Gefühlschaos - ich muss etwas loswerden!

Ich bin so wütend und traurig!! Ich stehe auf zwei Beinen. Ich fühle mich so unzerbrechlich, nachdem was passiert ist. Ich könnte durch’s Feuer gehen und es würde mich nicht anrühren. Ich könnte von einer Klippe springen und würde auf weichem Boden landen. Das Schlimmste ist passiert und jetzt kann mich wohl nichts mehr wirklich umhauen.

Meine Mama ist am 8.12. ganz plötzlich und unerwartet gestorben. Und ich habe alles mitbekommen. Diese schrecklichen Bilder sind ständig in meinem Kopf. Ich höre sie noch schreien und sehe, wie sie in meinen Händen zusammensackt. Warum fühle ich mich schuldig??? Alle sagen mir, dass es nicht meine Schuld ist, aber das sagen sie, damit ich mir keine Vorwürfe mache. Ich will flüchten und schreien. Einmal habe ich sie gehört, wie sie mehrmals meinen Namen gerufen hat. So rief sie mich immer, als ich ein kleines Kind war.

Sie ziehen sich zurück von mir und von ihnen sage ich, dass sie meine Freunde sind. Ich kann es einfach nicht mehr hören… diese leeren Worte. ‚‚Mein Beileid‘‘ , ‚‚ich bin für dich da‘‘ und ‚‚du kannst dich immer bei mir melden‘‘. Und wenn ich anrufe, geht niemand ran. Von selber kommen sie nicht darauf mich anzurufen. Wie kann man nur so ignorant sein?? Ich verstehe das einfach nicht. Glücklicherweise bin ich anders. Ich würde niemals meine Freunde im Stich lassen, vor allem nicht in solch einer schweren Zeit. Ich würde sogar für Menschen da sein, die ich eigentlich nicht mag. Keine Lust mehr auf solche Menschen… die sind eben nicht in meiner Liga. Ich denke mir, dass es einige von 6-7 Milliarden Menschen sind… Leider (oder eher zum Glück?) ist von diesen 6-7 Milliarden Menschen niemand genauso. Aber es ist natürlich immer einer dabei, der zu mir passt. Ich bin sensibel und habe andere Ansichten von Freundschaft und Liebe und allgemein vom Leben. Irgendwie passen die doch nicht so gut zu mir, wie ich dachte.

Ich werde meine Mama immer lieben und immer auf ihre Worte hören!!

Nebenbei wollte ich mich noch bei allen bedanken, die wirklich für mich da sind und es nicht nur sagen. Und ein großes Danke an den Rettungsdienst und an den Arzt, die an diesem frühen Morgen anwesend waren. Ich möchte mich dafür bedanken, dass sie da waren und ihr Bestes getan haben. (Gibt es eine Möglichkeit mich bei ihnen zu bedanken?)

So, jetzt fühle ich mich gleich 2000 Gramm leichter…

Hallo,

ich kann dir nur ganz ganz viel Kraft wünschen für diese schwierige Zeit - ich kann dich total verstehen.

Alles Gute
dackeltier

Hallo,

es ist ganz normal, dass man in der Trauerphase an einen Punkt gelangt, an dem man sich die Schuld oder Mitschuld am Tod des geliebten Menschen gibt, auch wenn man eigentlich gar keine Schuld hat.

Normal ist auch, dass Freunde und Bekannte nicht dasselbe fühlen wie Du und daher nicht wissen, ob Du gerade Beistand brauchst oder lieber in Ruhe gelassen werden willst.

Könntest Du Dir vorstellen, Dich eine zeitlang einer Trauergruppe bei Dir in der Nähe anzuschließen? Dort treffen sich ausschließlich Menschen, die ebenfalls einen herben Verlust erlitten haben. Diese Menschen werden Dich und Deine Gefühle gut verstehen.

Oder hier?
http://www.trauer.org/

Grüße
Maralena

Hallo Lovatic,

mein allerherzlichstes Beileid, auch wenn Du diese „Floskel“ nicht mehr hören kannst!

Ich weiß, wie nervig das ist! Mein Mann ist vor 1,5 Jahren an Krebs gestorben; nur drei Monate nach der Diagnose. In der Zeit auf 45 kg abgemagert, nach drei heftigen OPs, verwirrt durch die Hirnmetastasen und die sich dadurch gebildeten Ödeme…hier bei mir zu Hause, in meiner Gegenwart. Ich hielt seine Hand, als er seinen letzten Atemzug tat…Nur vier Jahre zuvor ist mein Vater an Krebs gestorben, auch zu Hause, auch in meiner Gegenwart…

Was Deine Schuldgefühle betrifft: Dein Gefühl kann Dir keiner nehmen, aber sei froh, dass Dein Umfeld Dir dieses nehmen möchte. Meine Schwiegermutter hat mir nämlich ganz klar die Schuld gegeben - aus ihrer Trauer heraus. Ich nehme es ihr nicht übel, da ich weiß, dass nur der Krebs Schuld ist, sonst niemand!

