Gefühllosigkeit ohne Anzeichen von Depression

Hi, vielleicht hat jemand einen Ratschlag oder ähnliches für mich.
Ich habe schon viel darüber gegoogelt, komme jedoch nur zu seiten die von depression etc. reden.
Also, ich bin eigentlich ein eher fröhlicher Mensch, habe Freunde, Arbeit, Familie(keine eigene in dem sinn), usw., bin also im Grunde sehr zufrieden mit meinem Leben.
Das Problem ist, dass ich gefühlsmäßig einfach kalt bin in gewissen Umständen. Z.B. der Tod von Verwandten oder Freunden, ich weiß dass sie nicht mehr da sind, aber innerlich realisiere ich das nicht wirklich, darum fühle ich auch nichts im Bezug auf Trauer oder Verlust, einfach gar nichts. Das gleiche wenn es Menschen in meiner Umgebung schlecht geht, ich helfe Ihnen zwar mit Rat und Tat, aber innerlich ist es mir einfach egal, ich fühle einfach nichts dabei. Selbst wenn in den Medien Berichte sind von so und so vielen Toten etc. löst dies nur Langeweile in mir aus :frowning: Und in der Nähe von Freunden oder Familie fühle ich mich zwar behaglich, aber besondere Gefühle empfinde ich für niemanden. Wut und Neid empfinde ich, ich mag Tiere, fühle Trauer bei einem traurigen Song, aber alles was mit Menschen zu tun hat, berührt mich kein Stück.
Hätte jemand einen Rat für meine Situation? Thx

Alexithymie
Hi,

was du beschreibst, sieht deutlich nach dem aus, was unter dem Begriff → Alexithymie bekannt ist. Und das hat tatsächlich mit Depression nichts zu tun.

Wie damit psychotherapeutisch (und NUR so) umgegangen werden könnte, hängt vor allem davon ab, ob du immer schon so erlebtest, oder ob es eine aktuelle Phase ist (d.h. im Rahmen von max. einigen Wochen oder wenigen Monaten), und ob es ein auslösendes Ereignis gab oder nicht.

Gruß
Metapher

Hallo!

was du beschreibst, sieht deutlich nach dem aus, was unter dem
Begriff → Alexithymie bekannt ist. Und das hat
tatsächlich mit Depression nichts zu tun.

Wie kommst du denn zu dieser Aussage?
Selbstverständlich hat A. hochgradig mit dem Formenkreis Angst+Depression zu tun. Sowohl aus dem Gesichtspunkt klinischer Komorbitäten wie aus dem statistisch-testpsychologischer Korrelationen.
Vgl. z.B.:
http://www.gfi-online.de/artikel/15979
http://www.gfi-online.de/artikel/56651/alexithymie,-…

(Das Problem ist auch das, dass A. kein sehr einheitlich verwendeter Begriff ist.)

Auch ansonsten ist für mich nicht nachvollziehbar, warum du dich auf dieser schmalen Grundlage der paar Zeilen Text so sehr festgelegt hast.
Wir kennen nicht einmal Alter und Geschlecht, wir wissen nichts über etwaige Konzentrations-, Schlaf- und Essprobleme, nichts über etwaige funktionelle Syndrome/Schmerzstörungen.
All das wäre für die Bestimmung einer depressiven Problematik wichtig, die bei der Schilderung durchaus im Raum steht.
(Von allen anderen Dingen, wie org. Erkrankungen oder Medikamenten-Nebenwirkungen etc. sowieso abgesehen.)

Gruß
Tyll

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Hallo,

grundsätzlich würde ich in kognitive Empathie (das Vermögen, die Empfindungen anderer zu erkennen, jedoch nicht mitzufühlen) und emotionale Empathie (entsprechend mitzufühlen, eigene Gefühle zu entwickeln) trennen. Ersteres ist beispielsweise in Pflegeberufen unabdingbar.

Das Fehlen emotionaler Empathie „könnte“ hirnphysiologisch bedingt sein (z.B. nach Singer) oder ein unbewusster Schutzmechanismus.

Angesichts

Also, ich bin eigentlich ein eher fröhlicher Mensch, habe
Freunde, Arbeit, Familie(keine eigene in dem sinn), usw., bin
also im Grunde sehr zufrieden mit meinem Leben.

sehe ich keinen Anlass, irgendwelche krankhaften Klassifizierungen zu bemühen. Die kognitive Empathie scheint intakt, ausreichend und ohne krank machende Auswirkungen zu sein.

Franz

PS: Empathie ist ein nicht ungefährliches Macht- und Führungsinstrument. Insbesondere die z.B. zunehmend in Führungsseminaren „erlernte“ kognitive.

aber …
Hallo Tyll,

… den kleinen Unterschied zwischen Korrelation und Kausalnexus bzw. Strukturimplikation muß ich jetzt nicht extra erklären, oder?

