Geheimnisvolles Virus

Warum hat Frankreich es geschafft, die Infiziertenzahlen ganz schön weit nach unten zu kriegen (meine Hochachtung!), während Österreich und die Schweiz immer noch sehr viele Neuinfizierte haben?
Kann das jemand beurteilen?

Ich habe den Eindruck, dass es immer noch sehr schwer einzuschätzen ist, welche Maßnahmen bei welcher Grundstimmung in der Bevölkerung starke Wirkungen haben.

Karl

Woher weißt Du das? Für mich sind nur die Übersterblichkeitsdaten im Vergleich zu den vorherigen Jahren ein Vergleichsinstrument denn wer weniger testet hat auch geringere Fallzahlen.

Ohne mich im Detail in die Maßnahmen eingelesen zu haben, so scheint mir doch der Grund zu sein, daß die Franzosen in Paris bereits Anfang Oktober und für die meisten anderen Großstädte Mitte Oktober hart auf die Bremse getreten haben, während es Österreich Anfang November - also zwei/vier Wochen später - auch mit einem „Lockdown Light“ versuchte, was so sehr in die Grütze ging, daß man - weitere zwei Wochen später - auch wieder die harte Variante einführte.

Daß man sich in Österreich so viel Zeit ließ wie in Deutschland hat den banalen Grund, daß es dort wie hier erst wieder langsam losging, was wiederum recht einfach darauf zurückzuführen ist, daß Österreich und Deutschland die Epidemie im Frühjahr sehr schnell entdeckten und gut eindämmen konnten. In der Folge war die Infektionstätigkeit im Hintergrund recht schwach, während sie in Frankreich und Spanien viel stärker stattfand. Dies führte zu einem viel früheren wieder stärkeren Aufflammen in Spanien und Frankreich (in beiden Ländern ging es ja im Juli schon wieder erkennbar los). Das wiederum hatte zur Folge, daß man viel früher stärkere Maßnahmen ergreifen mußte, während wir uns hier auf unseren Erfolgen im Frühjahr ausruhten und lange glaubten, die Sache schon irgendwie im Griff zu haben, weil wir das ja im Frühjahr auch schon konnten.

Der Fehler liegt darin, daß wir dachten, daß wir etwas anders gemacht haben, aber es ist nur der Faktor Zeit, der den Unterschied machte und der auch dazu führte, daß Frankreich, Spanien und Italien viel stärker durchgreifen mußten, um Epidemie in den Griff zu bekommen. Diesmal waren wir nicht früher, sondern später dran, wenngleich auch bei noch niedrigeren Fallzahlen.

Allerdings führe ich die aktuell niedrigen Fallzahlen darauf zurück, daß die Gesundheitsämter heute immer noch weit davon entfernt sind, die Fälle nachverfolgen zu können wie sie das noch im September konnten. Damit gehen natürlich viele positive Menschen nicht in die Statistik ein, die man im September noch mit drin gehabt hätte.

Insofern gehe ich davon aus, daß die Infektionstätigkeit noch weit oberhalb dessen liegt, was wir seit drei Wochen zeigen (7-Tages-Durchschnitt rd. 18.000 neue Fälle pro Tag) und uns erst langsam wieder von oben diesem Wert annähern, d.h. es noch Zeit brauchen wird, bis offiziellen Zahlen wieder ähnlich korrekt sind wie noch vor vier Wochen. Eine Dunkelziffer wird es natürlich weiterhin geben.

Insgesamt (also mit Dunkelziffer) sind es wahrscheinlich immer noch insgesamt ca. 4 Mio. Infektionen in Deutschland. Von der Herdenimmunität, an die viele immer noch glauben wollen, sind wir also noch weit entfernt und werden diese auch vor Einsetzen der Impfungen nicht erreichen.

Gruß
C.

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Sterbezahlen, alle Krankheiten

Und was Du uns damit sagen möchtest, dürfen wir uns nun selbst überlegen?

Ist aber so schwer nicht.
Diese Grafik sagt, dass, wenn sie stimmt, sowohl in Frankreich, als ebenfalls in der Schweiz die Sterbezahlen rückläufig sind und damit hoch wahrscheinlich auch die Infiziertenzahlen und dass die Schweiz in der Entwicklung nur etwas hinterher hinkt.
Aktuell gibt es in der Schweiz eine 7-Tages-Inzidenz von etwas über 300, in F rund 120.
Ich habe mich lange ausgeklinkt aus all dem, erinnere aber, dass F früher angefangen hat mit Maßnahmen?
Andererseits ist die Letalität in der Schweiz erheblich niedriger, als in F.

