Gehahr durch Risse in der Wand und im Boden - altes Haus

Hallo,

diese Anfrage dient eigentlich mehr zur Beruhigung unserer leicht verängstigten Gemüter.
Wir wohnen in einem alten Haus, hundert Jahre wird es wohl schon auf dem Buckel haben. Das Haus weißt erheblich schiefe Böden auf, also derart schief, dass man dazu keine Wasserwaage und auch keine rollende Flasche mehr braucht, um das zu erkennen. Vor einigen Jahren wurde das Haus, nachdem es vom Kneipier aus der sich im Paterre desselben Hauses befindlichen Kneipe bewohnt, vom jetzigen Vermieter gekuaft und sagen wir mal aufgehübscht. Es ist ein schönes Haus und auch wohnlich renoviert, aber hier und da sieht man schon ganz offensichtliche Mängel.
Die Kneipe ist nicht mehr im Betrieb und diente längere Zeit als Rumpelkammer.
Kürzlich haben wir dort mal ordentlich aufgeräumt und saubergemacht. Dabei haben wir einige Risse entdeckt.
Der erste Riss befindet sich in einem Vorraum der Kneipe auf Parterre-Ebene. Er verläuft von der Mitte des Boden (ca. 1m - der Raum ist nur knappe 2m breit) bis auf eine Höhe von ca. 3 Metern die Wand hinauf.
Der zweite Riss kam unter einem Kneipenmöbel zum Vorschein. Er befindet sich nur im Boden und es ist bisher noch nicht klar erkenntlich, wie weit er reicht, da der Kneipenboden mit altem Teppich regelrecht verkleistert ist und die Wände mit bröckligem Putz versehen sind.
Hier und da gibt es auch noch kleinere Risse an den Wänden, bei denen nicht klar ist, ob sie sich nur durch den Putz ziehen oder tiefer gehen.
Die beiden großen Risse sind gut fingerdick und scheinen auch einigermaßen tief.
Zur Info: unter dem Haus befindet sich noch ein Keller, der etwa 2m hoch ist.
Wir wären normalerweise nicht gleich besorgt wegen schiefer Böden und ein paar Rissen in der Wand, aber in Gesprächen mit Nachbarn lies der eine oder andere auch mal durchscheinen, dass der Hausbesitzer mit ach und krach das Statiker-Ok bekam.
Wir glauben nicht wirklich daran, dass jemand fahrlässig wirklich gefährlich Mängel vertuscht, aber wenn es vielleicht einfach durch Unachtsamkeit geschieht?
Das Haus hat übrigens inkl. Parterre vier Stockwerke und steht nicht frei, sondern ist in eine Häuserzeile integriert. Es steht in einer belebten Wohngegend einer mittelgroßen Stadt in Gewässernähe. Ich hasbe mal gehört, dass die Häuser hier in der Gegend auch oft schief sind, weil irgendwelche Gräben unter ihren Fundamenten verlaufen. Genau kann ich das gar nicht wiedergeben, aber der Fachmann weiß vielleicht, was gemeint ist.

Diese Frage ist sehr lang, aber es bedarf doch schon einiger Erklärung, um hier individuell zu urteilen.
Wir wissen, dass für eine fachgerechte und aussagekräftige Überprüfung eine Begehung vor Ort von Nöten ist. Wir wollen uns aber auch nicht bei einem Fachstatiker lächerlich machen, abgesehen davon. dass wir uns ein solches Gutachten gar nicht leisten könnten. Es ist ja auch nicht unsere Aufgabe, die Gemäuer eines Mietshauses, in dem wir zur Miete wohnen, zu überprüfen.
Wie gesagt, wir wollen uns eigentlich ja nur etwas beruhigen und glauben fest an eine postive Antwort.

Ich bedanke mich im voraus für Antworten! Jeder Hinweis kann uns helfen!

Gruß,
Cate

Hallo Cate.
Für dieses Problem läßt sich keine Ferndiagnose stellen. Es wäre unverantwortlich, hier zu beruhigen oder auch Entwarnung zu geben.
Grundsätzlich läßt sich aber sagen:
Ein Bauwerk versagt im allgemeinen nicht schlagartig, sondern kündigt sich durch größer werdende Risse mit entsprechend lautem Knacken an.
Sollten die von Ihnen gesichteten Risse sich verändern, so sollten Sie einen Fachmann vor Ort befragen.
mfg
Bernd Musholt

Da sollte man zuerst einmal einen örtlichen Bodengutachter befragen.

MfG

Hallo Cate,

gerne will ich dir ein paar Sätze zu deiner Frage schreiben.

Wie du ja schon selbst festgestellt hast, werde ich dir keine Antwort auf deine Frage geben können.
Das ist aber gar nicht nötig, weil du die Antwort auch selbst herausfinden kannst und zwar mindestens genausogut wie der beste Fachmann per Ferndiagnose.

Ein Riss zeigt zunächst mal nur an, dass sich die Konstruktion in eine Art Wohlfühlstellung begeben hat. Das gleiche machst Du auch. Wenn du dich z.B. auf eine Wiese setzt liegt da vielleicht ein Stein, der drückt. Nun hebst du deinen Allerwertesten ein wenig an und setzt dich ein paar Zentimeter daneben.

Die Wand oder der Boden hatte an der Stelle eine so grosse Spannung, dass er sich erstmal entspannt hat.

