Gedichtinterpretation

Hallo!

Nachdem ich FAQs und Archiv vergeblich durchstöbert habe, wende ich mich an Euch:

Gibt es eigentlich schon Interpretationshilfen für modern(s)te Gedichte?

Um meine Frage mit einem Vergleich zu veranschaulichen:

  • In der Klassik malten Künstler ihre Werke so, dass man die Motive darauf gut erkennen konnte.

  • Picasso malte so, dass man das Motiv noch erahnen konnte.

  • Moderne abstrakte Gemälde lassen keine gegenständliche Interpretation mehr zu.

Ähnlich erscheint mir die Entwicklung der Lyrik:

  • In der Klassik reimten die Künstler ihre Gedichte und achteten auf ein Versmaß.

  • Im 20. Jhd. wurden ungereimte Gedichte modern.

  • Neuerdings findet man Werke, denen ich selbst mit der Gedichtinterpretation (die ich allerdings schon vor vielen Jahrzehnten in der Schule gelernt habe, als es noch keine so ultramodernen Gedichte gab), keinen Sinn mehr entnehmen kann.

Ein Beispiel - dieser Text (er versteht sich glaube ich nicht als Gedicht, aber egal, er veranschaulicht meine Problematik) errang übrigens einen Literaturpreis.

Mag. Eva Fischer, 6 Miniaturen

_Ich sah die Tunnelröhre als Hohlhippe und ich sah Egon beim Versuch, sie mit einem Schweizer Kracher in die Luft zu jagen. Er werde sämtliche Hohlhippen Österreichs sprengen, hörte ich ihn sagen, und alle Hippen weltweit und darüber hinaus. Egon geht immer ein wenig zu weit. Am Ende des Tunnels sa ich ein Wesen, es hüfpte und sang.

Kunst ist eine subjektive Behauptung, sagte ich zu Egon. Er spitzte die Lippen und blies ein Ornament in die Luft. Es verschlang meine Aussage. Da formte ich ein Figürchen mit schärferem Profil und warf es meinem Alter Ego an den Kopf. Geistiges Bimbam. Als es vorbei war, ließen wir uns von der Stille streicheln._

Das sind jetzt nur zwei der sechs Miniaturen.

Meine Frage hierzu: Gibt das Ganze einen tieferen Sinn oder ist das nur noch „abstraktes Lautgekritzel“?

Und: Will Ingeborg Bachmann in ihren Werken verstanden werden oder kleckst auch sie nur mit klingenden Wörtern herum?

Auch hierfür gebe ich ein Beispiel:

Strömung, Ingeborg Bachmann

_So weit im Leben und so nah am Tod,
daß ich mit niemand darum rechten kann,
reiß ich mir von der Erde meinen Teil;

dem stillen Ozean stoß ich den grünen Keil
mitten ins Herz und schwemm mich selber an.

Zinnvögel steigen auf und Zimtgeruch!
Mit meinem Mörder Zeit bin ich allein.
In Rausch und Bläue puppen wir uns ein._

Abstrakte Kunst oder tief verborgener Sinn? (Falls das Ganze einen Sinn hat, möge man ihn mir bitte offenbaren …)

Hanna

Hi Hanna,

auch wenn ich mich als Banause darstelle.

Bei so was hab ich immer eine Assoziation:

Hurtz

Gandalf

Hallo Hanna,

ich zähle mich zwar auch zu den Banausen was Gedichte anbelangt, aber in deinen Beispielen steckt sicher „Substanz“, auch wenn sie sich mir nicht erschließt.

Ich kann mich hier auch an einen Thread erinnern, in dem das Thema Interpretation „in Frage“ gestellt wurde. Ob alle Künstler immer so glücklich sind, mit dem was „wir“ da rein interpretieren? mag ja sein, dass deine Autoren da nicht wollen und wirklich nur „schönen Klang“ produzieren wollten. Aber das kann (will) ich nicht glauben!

