Gedichte über Bäche/Flüsse

hey,

ich bin gerade dabei meine Facharbeit über den Zustand einiger Bäche in meiner Region zu schreiben.
Ich habe mir nun gedacht in das Vorwort zwei Gedichte über Bäche/Flüsse zu schreiben, um den Leser auf die Thematik einzustimmen.
Die Suche bei Google hatte leider nur wenig Erfolg, sodass ich mich nun an euch wende.

Ich suche Gedichte die den Bach vlt. aus der Zeit der Romantik, also der Vergangenheit, als die Gewässer nicht verschmutzt waren und aus der Gegenwart, „Moderne“, als die Gewässer verschmutzt waren, beschreiben.
Die Zeitangaben sind dabei aber nicht von großer Bedeutung, entscheidend ist lediglich, dass in den Gedichten die Gewässer beschrieben werden.
Ein Gedicht sollte dabei halt den unberührten Zustand beschreiben, wie z.B rauschendes Wasser, grüne Bäume !
Und dann wiederum ein modernes Gedicht, dass den Bach kritisch beschreibt …

Würde mich über Antworten freuen!

Danke, impreZza

Hi impreZza,

nachfolgend ein Gedicht, das vor 1819 entstand:

Wohin?

Ich hört ein Bächlein rauschen
Wohl aus dem Felsenquell,
Hinab zum Tale rauschen
So frisch und wunderhell. Ich weiß nicht, wie mir wurde,
Nicht, wer den Rat mir gab.
Ich mußte gleich hinunter
Mit meinem Wanderstab. Hinunter und immer weiter,
Und immer dem Bache nach,
Und immer frischer rauschte,
Und immer heller der Bach. Ist das denn meine Straße?
O Bächlein, sprich, wohin?
Du hast mit deinem Rauschen
Mir ganz berauscht den Sinn. Was sag ich denn von Rauschen?
Das kann kein Rauschen sein:
Es singen wohl die Nixen
Dort unten ihren Reihn. Laß singen, Gesell, laß rauschen,
Und wandre fröhlich nach!
Es gehn ja Mühlenräder
In jedem klaren Bach.

(Wilhelm Müller)

Bei einer Variante für die Zustandsbeschreibung in unserer heutigen Zeit muss ich leider passen.

Viele Grüße
Eve*

Tach ImpreZza,

das Gedicht, das Eve hier hergesetzt hat und das übrigens von Schubert vertont worden ist, hat mich bewogen, ein anderes Gedicht, das ich von Heinrich Schlusnus gesungen kenne, zu zitieren:

Der Nöck
(Nordische Sage)

Es tönt des Nöcken Harfenschall!
Da steht der wilde Wasserfall,
Umschwebt mit Schaum und Wogen
Den Nöck im Regenbogen.
5 Die Bäume neigen
Sich tief und schweigen,
Und atmend horcht die Nachtigall. -
O Nöck, was hilft das Singen dein?
Du kannst ja doch nicht selig sein!
10 Wie kann dein Singen taugen? -
Der Nöck erhebt die Augen,
Sieht an die Kleinen,
Beginnt zu weinen …
Und senkt sich in die Flut hinein,
15 Da rauscht und braust der Wasserfall,
Hoch fliegt hinweg die Nachtigall,
Die Bäume heben mächtig
Die Häupter, grün und prächtig.
O weh, es haben
20 Die wilden Knaben
Den Nöck betrübt im Wasserfall!
Komm wieder, Nöck, du singst so schön!
Wer singt, kann in den Himmel gehn!
Du wirst mit deinem Klingen
25 Zum Paradiese dringen!
O komm, es haben
Gescherzt die Knaben:
Komm wieder, Nöck, und singe schön!
Da tönt des Nöcken Harfenschall,
30 Und wieder steht der Wasserfall,
Umschwebt mit Schaum und Wogen
Den Nöck im Regenbogen.
Die Bäume neigen
Sich tief und schweigen,
35 Und atmend horcht die Nachtigall.
Es spielt der Nöck und singt mit Macht
Von Meer und Erd’ und Himmelspracht.
Mit Singen kann er lachen
Und selig weinen machen! -
40 Der Wald erbebet,
Die Sonn entschwebet …
Er singt bis in die Sternennacht!

