Gefährlichkeit von Wildkräutern

Hallo,

Jetzt im Frühjahr sieht man doch manches Kräutlein sprießen, welches sich wohl doch sehr schmackhaft als Salat, Suppe, Beilage oder Gewürz genießen lässt.

Welche Gefahren birgt aber das Essen von Wildkräutern?
Vor Verwechslungen hätte ich jetzt weniger Angst, da ich mich doch sehr umfassend informiere, bevor ich was esse, und gewisse botanische Kenntnisse besitze ich auch.

Aber man liest ja doch so manches über den Fuchsbandwurm, was jedem Horrorfilm Konkurrenz machen könnte.
Wie hoch ist die Gefahr, sich durch Wildkräuter einen Fuchsbandwurm zu holen? Reicht gründliches Waschen um die Eier zu entfernen? Denn hier auf der Schwäbischen Alb (besonders betroffen) läuft schon öfter mal der Fuchs spazieren. Und warum wird bei Lebensmitteln frisch vom Feld nicht gewarnt?

Auch liest man von hohen Oxalsäurewerten bei Sauerampfer und Rhabarber, sollte man dort besser vom Rohverzehr absehen?

Ist das Cumarin im Waldmeisterkraut wirklich so schädlich, dass man ihn so sparsam verwenden sollte?

Und was soll gerade an der europäischen Taglilie so schädlich sein dass man von ihrem Gebrauch in der Küche die Finger lassen sollte?

Gruß,
Marcel

Hallo,

Reicht gründliches Waschen um die Eier
zu entfernen?

ja, der „Klebstoff“ mit dem die Eier an der Pflanze oder den Blättern kleben ist wasserlöslich. Es ist aber natürlich nicht sehr sinnvoll, die Blätter in Wasser zu schmeißen, zu waschen und wieder rauszuholen. Dann hängen die Eier wieder dran. Entweder unter fließendem Wasser waschen oder so wie ich das mache: das Wasser großzügig laufen lassen, sodass es über die Überlaufschlitze im Becken abläuft, und die Bandwurmeier mitspült, wenn überhaupt welche dran sein sollten.

Don’t panic.

Gruß

Johannes

Hallo Marcel

Die Horrorgeschichten über den Fuchsbandwurm haben mich vor einigen Jahren auch verunsichert. In meiner Heimat gibt es sehr viele Waldbeeren, die fleissig gesammelt werden und sehr viel Füchse - schon jahrhundertelang. Und regelmässig zur Saison wird neuerdings der Bandwurm beschworen.

Über das Infektionsrisiko hier ein Auszug aus Wikipedia:
„Die Anzahl der Übertragungen auf den Menschen ist offensichtlich sehr gering. In ganz Europa sind im Zeitraum von 1982 bis 2000 lediglich 559 Fälle der alveolären Echinokokkose bekannt, wobei allerdings berücksichtigt werden muss, dass die tatsächliche Zahl der Fälle aufgrund der erst im Jahre 2000 begonnenen zentralen Erfassung nicht genau angegeben werden kann. Obwohl die Zahl der mit dem Bandwurm infizierten Füchse in Endemiegebieten relativ hoch ist, wurde kein eindeutiger Zusammenhang zwischen einer hohen Population von befallenen Füchsen und erhöhten Infektionsraten beim Menschen festgestellt. Daher wurde selbst in Gebieten, in denen bis zu 60 % der Füchse befallen waren, kein größerer Anstieg der an Echinokokkose erkrankten Menschen festgestellt.“

