Gefahr des Streiks

Hallo Experten,

wenn auch der Metallerstreik in die Hose und die Arbeitszeitverkürzung nicht durchging, sollte man den entstandenen Schaden nicht unterschätzen. Dabei geht es nichtmal so sehr um die Kosten der Produktionsausfälle. Denn die Aufträge werden ohnehin erfüllt werden. Man fährt die Produktion kurzfristig auf 110% und macht den Rückstand in zwei Wochen wieder wett.

Bedeutsamer ist der Schaden am Wirtschaftsstandort Ostdeutschland. Investoren wissen ganz genau, dass der Streikgegenstand lediglich nach hinten verschoben worden ist. Und die nächsten Tarifverhandlungen werden mit besonders offensiven Gewerkschaftsfunktionären geführt werden müssen. Denn die werden mit weit ambitionierteren Forderungen versuchen, ihr verlorenes Gesicht wieder zu finden.

Wieso sollte angesichts dieser Gefechtslage ein potentieller Investor in Ostdeutschland haltmachen und nicht gleich nach Polen oder ins jugendliche Estland ziehen?

Viele Grüße

art

PS:
Auf dass wieder sachliche Argumentation zurückkehre! Und bitte Frank, bitte bitte gib erstmal der Diskussion eine Chance, bevor du sie wieder sterben läßt. Kannst ja derweil einen eigenen Thread aufmachen.

Hallo art,

wenn auch der Metallerstreik in die Hose und die
Arbeitszeitverkürzung nicht durchging, sollte man den
entstandenen Schaden nicht unterschätzen. Dabei geht es
nichtmal so sehr um die Kosten der Produktionsausfälle. Denn
die Aufträge werden ohnehin erfüllt werden. Man fährt die
Produktion kurzfristig auf 110% und macht den Rückstand in
zwei Wochen wieder wett.

Das ist in der Automobilindustrie leider nicht so… Die Bänder fahren mit konstantem Takt. Die einzige Möglichkeit, Produktionsausfälle aufzufangen sind ungemein teure Sonderschichten, die zum Teil gar nicht möglich sind.

Bedeutsamer ist der Schaden am Wirtschaftsstandort
Ostdeutschland. Investoren wissen ganz genau, dass der
Streikgegenstand lediglich nach hinten verschoben worden ist.

Na ja, ich gehe mal davon aus, dass jemand, der sich am Standort Dtl. engagiert, mit diesem Risiko von vornherein kalkuliert… Wobei Du recht hast, auch auf der Arbeitgeberseite stirbt die Hoffnung zuletzt:wink:

Und die nächsten Tarifverhandlungen werden mit besonders
offensiven Gewerkschaftsfunktionären geführt werden müssen.
Denn die werden mit weit ambitionierteren Forderungen
versuchen, ihr verlorenes Gesicht wieder zu finden.

Glaube ich nicht. Ich denke eher, dass die Gewerkschaft nach diesem hausgemachten Debakel in sich gehen und vernünftige Forderungen stellen wird (aus der Position der Schwäche heraus!), da sie sich eine weitere Niederlage diesen Ausmaßes nicht leisten kann und darf. Bezeichnend sind die Angriffe auf die derzeitige Führung von Seiten der Konzern-Betriebsräte.

Wieso sollte angesichts dieser Gefechtslage ein potentieller
Investor in Ostdeutschland haltmachen und nicht gleich nach
Polen oder ins jugendliche Estland ziehen?

Da eine reine arbeitskostenmäßige Betrachtung von Standorten ungemein plump ist und sich IMHO an der generellen Situation so oder so nicht viel geändert hätte, ist diese Frage für mich im Bezug auf die aktuelle Situation nutzlos. Wer ausschließlich eine verlängerte Werkbank sucht, ist heute schon im Osten, wer sehr gut ausgebildete, mitdenkende Mitarbeiter sucht oder das Renomme eines dt. Standorts, bleibt (noch!) hier.

Grüße
Jürgen

Warum gönnt Ihr den Ossis im Jahre 13 noch immer nicht den gleichen Lohn wie den Wessis?

Wie ist das eigentlich mit den Gewerkschaften, kann da der Vostand einen Streik ohne Urabstimmung einfach so beenden? Das gabs im Westen jedenfalls noch nie!

Ernesto

Warum gönnt Ihr den Ossis im Jahre 13 noch immer nicht den
gleichen Lohn wie den Wessis?

Oh, da hast Du uns falsch verstanden. Wir gönnen den Ossis das schon, aber wir gönnen ihnen auch ihre Arbeitsplätze. Ob die MA 37,5 Stunden fürs gleiche Geld arbeiten, oder 35, das macht einen Kostenunterschied von knapp 7% aus. Das Gros der deutschen Metallbranche arbeitet derzeit mit Renditen, die unter 7% liegen.

Das bedeutet, es gibt drei Alternativen:
Pleite
Personaleinsparung
Betriebsverlagerung

Alles drei für die betroffenen Mitarbeiter nicht so schick. Mir solls egal sein, meine Kunden sitzen im Westen und haben sich schon auf die 35 Stunden-Woche gefreut, von wegen Schädigung der Konkurrenz und so. Naja, aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Schaden ist übrigens für die Ossis so oder so entstanden, denn jeder potentielle Ivnestor ist jetzt vorgewarnt: Die nächsten Tarifrunden werden mit Sicherheit nicht witzig und das ist nicht gerade förderlich, wenn man o dirngend Investitionen braucht, wie die Ossis.

Gruß
Christian

P.S.

Wie ist das eigentlich mit den Gewerkschaften, kann da der
Vostand einen Streik ohne Urabstimmung einfach so beenden? Das
gabs im Westen jedenfalls noch nie!

Keine Ahnung, kenne mich mit den Satzungen der Gewernerschaften nicht so gut aus.

Hallo Ernesto,

Warum gönnt Ihr den Ossis im Jahre 13 noch immer nicht den
gleichen Lohn wie den Wessis?

Wer mich hier liest, der weiß, dass ich jedem jeden Lohn gönne.
Nur: Was ist Dir lieber? Der gleiche Lohn auf dem Papier und niemand, der ihn bekommt oder Lohndifferenz und Arbeit?

Nebenbei: Hier wird häufig behauptet, dass in Westdeutschland überall der gleiche Lohn herrscht. Nonsens… Wer jemals in einem strukturschwachen Gebiet im Westen beschäftigt war, weiß, dass dort ebenfalls deutlich weniger als z.B. in München, Stuttgart oder Frankfurt verdient wird…

Wie ist das eigentlich mit den Gewerkschaften, kann da der
Vostand einen Streik ohne Urabstimmung einfach so beenden? Das
gabs im Westen jedenfalls noch nie!

Keine Ahnung, interessiert mich eigentlich auch nur peripher, da ich Streik sowieso als anachronistisches Mittel zur Durchsetzung von Forderungen empfinde.

Grüße
Jürgen