„Hurtz“ war das noch lange nicht, aber das ist ja auch (noch?) nicht ernst. Dann würde ich alles gesagte abstreiten!

biba

Dirk.Pegasus

Was bitte ist ‚Hurtz‘???
Hallo Gandalf,

ich habe jetzt mein Wörterbuch, Wikipedia und Google befragt - trotzdem komme ich nicht dahinter, was Du gemeint hast mit

Hurtz

Dieses Wort ist für mich so unergründlich wie die modernen Texte, insofern passen sie prima zusammen … *gequältgrins*

Bitte, bitte klär mich auf!

Hanna

Hier hilft gurgeln nach „Hurz“ mit der Ergänzung „Hape Kerkeling“

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Hanna,

Bitte, bitte klär mich auf!

erst mal entschuldige bitte, ich habe einen Rechtschreibfehler begangen, das Wort lautet ‚Hurz‘ ohne ‚t‘

Und dann guckst Du hier

http://www.google.de/search?hl=de&q=+kerkeling+hurz&…

Gandalf

Hi,

Gedichte bestehen aus weit mehr als nur aus Reimen. Sie bestehen aus Stilfiguren veschiedenster Couleur: klangliche Gebilde aus sich widerholenden Konsonanten und / oder Vokalen, inhaltliche Figuren wie der Metapher, dem Oxymoron, der Assoziation, Vergleichen …

Such nach solchen Bildern. Beide Gedichte sind voller Assoziationen. Stell sie dir vor wie schnell geschnittene Kurzfilme, von mir aus Musikvideos, wie Kurzgeschichten, die als Bewusstseinsstrom geschrieben sind, wie einen Traum, in dem Bilder an Dir vorbeifliegen, und du musst dir einen Reim drauf machen.

Zur ersten Miniatur: Hippen sind ein Gebäck, dsa leicht, hohl, süss und trocken ist http://images.google.de/images?um=1&hl=de&q=hohlhippe. Man kann durchgucken (wie durch eine Tunnelröhre), sie sind von der Konsistenz her wie Kracker - sie krachen, wenn sie brechen -> Kracker = Kracher. Außerdem klingt das Wort Hippe nach Hüpfen (ob das Zufall ist, weiß ich nciht, aber der Klangeffekt entsteht).
So hast du zwei Assoziationsketten in der einen Miniatur.

Bei Ingeborg Bachmann geht es um Leben, Tob und die Endlichkeit oder ewigkeit. mit jmdm um etwas rechten - das ist wohl ein Neologismus, ein Wort, das sie selber erfunden hat. „Streiten“ würde ich übersetzen - man sagt ja, nein, ich hab recht.
„sich von der Erde einen Teil reißen“ sich sein Eigentum an Boden erzwingen - sie sucht sich ein Grundstück, vielleicht redet sie auch von dem Ort,´an dem sie begraben sein möchte, ich habe das GEdichtn icht komplett durchdacht. „Grüner KEil“ scheint ein Stück Erde zu sein, ein Kap, eine Halbinsel,… der Ozean steht immer für ewigkeit, auch für Vergessen. Wenn sie angeschwemmt wird, landet sie, kommt zur Ruhe, hört auf, hin und hergerissen zu werden. Die letzte Strophe hat viele Alliterationen mit Z, alles alliteriert mit Zeit. Sie nennt die Zeit ihren Mörder, denn je länger wir leben, um so wahrscheinlicher wird es, dass wir sterben - die zeit bringt uns um. Und wir sind mit ihr allein - sie ist das einzige, mit dem wir es zeit (!!) unseres Lebens immer zu tun haben, dem wir nciht entfliehen können. Blau, Rauschen - das ist dsa was das meer tut. aber das ist auch das Leben, das an uns vorbeizieht. Sich einpuppen bedeutet sich abkapseln, GEborgenheit suchen, Ruhe, Stille.

Na, jetzt hab ichs ja doch fast für dich fertig gemacht :smile:

Die Franzi

Krawehl, Krawehl!