Meine Privat-Recherchen - Gespräche mit Jägern, Veterinären, Medizinern, Journalisten und Geniessern - ergaben in Kurzform folgende Infos:
Die meisten Menschen, die bisher erkrankten, waren beruflich oder privat in der Landwirtschaft oder Waldbewirtschaftung tätig und hatten darüber hinaus Hunde oder Katzen, die, wo es noch nachweisbar war (lange Inkubationszeit), ebenfalls infiziert waren. Man geht inzwischen davon aus, dass eine einmalige Aufnahme der Eier nicht zu einer Infektion führt, sondern eine Dauerbelastung bestehen muss. Das Ansteckungsrisiko bei eigenen Haustieren wurde höher eingestuft als das bei Wildbeerenverzehr. Eine Ärztin erboste sich sehr über das Thema „Panikmache“ und fragte sich, wer denn demnächst gewinnbringend einen Impfstoff auf den Markt werfen würde …
Der Bandwurm überträgt sich durch Kot. Das Kotverhalten des Fuchses ähnelt dem des Hundes, das heisst, er bevorzugt grasigen Untergrund, den er, wenn das Grün zu hoch steht, mit kreisförmigen Bewegungen niedertrampelt. Daher würde er niemals auf hohe Beerensträucher koten – die Gefahr der Übertragung auf diesem Weg geht gegen Null.
Pilzen und Kräutern aus Bodennähe könnten möglicherweise Bandwurmeier anhaften.
Aus medizinisch-hygienischer Sicht empfohlen wird gründliches waschen oder sterilisieren.

Ich esse die meisten Beeren und Kräuter nach wie vor roh (wie ein Fuchs z.B. auf einen Himbeerstrauch kommen soll, ist mir unklar), und bei Verdacht ernte ich dort nichts oder koche es eben.

(Ein Journalist gab zu, dass der FB ein typisches Sommerlochthema sei.)

>Auch liest man von hohen Oxalsäurewerten bei Sauerampfer und Rhabarber, sollte man >dort besser vom Rohverzehr absehen?

Hier nur meine eigenen Erfahrungen. Wobei zu erwähnen ist, dass ich auf zuviel Oxalsäure recht empfindlich reagiere.
Rhabarber vertrage ich roh überhaupt nicht, er hat auch die höchste Konzentration von Oxalsäure. Gekochte Stile sind für mich ok, wenn ich nicht Unmengen davon vertilge. Rhabarberblätter würde ich auch gekocht nicht essen, dort könnte die Konzentration den toxischen Bereich erreichen.
Im Sauerampfer ist die Oxalsäure weitaus geringer. Den vertrag ich gut (und sehr gerne - mit Tomaten eine meiner liebsten Salatkombinationen). Weiterhin ist Oxalsäure auch in Spinat, Roten Beten, Schwarztee und Kakao. Da kannst du vielleicht schon mal eine Überempfindlichkeit abklären.

>Ist das Cumarin im Waldmeisterkraut wirklich so schädlich, dass man ihn so sparsam verwenden sollte? Und was soll gerade an der europäischen Taglilie so schädlich sein dass man von ihrem Gebrauch in der Küche die Finger lassen sollte?

Hallo Luisa,
gleich mal ein „Danke“ für die rasche Antwort.

Ich esse die meisten Beeren und Kräuter nach wie vor roh (wie
ein Fuchs z.B. auf einen Himbeerstrauch kommen soll, ist mir
unklar), und bei Verdacht ernte ich dort nichts oder koche es
eben.

Das Problem ist meines Wissens nach, dass der Wind diese winzig kleinen Eier über weite Strecken mittragen kann, weshalb sie auch gut auf den Himbeerstrauch kommen können. Deshalb auch die Frage bezüglich gekauften Frischwaren, da die Eier ja dann auch an Obst und Gemüse vom Feld dran kommen müssten.
Wie sieht es eigentlich mit getrockneten Kräutern aus? Wielange halten sich die Eier da ungefähr?

Hier nur meine eigenen Erfahrungen. Wobei zu erwähnen ist,
Gekochte Stile sind für
mich ok, wenn ich nicht Unmengen davon vertilge.
Rhabarberblätter würde ich auch gekocht nicht essen, dort
könnte die Konzentration den toxischen Bereich erreichen.

Also ich aß teilweise schon rohe Stängel ohne irgendwelche Beschwerden bemerkt zu haben. Was wären denn Symptome für eine Oxalsäure"vergiftung"?