Auf deiner Wiese war jetzt neben dem Stein der Boden vielleicht etwas weich und du sinkst ein wenig ein, und bewegst dich damit nochmal ein klein wenig vom Stein weg. So hats auch die Wand gemacht.

Nun könnte es (theoretisch) sein, dass es neben deinem Sitzplatz schief den Berg hinuntergeht und sich deine Sitzposition ganz langsam abwärts bewegt.
Wenn es dann wieder eben wird, wirst du einfach woanderst sitzen. Wenn es sehr lange den Berg hinuntergeht wird die Entfernung zu dem Stein, auf den du dich nicht setzen wolltest immer größer.

Nichts anderes macht die Konstruktion deines Hauses auch. Als erstes solltest du schauen „ob es noch den Berg hinuntergeht“ oder schon wieder eben ist. Dazu musst du den Riss längere Zeit beobachten und schauen ob er größer wird. Du könntest ihn z.B. immer wieder messen oder eine sogenannte Gipsmarke setzen. Wenn eine solche Gipsmarke richtig gesetzt ist wird diese auch einen Riss bekommen, wenn sich dein eigentlicher Riss vergrößert.

Wenn sich dann nichts oder nur unmerkliches verändert, ist das ein Hinweis darauf, dass alles o.k. ist. Wir sagen dazu es hat sich wieder ein Gleichgewicht eingestellt.

Wenn du darüberhinaus sichergehen willst, sollte dein Vermieter das von einem kompetenten Statiker beurteilen lassen. Das würde dich je eigentlich auch nichts kosten.

Viele Grüße
Jochen

PS:
Die Auskünfte und Ratschläge, die hier erteilt werden, ersetzen nicht die Beratung durch einen Statiker vor Ort und sind vollkommen unverbindlich. Ratschläge von Fachkundigen (Ärzten und/oder Heilpraktikern, Apothekern usw.) sind von diesem Vorbehalt nicht ausgenommen, da durch die Schriftform eine echte Beurteilung der Situation, ausgeschlossen ist.

Gleichzeitig setzen wir vorraus dass Internetnutzer mündige Bürger sind und für ihr eigenes Handeln auch selbst die Verantwortung übernehmen.

Sehr geehrte Damen und Herren,
kleiner Risse und Schiefe Böden sind in alten Mauerwerksbauten nichts ungewöhliches.
Auch fingerdicke Risse müssen noch keine Gefahr für die Standsicherheit bedeuten. Bei dieser Rissbreite sollten Sie jedoch auf jeden Fall einen ansässigen Statiker zu rate ziehen. Hier kann nur eine Begutachtung vor Ort Gewissheit bringen. Auch wenn der Riss die Standsicherheit nicht gefährden sollte, ist eine Risssanierung, nach klärung der Ursachen und ggf. deren Beseitigung, angeraten.
Mit freundlichen Grüßen
Th.

Hallo Cate,

ich entnehme Ihrer Anfrage, daß schon mal ein Statiker vor Ort war. Vor einem guten Statiker macht man sich nicht lächerlich.
Risse entstehen immer bei Zug- und/oder Schubspannungen. Meistens beunruhigen sie, manchmal sind sie nicht zu vermeiden. Große, fingerdicke Risse sind nicht gut. Festzustellen wäre, ob die Ursache dafür noch da ist oder nicht. Das kann man mit einer s.g. „Gipsmarke“ rausfinden: mit einem Klecks Gips den Riss überbrücken und gucken, ob der fingerdicke Riss wiederkommt. Wenn ja, nicht gut.
Gewässernähe bedeutet mitunter Bewegung im Baugrund, gerade bei den Wetterkapriolen der letzten Tage. Vielleicht haben die benachbarten Gebäude neuerdings auch Risse…
Auf jeden Fall sollte vor Ort ein Statiker sich das anschauen. Wenden Sie sich an die Ingenieurkammer Ihres Bundeslandes, dort wird Ihnen geholfen (zumindest ist das meine Erfahrung in Sachsen), eine
Ferndiagnose ist immer schwierig.

Ich hoffe, ich konnte helfen und würde mich über ein Feedback freuen.

P. Roßbach

Hallo und guten Tag !

Bitte entschuldigen Sie mein späte Antwort. Der von Ihnen beschriebene Schadensfall kann sicherlich nicht ohne örtliche Besichtigung fachkundig begutachtet werden. Ich empfehle Ihnen dringend, wenn nicht schon längst geschehen, einen Statiker aus Ihrer Nähe zu befragen. Er muss ja nicht gleich das ganze Gebäude nachrechnen, aber kostenlos werden Sie hier wahrscheinlich keine kompetente Aussage bekommen können. Klären Sie aber bitte vorab die Rechtslage, ob Sie die Räumlichkeiten überhaupt betreten dürfen. Bedenkliche Anzeichen, die eine gründliche Untersuchung begründen, haben Sie meines Erachtens nach schon zusammengeschrieben und es wäre nun in jedem Fall zu prüfen, ob die beschriebenen Risse unverändert groß bleiben oder sich fortan vergrößern. Eine stetige Rissvergrößerung würde meine Bedenken natürlich nur bekräftigen. Es tut mir leid, dass ich Ihnen keine konkrete Antwort auf Ihre Frage geben kann, aber ich denke, das ist in Ihrem Fall auch nicht ohne Ortsbesichtigung möglich.

Mit freundlichen Grüßen, Oliver Schmitt
(Bauingenieur, Hochbau-Statiker)