Wie kommst du denn zu dieser Aussage? Selbstverständlich hat A. hochgradig mit dem Formenkreis Angst+Depression zu tun.

Auch wenn man das in der Psychosomatik immer noch so interpretiert: Wir sind in diesem Gebiet in der Psychoanalyse, der Neuropsychoanalyse und der Neurologie seitdem ein Stück weitergekommen.

Aber du solltest dies hier:

(Das Problem ist auch das, dass A. kein sehr einheitlich verwendeter Begriff ist.)

nicht nur in einer Parenthese berücksichtigen. Zumindest in den o.g. Gebieten, aber auch besonders im Kontext mit FACS, sind wir längst über die ursprüngliche Konzeption (Unfähigkeit, Affekte sprachlich zu repräsentieren) hinaus.

Auch ansonsten ist für mich nicht nachvollziehbar, warum du dich auf dieser schmalen Grundlage der paar Zeilen Text so sehr festgelegt hast.

Habe ich? Aber die Frage ist rhetorisch und scheint mir Auffassung der Unmöglichkeit einer solchen Positionierung („sieht deutlich aus nach …“) anzudeuten. Ok, kann ich verstehen, wenn man mit alexithymen Phänomenen nur aus sekundären Beschreibungen vertraut ist.

Im Übrigen habe ich, wie immer, den Einstiegstext des UP, seine Beschreibung dessen, was sein Anliegen ist, und was sein Anliegen nicht ist, genau gelesen …

Gruß
Metapher

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Hallo!

… den kleinen Unterschied zwischen Korrelation und
Kausalnexus bzw. Strukturimplikation muß ich jetzt nicht extra
erklären, oder?

Nein.
Aber du könntest erklären, warum du (rhetorisch etwas arg plump) andeutest, dass meine Replik irgendetwas mit einer Verwechslung dessen zu tun haben könnte.
Schließlich schrieb ich selbst explizit und unmissverständlich von Korrelation.

Wie kommst du denn zu dieser Aussage? Selbstverständlich hat A. hochgradig mit dem Formenkreis Angst+Depression zu tun.

Auch wenn man das in der Psychosomatik immer noch so
interpretiert: Wir sind in diesem Gebiet in der Psychoanalyse,
der Neuropsychoanalyse und der Neurologie seitdem ein Stück
weitergekommen.

Das, das „seitdem weitergekommen“, klingt etwas lustig in Bezug darauf, dass ich als (Teil)Beleg für meine Behauptung eine Veröffentlichung von 2010 angegeben habe, die die A. mit dem TAS-20 erfasst, welcher rein gar nichts mit dieser alten psychodynamischen Alexithymie-Vorstellung zu tun hat, auf die du hier rekurrierst (und deren Sichtweise du mir offenbar zuschreiben möchtest).

Aber du solltest dies hier:

(Das Problem ist auch das, dass A. kein sehr einheitlich verwendeter Begriff ist.)

nicht nur in einer Parenthese berücksichtigen. 7

Sei froh, dass ich es überhaupt noch erwähnt habe :wink:
Im Ernst: schön, dass wir uns zumindest darüber einig sind.

Gruß
Tyll

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Bones
Übrigens ist die Figur der „Dr. Temperance Brennan“ in der Serie „Bones“ ein vortrefflich gezeichneter Prototyp für das, was (zumindest in der Psychoanalyse und in der Neuropsychologie) unter Alexithymie verstanden wird.

(Leider ist das in der aktuell - auf RTL - gesendeten 7. Staffel etwas verschwurbelt).

Nochmal zum Verdeutlichen.

Schließlich schrieb ich selbst explizit und unmissverständlich von Korrelation.

Eben! Und was ist daraus erhellbar bezüglich der Frage, ob die Symptome des UP etwas mit Depression zu tun haben!? Soviel wie die dir doch auch bekannten europäischen Störche mit der Geburtenrate?

Der UP beklagte, daß er bei seiner Inet-Recherche nur auf Depression verwiesen wird. Und daß ihn das nicht weiterbringt, denn darin kann er sein Problem offenbar nicht wiederfinden. Sonst hätte er ja wohl kaum gepostet, nicht wahr?

Diejenigen Komponenten seiner Selbstbeschreibung, also die möglichen Suchstichworte, die man auch im Kontext von Depression findet, haben aber bei Alexithymie eine ganz andere neurologische Grundlage als bei Depression. Worin die Unterschiede bestehen, die man inzwischen gefunden hat, kannst du sicher selbst recherchieren.

Daß bei ereignisausgelöster Alexithymie (im Unterschied zu einem diesbezüglichen Merkmal der Persönlichkeitskontur - auf die Wichtigkeit des Zeitverlaufs habe ich hingewiesen!) diese auch manchmal auf Antidepressiva positiv reagiert, heißt eben nicht, daß sie depressive Ursachen hat. Ein Hund ist ja auch nicht eine Katze, weil auch er Laute gibt, wenn man ihm auf den Schwanz tritt.

Hier ging es aber darum, dem UP einen Hinweis in Form eines Stichwortes zu geben, in welcher Richtung er sich weiter erkundigen kann.

Welchen Hinweis hast DU denn dem UP gegeben?

(Das Problem ist auch das, dass A. kein sehr einheitlich verwendeter Begriff ist.)

Sei froh, dass ich es überhaupt noch erwähnt habe :wink:

Worüber soll ich froh sein? Was soll diese Clownerie? Wir schreiben hier schließlich, um Hilfestellung für Fragesteller bezüglich ihres Problems zu liefern. Und nicht, um zu erwähnen, daß man mal ein paar jahrealte Statistiken gelesen hat. Da ist es schon besser, mit den Phänomenen live und interaktiv vertraut zu sein.

Gruß
Metapher

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Hallo!

Und was ist daraus erhellbar bezüglich der Frage, ob die
Symptome des UP etwas mit Depression zu tun haben!?

Ich hatte an dieser Stelle unverkennbar dich angesprochen, nicht den UP. Entsprechend haben sich die Links (also die dort referierten Korrelationen von TAS und BDI) rein auf deine Aussage bezogen, die A. habe mit Depression nichts zu tun.

Da ist es schon besser, mit den Phänomenen live und
interaktiv vertraut zu sein.

*lach*
Eben das fragte ich michdich, wie „live und interaktiv“ du mit ein paar Zeilen Text einer dir unbekannten Person vertraut sein kannst, um eine solche Aussage treffen zu können:

_> > > was du beschreibst, sieht deutlich nach dem aus, was

unter dem Begriff → Alexithymie bekannt ist. Und
das hat tatsächlich mit Depression nichts zu tun_

Gruß
Tyll

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sachlicher Nachtrag: Alexithymie+Depression
Hallo!

Schließlich schrieb ich selbst explizit und unmissverständlich von Korrelation.

Eben! Und was ist daraus erhellbar bezüglich der Frage, ob die
Symptome des UP etwas mit Depression zu tun haben!? Soviel wie
die dir doch auch bekannten europäischen Störche mit der
Geburtenrate?

Darauf bin ich gestern nicht eingegangen, weil mir dein rhetorisches Feuerwerk zu blöd war, und weil dieser Punkt mit dem Ursprungsposting nichts zu tun hat.
Falls es dich (und vielleicht sogar Mitleser) interessiert, möchte ich diesen sachlichen Aspekt aber noch nachholen dürfen.

Korrelationen zwischen Tests zeigen selbstverständlich nicht immer gleich eine kausale Verbindung, manche vielleicht nie.
Bei so engen konzeptuellen Verbindung, die sich bereits in den Begriffen zeigen (Alexithymie, Dysthymie/Depression), ist es aber reichlich strange, ohne weiteren Nachweis eine Scheinkorrelation (wie bei den Störochen und den Geburtenraten) in den Raum zu stellen.

Diese Studie (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15235517) beispielsweise deutet doch ganz schön an, wie (zumindest ein Teilstrang davon) die Kausalverbindung aussehen könnte.
Und wenn es nur der Zusammenhang wäre, dass die A. zu vermehrtem Substanzenmissbrauch (m.W. gut nachgewiesen) führt, und der Substanzenmissbrauch ein Faktor in der Genese depressiver Symptome ist (auch gut nachgewiesen; die verlinkte Studie sieht den Zusammenhang noch enger, aber das muss ich jetzt nicht mehr referieren).

Festzuhalten ist, und darüber waren wir uns einig, dass die Alexithymie kein sehr einheitlich verwendeter Begriff ist (ich verwende den Begriff nur noch in dem rein symptomatischen Sinn, wie er vom TAS erfasst wird).
Übrigens auch innerhalb der Psychoanalyse, die du mehrfach erwähnt hast, wird der Begriff der A. -meiner Übersicht nach- nicht mal annähernd einheitlich gebraucht, sondern von den Bindungstheoretikern vorwiegend als Kennzeichnung einer bestimmten frühen Mutter-Kind-Beziehung, von anderen in Richtung Persönlichkeitsstörung, von den Postkleinanern in Richtung einer spezifischen Übertragungs-Gegenübertragungs-Konstellation usw.

Ich persönlich verbinde den Begriff vermutlich deshalb spontan mit dem Formenkreis Angst+Depression, weil er mir damals zuerst in einer tiefenpsychologischen Vorlesung bei Prof. Mertens zum Thema „Angst“ begegnet ist.

Gruß
Tyll

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