Bei so was hab ich immer eine Assoziation:

Ich denke immer sofort an Loriot:

http://www.youtube.com/watch?v=pM9FMRhjcYM

Gruß,

Myriam

Hallo Hanna,

ich bin leider Laie, ich kann Dir also keine wissenschaftlich fundierte Interpretation lesen. Dennoch verstehe ich einiges in den von Dir zitierten Werken, finde es auch nicht unbedingt schwerer verständlich als „klassische“ Literatur.

Ich sah die Tunnelröhre als Hohlhippe und ich sah
Egon beim Versuch, sie mit einem Schweizer Kracher in die Luft
zu jagen. Er werde sämtliche Hohlhippen Österreichs sprengen,
hörte ich ihn sagen, und alle Hippen weltweit und darüber
hinaus. Egon geht immer ein wenig zu weit. Am Ende des Tunnels
sa ich ein Wesen, es hüfpte und sang.

Was mir als erstes auffällt: Egon geht „ein wenig“ zu weit, also sieht das lyr. Ich auch eine gewisse Notwendigkeit, diese Tunnelröhre zu sprengen. Mit einem schweizer Kracher ist dies natürlich nicht getan, insofern ist hier die Anstrengung der Auflehnung gegen Althergebrachtes schön versinnbildlicht. Es gibt auch ein Lied von Ludwig Hirsch, „Ich hab’s wollen wissen“, in dem er singt, er habe sich mit einer Gitarre vor die Mauer gestellt und gehofft, dass diese tanze. Mit Musik Mauern einreißen - aber wenn das ein kleiner Künstler macht, bringt das nicht viel. Hier eben mit Literatur Tunnel sprengen.
Ich habe noch nicht verstanden, was gegen Tunnel zu sagen ist. Ein Sinnbild für beschränktes Denken (Tunnelblick)? Oder ein unerlaubter Eingriff in die Natur? In letztem Falle wäre mir auch der Vergleich mit der Hohlhippe verständlich (Du hast sicher bereits selbst nach diesem Wort gegoogelt oder wusstest ohnehin, was das ist), mit der man ja auch in den Sahneberg auf seinem Eisbecher einfährt und ihn so zerstört.
Vier Interpretationsmöglichkeiten habe ich noch für das hüpfende und singende Wesen am Tunnelende: Entweder es ist der Widerpart, der Schadenfreude darüber zeigt, dass Egons Vornehmen ja nicht gelingen kann; oder es gibt an beiden Enden des Tunnels (wofür auch immer er steht) Aktivisten, die ihn zerstören wollen, und das Wesen freut sich tatsächlich über solch tatkräftigen Beginn; oder die Wesen (dann bewusst keine Menschen, da sie offenbar nicht genug nachdenken) am anderen Ende haben das Problem mit dem Tunnel noch überhaupt nicht erkannt und können deshalb noch fröhlich sein (wie die Bewohner Pompejis); oder aber am Ende des Tunnels wartet eine bessere Welt. Je länger ich schreibe, desto mehr fällt mir dazu ein, und wenn ich nicht weiß, was das Schlechte am Tunnel ist, kann ich mich für keine der Varianten entscheiden; die letzte schließe ich eigentlich aus, sie ist zu plump.

Kunst ist eine subjektive Behauptung, sagte ich zu Egon. Er
spitzte die Lippen und blies ein Ornament in die Luft. Es
verschlang meine Aussage. Da formte ich ein Figürchen mit
schärferem Profil und warf es meinem Alter Ego an den Kopf.
Geistiges Bimbam. Als es vorbei war, ließen wir uns von der
Stille streicheln.