Das weiss ich nun auch nicht … aber ich weiss auch nichts
über die Taglilie in der Küche. Vielleicht schreibst du kurz
etwas dazu?

So ziemlich alle Teile der Taglilie sind essbar, vor allem die Blütenkospen, in etwas Fett angebraten, sollen in China gern gegessen werden. Im Internet laß ich allerdings, dass die europäische Taglilie nicht für den Verzehr geeignet sein soll.

Viele Grüße,
Marcel (Sadjehuti)

Fuchsbandwurm
Hallo Johannes!

Also bei uns gelangt der Fuchsbandwurd in schöner Regelmäßigkeit dann in die Medien auf, wenn viele Waldbeeren reif sind.

Die Jäger hätten uns halt gerne nur auf markierten Wegen und dort auch nur um die Mittagszeit - und Beerensammler (und Schwammerlsucher) sind halt zu jeder Zeit dort im Wald, wo sie etwas zu ernten hoffen - was gegen die Interessen der Jäger läuft.

Ergo - wie bekommen wir ohne gesetzliche Handhabe (und ohne ihnen jede Menge Aufpasser nachzuschicken) die Leute aus dem Wald? - Richtig! Fuchsbandwurm, Tollwut, Zecken,…

Natürlich kann man sich infizieren - aber ich schätze (ohne es recherchiert zu haben) eine Fahrt mit dem Auto ist gefährlicher.

lg. Christine

Hallo, Marcel!

Also ich aß teilweise schon rohe Stängel ohne irgendwelche
Beschwerden bemerkt zu haben. Was wären denn Symptome für eine
Oxalsäure"vergiftung"?

Meines Wissens liegt die „Giftigkeit“ der Oxalsäure (außer bei extrem empfindlichen Personen) darin, daß die Oxalsäure im Körper in verbindung mit Calcium schwerlösliches Calcium-Oxalat bildet, welches sich in den Nieren als Steine abscheidet.
Dem kann man angeblich vorbeugen, indem man Rhabarber stets zusammen mit Milchprodukten genießt, so daß sich das Calcium-Oxalat außerhalb des Körpers bildet und unverdaut den Darm passiert.

Grüßle
Regina

Hallo, Marcel!

Ist das Cumarin im Waldmeisterkraut wirklich so schädlich,
dass man ihn so sparsam verwenden sollte?

Ich hab noch nie eine Maibowle gemacht, aber überall liest man, daß zuviel Waldmeister heftigen Brummschädel zur Folge hat.
Tatsächlich wird/wurde (reines) Cumarin gerne als Rattengift verwendet, da es blutverdünnend wirkt und die Tierchen dann irgendwann mal an inneren Verletzungen eingehen. Normales Gift wirkt bei Ratten nämlich nicht, da die klugen Tiere „Vorkoster“ vorschicken, und wenn die nach dem Futtern tot umfallen, fressen die anderen das Gift nicht. Durch die verspätete Wirkung des Cumarins sehen die Ratten keinen Zusammenhang zwischen dem Fressen und dem Tot-umfallen.
Wie hoch die Konzentration sein muß, um sich so schädlich auszuwirken, weiß ich nicht; jedenfalls würde ich KEINESFALLS! gegen den Schädel nach der Maibowle auch noch Aspirin nehmen, das wirkt auch blutverdünnend.

Grüßle
Regina

P.S. Cumarin ist übrigens auch das, was das gemähte Gras im Sommer so schön duften läßt; es wird erst beim Welken frei.

Hallo Marcel

>Das Problem ist meines Wissens nach, dass der Wind diese winzig kleinen Eier über weite Strecken mittragen kann, weshalb sie auch gut auf den Himbeerstrauch kommen können. Deshalb auch die Frage bezüglich gekauften Frischwaren, da die Eier ja dann auch an Obst und Gemüse vom Feld dran kommen müssten.Wie sieht es eigentlich mit getrockneten Kräutern aus? Wielange halten sich die Eier da ungefähr?

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