Gehen - laufen - rennen

Hallo!
Aus einer Diskussion bei korrekturen.de - https://www.korrekturen.de/forum.pl/page/1/md/read/id/109169/sbj/laufende-schritte/ -

„Mal angenommen, er wollte zum Ausdruck bringen, dass die Schritte schneller waren als normales Gehen, ist das Verb „laufen“ keine gute Wahl, weil es viel zu unspezifisch ist und ein Synonym zu „gehen“. „Rennen“ trifft es da sicher besser,“

Würdet ihr euch obigem anschließen? Wenn ich sage: „Ich höre da jemanden laufen“, denke ich, nun ja, an Laufen, also die schnellere Fortbewegungsart. „Laufen“ als Synonym für „Gehen“, kennzeichnet Duden als „umgangssprachlich“, gleich darunter steht aber „zu Fuß gehen“, ohne besondere Kennzeichnung. „Rennen“ wiederum empfinde ich als noch etwas schneller und atemloser und überdies als weniger gehoben, eher salopp. Wahrscheinlich kommt es - wie immer - auf den Zusammenhang an.

Wie ist die Meinung hier?
Gruß,
Eva

Moin,

rein aus dem Ärmel geschüttelt und ohne Dudenbegründung: Laufen bedeutet für mich schneller sein als gehen. Wenn ich sage: Ich gehe mal zum Bäcker, bin ich langsamer (gefühlt) als wenn ich sage: Ich laufe mal zum Bäcker.
Laufen ist für mich zwischen gehen und rennen angesiedelt und kein Synonym für gehen.

Data

Hallo!
Gefühlt für mich auch, aber - umgangssprachlich - höre ich öfter, dass „Laufen“ für „Gehen“ benutzt wird. Zum abendlichen Spaziergang wird aufgefordert mit: „Lass uns noch ein Stück laufen.“ Wie gesagt, Spaziergang.

Gruß,
Eva

Moin,

rennen ist wohl kein geeigneter Ausdruck - man rennt um sein Leben oder jemandem hinterher, um ihn unbedingt zu erwischen. Laufen passt erstmal, ich würde bevorzugen, gehen mit flott oder zügig zu erweitern.

Laufen unterscheidet sich vom Gehen dadurch, dass immer nur ein Fuß den Boden berührt. Aus technischer Sicht wäre das mit Joggen ganz gut beschrieben, aber da ist immer der Sport im Spiel, nicht das zielgerichtete Fortbewegen.

Gruß
Ralf

Hallo,

ich finde dieses Sprachfeld ziemlich vemint (pardon the pun). Ich jedenfalls scheine immer das Falsche zu benutzen und muss dann zu Erklärungen ausholen, um zu verdeutlichen, was ich meine.

Unter Sportlern wird „laufen“ synonym mit Joggen (locker, flockig) aber auch mit Teilnahme bei Straßenrennen (sic!) benutzt. Niemand „rennt“ bei einem Rennen. Allerdings legt man gelegentlich beim Laufen Gehpausen ein - das ist dann im Vergleich zum Schlendern ziemlich schnelles Gehen, wenn es auch wenig mit der Sportart Gehen an sich gemein hat (diese seltsame Bewegungsart, die - als Sport ausgeübt - immer denken lässt, dass der Sportler sich etwas verkneift).

Bei Wikipedia wird ausdrücklich zwischen Gehen und Laufen anhand der „Flugphase“ (!) unterschieden: https://de.wikipedia.org/wiki/Gehen

Ich stelle auch fest, dass der Unterschied im Alltag zwischen rennen und laufen sehr landschaftlich geprägt zu sein scheint, das Laufen als Synonym für Gehen scheint mir südlicher verortet zu sein. Es mag aber auch individuell unterschiedlich gehandhabt werden. Gibt es für diese Wörter eine Sprachkarte wie für andere Ausdrücke? (kann gerade nicht googeln).

Grüße
Siboniwe

Das scheint regional unterschiedlich zu sein. Ich würde dabei lediglich denken, dass ich jemanden höre, der sich zu Fuß fortbewegt, ohne nähere Informationen über die Geschwindigkeit zu haben, mit der das geschieht - nur rennen würde ich ausschließen.

Um zu verdeutlichen, dass sich jemand schneller als üblich fortbewegt, aber nicht rennt, würde ich das Verb um „eilig“, „rasch“ oder"hastig" ergänzen.

Die Variante „Ich laufe zum Bäcker.“ käme bei mir zum Einsatz, wenn ich verdeutlichen wollte, dass ich zu Fuß gehe und nicht etwa mit dem Auto fahre, und hätte für mich deshalb ebenfalls nichts mit der Geschwindigkeit zu tun.