Egon bläst mit dem Mund ein Ornament (also Kunst) in die Luft. Durch die orale Artikulation wird der Aspekt „Behauptung“ hervorgehoben. Künstler behaupten eben immer etwas, auch die bildenden, und das ist demnach so gut wie ausgesprochen.
Nun verschlingt das Ornament die Aussage des lyr. Ichs. Warum? Weil der Begriff „Ornament“ schon eine Wertung beinhaltet: Ein Ornament ist etwas per se Kunstvolles, und somit kann etwas, das hier wie objektiv als „Ornament“ bezeichnet wird, nicht mehr nur subjektiv sein. Egon widersprach also.
Nun kommt wieder das lyr. Ich (es ist ja eh ein und dieselbe Person, wie wir erfahren - die die Aussage, Kunst sei eine subjektive Behauptung, gerade in Worte gefasst hat und sich noch über die Richtigkeit dieser Aussage im Unklaren ist) und hält dagegen: Das Ornament hat kein ausreichend scharfes Profil, es ist nur Beiwerk, kann nie die Kunst selber sein: Denn Kunst hat eine Aussage, muss also ein „schärferes Profil“ innehaben. Dies ist dann aber nicht mehr nur einfach schön, sondern eben subjektiv.
Nun ist das lyr. Ich gezwungen, beide Positionen abzuwägen, die Behauptung zu verifizieren. Das ist offenbar anstrengend und man wird zwischenzeitlich gänzlich verwirrt: „geistiges Bimbam“. Das ist aber irgendwann vorbei, die Aussage steht oder fällt - ist jedoch nicht mehr relevant, denn nun folgt nur die resignierte Stille, die beiden Akteure sind sich in ihr einig. Sie lassen sich streicheln, also ist die Stille objektiv - zweifelsfrei - angenehm, und alles, was die stille unterbricht, kann nur subjektiv als Kunst oder als Tand eingestuft werden.

Strömung, Ingeborg Bachmann

_So weit im Leben und so nah am Tod,
daß ich mit niemand darum rechten kann,
reiß ich mir von der Erde meinen Teil;

dem stillen Ozean stoß ich den grünen Keil
mitten ins Herz und schwemm mich selber an.

Zinnvögel steigen auf und Zimtgeruch!
Mit meinem Mörder Zeit bin ich allein.
In Rausch und Bläue puppen wir uns ein._

„So weit im Leben und so nah am Tod“ weckt die Assoziation an Hebbels „Sommerbild“, siehe z.B. hier: http://www.maraba.de/Dichter/hebbel.htm. Hier beschreibt sie entweder ihr Alter, wie sie es erlebt (aber so alt ist sie ja gar nicht geworden), oder wie sie es sich vorstellt. Es fehlt nur der Schmetterling, dann wird sie vergehen - und so muss sie die letzten Momente zu nutzen wissen. Dafür zieht sie sich auf eine (sicherlich figurative) eigene, einsame grüne Insel mitten im Ozean zurück, und so kann sie den „Rausch“ und die „Bläue“ des Lebens gänzlich auskosten, sich darin verlieren und auf den Tod als Metamorphose, erkennbar am Einpuppen, also wohl auf das jenseitige Leben vorbereiten.
Die Zinnvögel und den Zimtgeruch durchschau ich allerdings auch nicht. Vielleicht Kindheitserinnerungen? Zimtgeruch sieht doch sehr nach Plätzchenbacken aus, und Zinnvögel könnten ein Spielzeug gewesen sein (es gab ja auch Zinnsoldaten) - dann erlebt sie in dieser ihrer Einsamkeit ihre Jugend nochmal, sieht die Erfüllung und kann beruhigt von dannen gehen.

Liebe Grüße
Immo

Hallo!

Um meine Frage mit einem Vergleich zu veranschaulichen:

  • In der Klassik malten Künstler ihre Werke

so, dass man die Motive darauf gut erkennen konnte.

  • Picasso malte so, dass man das Motiv noch erahnen
    konnte.

  • Moderne abstrakte Gemälde lassen keine
    gegenständliche Interpretation mehr zu.

Die Malerei musste sich verändern, für Gegenständliches gab es plötzlich die Photographie.

Ähnlich erscheint mir die Entwicklung der Lyrik:

  • In der Klassik reimten die Künstler ihre

Gedichte und achteten auf ein Versmaß.

  • Im 20. Jhd. wurden ungereimte Gedichte
    modern.

