Gedichtinterpretation

Sollte man das Gedicht „Du bliebest mir treu am längsten“ von Heinrich Heine http://www.staff.uni-mainz.de/pommeren/Gedichte/BdL/… eher so auffassen, dass die Person über eine Geliebte spricht, die sie bemuttert hat oder könnte man es auch so auffassen, dass sie ihre Mutter meint?

Servus,

der Sänger meint nicht seine Mutter. Aber er lässt es erst ganz am Schluß heraus, wen er wirklich meint: mit der Anrede „Mein Liebchen“, die eindeutig ist. Erst mit dieser kleinen Überraschung entsteht die Ironie des Textes, nachdem alles vorher durchaus eher zu einer treusorgenden Mutter passte.

Diese Technik mit der Überraschung am Ende hat übrigens Maxime le Forestier in „Fontenay aux Roses“ in nahe gelagertem Zusammenhang auf die Spitze getrieben: Er nutzt die Tatsache, dass die Anrede in der Höflichkeitsform und in der zweiten Person Plural im Frz. genau gleich klingen, man hört „Sie sind so schön, wenn Sie den Abend parfümiert und mit Blumen geschmückt verbringen etc.“, und erst am Ende, wo nach einigen Strophen triefend süßlichen Schmalzes steht „…es ist das erste Mal, dass ich in ein ganzes Internat verliebt bin“ merkt man, dass da in Wirklichkeit steht „Ihr seid so schön, wenn Ihr den Abend parfümiert und mit Blumen geschmückt verbringt etc.“

Nunja, aber das führt von Freund Heine ein bissel weg.

Schöne Grüße

MM

Hola!

der Sänger meint nicht seine Mutter. Aber er lässt es erst
ganz am Schluß heraus, wen er wirklich meint: mit der Anrede
„Mein Liebchen“, die eindeutig ist. Erst mit dieser kleinen
Überraschung entsteht die Ironie des Textes, nachdem alles
vorher durchaus eher zu einer treusorgenden Mutter passte.

Eben dieses „Liebchen“ hat mich irritiert. Aber schön, dass ich mich jetzt bestätigt sehen kann.

Diese Technik mit der Überraschung am Ende hat übrigens Maxime
le Forestier in „Fontenay aux Roses“ in nahe gelagertem
Zusammenhang auf die Spitze getrieben: Er nutzt die Tatsache,
dass die Anrede in der Höflichkeitsform und in der zweiten
Person Plural im Frz. genau gleich klingen, man hört „Sie sind
so schön, wenn Sie den Abend parfümiert und mit Blumen
geschmückt verbringen etc.“, und erst am Ende, wo nach einigen
Strophen triefend süßlichen Schmalzes steht „…es ist das
erste Mal, dass ich in ein ganzes Internat verliebt bin“ merkt
man, dass da in Wirklichkeit steht „Ihr seid so schön, wenn
Ihr den Abend parfümiert und mit Blumen geschmückt verbringt
etc.“

Netter Exkurs.

Vielen Dank für die schnelle Hilfe.

Patrick