreife die Flucht, auf dem Hofe vernehm
Ich Geräusch aus dem Stall; nun guck’ ich hinein,
Da stehet das Reitpferd und schreibet.
Die Zeit und den Hunger vertreibt sich das Vieh,
In die Pfütze beian eintaucht’ es den Huf,
Und kratzt in den Sand: „Elegien.“

Ach, wo soll doch die Welt vor Autoren noch hin?
Woher schafft man die Lumpen zu all’ dem Papier?
Es fehlen die Gäns’ zu den Federn!
Ihr Scribenten, seyd gut, und verschont das Papier
Und sparet die Federn, und macht’s wie der Rapp’;
Kratzt, kratzt in den Sand eure Sachen!"

aus: Carl Leberecht Immermann, Gedichte. Neue Folge,
Stuttgart und Tübingen 1830, S. 191-193

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo gobbo,

wie wär’s mit Goethe, An die Günstigen

Dichter lieben nicht zu schweigen,
Wollen sich der Menge zeigen.
Lob und Tadel muß ja sein!
Niemand beichtet gern in Prosa;
Doch vertraun wir oft sub Rosa
In der Musen stillem Hain.
Was ich irrte, was ich strebte,
Was ich litt und was ich lebte,
Sind hier Blumen nur im Strauß;
Und das Alter wie die Jugend,
Und der Fehler wie die Tugend
Nimmt sich gut in Liedern aus.

oder Brecht, Besuch bei den verbannten Dichtern

Als er im Traum die Hütte betrat der verbannten
Dichter, die neben der Hütte gelegen ist
Wo die verbannten Lehrer wohnen (er hörte von dort
Streit und Gelächter), kam ihm zum Eingang
Ovid entgegen und sagte ihm halblaut:
„Besser, du setzt dich noch nicht. Du bist noch nicht gestorben.
Wer weiß da
Ob du nicht doch zurückkehrst, ohne daß andres sich ändert
Als du selber.“ Doch, Trost in den Augen
Näherte Po Chü-yi sich und sagte lächelnd: „Die Strenge
Hat sich jeder verdient, der nur einmal das Unrecht benannte.“
Und sein Freund Tu-fu sagte still: „Du verstehst, die Verbannung
Ist nicht der Ort, wo der Hochmut verlernt wird.“ Aber irdischer
Stellte sich der zerlumpte Villon zu ihnen und fragte: „Wie viele
Türen hat das Haus, wo du wohnst?“ Und es nahm ihn der Dante bei Seite
Und ihn am Ärmel fassend, murmelte er: „Deine Verse
Wimmeln von Fehlern, Freund bedenk doch
Wer alles gegen dich ist!“ Und Voltaire rief hinüber:
„Gib auf den Sou acht, sie hungern dich aus sonst!“
„Und misch Späße hinein!“ schrie Heine. „Das hilft nicht“
Schimpfte der Shakespeare, „als Jakob kam
Durfte ich auch nicht mehr schreiben.“ - „Wenn’s zum Prozeß kommt
Nimm einen Schurken zum Anwalt!“ riet der Euripides
„Denn der kennt die Löcher im Netz des Gesetzes.“ Das Gelächter
Dauerte noch, da, aus der dunkelsten Ecke
Kam ein Ruf: „Du, wissen sie auch
Deine Verse auswendig? Und die sie wissen
Werden sie der Verfolgung entrinnen?“ - „Das
Sind die Vergessenen“, sagte der Dante leise
„Ihnen wurden nicht nur die Körper, auch die Werke vernichtet.“
Das Gelächter brach ab. Keiner wagte hinüberzublicken. Der
Ankömmling
War erblaßt.

Viele Grüße
Diana

Zorniger junger Dichter

Gedicht kann beides sein:
Klage und Feier.
Dies geht mir auf den Sack,
das auf die Eier.

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wie gemein! :smile:
:smiley: