Hallo Denker,
Ich als Laie empfinde sie als ungenauer
Richtig. Das ist Sinn der Sache. Denn möglicherweise ist der
geschnappte Verdächtige gar nicht der Täter - in diesem Fall
stehen da draußen sechs Personen, von denen keiner der Täter
ist. „Wer von den Personen ist der Täter“ legt aber nahe, daß
eine der sechs Personen der Täter sein muss, sie drängt dem
Zeugen eine Auswahl auf. Die dann unter Umständen denjenigen
trifft, der am nervösesten ist - nämlich den Verdächtigen.
Schon hast Du eine falsche Identifizierung.
das ist schon klar
Genau das soll natürlich nicht passieren.
Ich meinte „ungenauer“ genau anders rum:
Unter x dem geschnappten Verdächtigen ähnelnden Personen bei der Vermutung, der Verdächtige sei darunter, findet man mitunter leicht jemand, den man „wiedererkennt“ (ähnelt dem tatsächlichen Täter bzw. der beobachteten Person).
Antwortet man nur, der Täter (bzw. die beobachtete Person) sei darunter, ist dies in diesem Sinne ungenau: Eine Verwechslung fällt nicht so schnell auf.
Bei einer Frage „Wen haben Sie gesehen“ (und sei es nur als Nachsatz, wenn die Antwort auf die „ob-Frage“ positiv ausfiel) dürfte dies rascher auffallen: Tippt er meinetwegen auf den dritten Herrn von links und ist sich ganz sicher, ist derjenige aber nur eine „Auffüll-Person“, dürfte die Zeugenaussage etwas vager einzuschätzen sein. Davon erfährt man aber bei der „ist er dabei?“-Variante nichts.
(Irrtumswahrscheinlichkeit größer)
Nein, nicht die Irrtumswahrscheinlichkeit ist größer, sondern
die Wahrscheinlichkeit, daß der Zeuge den Verdächtigen nicht
als Täter identifiziert.
Mit „Irrtumswahrscheinlichkeit“ meinte ich das, was ich jetzt schrieb.
Spielt das keine Rolle, bzw. wie unterscheidet man dann, ob der Verdächtige mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Zeugen (am Tatort oder in entsprechender Situation) gesehen wurde, und nicht das von mir beschriebene (Zeuge hat meinetwegen am Tatort einen glatzköpfigen korpulenten Mittfünfziger mit Karohemd gesehen und erkennt einfach in irgendeiner der ähnlichen Personen fälschlicherweise diese Person wieder, würde aber den untergemischten Verdächtigen nie und nimmer für die gesehene Person halten) passiert?
Prinzipiell muss man auch hier vorsichtig sein, oder?
Wie schließt man das noch weiter aus? Wird nochmals nach der konkreten Person gefragt, wenn bei der Frage „Haben Sie einen davon gesehen?“ mit „ja“ geantwortet wird?
Und das ist gut so - denn wenn es
lediglich darum ginge, diese Wahrscheinlichkeit zu verringern,
könnte man man gleich fragen „ist Nummer 3 der Täter?“.
Das ist klar
Dann bräuchte man die „Auffüll-Personen“ nicht und ziemlich sicher würde ein genügend ähnlicher Verdächtiger automatisch „identifiziert“ (eben auch fälschlicherweise) werden.
Viele Grüße,
Nina