Ich muss Dir leider sagen, dass es noch lange dauern wird! Du wirst diese Bilder nicht aus Deinen Kopf verdrängen können. Selbst nach diesen Monaten tauchen diese Bilder, die Stimme, die Worte noch bei mir auf.

Aber ich kann Dir sagen, es wird wirklich besser mit der Zeit, auch wenn es sich für Dich derzeit überhaupt nicht danach anfühlt!

Ja, auch viele meiner Freunde haben sich zurückgezogen. Sie wussten/wissen einfach nicht, wie sie mit mir umgehen sollen. Sie fühlen sich hilflos! Die, die „treu“ geblieben sind, sind zumeist die, die ähnliche Erfahrungen bereits hinter sich haben. Die, für die der Tod eines Angehörigen schon unmittelbarer Bestandteil des Lebens war.

Für die anderen ist der Tod und die Trauer zu „abstrakt“ - habe daher auch ein wenig Verständnis für Deine Freunde. Sie wollen Dich gewiss nicht verletzen, geschweige denn allein lassen. Viele wollen einfach nur die alte Kathleen zurück, die es aber definitiv nie mehr so geben wird!

Natürlich gib es auch die, die einfach ihr glückliches, leichtes Leben „bedroht“ sehen, denen der Tod einfach zu viel Angst bereitet.

Ich habe in den letzten Monaten viel geschrieben - auch hier. Und auch hier waren schon einige „genervt“, wenn ich mal wieder den Tod meines Mannes anführte. Viele dieser Menschen, die mich ja kaum kennen, meinten es aber auch „gut“, da sie auch andere Seiten an mir kennen!

Und auch die Menschen, die einen daran erinnern, dass es vor dem Tod doch noch etwas gab, liegen nicht ganz falsch, auch wenn es sich so falsch anfühlt, da einem eigentlich alles egal ist.

Auch diejenigen haben nicht ganz unrecht, wenn sie sagen: „Dein Mann hätte es sicherlich nicht gewollt, dass…“ Nein, natürlich nicht, aber er wollte auch nicht sterben!

Trauer macht häufig „ungerecht“, da der Tod „ungerecht“ ist.

Ich kann Dir nur raten, viel zu reden, Dir Menschen zu suchen, die Ähnliches erlebt haben, die sich von Deinen Schilderungen nicht abschrecken lassen, die Deine Wut und Deine Verzweiflung verstehen. Die wissen, wie es ist, wenn man nachts nicht schlafen kann, weil ständig dieser Film abläuft.

Und ja, ich weiß genau, welche Dankbarkeit Du für die Rettungskräfte empfindest. Mir ging es mit der Frau vom Pflegedienst so, die abends um 23 Uhr hierher kam, den Tod bestätigt hat, einen Arzt informiert hat, das Bestattungsunternehmen aus dem Bett geklingelt hat, da sie nicht wollte, dass mein Mann über Nacht hier bleibt, meinen Mann gewaschen und angezogen hat, die sich noch bis nachts um 2.30 Uhr meine Tränen und Erzählungen „angetan“ hat! Dieser Frau werde ich ewig dankbar sein!

Herzliche Grüße - und glaube mir: Du bist definitiv nicht allein!

Kathleen,
die auch schon wieder heulen muss!

Vermutlich fühlen sie sich alle nur selber total hilflos wenn sie sich nur vorstellen was du durchmachst und haben Angstauch nur ein bisserl davon selbst abzubekommen.

Hallo,

natürlich tut mir das sehr leid mit Deiner Mutter. Ein wirklich schlimmer Verlust, und das Gefühlschaos kann ich wirklich verstehen.

Nur: die Menschen in Deiner umgebung sind auch nur Menschen, sie sind unsicher, sie wünschen Beileid, wie man eben auch Glück wünscht, weil das ein teffender Ausdruck ist - es tut einem leid. Punkt.

Sie wissen vielleicht nicht , was du brauchst, woher auch, wenn Du selber grad in einem Gefühlschaos bist? Und vll sind sie einfach grad nicht zuhause ? Oder würden gerne zu Dir kommen, aber trauen sich nicht?

Ich habe viele Freunde gehabt, die nahestehende Angehörige verloren haben. Und mal ist es mir besser gelungen beizustehen, mal schlechter. Hauptsächlich deshalb, weil der Trauernde oft dann selbst nicht wußte, wie man ihm helfen kann (wenn man das überhaupt kann!!! ). Ich habe immer die betreffenden in den Arm genommen und ganz klar gesagt, sie möchten bitte sagen,was ich tun kann. Und wenn das auch klar geäußert wurde ( ich will meine Ruhe, kannst du zu mir kommen, lass uns mal weggehen, kommst du mit zum bestatter etc) konnte ich gut helfen. Allerdings musste auch ich manchmal nein sagen. eine gute Freundin wollte ständig begleitet werden, das konnte ich mit meinem Berufsleben nicht verianbaren, zb. War aber ok so.

Sprich mit deinen freunden ! wenn sie wirkliche freunde sind, dann werde sie auf dich hören!!! und dankbar sein,das du sie ansprichst.

lg

brenna

Danke…
Ich wollte mich noch für eure Worte bedanken. Danke

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