  • Neuerdings findet man Werke, denen ich selbst mit
    der Gedichtinterpretation (die ich allerdings schon vor vielen
    Jahrzehnten in der Schule gelernt habe, als es noch keine so
    ultramodernen Gedichte gab), keinen Sinn mehr entnehmen
    kann.

Der Lyrik ging es wie der Malerei, sie musste sich zwischen den ganzen neuen Medien einen Platz suchen.

Gedichtinterpretationen mag ich persönlich überhaupt nicht, versuche eher einen gefühlsmäßigen Zugang zu bekommen. Entweder ein Gedicht sagt mir etwas oder nicht.

Meine Frage hierzu: Gibt das Ganze einen tieferen Sinn oder
ist das nur noch „abstraktes Lautgekritzel“?

Das kannst du auch bei Haikus fragen. Haikus und die Miniaturen beschreiben Stimmungen, Gefühle. Die Miniaturen sind für mich wie Tagträume, Versuche die Welt spielerisch wahrzunehmen, Dinge verwandeln und schauen was passiert. Die üblichen Schulgedichte dagegen haben oft eine Moral, sie stammen ja auch meist aus der Zeit der Aufklärung.

Und: Will Ingeborg Bachmann in ihren Werken verstanden werden
oder kleckst auch sie nur mit klingenden Wörtern herum?

Puh. Wollte Goethe in seinen Werken verstanden werden?

Auch hierfür gebe ich ein Beispiel:

Strömung, Ingeborg Bachmann

_So weit im Leben und so nah am Tod,
daß ich mit niemand darum rechten kann,
reiß ich mir von der Erde meinen Teil;

dem stillen Ozean stoß ich den grünen Keil
mitten ins Herz und schwemm mich selber an.

Zinnvögel steigen auf und Zimtgeruch!
Mit meinem Mörder Zeit bin ich allein.
In Rausch und Bläue puppen wir uns ein._

Abstrakte Kunst oder tief verborgener Sinn? (Falls das Ganze
einen Sinn hat, möge man ihn mir bitte offenbaren …)

Naja, wenn du es möchtest könntest du es ja so interpretieren:

Es beschreibt einen scheinbar depressiven Menschen, der ohne Glaube auf den Tod zutreibt und verzweifelt versucht sich einen Teil der diesseitigen Welt zu bewahren. Oder auch ganz anders.

Hallo, Gandalf,
dann sind wir ja schon zu zweit - auch ich sehe in solchen Machwerken eher Blähung statt Dichtung und der einzige Sinn, der sich mir darin offenbart ist Blödsinn.

Gruß
Eckard

Liebe Hanna!
Ich kaufte mir vor jahren (Reclam-Verlag)ein Büchlein mit dem Titel:„Konkrete Poesie“.soetwas von Stumpfsinn las ich noch nie!Ich warf es weg.Betreff-Bachmann Inge-finde ich weder verborgenen Sinn noch die Begabung der Dichtkunst,viellmehr alles bla,bla!
Ich schreibe selber Gedichte,insbesondere Religionslyrik!Sie ist sozusagen meine Heimat. Auch Märchen,Balladen und Liebesgedichte habe ich im Anfang meiner Berufung geschrieben.Hier ein Auszug von meinem ersten Gedicht für dich!
LIEBE
Liebe muss Tiefe sein,Glut und Verbrennen
strahlender Widerschein,Höchstes Erkennen.
Liebe muss Hoffnung sein,ein Herz ohne Hoffnung
schlägt immer allein…
Was ich noch sagen wollte!Allein in der Mystischen LYRIK findest du verborgenen Sinn und Geheimnisse die jeder Leser individuell auslegen kann.Schreibst du auch Gedichte?LIEBE GRÜSSE von Elisa