August Kopisch

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Super, hat mich richtig gefreut, dass ihr hier geschrieben habt!

Die Gedichte sind super, doch gibt es vlt. welche wo die Natur im Mittelpunkt steht, also an sich Hauptthema ist?

Bitte für jeden Post dankbar!

Danke euch beiden für eure Antwort!

Ich hab die Edit Funktion nicht gefunden, also vlt. Gedichte in denen lediglich die Natur beschrieben wird?

Aber wenn sonst jemand noch Gedichte kennt, in denen die Natur vlt. ein Teil des Gedichtes ist, beschrieben wird, dann bitte her damit!

Mfg ImpreZza

Danke!

Hi ImpreZza,

nun dann unternehme ich noch einen zweiten Versuch:wink:

Hans Carossa (1878 - 1956)

Der alte Brunnen
Lösch aus dein Licht und schlaf! Das immer wache
Gesplätscher nur vom alten Brunnen tönt.
Wer aber Gast war unter meinem Dache,
Hat sich stets bald an diesen Ton gewöhnt.

Zwar kann es einmal sein, wenn du schon mitten
Im Traume bist, daß Unruh geht ums Haus,
Der Kies beim Brunnen knirscht von harten Tritten,
Das helle Plätschern setzt auf einmal aus,

Und du erwachst, — dann mußt du nicht erschrecken!
Die Sterne stehn vollzählig überm Land,
Und nur ein Wandrer trat ans Marmorbecken,
Der schöpft vom Brunnen mit der hohlen Hand.

Er geht gleich weiter. Und es rauscht wie immer.
O freue dich, du bleibst nicht einsam hier.
Viel Wandrer gehen fern im Sternenschimmer,
Und mancher noch ist auf dem Weg zu dir.

Johann Wolfgang von Goethe (dieses Gedicht entstand 1779)

Gesang der Geister über den Wassern

Des Menschen Seele gleicht dem Wasser:
Vom Himmel kommt es, zum Himmel steigt es,
und wieder nieder zur Erde muß es, ewig wechselnd.

Strömt von der hohen, steilen Felswand der reine Strahl,
dann stäubt er lieblich in Wolkenwellen zum glatten Fels,
und leicht empfangen, wallt er verschleiernd,
leisrauschend zur Tiefe nieder.

Ragen Klippen dem Sturz entgegen,
schäumt er unmutig stufenweise zum Abgrund.
Im flachen Bette schleicht er das Wiesental hin,
und in dem glatten See weiden ihr Antlitz alle Gestirne.

Wind ist der Welle lieblicher Buhler;
Wind mischt vom Grund aus schäumende Wogen.

Seele des Menschen, wie gleichst du dem Wasser!
Schicksal des Menschen, wie gleichst du dem Wind!

Friedrich Hölderlin (1770 - 1843)

Der Neckar

In deinen Tälern wachte mein Herz mir auf
Zum Leben, deine Wellen umspielten mich,
Und all der holden Hügel, die dich
Wanderer! kennen, ist keiner fremd mir.
Auf ihren Gipfeln löste des Himmels Luft
Mir oft der Knechtschaft Schmerzen; und aus dem Tal,
Wie Leben aus dem Freudebecher,
Glänzte die bläuliche Silberwelle.

Der Berge Quellen eilten hinab zu dir,
Mit ihnen auch mein Herz und du nahmst uns mit,
Zum stillerhabnen Rhein, zu seinen
Städten hinunter und lustgen Inseln.

Noch dünkt die Welt mir schön, und das Aug entflieht,
Verlangend nach den Reizen der Erde mir,
Zum goldenen Paktol, zu Smyrnas
Ufer, zu Ilions Wald. Auch möcht ich

Bei Sunium oft landen, den stummen Pfad
Nach deinen Säulen fragen, Olympion!
Noch eh der Sturmwind und das Alter
Hin in den Schutt der Athenertempel

Und ihrer Gottesbilder auch dich begräbt,
Denn lang schon einsam stehst du, o Stolz der Welt,
Die nicht mehr ist. Und o ihr schönen
Inseln Ioniens! wo die Meerluft

Die heißen Ufer kühlt und den Lorbeerwald
Durchsäuselt, wenn die Sonne den Weinstock wärmt,
Ach! wo ein goldner Herbst dem armen
Volk in Gesänge die Seufzer wandelt,

Wenn sein Granatbaum reift, wenn aus grüner Nacht
Die Pomeranze blinkt, und der Mastixbaum
Von Harze träuft und Pauk und Cymbel
Zum labyrinthischen Tanze klingen.

