Gegenwart oder Vergangenheit

Hallo allerseits,

ich hab mal eine Frage. Ich bin mir nicht ganz sicher ob ich hier richtig bin, aber ich finde es hat in keine anderer Rubrik gepasst.
Also es geht um eine wissentschaftliche arbeit die ich verfassen muss. Ich hab gelesen, das man eine solche in der Gegenwart schreibt.
So, nun hab ich eine Umfrage gemacht. Ich möchte gerne etwas über den Rücklauf schreiben und bin nun in einem zeitlichen dilemma

Muß ich nun schreiben:
an der Befragung beteiligen sich 65 Architekten
an der Befragen haben sich 65 Architekten beteiligt?

Irgendwie finde ich es komisch, diesen Teil in der Gegenwart zu schreiben. Es hört sich nämlich so an, als wüßte ich bereits wieviel teilnehmen. Aber ich hab es eigentlich erst gewußt, nachdem die Befragung fertig war.(es war eine online Befragung auf dich ich nicht so viel Einfluss hatte)

Grüße und Danke

Iris

Hallo, Iris!

Um einen chronologischen Zusammenhang herzustellen, brauchst Du auch dann Vergangenheitsmarkierungen, wenn der Text prinzipiell im Präsens steht. Dazu dient - wie Du schon angedeutet hast - das Perfekt. Es ist in gleicher Weise auf das Präsens bezogen wie das Plusquamperfekt auf das Präteritum:

„An der Umfrage haben sich … Personen beteiligt.“

ist also völlig korrekt.

Gruß, Wolfgang

Hallo Wolfgang!

„An der Umfrage haben sich … Personen beteiligt.“

ist also völlig korrekt.

Ich hätte am Präteritum auch nichts auszusetzen, im Gegenteil: ich hielte es sogar für den besseren Schriftstil!

„An der Umfrage beteiligten sich … Personen.”

Es geht hier ja wahrscheinlich auch nicht um die Vorvergangenheit zu historischem Präsens. Bei einem Nachdem-Satz in einem im Präsenz geschriebenen Protokoll, würde ich auch das Perfekt bevorzugen.

Gruß Gernot

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Hallo, Gernot!

Beim Korrigieren - ist halt mein Geschäft - lasse ich typischerweise beide Varianten gelten. Das ist ein ähnlich vages Phänomen im Deutschen wie der Gebrauch des Konjunktiv 1 bei indirekter Rede.

Aber streng logisch sind nur die jeweiligen Kombinationen möglich. Oder würdest Du hier sagen, dass der pragmatisch orientierte Sprachgebrauch sich über diese Logik hinwegsetzt? Vielleicht.

Besten Gruß, Wolfgang

Hallo Wolfgang!

Aber streng logisch sind nur die jeweiligen Kombinationen
möglich. Oder würdest Du hier sagen, dass der pragmatisch
orientierte Sprachgebrauch sich über diese Logik hinwegsetzt?
Vielleicht.

Naja, wer weiß, wann wir das erste Mal einen Nachdem-Satz im Präteritum auch nicht mehr anstreichen, zumindest dann nicht, wenn er die Vorvergangenheit zu historischem Präsens ausdrücken soll*.

Aber ich glaube ja, darum geht es hier gar nicht. Iris will doch nur die Ergebnisse ihrer Umfrage unter Architekten präsentieren.

Da schreibt sie am Anfang:

An der Befragung beteiligten sich 65 Architekten.

Dann kommt sie irgendwann zu den Ergebnissen. Die gibt Iris dann, je nachdem ob sie Aussagen betreffen, die zum Zeitpunkt der Befragung galten (und möglicherweise noch immer gelten) im Präsens wieder und solche Aussagen, die sich auf den Zeitraum vor der Befragung beziehen (etwa bei Fragen zur Ausbildung/zum Werdegang der einzelnen ArchitektInnen), gibt sie im Perfekt wieder. Dies drückt dann ja auch Vorvergangenheit zu historischem Präsens aus.

Etwa so: 50% der Befragten haben ihr Fach an einer Fachhochschule, 40% an einer Universität und 10% an einer Gesamthochschule studiert.

Die Eingangsschilderungen zur Auswahl der Befragten und den Befragungsmodalitäten stehen aber in keinem vorvergangen Bezug zu den von den Befragten gemachten Aussagen. Die stehen am besten in der Vergangenheitsform, die im Normalfall für schriftlichen Stil die erste Wahl ist: Präteritum.

Gruß, Gernot

*Ich streiche ja eigentlich gar nichts mehr an, sondern ziehe, wenn ich manche Arbeitspapiere lese, höchstens mal wie der strenge Logiker Mr. Spock die Augenbraue hoch.

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Hallo, Gernot!

Wir kennen den Kontext bei Iris zu wenig, um noch sophistischer weiterdiskutieren zu können. Beim Stand der Dinge halte ich weder Präsens noch Präteritum noch Perfekt für abwegig oder falsch. Ansonsten stimme ich dem, was Du zuletzt verdeutlicht hast, gerne zu.

Gruß, Wolfgang

Hallo ihr beiden,

vielen Dank für eure Antworten! Mit einem Schmunzeln hab ich die kleine Diskussion gelesen!
Ich hab durch meine Frage viel mehr erfahren, als ich eigentlich wollte. Prima! Ihr habt mir auf jeden Fall weitergeholfen.
Ich schreibe im Präsenz und hab mich für:
„xx Architekten beteiligten sich an der Umfrage“
entschieden

Grüße und schönen Abend noch

Iris

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Ich schreibe im Präsenz und hab mich für:
„xx Architekten beteiligten sich an der Umfrage“
entschieden

Grüße und schönen Abend noch

Iris

Servus Iris,

ohne alle Häme:

Du solltest vor der Abgabe Deiner Arbeit einen Menschen mit guten Rechtschreibkenntnissen präsent haben. Der muss nicht unbedingt in Deiner Nähe wohnen - mit der ‚Überarbeiten‘-Funktion von WORD und von ‚Open Office Writer‘ geht das auch über große Entfernungen.
Viel Glück

Kai