Auch das geschmähte Österreich hat eine recht niedrige Letalität, so dass sich auch sagen liesse, dass die Maßnahmen schon angemessen waren. (ich persönlich finde das nicht, nachdem ich das miterlebe, es wäre noch viel besser gegangen, wenn früher.)
Wer ein besseres Gesundheitssystem hat, kann länger zuwarten???

Für die Erkenntnis brauche ich aber keine „baseline“ und keine Übersterblichkeit. Da schwingt doch wieder irgendetwas mit.

Naja, da ist ja zumindest eine Größenordnung im Spiel, die variabel ist, und zwar die Deklaration als Covid-Toter. Betrachtet man die Fallsterblichkeit muß man sich noch Gedanken machen, ob der Nenner nicht zu klein ist.

Ich habe dann mal wieder was gebastelt (nicht wirklich schön, aber man kann erkennen, auf was ich hinauswollte:


Quelle der Daten: Robert Koch-Institut: SurvStat@RKI 2.0, https://survstat.rki.de, Abfragedatum: 03.12.2020

Der Lockdown ultralight funktioniert - für den Altersbereich 18-33 Jahre. Die Partypeople. Nun, wo wir das im Griff haben, können wir uns vielleicht doch mal um die Kindergärten und Schulen kümmern?

Anekdote: Erzieherin in der Nachbargruppe des Neffen positiv getestet. Letzter Kontakt: 24.10. Danach Kindergarten zu. Das Kind wurde für den 1.12. zum Test geladen. Kind positiv (erstaunlich genug, da schon eine Woche nach dem letzten Kontakt. Wahrscheinlich war das Kind zum Zeitpunkt des Tests nicht mehr infektiös. Wie dem auch sei: nun zwei Wochen Isolation. Die anderen vier Geschwister sind zwischenzeitlich natürlich in der Schule gewesen und die Eltern bei der Arbeit.

Der Clou: es ist nur das eine Kind getestet worden, nicht aber die Geschwister und nicht die Eltern. Die bekommen irgendwann einen Testtermin. Neulich las ich von einem Fall, da kam der Brief mit den Quarantäneauflagen sechs Tage nach dem Ende des darin angegebenen Zeitraums an.

Das Kind ist sowas von im Brunnen. 500 Tote jeden Tag - und die Idioten werden nicht müde zu erklären, daß das ja alles nur Leute sind, die mit Corona gestorben sind, aber eigentlich einen Herzinfarkt hatten oder einen Schlaganfall und bei der Aufnahme zufällig positiv getestet wurden. Was für Schicksalsschläge: mit Herzinfarkt oder Schlaganfall im Krankenhaus und dann auch noch auf Corona positiv getestet und dann an Herzinfarkt, Schlaganfall oder diabetischem Schock gestorben…

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Es wird gezeigt die Inzidenz zusammengefasst für November in den Altersgruppen.
Partypeople sind brav.Schon mal gut.
Und , es ist massiv in den Altersheimen angekommen.Schlecht.
Der Rest, auch die Kinder und Jugendlichen- es wäre ja mal interessant, wenn man ihn mit anderen Monaten vergleichen würde- muckelt so vor sich hin.
Ja, aus dieser Grafik lese ich auch, dass die Schulen zu gemacht gehören.
Und, dass es den Studierenden nicht gut gehen kann.
Wenn man sich aus dem Fenster lehnen wollte, könnte man tatsächlich sogar sagen, die Kinder schleppen es in die Familien.Auch zu den noch fitten Omas und Opas.

Mein Eindruck seit Monaten ist, dass die Kontrolle verloren gegangen ist.Auch, weil zu viel eingewandt wird oder werden muss gegen alles Mögliche.
Bin immer noch für einen 3 Wochen hammerhart-Lockdown.Und Ende Gelände.(Ausser, man vergisst wieder ganz schnell, wohin es führen muss, wenn sich nicht benommen wird.)

PS: Meine Altergruppe ist übrigens auch sehr brav!
PPS: Dass Du aber auch nie die Achsen benennst!

Sehr spannend!
Eigentlich ist es ja einleuchtend, dass die 18 - 33jährigen durch die Maßnahmen Sport, Fitness, Gastronomie besonders betroffen sind, oder?
Und sich vermutlich mehrheitlich einigermaßen richtig verhalten.

