Gehorsamkeit in jedem Fall

Hallo liebe Hundefreunde,

ich habe einen Pyreneenschäferhund, freundlich, zutraulich, eigentlich. Wenn er, auch auf dem Gartengrundstück, ohne Leine sich bewegt, gehorcht er nicht. Wenn er gerufen wird, schaut er mich an, dreht sich um und verschwindet. Alles rufen und locken nützt nichts (Leckerchen sind kein Thema), er bleibt im Garten bis er irgendwann, wenn es ihm zu kalt wird von allein kommt. Was kann man da tun? Es handelt sich um einen etwa 1 1/2 jährigen Hund aus dem Tierheim, der jetzt 7 Monate bei mir ist.

Hallo,

ein Hund kommt aus zwei Gründen, wenn man ihn ruft:

  1. Es lohnt sich für ihn
    oder
  2. er hat Angst vor unangenehmen Konsequenzen, die das Nichtbefolgen des Kommandos mit sich bringt.

Er kommt nicht deswegen, weil es irgendwie „selbstverständlich“ ist und er das irgendwann mal gelernt hat.

In den allermeisten Fällen kommen Hunde, weil sie Positives zu erwarten haben. Das kann ein Lob sein, Futter, ein Spiel oder sonst etwas, was der Hund begehrt. Man nennt das „Positive Verstärkung“.

Sie funktioniert dann, wenn die Belohnung für den Hund erstrebenswerter ist als das, was er zu erwarten hat, wenn er nicht kommt. Bei deinem Hund ist die Freiheit im Garten ganz offenbar interessanter als du bzw. das, was du ihm zu bieten hast.

Ich würde Folgendes tun:

  1. Der Hund darf nicht mehr allein in den Garten. Er betrachtet diesen ganz offenbar als sein Revier, in dem er Aufgaben zu erfüllen hat (die er sich selbst stellt). Jede Minute, die der Hund Gelegenheit hat, diesen selbst gewählten Aufgaben nachzugehen, schafft größere Unabhängigkeit bei ihm und damit immer stärker fehlende Kooperationsbereitschaft mit dir. Das heißt auch, dass er nicht mal eben schnell zum Pinkeln allein in den Garten gelassen wird.

  2. Stattdessen kriegt er im Garten eine Schleppleine dran, deren Ende sich in deiner Reichweite befindet. Du rufst ihn einmal und wenn er sich daraufhin nicht postwendend zu dir in Bewegung setzt, holst du ihn zügig an der Leine her zu dir. Ist er bei dir angekommen, tust du so, als wäre er freiwillig gekommen und lobst ihn freundlich. Futter ist sicher kein Fehler - und zwar möglichst eines, das er auch klasse findet.

Lass dich nicht täuschen: Vermutlich tut er so, als hätte er dich nicht gehört und schnüffelt z.B. intensiv weiter. Du rufst kein zweites Mal, sondern setzt den ersten Ruf sofort um. Er hört dich ganz hervorragend, er will lediglich nicht kommen.

  1. Das Gleiche machst du auch draußen bei Spaziergängen. Freilauf gibt es für die nächsten Wochen NUR noch an der Schleppe, an der du jedes Kommando sofort postwendend umsetzen kannst.

  2. Der Hund scheint mir bereits einen hohen Grad an Verselbstständigung erreicht und demzufolge wenig Bindung an dich zu haben. Dem solltest du entgegen wirken, indem du bindungsfördernde Dinge mit ihm tust. Ich vermute, dass er insgesamt stark unterfordert ist. Agility wäre ein Tipp, es taugen aber auch alle anderen Dinge, bei der Hund sich auf dich konzentrieren muss.

Nicht dazu zählen Beschäftigungen wie das Werfen von Gegenständen (Bällchen, Stöckchen, Frisbees…)

Schöne Grüße,
Jule

Bonjour Jule,

danke für deine Reaktion. Ich habe schon einmal an die Schleppleine gedacht, nicht aber an die notwen dige Konsequenz, sie immer einzusetzen. Ich werde nun Deine Empfehlungen ohne wenn und aber umsetzen vielleicht schaffe ich es so. LG Marion

1 Like

Hallo Marion,

Schleppleinentraining hat nur Aussicht auf Erfolg, wenn der Hund keinerlei Erfolg mehr damit haben kann, ein Kommando nicht zu befolgen. Heißt: IMMER Schleppe, bis das Kommando auch unter Ablenkung ohne Diskussion befolgt wird.

Heißt weiterhin: Wenn du den Hund doch mal allein in den Garten lassen solltest, ruf ihn nicht, um nicht zu riskieren, dass er das Kommando nicht befolgen muss. Besser wäre, ihn gar nicht ohne Schleppe dorthin zu lassen - aber da Mensch ja nie so ganz konsequent sein kann… :smile:

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Marion,

Jules Empfehlung:

…, indem du bindungsfördernde Dinge mit ihm tust.
Agility wäre ein Tipp, es taugen aber auch alle anderen Dinge, bei der Hund sich auf dich konzentrieren muss.

Genau diese Bindungsförderung hat bei meinem Hund sehr geholfen.
Das waren zum einen körpernahe Spiele: Spielen rund um meine Beine, Zerren am Knäuel. Oder, ganz beliebt, Spielzeug verstecken. Sehr schätzt meine auch das „Kontaktschlafen“, ein Mittagsschläfchen auf dem Sofa in den Kniekehlen (vielleicht nicht jedermanns Sache?).

Wir waren in einem sehr förderlichen Hundekurs, in dem es genau um die Bindung zwischen Mensch und Hund ging. Da waren Elemente aus der Agility (ohne Rennen!) dabei, ebenso wie einfache Nasenübungen, Bleib- und Komm-Übungen oder auch kleine Show-Elemente wie „Schäm-Dich“. Also alles Sachen, bei denen sich Hund und Mensch aufeinander konzentrieren müssen.(Jule hatte mal eine schöne Zusammenstellung mit Spielchen gemacht, die ich in den FAQs nicht mehr wiederfinde :frowning: …)

Vieles davon lässt sich in den normalen Spaziergang einbauen. Mein Hund scheint mittlerweile zu wissen, dass es immer wieder so ein schönes Spielchen zwischendrin gibt und kommt gerne zum „Trainieren“ zu mir.

Viel Erfolg mit deinem Hund.

Grüße
Chrissie

Die FAQ zum Thema
ist FAQ:3302

Schöne Grüße,
Jule

Danke :wink: