Gedichte zum Thema Jahreswechsel / Slivester

Hiho,
ich bin’s nochmal. :wink:

Ich suche Gedichte zu obigem Thema, aber nict irgendwelche:

Sie sollten besinnlich, aber nicht kitschig sein. Eine Prise Humor darf, aber keine ausschließlich witzigen Sachen.

Ich habe schon einiges gefunden, aber bestimmt habt Ihr noch schöne Favoriten und Vorschläge beizutragen, oder? :smile:

Liebe Grüße,
Nike

Hallo nochmal,

Erich Kästner macht mit seinen „13 Monaten“ eine recht hübsche Gratwanderung zwischen Besinnlichem und Schmalz. Davon zum Jahreswechsel der Dezember, der Januar und - passend zu unserem Barockthema - der Elfember:

Wie säh er aus, wenn er sich wünschen ließe?
Schaltmonat wär? Vielleicht Elfember hieße?
Wem zwölf genügen, dem ist nicht zu helfen.
Wie säh er aus, der dreizehnte von zwölfen?

Der Frühling müßte blühn in holden Dolden.
Jasmin und Rosen hätten Sommerfest.
Und Äpfel hingen, mürb und rot und golden
im Herbstgeäst.

Die Tannen träten unter weißbeschneiten
Kroatenmützen aus dem Birkenhain
und kauften auf dem Markt der Jahreszeiten
Maiglöckchen ein.

Adam und Eva lägen in der Wiese.
Und liebten sich in ihrem Veilchenbett,
als ob sie niemand aus dem Paradiese
vertrieben hätt.

Das Korn wär gelb. Und blau wären die Trauben.
Wir träumten, und die Erde wär der Traum.
Dreizehnter Monat, laß uns an Dich glauben!
Die Zeit hat Raum!

Verzeih, daß wir so kühn sind, Dich zu schildern.
Der Schleier weht. Dein Antlitz bleibt verhüllt.
Man macht, wir wissen’s, aus zwölf Bildern
kein neues Bild.

Drum schaff Dich selbst! Aus unerhörten Tönen!
Aus Farben, die kein Regenbogen zeigt!
Plündre den Schatz des ungeschehen Schönen!
Du schweigst? Er schweigt.

Es tickt die Zeit. Das Jahr dreht sich im Kreise.
Und werden kann nur, was schon immer war.
Geduld, mein Herz. Im Kreise geht die Reise.
Und dem Dezember folgt der Januar.

Erich Kästner, 1955

Hallo, Nike,
auch von Kästner, aber ein wenig kürzer:

Wirds besser, wirds schlechter
Fragt man alljährlich
Seien wir ehrlich
Leben ist immer lebensgefährlich!

Grüße
Eckard

christmasmagazine.com
Hallo Du.

Hier findest Du eine (m. E.) sehr schöne Auswahl an Gedichten.
Sie sollten zum grössten Teil deinen Vorgaben entsprechen.

http://www.christmasmagazine.com/german/spirit/poems…

Vorweihnachtlicher Gruß aus dem noch immer zu warmen Duisburg
Garvey


Weihnachten
Hermann Hesse (1877–1962)

Ich sehn´ mich so nach einem Land
der Ruhe und Geborgenheit
Ich glaub´, ich hab´s einmal gekannt,
als ich den Sternenhimmel weit
und klar vor meinen Augen sah,
unendlich großes Weltenall.
Und etwas dann mit mir geschah:
Ich ahnte, spürte auf einmal,
daß alles: Sterne, Berg und Tal,
ob ferne Länder, fremdes Volk,
sei es der Mond, sei´s Sonnnenstrahl,
daß Regen, Schnee und jede Wolk,
daß all das in mir drin ich find,
verkleinert, einmalig und schön
Ich muß gar nicht zu jedem hin,
ich spür das Schwingen, spür die Tön´
ein´s jeden Dinges, nah und fern,
wenn ich mich öffne und werd´ still
in Ehrfurcht vor dem großen Herrn,
der all dies schuf und halten will.
Ich glaube, daß war der Moment,
den sicher jeder von euch kennt,
in dem der Mensch zur Lieb´ bereit:
Ich glaub, da ist Weihnachten nicht weit!