Gegenüberstellung

Hallo,

seit langem frage ich mich beim Krimischauen: Wer sind eigentlich die anderen (also nicht Tatverdächtigen) bei Gegenüberstellungen? Werden dazu einfach irgendwelche Zivilpersonen eingeladen, machen das Polizisten oder andere bereits auffällig gewordene Leute?

Vielen Dank für die Information!

Hallo Karlsson,
in den amerikanischen Krimiserien ist oft zu hören das es sich bei den anderen Personen unter anderen um andere Polizisten handelt die von der Größe und dem Typ in Frage dafür kommen. Umgekleidet werden sie dann dazu gestellt. Wenn sie einen haben dann werden die anderen 4 durch Personen von der Polizei ersetzt und an sonsten stellen sie alle Verdächtigen dort hin und füllen dann den Rest mit Polisisten auf.
Gruß Sunny

So wird es sein und dann wird gesehen, wer in Frage kommt. Mir persönlich fällt immer wieder dieser Film ein.

http://www.youtube.com/watch?v=9VOUr-3UqYI&feature=r…

Hallo,

die Gegenüberstellung ist die Vorwegnahme der gerichtlichen Beweisaufnahme und NICHT wiederhölbar. Dafür gibt es sehr klare Regeln (die aber in fast jedem Krimi nicht gelten):
Nachvollziehbarkeit jeder Phase der GÜ
Die Vergleichspersonen sollen dem Verdächtigen ähneln (also nicht 1 (verdächtiger) Asiate und 5 Mitteleuropäer). Wer die Gegenübergestellten sind, ist unbeachtlich; es können, müssen aber keine Polizeibeamten sein.
Keine ungerade Zahl von Gegenübergestellten (bei ungerader Zahl könnte sich ein Mitteleffekt einstellen)
Fotodokumentation der Gegenüberstellung
Fragestellung: „Ist der … unter den Personen?“ und NICHT „wer von den Personen ist der Täter?“

Die Nichtbeachtung der o.g. Punkte kann eine Nichtverwertbarkeit der GÜ zur Folge haben.

Gruss

Iru

Hallo Irubis,

Fragestellung: „Ist der … unter den Personen?“ und NICHT
„wer von den Personen ist der Täter?“

welchen Grund hat diese Form der Fragestellung?
Ich als Laie empfinde sie als ungenauer (Irrtumswahrscheinlichkeit größer), aber sicherlich hat man sich dabei was gedacht.

Viele Grüße,
Nina

Hallo!

welchen Grund hat diese Form der Fragestellung?
Ich als Laie empfinde sie als ungenauer

Richtig. Das ist Sinn der Sache. Denn möglicherweise ist der geschnappte Verdächtige gar nicht der Täter - in diesem Fall stehen da draußen sechs Personen, von denen keiner der Täter ist. „Wer von den Personen ist der Täter“ legt aber nahe, daß eine der sechs Personen der Täter sein muss, sie drängt dem Zeugen eine Auswahl auf. Die dann unter Umständen denjenigen trifft, der am nervösesten ist - nämlich den Verdächtigen. Schon hast Du eine falsche Identifizierung.

(Irrtumswahrscheinlichkeit größer)

Nein, nicht die Irrtumswahrscheinlichkeit ist größer, sondern die Wahrscheinlichkeit, daß der Zeuge den Verdächtigen nicht als Täter identifiziert. Und das ist gut so - denn wenn es lediglich darum ginge, diese Wahrscheinlichkeit zu verringern, könnte man man gleich fragen „ist Nummer 3 der Täter?“.

Gruß,
Max

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Hallo Denker,

Ich als Laie empfinde sie als ungenauer

Richtig. Das ist Sinn der Sache. Denn möglicherweise ist der
geschnappte Verdächtige gar nicht der Täter - in diesem Fall
stehen da draußen sechs Personen, von denen keiner der Täter
ist. „Wer von den Personen ist der Täter“ legt aber nahe, daß
eine der sechs Personen der Täter sein muss, sie drängt dem
Zeugen eine Auswahl auf. Die dann unter Umständen denjenigen
trifft, der am nervösesten ist - nämlich den Verdächtigen.
Schon hast Du eine falsche Identifizierung.

das ist schon klar :wink: Genau das soll natürlich nicht passieren.