:paw_prints:

bei uns sagt man dann: „schnellen Schrittes“. Also z.B.: „er hörte wie jemand schnellen Schrittes …“ oder „ich höre da schnelle Schritte“

Yup, es ist ein Regionalismus:

Aus dem Norden zugezogene Sportlehrer müssen ihre Aufforderung an die Schüler, dass sie laufen sollen, immer wieder präzisieren, da süddeutsche Schüler dies als bequemes Gehen auffassen.

:paw_prints:

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Hihi, ist ja interessant.
Bei uns gibt es die Redewendung „Lass uns noch eine Runde um den Pudding gehen.“ Laufen würde hier implizieren, dass man joggen geht (oh Mann, ein Widerspruch in sich), bzw. nicht gemütlich spazieren geht.
Ich muss jetzt arbeiten, werde aber meine Kollegen mal dazu befragen, in welchem Zusammenhang sie die Wörter benutzen.

Data

Hallo,

als meine Schwiegereltern noch einen Hund hatten, GINGEN sie mit dem Hund LAUFEN. :smiley:

Viele Grüße
Christa

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Zusatz: „Ich gehe zum Bäcker.“ hat dann wiederum nichts mit der Fortbewegungart zu tun. Ich kann durchaus „zum Bäcker“ oder auch „in die Stadt“ gehen und das kann durchaus mit dem Auto, dem Fahrrad oder einem Bus geschehen.

Grüße
Siboniwe

1 Like

Servus,

im (freilich sehr komprimierten) „dtv-Atlas zur deutschen Sprache“ ist leider keine drinne - sehr schade.

In der elften Runde des „Atlas zur deutschen Alltagssprache“ der Universität Salzburg wird u.a. nach „laufen - gehen“ gefragt: http://www.atlas-alltagssprache.de/runde-11-fragebogen/

Mir kommt es übrigens so vor, als werde der Atlas wieder betreut - hab auf jeden Fall mal meine Antworten hineingefüttert und hoffe das Beste, dass die sehr wertvollen Sprachkarten, die dort erarbeitet werden, wieder zum Leben erwacht sind.

Schöne Grüße

MM

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Eine immer wiederkehrende Diskussion. Bereits erschöpfend behandelt damals:

Die Sache ist doch ganz einfach: Es kommt immer auf den Kontext an, speziell, wogegen man den Begriff abgrenzen möchte. Laufen kann also je nachdem für „rennen“, aber auch für „zu Fuß gehen“ benutzt werden.

Wollt ihr wirklich diese kurze Strecke mit dem Auto fahren? Wäre es nicht besser, zu laufen? Hier: Abgrenzung des zu Fuß Gehens zu anderen Fortbewegungsarten.

Das Wort gehen passt nicht immer. Denn gehen wird auch dann verwendet, wenn man eben nicht zu Fuß geht: Nach der Schule gehe ich erstmal nach Australien.

Nach den Sommerferien gehe ich in eine neue Schule. Diese ist viel näher, ich muss nicht mehr mit dem Bus fahren, ich kann dorthin laufen.

Hier ist klar: Es ist im zweiten Satz zu Fuß Gehen gemeint (Abgrenzung zu „mit dem Bus fahren“). Im ersten Satz steht das „gehen“ eher für einen Status, aus dem Satz allein geht nicht hervor, ob man zu Fuß geht oder ein anderes Fortbewegungsmittel benutzt.

Anders: Ich bin so spät aus der Firma rausgekommen, ich musste zum Bahnhof laufen, um den Zug noch zu kriegen. Hier wird das „Laufen“ als Abgrenzung zur normalen Gehweise benutzt. An einem normalen Tag würde der Sprecher im normalen Gehtempo zum Bahnhof laufen, also mit mindestens einem Fuß auf dem Boden.

Wenn man sich nicht als Klugscheißer profilieren möchte, kommt es eigentlich nie zu Missverständnissen.

Wenn ein Schwabe geht, dann läuft er.
Wenn er läuft, dann springt er.
Wenn er springt, dann hüpft er.
(Sorry, ist OT, aber ich konnte nicht anders… :wink: )

Gehen = es hat immer mindestens ein Bein Bodenkontakt
Beim Laufen gibt es eine Flugphase bei der kein Bein Bodenkontakt hat.

Schwäbische Grüße,
Tinchen
(Läuferin) :slight_smile:

So isses!
Danke und Gruß,
Eva

Servus,

Es fehlt in der Aufzählung das unübersetzbare Verb, das das behende Trippeln beschreibt, mit dem die „Bättnockla“ in die Frühmesse eilen: „fuaßla“

Schöne Grüße

MM

Einmal rundherum: Danke an alle!
Gruß,
Eva