Gehälter während der Weltwirtschaftskrise 1929 / Inflation

Hallo liebe Historiker,

ich habe da mal eine Frage:
Wie wurden in Zeiten von Inflation in Folge der Weltwirtschaftskrise die Löhne der Arbeiter angepasst? Stieg der Betrag der Gehälter genau so wie die Preise für Brot etc.? Oder wurde der Betrag erst auf den Konten angepasst?

Vielen Dank schonmal für die Antworten.
dudde

Was meist Du mit ‚auf den Konten‘?
Hallo,

Im Zusammenhang mit Inflation ist mir nicht klar, warum jemand Beträge auf Konten anpassen sollte (eher bei einer Währungsreform), oder warum jemand Löhne dann an den Lebenshaltungskosten koppeln sollte (dann wäre der Sinn der Inflation absurd).

Die Hyperinflation, die Du vielleicht meintest, war in Deutschland noch früher : http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Inflation_1914…

Gruß
achim

Hallo!

Oder wurde der Betrag erst auf den Konten angepasst?

Konten - welche Konten? Die meisten gewöhnlichen Leute hatten kein Bankkonto. Den Lohn gab es wöchentlich in der Lohntüte http://www.gratis-webserver.de/Tagebau-Espenhain/dat… - übrigens noch in den 60ern und vereinzelt auch noch deutlich später. O. g. Link zeigt eine Lohntüte aus der DDR, im Westen sah es aber ähnlich aus. Regelmäßige Zahlungen wurden an der Haustür eingesammelt oder bar zum Empfänger getragen, etwa zum Vermieter, der die Zahlung in ein Mietbuch eintrug. Wenn es gar nicht anders ging, füllte man eine Zahlkarte aus http://world-of-1860.de/assets/images/Drucksachen_00… und legte das Bargeld am Postschalter in eine Schublade, die der Postbeamte (sowas gab’s damals noch) unter der Trennscheibe hindurch zu sich zog.

Während der Hyperinflation hortete niemand Bargeld. Geld wurde schleunigst ausgegeben, sofern man jemanden fand, der Ware dafür herausrückte. Für den Wertverlust der Guthaben auf Konten oder für Angespartes in der Rentenkasse gab es natürlich keinerlei Ausgleich. Auf diese Weise gingen Altersversorgungen verloren. In Bargeld hatte niemand mehr Vertrauen, abgesehen davon, dass ganze Schubkarren voller weitgehend wertlosen Scheinen und ein Milliardenbetrag für ein Brot nicht wirklich praktisch waren. Das Spiel endete erst mit der auf Sachwerten fußenden Rentenmark http://de.wikipedia.org/wiki/Rentenmark. Aber nur 10 Jahre später machten sich Nazis daran, die Währung erneut zu ruinieren. Nach einem Jahr Kanzlerschaft Hitlers war der Staat pleite und auf Raubzüge angewiesen, was denn ja auch geschah.

Das alles hindert aber heute manche Leute nicht, von der umlagefinanzierten Rente wieder auf den Kapitalstock zurück zu wollen. Auf diese Weise entstünde ein riesiger Topf mit Spielgeld, das bei erstbester Gelegenheit futsch wäre. Ist schon klar, wäre natürlich kein Spielgeld - weil es Politiker versprechen. Und die Erde ist eine Scheibe.

Gruß
Wolfgang

Moin,

Oder wurde der Betrag erst auf den Konten angepasst?

ich erinnere mich noch gut, meinen Vater begleitet zu haben, als er wöchentlich das Geld an der Lohnstelle abholte, incl. einem echten Lohnstreifen. Das war ein ca. 1 cm breiter Streifen, wo alle Angaben aufgedruckt war, Brutto, Lohnsteuer, Abgaben etc.
Das Ding war schön ordentlich aufgerollt.
Anschließend ging es ins Nachbarbüro, um dort die Miete für die Werkwohnung zu zahlen.

Während der Hyperinflation wurde das Geld zum Schluss täglich ausgezahlt, irgendwann, kurz vor Schluss sogar morgens und abends.
Dann wurde schleunigst versucht, irgendwelche Sachwerte, hauptsächlich Nahrung, dafür zu kriegen.

Gandalf

Zu der Zeit war noch die

wöchentliche Barzahlung

des Arbeitslohnes üblich,in der Regel immer am Freitag.

Zum Ende der Inflation wurde von den staatlichen Großbetrieben (Bahn/Post) und den Kommunen sogar eigenes Geld ausgegeben,sehe hier zum B.
http://www.europeonline-magazine.eu/bild.php?breite=…

da die Reichsbank gar nicht mehr so schnell Geldscheine in Umlauf bringen konnte.

Servus,

wie Gandalf bereits geschildert hat, wurden Löhne und Gehälter auf dem Höhepunkt der Inflation 1923 täglich ausgezahlt. Die Buchhalter und Lohnbuchhalter waren hauptsächlich mit Umrechnen beschäftigt.

  • Dass die Leute 1923 andere Sorgen als die präzise Verfolgung der Geldentwertung haben, illustriert eine Episode aus dem Vagabundenleben meines Großvaters (er war Monteur bei den Maybach Motorenwerken): Der war im November 1923 in Oslo auf Montage und bekam seine Spesen telegrafisch per Postanweisung - täglich, damit er sich von den ebenfalls täglich abnehmenden Gegenwerten in Kronen überhaupt ein bissle was zu Essen kaufen konnte. Und dann kam der Tag, an dem die Postanweisung auf Rentenmark ausgestellt war und er zwei Tage lang nichts zu Essen hatte, weil bei der Post in Oslo niemand wusste, wie man die Rentenmark umrechnen sollte und der Betrag im Vergleich zu den Billionen vorher so verdächtig gering ausschaute.

Schöne Grüße

MM

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