Gegenteil von Sünde?

im islam gibt es einen präzisen ausdruck für „die gute tat“, das auch sehr rege verwendet wird. in tuerkischen sprichwoertern, oder in redewendungen zum beispiel. auf deutsch fällt mir kein passender begriff ein. nur umschreibungen, wie „die gute tat“ eben.
wie kommt es, dass der begriff im islam so dominant, im christentum aber nicht einmal auffaellig ist? verhaelt es sich im judentum genauso?

Hallo, Guten Tag und Frohe Ostern!

Ich denke, es hat etwas damit zu tun, dass im Christentum „Sünde“ nicht so sehr
als ein Tun verstanden wird, sondern eher als ein Zustand. Das Wort „Sünde“
kommt ja von „abgesondert“, also getrennt von Gott. Und damit sind dann eben
nicht die einzelnen Verfehlungen des Menschen gemeint, sondern der Zustand des
Menschen , der getrennt ist von Gott.
Das Gegenteil? In der evangelischen Glaubenstradition, in der ich stehe, sagt man:
„gerecht“ - und auch das ist nicht gemeint als ein menschliches Verhalten,
sondern im Sinne von „gerecht gesprochen“. Also so, dass das Verhältnis zu Gott
wieder geklärt ist.

Für das, was Du meinst („Gute Taten“) gibt es den „Fachausdruck“: gute Werke.

Hallo Minkel,
vielen Dank für die prompte Antwort. Weißt du zufällig, ob sich das im Judentum auch so verhält?

Hallo Minkel,
vielen Dank für die prompte Antwort. Weißt du zufällig, ob
sich das im Judentum auch so verhält?

Hallo,
tut mir Leid, in der jüdischen Tradition bin ich nicht so gut zuhause.

Freundliche Grüße

Minkel

Meine Theorie dazu wäre, dass man nach der biblischen Lehre Sünde nicht durch gute Taten aufheben kann. Sünde ist Sünde, auch wenn man noch so viele gute Taten vollbringt. Vergebung kann man nach der christlichen Lehre nur erlangen wenn man an Jesus Christus glaubt und versucht seinem Beispiel zu folgen. Wenn christen also ihre Sünden vergeben werden(jeder ist Sünder weil unvollkommen)ist das eine unverdiente Güte Gottes, eine Gnade die er uns erweist.
Vielleicht ist es in der islamischen oder jüdischen Lehre anders, also dass man durch seine guten Taten die Sünde aufheben kann. Es könnte sein das deswegen „die gute Tat“ auch im Sprachgebrauch viel wichtiger ist.

Nein, im Islam ist eine Tilgung der Sünden durch gute Taten auch nicht machbar. Leider. Sünde bleibt Sünde und man kann Buße tun und auf Vergebung hoffen.
Aber mich hätte interessiert, warum sich sprachgeschichtlich nie ein präziser Ausdruck für die gute Tat entwickelt hat und es immer bei „gute Tat/Werke“ geblieben ist.

Sünde ist kein moralischer Begriff im Sinne von „böse Tat“, sondern bezeichnet den Zustand einer Trennung. Der neutestamentliche Begriff für Sünde ist HARMATIA und stammt aus der Sprache der Bogenschützen. HARMATIA ist der Abstand zwischen dem Zentrum einer Zielscheibe und dem Punkt, wo der Pfeil die Scheibe getroffen hat. Sünde könnte man am besten mit Zielverfehlung übersetzen.
Das Gegenteil von Sünde wäre folglich, das Lebensziel zu treffen, was in der Bibel darin gesehen wird, in Einheit mit Gott und anderen Menschen zu leben.
Früher sagte man dazu ein „gottgefälliges“ Leben zu führen - aber dieser Ausdruck ist schon etwas veraltet.

Weshalb „gute Taten“ im Christentum eher problematisch gesehen werden, hängt mit der Reformation und der Aufklärung zusammen. Nicht gute Taten machen einen guten Menschen, sondern ein guter (in Einheit mit Gott lebender) Mensch macht gute Taten - so eine der zentralen Thesen der Reformation. Gegenentwurf zur sogenannten werkgerechtigkeit, nach der der Mensch die Liebe Gottes durch gute Taten erkaufen kann.

Perfekt, danke!

im islam gibt es einen präzisen ausdruck für „die gute tat“,
das auch sehr rege verwendet wird. in tuerkischen
sprichwoertern, oder in redewendungen zum beispiel. auf
deutsch fällt mir kein passender begriff ein. nur
umschreibungen, wie „die gute tat“ eben.

Der präszise Ausdruck dafür ist die Tugend. Nun versuche aber mal einen Pudding an die Wand zu nageln - ähnlich verhält es sich mit der Definition dieses Begriffs. Je nach geistesgeschichtlicher Epoche wird dieser unterschiedlich gefüllt. So wie du das oben für die arabischen Kontexte umschreibst, ist es letztlich auch hier - es geht um das gute Leben - aber ob dies nun das je gute für einen selbst und/oder die Gemeinschaft ist (was ja der Begriff „gute Tat“ beiinhaltet) hängt dann auch wieder vom Kontext ab.
„An ihren (guten) Werken sollt ihr sie erkennen“ - warum also auf einen einzelnen Ausdruck begrenzen wollen - du sprichst von „Begriff“ - also das, was an Vorstellungen zu etwas existiert. Das umschreibt „die gute Tat“ sehr gut.
Wenn du nun ein Wort suchst, das du in eine Konkordanz eingeben kannst (Verschlagwortung der Bibel), dann kannst du dazu nur verschiedene Worte eingeben. Aber versuche es mal mit „Sünde“ - häufig „tummeln“ sich dann im Umkreis die Umschreibungen für das positive Gegenteil. Und ganz wichtig: Sünde gilt als der Zustand, der uns von Gott entfernt - so ist z.B. das Gegenteil davon vor allem schon der Glaube an Jesus Christus … und dieser zieht dann bestimmte Handlungen (u.a.) nach sich.

wie kommt es, dass der begriff im islam so dominant, im
christentum aber nicht einmal auffaellig ist?

Das würde ich so nicht sagen - das hängt von den Kreisen und der Kultur ab, in der man sich so rumtreibt.

verhaelt es sich :im judentum genauso?

Dazu kann ich keine qualifizierte Aussage machen.

Weitergeholfen?

merci.

Dazu weiß ich leider auch nicht mehr. Manche Sprachen haben Worte die eine Sache ganz genau treffen, in anderen muß man es umschreiben.

M:Nein, im Islam ist eine Tilgung der Sünden durch gute Taten

auch nicht machbar. Leider. Sünde bleibt Sünde und man kann
Buße tun und auf Vergebung hoffen.
Aber mich hätte interessiert, warum sich sprachgeschichtlich
nie ein präziser Ausdruck für die gute Tat entwickelt hat und
es immer bei „gute Tat/Werke“ geblieben ist.

Also spätestens seit dem Film „Sieben“ sind ja die 7 Todsünden bekannt. Im Gegensatz hierzu gibt es die (Kardinal)Tugenden. Die im neuen Testament belegten Tugenden sind Glaube, Liebe, Hoffnung. Allerdings haben sich auch schon viele Philosophen (Platon, Kant…) mit den Tugenden beschäftigt. In der Antike gab es wohl 7 Haupttugenden.