In meiner Schule versucht die Schulleitung übrigens das ständig verspätete Handeln des Gesundheitsamtes zu kompensieren:

  • ständige Nachfragen beim Gesundheitsamt
  • Erfindung einer „freiwilligen Quarantäne“ von Kollegen und Schülern nach Abstimmung mit der Schulleitung, solange man nichts vom Amt hört
  • eigene Überlegungen zur Einleitung von zeitweiliger Fernbeschulung
  • über die Richtlinien hinausgehenden Corona-Regeln (z. B. jede Lehrkraft in der Grundschule arbeitet seit August nur in einem Jahrgang)
  • Versuch, bei Verdachtsfällen sehr schnell nachzuhaken und zu informieren

Karl

Und man muß sich immer vor Augen führen, daß Kinder weniger bzw. zu spät getestet werden. Kind schleppt Infektion in Familie ein (Tag 0). Erwachsener bekommt Symptome an Tag 2 oder 3, bekommt einen Testtermin an Tag 5 oder 6 (mit viel Glück; meine Schwägerin (Lehrerin) bekam einen Testtermin für Tag zehn nach letztem Kontakt mit Infiziertem; dann kann man es auch lassen). An Tag 7 oder 8 ist das Ergebnis da. Dann Testtermine für die Familie - idealerweise an Tag 9 oder 10, aber irgendwann ist auch mal ein Wochenende dazwischen, so daß es eher Tag 11 oder Tag 12 ist. Dann wird das Kind nur noch mit ganz viel Glück überhaupt positiv getestet. Die Schulkameraden aus der Klasse, bei denen es ja dann wieder zwei Tage dauert, ganz sicher nicht. Und schon haben wir zehn oder 20 im Hintergrund weiterlaufende Zündschnüre/Infektionsketten.

D.h. bei den Kindern ist die Dunkelziffer noch viel höher als bei den Erwachsenen - wegen des geschilderten und natürlich auch, weil sie halt kaum Symptome bekommen.

Interessanter Fall: Neffe mit letztem Kontakt zu positiver Erzieherin am 24.10. Test am 1.12., Ergebnis positiv. Jetzt erst (!) wird die ganze Familie getestet („jetzt“ im Sinne von „irgendwann nächste Woche“). Zwei Erwachsene und vier Geschwister im Schulalter. Was soll bei den Tests denn wohl rauskommen?

Nun ist natürlich eine weitere Theorie erlaubt: das Kind hat sich gar nicht an der Erzieherin angesteckt, sondern bei jemand anderem. Und im weiteren Geschehen: die Geschwister haben es schon in der Schule verbreitet. Und schon laufen sie wieder, die zehn oder 20 Zündschnüre.

Söder scheint sich gerade in der Richtung geäußert zu haben, zumindest für Bayern.

Dazu noch ein weitere Kommentar zur Grafik oben: ab 33 oder so steigt die Inzidenzzunahme deutlich an. Das ist das Alter von Menschen mit schulpflichtigen Kindern. Woher könnten es die Eltern haben? Und was sagt uns das für Weihnachten? Für Enkel wird das wohl das letzte Weihnachten mit Oma und Opa.

Meine auch. Vermutlich die gleiche.

Ach komm, das Rätsel gehört doch dazu und so schwer war es nicht

.

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Ja, das ist es und es ist schön, daß - wie so oft in dieser Zeit - die Zahlen zum gesunden Menschenverstand passen.

Das ist eine gute Einstellung. Solche Initiativen - gleich welcher Art - nehme ich hier nicht wahr. Eher noch, daß es einzelne Lehrer sind, die sich auf Wechsel- oder Hybridunterricht vorbereiten. Durch selbst angeschaffte Technik, Einarbeitung in ebendiese, Vorbereitung von Arbeitsmaterial usw.

Gruß
C.

Wo ich gerad dabei bin:

image

Quelle: Robert Koch-Institut: SurvStat@RKI 2.0, https://survstat.rki.de, Abfragedatum: 03.12.2020

x-Achse: Kalenderwoche
y-Achse: Fälle
die verschiedenen Graphen: das Alter der Kinder

Auflösung: Nachweis der Impfung bis 1. März; für Kinder, die zu der Zeit schon in Kita oder Schule waren, galt eine Nachweispflicht bis 31. Juli (KW 31).

