Hi
Ich habe mal eine Frage
Wir sollen im Kunstunterricht ein Kohlebild malen, dass auf Errinnerungen von Personen aus ehemaligen KZ-Lagern basiert. Da ich eigendlich sehr gut zeichnen kann aber ein Problem mit der MEnschenmalerei habe wollte ich ein abstraktes Bild malen.
Ich wollte Fragen ob mir vielleicht irgendjemand sagen kann wie man Gefühle wie Ängste, Hass, Traurigkeit, Ungewissheit usw. zeichnerisch darstellen kann. Verwenden dürfen wir nur Kohle oder Tusche.
Ich wäre sehr dankbar wenn jemand ein paar ideen hat.
Danke schon einmal im Vorraus
Sarah
Hallo Sarah,
Ich wollte Fragen ob mir vielleicht irgendjemand sagen kann
wie man Gefühle wie Ängste, Hass, Traurigkeit, Ungewissheit
usw. zeichnerisch darstellen kann.
Ich kann zwar im Gegensatz zu dir gar nicht malen, denke aber trotzdem, daß es da kein „Rezept“ gibt. Niemand kann dir z.B. sagen, mal eine besonders gezackte Linie und das heisst dann Wut usw. Das muss schon irgendwie aus dir selbst kommen, sonst wäre es einfach wie „Malen nach Zahlen“.
Viele Grüße
Marvin
Hi
Ich habe mal eine Frage
Wir sollen im Kunstunterricht ein Kohlebild malen, dass auf
Errinnerungen von Personen aus ehemaligen KZ-Lagern basiert.
Diese Aufgabe halte ich für totalen Schwachsinn.
Hallo Sarah,
an diesem berühmten Bildbeispiel (unten) kannst du sehen, dass es möglich ist, starke Gefühle in Schwarz-Weiß mit Formen und Linien auszudrücken (ohne auf eine anatomische Genauigkeit zu bauen).
[http://www.katz-heidelberg.de/Links_zu_literarischen…](http://www.katz-heidelberg.de/Links_zu_literarischen_Themen/Links_zu_Expressionismus/Munch Der_Schrei/body_munch der_schrei.html)
Der Kunstunterricht dient dazu, sich in diese „Sprache der Bilder“ einzuarbeiten. Die ganze Stilrichtung des „Expressionismus“ hatte diese Idee des Gefühlsausdrucks zum Inhalt. Auch abstrakte Formen haben einen „anschaulichen Charakter“, man empfindet Spitzes als gefährlich, hart, brutal … und Rundes als sanft, friedlich, harmonisch … . Die abstrakten Formen lassen sich vielfältig anordnen, „komponieren“. Dazu noch „Helligkeit“ als Ausdrucksmittel: Viel Dunkles wirkt bedrohlich, unheimlich … viel Helles als freundlich, heiter … Bildbeispiel: http://www.dr-phil.info/angst.htm
Wenn du noch Zeit zum Lesen hast: Sehr viel Grundlegendes zu dem Thema hat der Kunstpsychologe Rudolf Arnheim mal geschrieben: ISBN 978-3770106424 Buch anschauen [Buch anschauen]
Freundliche Grüße
rotmarder
Hallo Sahra,
als ich deine Anfrage gelesen habe, hatte ich sofort ein Bild vor Augen. Ich lese weiter und sehe, das „Rotmarder“ es dir schon geschickt hat…
Alles andere kommt, wenn du beim malen bist und locker lässt. Setze dich nicht unter Druck und mach dich frei. Wenn du einmal die Linie gefunden hast, fließt es wie von selbst
Fopo
Nö.
Wenn Deine Wut aus Dir über Deine Hand in den Stift fließt, wird es eine gezackte, dicke Linie, bei der womöglich noch der Stift bricht.
Es ist wirklich so.
Bist Du ‚weich‘ drauf, dann werden auch Deine gemalten Linien rund und weich.
Das gilt durchaus.
Du hast aber recht, daß es von innen kommen muß.
Aber das geht ja.
Stimme zu
Wenn allerdings der Eindruck, den die Schilderung und Aufzeichnungen oder Berichte der Opfer, auf die Schüler gemacht haben, zeichnerisch umgesetzt werden soll (war es so gemeint?), dann geht’s wieder ;o)
Trotzdem …
‚Reiner‘ wäre, die Schüler _ ihre _ Gefühle (überhaupt, ohne KZ-Kram) in Kohle oder Tusche ausdrücken zu lassen.
Das ist Anspruch genug.
Die Lehrkraft soll es 'mal vormachen, wie sie es meint ;o|:]
Die Hand mit Stift laufen lassen
Das’ aber schon hohe Kunst der künstlerischen Meditation, nee?
Oder so ähnlich.
Es ist eine Art und Weise zu zeichnen, die ohne die Absicht, etwas (gegenständliches zu malen einfach versucht, die Stimmung / Gefühle / Laune per Hand mit Stift direkt auf die weiße, leere Fläche zu übertragen.
Dabei kommen bei jedem Menschen oder je nach Stimmung andere Strukturen aufs Blatt.
Sobald man an etwas konkretes denkt, einen Gegenstand, eine Figur … muß man mit zeichnen aufhören.
Nach ein paar Versuchen entstehen ‚ungewollt‘ dann doch gegenständliche Sachen, ‚ohne, daß man es irgenwie wollte‘.
Toll!
Aber letzlich keine Kunst, sondern Selbstfindungs-Kram. *böse* (Spaß.)
Ist ganz lehrreich. Muß man aber irgendwann auch wieder überwinden.
Kunst braucht unter Umständen einen zahlungskräftigen Adressaten, dem meine Launen egalsind, sondern, ein ‚schönes, interessantes, aufregendes, heilsames, beruhigendes, aufrüttelndes, u.v.m.‘ Bild an der Wand haben will.
Da muß man wohl zwischen ‚Verkaufs-Kunst‘ und eigener ‚Selbst-Kunst‘ unterscheiden.
Jedenfalls … ein Kreis, Ellipse, Oval, Blob ist nicht nur rund - er wirkt auch ‚rund‘.
Ein Quadrat, Vieleck, Rechteck, Raute ist nicht nur eckig - es wirkt auch ‚eckig‘ auf den Betrachter.
abstrakt = eben nicht gleich: nichtssagend, sondern läßt tief blicken.