Gefühlskälte oder Desinteresse?

Liebe/-r Experte/-in,

ich hatte vor einiger Zeit eine Auseinndersetzung mit meiner Freundin. Es ging darum, dass ich ihrer Meinung nach meine Gefühle nicht zeige. Sie sagte, es gäbe Momente in denen Sie sich von mir mit Desinteresse abgespeist fühlt.
Sie habe den Eindruck, dass ich meine Gefühle vielleicht verstecke. Dadurch wirke ich manchmal arrogant. Dabei bin ich manchmal lediglich unsicher. Meine Freundin erklärte mir, ich wirke ab und zu sogar gefühlskalt, wie eine Art Mauer zwischen mir und Anderen.
Jetzt frage ich mich natürlich was mit mir los ist. Ich habe nicht den Eindruck, dass mein Problem darin liegt Gefühle nicht zeigen zu können.
Viele Menschen die mich kennen beschreiben mich nämlich als sympathisch, aufgeschlossen und nett. Außer der üblichen Nervosität habe ich auch keine Probleme im Umgang mit Unbekannten. Oder mit Vorträgen vor Publikum.
Auch Gespräche mit meiner Freundin brachten mir keine Lösung. Ich habe den Eindruck, dass ich manchmal einfach keine Gefühle empfinde, oder anders ausgedrückt „nicht merke wann ich etwas merken sollte“.

Haben Sie vielleicht einen Rat für mich, wie ich dieses Dilemma lösen könnte?

Vielen Dank im Voraus!

Steve87

Lieber Steve,

ich danke ihnen für ihr vertrauen und möchte schauen ob ich ihnen in ihrem dilemma etwas weiterhelfen kann…

ganz grundsätzlich erleben sie mit ihrer partnerin DEN typischen konflikt zwischen mann und frau!
während wir frauen stundenlang bis ins kleinste detail unsere gefühle beschreiben können, können es männer eben nicht. das liegt schlicht in unser aller natur, sprich: hormone.

doch die antwort hilft weder ihnen noch ihrer freundin und darf sie auch nicht bewegen unsere unterschiedliche natur als unüberwindbar hin zu nehmen.

mit etwas bildung und geduld können männer und frauen kommunizieren lernen:
http://www.amazon.de/Endlich-ICH-sein-zusammenleben-… dieser link führt sie zu einem buch in welchem unter anderem die gewaltfreie kommunikation (bitte nicht abschrecken lassen) beschrieben wird.

männer können vielleicht nicht so gut in gefühlen sprechen, aber sie können ganz gut ihre bedürfnisse benennen - und das ist ja schon mal was! :smile:)
dieses buch hilft dabei.

sollte ihre freundin nicht glauben dass es die hormone sind empfehle ich das buch von balian buschbaum:blaue augen bleiben blau - eine ehemalige deutsche olympiasiegerin hat sich zum mann umoperieren lassen und er schreibt sehr treffend wie sich sein gefühlsempfinden verändert hat, als ihm testosteron gespritzt wurde! eine sehr interessante lebensgeschichte!

es bleibt ihnen nur der weg zu lernen mit ihren unterschiedlichen bedürfnissen klar zu kommen. bücher haben mir dabei geholfen.

vielleicht fragen sie ihre freundin mal warum es ihr so wichtig ist dass sie ihre gefühle mitteilen? vielleicht entdecken sie dann das bedürfnis welches sie damit befriedigen möchte und können es auch auf andere weise befriedigen??

oder sie bitten ihre freundin sie nicht direkt nach der arbeit mit wichtigen themen zu „überfallen“ und ihnen ertsmal gelegenheit gibt in ruhe den eigenen tag zu verdauen???

was brauchen sie??? was braucht ihre freundin???

ganz grundsätzlich empfehle ich wirklich die gewaltfreie kommunikation von marshall rosenberg - erstmal ein ungewöhnlicher weg, aber dann auch für männer sehr befriedigend weil sie oft erleichterung erfahren weil sie sich selbst besser begegnen können.

lieber steve, sie können sich gern wieder an mich wenden - ich hoffe etwas geholfen zu haben!

herzliche grüße, britta schmuck

Vielen Dank für ihre ausführliche Antowrt! Sie haben mir sehr geholfen.

Beste Grüße

Steve

Hallo Steve,

Männer und Frauen haben nachweislich unterschiedliche Verhaltens- und Bewertungsmuster. Daher kommt es nahezu regelmäßig vor, dass Männer und Frauen aneinander vorbei reden oder sich nicht verstehen, so lange die „Landkarte“ des anderen nicht bekannt ist.
Beispiel: Wenn Du einen Radler fragst, wie er von A nach B kommt, dann wird er Dir seiner Landkarte entsprechend antworten. Mit seinen Angaben solltest Du den Punkt B erreichen können.
Fragst Du einen Fußgänger nach dem Weg von A nach B wirst Du bestimmt eine andere Beschreibung als vom Radfahrer bekommen. Aber auch mit der von B kommst Du an das Ziel.
Dies bedeutet aber nicht, dass nur einer der beiden recht hat, sondern dass beide eine Beschreibung abgeben und Empfindung haben, die unterschiedlich sind. Vermutlich ordnen beide eine Fußgängerzone unterschiedlich ein, denn für den einen ist es ein Hindernis, für den anderen eine Abkürzung.

Daher ist die Herausforderung zwischen Dir und Deiner Freundin, dass Ihr Verständnis für das Verständnis des anderen zeigt und versucht nachzuvollziehen, was der andere denkt bzw. wie Worte auf den anderen wirken. Sucht Euch einen Mediator, also einen neutralen Gesprächsleiter, der Euch beiden erläutert wo das Problem seine Wurzeln hat und wie Ihr es lösen könnt.

Beste Grüße

Ulrich Eckardt
hypnosis-praxis.de