Eine Nachlässigkeit hast Du mir ja nicht vor der Nase zerrieben:

Ich reiche also ein "Veränderung der " nach und bedanke mich für die Nachsicht.

Tatsächlich ist das ein wichtiger Ansatz, es so zu zeigen, um gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Kann mir kaum vorstellen, dass man das in den entsprechenden Ministerien nicht einbezieht, fürchte aber fast, das wäre möglich- dass man es nicht tut.

Wer sich nur querinformiert, wundert sich nur, dass man sich mit 7-Tages-Inzidenz und r- Rate zu begnügen scheint -und die nur bei Weitem nicht genügend mehr aussagen- bevor man dann zu den nächsten Nachrichten weiterzieht.

Ich wäre ja tatsächlich dafür, was die Pandemiepolitik angeht, die politischen Instanzen vorübergehend durch VirologInnen und NachbarwissenschaftlerInnen auszutauschen .
Und die MinisterpräsidentInnen mal alle nach Korsika zu verbannen, bis das vorbei ist. (Auch Söder, wegen Gerechtigkeit und so, ausserdem werde ich bei dem das Gefühl nicht los, dass er das alles auch nutzt, um sich zu profilieren, oder aber, er ist nur im Krisenmodus richtig gut, dann darf er bleiben, als Berater; Merkel darf auch beratend bleiben, mir tut sie oft leid, weil man sieht, dass sie durchblickt, aber ausgebremst wird)…

Ich habe den Eindruck, das Ding mit den Kindern und SchülerInnen ist so gewaltig bedeutsam und vielschichtig, dass man das nicht geregelt bekommt.
Man scheint sich entschieden zu haben, diesen Preis- der folgt, wenn man das unter die Lupe nähme- unter keinen Umständen zahlen zu wollen.
Das Chaos, das Du beschreibst erlebe ich in Österreich exakt so auch mit, zu D fehlen mir die Informationen, ich habe hier kaum Kontakte in D.
Was hier - in Bayern- aber anders und besser ist: Man kriegt jede Art von Test umgehend bei der Hausärztin oder dem Hausarzt. (Enttäuschenderweise war auch mein Antikörpertest negativ.Der hat genau 12 Stunden gebraucht und die PCR-Tests gehen auch zügig über die Bühne.)

Der sich vorher bei der Lehrerin angesteckt haben könnte .Oder die Lehrerin bei SchülerIn 1, 1= unbekannt. :smiling_imp:

Ich sehe es inzwischen so, dass niemandem mit diesen eigentlich unbefristeten und lähmenden Minilockdowns geholfen ist, auch nicht den Kindern und Jugendlichen, die ich tatsächlich auch für die wichtigste und am meisten zu berücksichtigende Gruppe halte.
Merke ja selber, wie sehr diese Strategie auf Dauer der Seele nicht gut tut.

Hat es wirtschaftliche Gründe, dass die nicht noch mal 2-3 Wochen völlig dicht machen? Es würde wieder vielen gar nicht gefallen und damit müsste dann auch massiv kommuniziert werden, dass das die logische Konsequenz ist, wenn man sich nicht der Pandemie angemessen verhält.
Wir könnten ein so wunderbar fast normales Leben haben, wenn alle einfach nur die Grundregeln einhielten.
Hoffentlich werden das die SoziologInnen und PsychologInnen aufarbeiten, was da und woran es phänomenal gescheitert ist.

Ja

, genau das meinte ich.

Bin ich mir nicht sicher.Ich glaube, Du bist ein paar Jahre jünger.(Alter unserer Kinder…)
Sind wir halt trotzdem beide brav :slight_smile:

Nee, schwer war es nicht, aber das sollen ja alle verstehen, gerade die, die immer „schwierige“ Fragen stellen.
Ich habe Mathematik in der Schule gehasst und Geometrie erst recht und das erst im Studium zu schätzen gelernt, weil der Nutzen ersichtlich war. Bin also immer froh über jede klare Benennung und Beschreibung.

PS: Die Murmelmaschine ist genial!

Bei meinem Neffen wurde der Test genau dort gemacht - auf Betreiben der Eltern. Der eigentlich anberaumte Test wurde wegen Schneefalls abgesagt (Bayern) und auf Donnerstag verschoben.

Das Alter der Kinder täuscht. Ich habe nächste Woche einen besonders runden Geburtstag - und der 75. oder 100. ist es nicht.