Na und?
Auch wieder Hallo,
Soweit korrekt, allerdings gehören Erfolgsbeteiligungen, Boni, Aufwendungen für Mehrarbeit etc. nicht da rein, sondern nur das, was der Arbeitnehmer in jedem Fall bekommt und das sind die Monatsgehälter, Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Mehr nicht.
Das ist aber auch das, was man als „Gehaltsvorstellung“ normalerweise hinschreibt.
Niemand schreibt „Ich erwarte €123456 pro Jahr, darin enthalten sind Boni, Fahrtkosten, Überstunden, Verpflegungsaufwände, Equipment, Betriebsrente, betrieblicher Zuschuss zur privaten Krankenver…“
Man schreibt bei Gehaltsangabe „Ich erwarte €60k pro Jahr“ - daß da dann möglicherweise nach konkreten Gegebenheiten des Zielunternehmens noch was zu kommt, sollten beide Seiten wissen.
Möglicherweise kann man sagen „€40k fest + €20k variabel“ - aber da weiß man ja nicht, wie das Zielunternehmen die Zielerfüllung handhabt.
Und daß nicht vertraglich geregelte Überstunden oben drauf kommen, muß man nicht erwähnen, weil das sonst das Arbeitsgericht klärt (will meinen: das weiß jeder halbwegs intelligente Personaler sowieso).
Am Schluß ging es mir nur darum: 12 oder 15 Monatsgehälter ändern an der Summe nichts.
Aber zurück zur Frage.
Es interessiert auch nicht wirklich, was man jetzt als Gehalt
bekommt,
Und ob das interessiert. Das aktuelle Gehalt sagt auch immer was über die aktuelle Leistung/Verantwortung aus
Was viel mehr darüber aussagt, ist der Lebenslauf und die derzeitige Stellenbeschreibung.
Was genau sagt das Gehalt über Verantwortung und Leistung aus?
Hast Du schon mal gesehen, was bei einem Zahnarzt mit 5 Helferinnen mit gemieteter Praxis in der Münchener Innenstadt am Jahresende übrig ist?
Und was bei einem „Krankschreiber“ mit 60% Privatkundenanteil hängen bleibt?
und wenn ein 35.000er sich auf eine 60.000er Stelle bewirbt, kann er noch so fähig und qualifiziert sein, man wird ihn kaum einstellen, da die neue Stelle einfach eine Nummer zu groß für ihn ist.
Unsinn. Vielleicht war er auch einfach nur massiv unterbezahlt und bewirbt sich deswegen?
Ich kenne genau so einen Fall aus meinem Bekanntenkreis. Hatte fachliche und disziplinarische Verantwortung, hat mit (unbezahlten) Überstunden hochkarätige Projekte für die Firma durchgeboxt und wurde mit €38k pro Jahr abgespeist.
Die Konkurrenz hat ihn prompt für €60k als Projektleiter genommen und sich noch ins Fäustchen gelacht, weil er so billig arbeitet.
Genauso sind auch hohe Gehälter schädlich. Wer sich als 70.000er auf eine 40.000er Stelle bewirbt, kann tausendmal sagen, dass 40.000 ihm reichen, glauben wird man es ihm nicht (es sei denn er sehr hat gute Gründe, wie familiäre Zwänge etc.) und man wird ihn daher auch nicht einstellen bzw. einladen.
Schlau ist der Personaler, der versteht, dass Geld nicht alles im Leben ist. Außerdem, wenn er weiß, dass Arbeiten in Konzernen und Mittelstand etwas völlig Anderes ist und aufgrund der finanziellen Mittel des Mittelstands auch anders dotiert wird.
So ist es zwar ein Leichtes, als Experte im Konzern himmlische Gehälter zu schaufeln, aber man wird einfach nicht glücklich damit, wenn das persönliche Lebenswerk dank einer neuen tollen Strategie aus Amerika einfach mal auf Halde gelegt wurde oder man den Mitarbeiter klar wissen läßt, dass man „Human Resources“ auch „Personelles Material“ übersetzt.
Und umgekehrt, ein mittelständisches Unternehmen, welches tatgtäglich ums Überleben kämpft, kann auch nicht so leicht eine Schippe auf das Gehalt draufschlagen, bloß weil der Mitarbeiter gut und wichtig ist.
Zahlt der Kunde für das Produkt nur X€, so kann man dem noch so talentierten Mitarbeiter für seine Leistung auch nicht mehr als X€ geben.
