Hallo,
ein Hund kommt aus zwei Gründen, wenn man ihn ruft:
- Es lohnt sich für ihn
oder
- er hat Angst vor unangenehmen Konsequenzen, die das Nichtbefolgen des Kommandos mit sich bringt.
Er kommt nicht deswegen, weil es irgendwie „selbstverständlich“ ist und er das irgendwann mal gelernt hat.
In den allermeisten Fällen kommen Hunde, weil sie Positives zu erwarten haben. Das kann ein Lob sein, Futter, ein Spiel oder sonst etwas, was der Hund begehrt. Man nennt das „Positive Verstärkung“.
Sie funktioniert dann, wenn die Belohnung für den Hund erstrebenswerter ist als das, was er zu erwarten hat, wenn er nicht kommt. Bei deinem Hund ist die Freiheit im Garten ganz offenbar interessanter als du bzw. das, was du ihm zu bieten hast.
Ich würde Folgendes tun:
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Der Hund darf nicht mehr allein in den Garten. Er betrachtet diesen ganz offenbar als sein Revier, in dem er Aufgaben zu erfüllen hat (die er sich selbst stellt). Jede Minute, die der Hund Gelegenheit hat, diesen selbst gewählten Aufgaben nachzugehen, schafft größere Unabhängigkeit bei ihm und damit immer stärker fehlende Kooperationsbereitschaft mit dir. Das heißt auch, dass er nicht mal eben schnell zum Pinkeln allein in den Garten gelassen wird.
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Stattdessen kriegt er im Garten eine Schleppleine dran, deren Ende sich in deiner Reichweite befindet. Du rufst ihn einmal und wenn er sich daraufhin nicht postwendend zu dir in Bewegung setzt, holst du ihn zügig an der Leine her zu dir. Ist er bei dir angekommen, tust du so, als wäre er freiwillig gekommen und lobst ihn freundlich. Futter ist sicher kein Fehler - und zwar möglichst eines, das er auch klasse findet.
Lass dich nicht täuschen: Vermutlich tut er so, als hätte er dich nicht gehört und schnüffelt z.B. intensiv weiter. Du rufst kein zweites Mal, sondern setzt den ersten Ruf sofort um. Er hört dich ganz hervorragend, er will lediglich nicht kommen.
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Das Gleiche machst du auch draußen bei Spaziergängen. Freilauf gibt es für die nächsten Wochen NUR noch an der Schleppe, an der du jedes Kommando sofort postwendend umsetzen kannst.
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Der Hund scheint mir bereits einen hohen Grad an Verselbstständigung erreicht und demzufolge wenig Bindung an dich zu haben. Dem solltest du entgegen wirken, indem du bindungsfördernde Dinge mit ihm tust. Ich vermute, dass er insgesamt stark unterfordert ist. Agility wäre ein Tipp, es taugen aber auch alle anderen Dinge, bei der Hund sich auf dich konzentrieren muss.
Nicht dazu zählen Beschäftigungen wie das Werfen von Gegenständen (Bällchen, Stöckchen, Frisbees…)
Schöne Grüße,
Jule