Vielleicht sollte man diesen Thread besser schließen; die diversen Selbstentblößungen werden zunehmend peinlicher. Um ebenfalls ein Beispiel aus der Malerei zu bemühen: wenn man in der Mittagspause im Bauwagen nach Verzehr der Stulle und Lektüre der Bildzeitung bei einem gemütlichen Fläschchen Bier oder zwei auf Kunst zu sprechen kommt und alsbald die These in den Raum stellt, Picasso sei doch ein völlig überschätzter Scharlatan und Schmierer; der eigene verheißungsvolle Sprössling hingegen bringe Besseres aus dem Kindergarten mit - dann mag man sich beifälliger Zustimmung zumindest eines Teils der Kollegen sicher sein. Dieselbe Überzeugung, etwa auf einer Vernissage geäußert, dürfte hingegen bei der Mehrzahl der Anwesenden einem positiven Urteil über das Kunstverständnis und das allgemeine Bildungsniveau des Kritikers weniger förderlich sein.

Was mich zu der Überlegung führt, ob dieses vorgeblich der Literatur gewidmete Forum nicht doch allzu häufig etwas von einem Bauwagen hat. So erfreulich Gespräche über Kunst in Bauwagen grundsätzlich sind, so sollte man doch keine allzu hohen Maßstäbe an die Geschmackssicherheit der dort gefällten Urteile anlegen. In einem der Literatur gewidmeten Diskussionsforum indes sollte man erwarten können, dass sich Verständnislosigkeit zumindest in einer gewissen Zurückhaltung beim Urteilen ausdrückt.

Der Ursprungsposterin Hanna kann man dies sicher noch zugestehen. Und Gandalf möchte ich zu bedenken geben, dass Hape Kerkelings ‚Hurz‘-Aktion womöglich gerade die Leute besonders komisch finden, über die er sich da lustig macht. Ohne dass diese es merken, versteht sich. Es sind ja da durchaus Leute im Publikum, die ausreichend Sachverstand haben, den Schwindel zu bemerken. Es sind eben nicht diejenigen, die von zeitgenössischer Musik etwas verstehen, die sich hier düpieren lassen - es ist eher der Typus André-Rieu-Hörer. Für den hört sich ein Ulk wie ‚Das Lamm‘ nicht anders an als Schönbergs ‚Pierrot Lunaire‘ - nicht weil er dumm wäre, sondern weil ihm das Verständnis fehlt. Anders gesagt: die Kriterien, nach denen man Kunst ein- und wertschätzen kann. Kunst zu genießen - sei es in der Malerei, der Musik oder der Literatur - muss man erlernen und üben. Es ist keine Schande, wenn man dazu keine Neigung verspürt - nur sollte man sich dann nicht zum Kunstrichter aufschwingen. Dann sagt man in seinen Urteilen nämlich nichts über den beurteilten Gegenstand aus - man kann es gar nicht - sondern lediglich über sich selbst.

Kerkelings Aktion macht sich keineswegs über moderne Kunst lustig - sie macht sich vielmehr über Leute lustig, die Kunst nicht von Scharlatanerie unterscheiden können. Leute, die Scharlatanerie für Kunst halten, sind komisch. Leute, die Kunst für Scharlatanerie halten, jedoch auch. Und reif für eine Verschiebung in Witzebrett wird es, wenn im Literaturbrett selbstgebastelte Poesiealbumssprüche, wie sie pubertierende Schulmädchen untereinander austauschen, einer Ingeborg Bachmann gegenübergestellt werden. Das ist nun schon wieder sehr nahe bei ‚Hurz‘. So nahe, dass ich immer noch einen Rest Zweifel hege, ob das nicht vielleicht doch als Jux gedacht war …

Merke: Wenn ein Buch und ein Kopf zusammenstoßen und es klingt hohl, ist das allemal im Buch? - um Georg Christoph Lichtenberg zu zitieren.

In diesem Sinne,
Ralf

Danke an Alle!
Hallo!

Danke für eure Stellungnahmen. Sie zeigen mir zweierlei:

  1. Ich bin nicht die Einzige, die dem modernen Geschreibsel keinen Sinn entnehmen kann.

  2. Es steckt doch System hinter der „Wortkleckserei“.

Ich denke es wäre interessant, sich damit mal näher zu beschäftigen.

Hanna