Ich meinte „ungenauer“ genau anders rum:

Unter x dem geschnappten Verdächtigen ähnelnden Personen bei der Vermutung, der Verdächtige sei darunter, findet man mitunter leicht jemand, den man „wiedererkennt“ (ähnelt dem tatsächlichen Täter bzw. der beobachteten Person).
Antwortet man nur, der Täter (bzw. die beobachtete Person) sei darunter, ist dies in diesem Sinne ungenau: Eine Verwechslung fällt nicht so schnell auf.
Bei einer Frage „Wen haben Sie gesehen“ (und sei es nur als Nachsatz, wenn die Antwort auf die „ob-Frage“ positiv ausfiel) dürfte dies rascher auffallen: Tippt er meinetwegen auf den dritten Herrn von links und ist sich ganz sicher, ist derjenige aber nur eine „Auffüll-Person“, dürfte die Zeugenaussage etwas vager einzuschätzen sein. Davon erfährt man aber bei der „ist er dabei?“-Variante nichts.

(Irrtumswahrscheinlichkeit größer)

Nein, nicht die Irrtumswahrscheinlichkeit ist größer, sondern
die Wahrscheinlichkeit, daß der Zeuge den Verdächtigen nicht
als Täter identifiziert.

Mit „Irrtumswahrscheinlichkeit“ meinte ich das, was ich jetzt schrieb.
Spielt das keine Rolle, bzw. wie unterscheidet man dann, ob der Verdächtige mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Zeugen (am Tatort oder in entsprechender Situation) gesehen wurde, und nicht das von mir beschriebene (Zeuge hat meinetwegen am Tatort einen glatzköpfigen korpulenten Mittfünfziger mit Karohemd gesehen und erkennt einfach in irgendeiner der ähnlichen Personen fälschlicherweise diese Person wieder, würde aber den untergemischten Verdächtigen nie und nimmer für die gesehene Person halten) passiert?
Prinzipiell muss man auch hier vorsichtig sein, oder?
Wie schließt man das noch weiter aus? Wird nochmals nach der konkreten Person gefragt, wenn bei der Frage „Haben Sie einen davon gesehen?“ mit „ja“ geantwortet wird?

Und das ist gut so - denn wenn es
lediglich darum ginge, diese Wahrscheinlichkeit zu verringern,
könnte man man gleich fragen „ist Nummer 3 der Täter?“.

Das ist klar :wink: Dann bräuchte man die „Auffüll-Personen“ nicht und ziemlich sicher würde ein genügend ähnlicher Verdächtiger automatisch „identifiziert“ (eben auch fälschlicherweise) werden.

Viele Grüße,
Nina

Hallo Nina!

Wie schließt man das noch weiter aus? Wird nochmals nach der
konkreten Person gefragt, wenn bei der Frage „Haben Sie einen
davon gesehen?“ mit „ja“ geantwortet wird?

Genau so isses. :smile: Nur halt nicht als Erstfrage, weil man sonst dem Zeugen die Entscheidung, ob der Täter überhaupt darunter ist, vorwegnimmt.

Gruß,
Max

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Hallo Denker,

das hast du wirklich fein erklärt. Man merkt, dass du dich mit sprachlichen Feinheiten auskennst (wie es auch in deiner Vika steht). Die Fragestellung ist so zu wählen, dass keinerlei irgendwie geartete Suggestion darin enthalten ist. In Krimis sieht man die tollsten Gegenüberstellungen, die in der Realität unverwertbar wären, aber dramaturgisch überzeugen.

Nebenher: Die Regeln für die Gegenüberstellung gelten auch bei einer Lichtbildvorlage.

Gruss

Iru

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Hallo Max,

Genau so isses. :smile: Nur halt nicht als Erstfrage, weil man
sonst dem Zeugen die Entscheidung, ob der Täter überhaupt
darunter ist, vorwegnimmt.

danke für die Aufklärung - mit der Zusatzfrage macht das natürlich absolut Sinn :smile:

Viele Grüße,
Nina

Hallo,

vielen Dank. Ist ja sehr interessant!

Viele Grüße