Nicht unbedingt. Als Bewerber will man ja auch nicht (es sei denn, man übt noch) zu Vorstellungsgesprächen fahren, die nicht erfolgreich sein können.
Man sollte sich auch nicht auf Stellen bewerben, die man nicht versteht.
Wer frühzeitig die Stellenbeschreibung, die Branche und das Marktniveau recherchiert, der weiß, was auf der Stelle üblich ist.
Ich drücke es mal ganz einfach aus: Das Gehalt ist das Resultat einer Vielzahl von Faktoren.
Wer so dumm ist, aus einer einzigen Zahl Rückschlüsse über diese mannigfaltigen Faktoren zu schließen, der hat es eh nicht besser verdient.
Eher sollte man das Zusammenspiel der einzelnen Faktoren nutzen, um die Masche des verfügbaren Gehalts möglichst so fein zu schließen, dass sowohl dem Personaler als auch Bewerber ohne Nennung einer Zahl klar ist, von welchen Summen man eigentlich spricht.
Wenn ich z.B. 50.000 verdiene und auf jeden Fall auch in meinem neuen Job so viel verdienen möchte, dann kann ich diesen Wunsch durchaus auch unaufgefordert in die Bewerbung reinschreiben.
„Sehr geehrter Personaler,
ich habe keine Ahnung was Sie von mir wollen könnten, was Ihr Unternehmen tut und was man bei Ihnen üblicherweise bezahlt, aber ich möchte bei Ihnen auch das bekommen, was ich bisher hatte.
Dabei bin ich jederzeit leicht ersetzbar, da meine Leistung auch in anderen Unternehmen von anderen Leuten genauso gemacht und vergütet wird.“ - darauf läuft es doch hinaus.
Beste Einstiegsvoraussetzung in eine Gehaltsverhandlung, scnr.
Das hat dann den Vorteil, dass ich für Stellen, die mit 45.000 oder weniger dotiert sind, gar nicht erst eingeladen werde und nicht meine Urlaubstage verplempere, zumal man ja auch nicht in jeder Firma ständig kurzristig 1 Tag Urlaub nehmen kann, ohne dass es auffällt.
Hier mal ein ganz persönlicher Tip:
Bevor ich mir überhaupt die Mühe mache, eine Bewerbung zu formulieren, recherchiere ich etliche Stunden im Internet - und bei Gefallen rufe ich persönlich bei der ausschreibenden Stelle an und versuche noch Insider-Informationen zu bekommen.
Das hat den Vorteil, dass ich mir sogar die 4-6 Stunden für die Formulierung eines Bewerbungsschreibens erspare, wenn es nicht zusammen passen kann.
Die Sache ist nur, dass Dir im AT-Bereich kein AG ein Angebot machen wird, bevor er nicht Dein aktuelles Gehalt bzw. Deine Vorstellungen kennt.
Die Sache ist aber auch, dass im AT-Bereich kein AG jemand einstellen wird, anhand dessen Profil nicht eindeutig erkennbar ist, wie seine Vorstellung sein sollte.
Ob man dann noch eine gesunde Selbsteinschätzung tätigen kann, steht auf einem anderen Blatt. Das läßt sich aber eher in Relation zum Vorstellungsgespräch als zum 1-seitigen Bewerbungsschreiben einstufen.
Über das Gehalt wird spätestens im zweiten Vorstellungsgespräch immer geredet. Und das Angebot kommt ja (wenn überhaupt) erst danach.
Genau. Aber deswegen sollte man es nicht direkt vorweg nehmen.
AT-Bereich sind Premiumleistungen.
Im Premium-Preissegment ist es auch im Handel nicht unüblich, dass der Preis erst Diskussionsthema wird, nachdem der Kunde zugestimmt hat, dass er das Produkt/die Leistung prinzipiell möchte.
Kein ernst zu nehmender Mensch geht zum Porsche-Händler und sagt kurz vor der Vertragsunterzeichnung „Eigentlich habe ich nur das Budget für einen Dacia eingeplant…“ - genau so agiert auch Human Resources.
Das gehört mit dazu.
Denn im AT-Bereich sollte man diese Spielregeln kennen.
Es ist impliziter Teil der Qualifikation.
Man sollte immer daran denken, im Endeffekt ist die Bewerbung eine Mischung aus Marketing- und Vertriebstätigkeit.
Man setzt sich selbst in Szene, um sich (bzw. seine Leistung) zum bestmöglichen Preis zu verkaufen.
Gruß,
Michael