Zu euch, ihr Inseln! bringt mich vielleicht, zu euch
Mein Schutzgott einst; doch weicht mir aus treuem Sinn
Auch da mein Neckar nicht mit seinen
Lieblichen Wiesen und Uferweiden.

Karel Vinařický (1803-1869)

Am Bach

Durch das Tal
nimmt der Bach
seinen Lauf.
Auch der Winter kann
ihn nicht halten an.
Er schießt auf.
Im Schoß der Erde wird er wach
Hurtig rinnt er
munter springt er.
Flinke Rinnen
langen ins Tal
gegen die Kiesel
schäumt Geriesel.
Zieht ein Wetter auf am Himmel
trübt er sich ein, brodelt herum
im Rasen
aufgeblasen,
ergießt er sich, zwirbelt
gellt er und wirbelt,
pflügt Auen und Weiden um,
reißt Flechtwerk und Wälle nieder,
kein Mensch kann ihm Einhalt gebieten.

Das Unwetter geht.
Es verebben,
verläppern
Schäume, Getöse, Gegelle.
Der Bach wird sanft,
stürzt in des Flusses Welle.
Gleicht des Baches Kraft
nicht Jünglings Leidenschaft?

Werner Rohrmoser

Wasserflohgedicht
Nummer zwei

Ein Wasserfloh
im Paletot
verirrt sich
außerst selten,

gewöhnlich liebt
das kleine Tier
ganz klare
Wasserwelten.

Da schmust es mit
dem Borstenwurm,
da jagt es
Flagellaten,

treibt sich mit
Rädertierchen rum,
anstatt durchs
Watt zu waten.

Turnt albern durch
das Nass dahin
und ärgert
Wasserwanzen

und dennoch
hat es seinen Sinn
als kleiner Teil
vom Ganzen.

Das Ganze,
das sind Du und Ich,
das Tier und auch
die Pflanze,

die Elemente
und das Licht
und Wasser,
Krug und Kranze.

Als Mensch muss man
das nicht verstehen,
doch sollte man
es schonen;

denn eines wird
bestimmt nicht gehen:
So eine Welt
zu klonen.

K.E.Ebert

Wasser

Wasser trägt im Ozeane
tröstend fernhin den Betrübten,
spült im Fluss auf leichtem Kahne
den Geliebten zur Geliebten.
Wasser rauscht aus Felsgeklüften
als Gesang herab zum Tale,
perlt als Tau aus Morgenlüften
in der Blumen Duftpokale.
Wasser träuft als milder Regen
kühlend in die trockne Erde,
Wasser labt als Quell an Wegen
Wandrer, Hirten, Wild und Herde.
Ohne dass es Wasser sauge,
stürb` auf Erden alles Schöne,
ach, und nur im Menschenauge
ist das Wasser eine Träne.

Viele Grüße
Eve*

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Hallo,

wie wär’s mit dem guten alten Schiller? Es lächelt der See …
hier:
http://www.musicanet.org/robokopp/Lieder/eslachel.html
oder ist Dir die blaue Donau lieber? Hier:
http://ingeb.org/Lieder/donausob.html
Oder ist Dir der Rhein lieber? Dann findest Du hier allerhand:
http://www.jhelbach.de/dichtung/rheinli.htm

Ich hoffe, irgendwo ist was dabei für Dich.

Gruß
Bolo2L

Vor allem das Gedicht von Karel Vinařický scheint wie gemacht für meine Facharbeit, beschreibt den Bach super!

Mir fehlt leider immernoch ein modernes Gedicht :wink:

Please help me :wink:

Mfg ImpreZza

also noch Versuch Nr. 3 - aber das ist mein letzter…

http://www.gelis-gallery.de/k_buch/eckert/bach.html

Viele Grüße
Eve*

1 Like

Super, danke ^^

Aber ich suche immernoch !

Aber der Link war gut, vielen Dank!