Geht ein Kind "über alles"? (Freunde mit Baby)

Mich würde interessieren, ob ein Baby über alles gehen darf und man dann nur noch Mutter/Vater sein muß?
Also keine Frage. Babys brauchen Aufmerksamkeit und viel Zeit. Um Himmels Willen nicht falsch verstehen. Aber kann/darf es so weit gehen, dass man sich quasi völlig aus allen sonstigen Leben zurückzieht?

Der Hintergrund:
Wir haben ein befreundetes Pärchen. Keine Riesenfreundschaft, man traf sich halt ein paar Mal im Jahr zu Geburtstagen, Kino, Essen gehen, Spieleabend und so weiter.
Nun haben die beiden ihr erstes Kind bekommen. Vorher hatte schon eine weitere Freundin dieser Freundin ein Kind bekommen und damals hatte sie sich sehr darüber aufgeregt, dass sie das Baby nie sehen durfte mit der Aussage, dass sich das Kind erstmal nur an die Eltern gewöhnen darf/soll.
Nun hat sie selber ein Kind und zieht im Prinzip die selbe Nummer. Im Krankenhaus durften wir die drei zu festgelegter Zeit für eine halbe Stunde besuchen. War auch OK.
Danach war dann erstmal Sendepause. Weder Telefon - welches sie seit dem Kind komplett Stumm geschaltet haben - noch Textnachrichten oder sonstwas.
Ab und zu haben sie sich dann mal gemeldet und von ihrem anstrengenden Babyalltag erzählt.
Zu unserer Hochzeit konnten sie dann spontan auch nicht kommen, weil das Kind - gerade zahnte - immer geweint hat.
Ein paar Monate später hatten sie uns mal besucht und war auch ganz nett, ich fand es aber schon komisch, wie sie ständig, wenn das Baby ein Ton machte zum Kind geguckt hat, gelacht und dann sowas wie „Ja Hallo“ und so gesagt hatte. Also direkt nach Schema „Kind soll sehen, dass Eltern aufmerksam sind, es beachtet wird“.
Als wir uns bei uns auf die Wiese in den Schatten gelegt haben, war das dann auch schnell vorbei, als der Schatten weniger wurde und die Sonne auf die Decke schien. Kann das Kind nicht ab so viel Sonne in den Augen.
Dann wieder Monatelang keine Antworten und wenn mal ein Telefonat kam, dann wurde plötzlich mitten im Satz „Tschüss“ gesagt und aufgelegt. Später kam dann mal die Erklärung, dass sie immer sofort und ohne Warnung auflegt, wenn das Kind weint oder Aufmerksamkeit braucht.
Auch bei Textnachrichten, lesen sie diese erst wenn sie Zeit haben - mit unter einen oder zwei Tage später und zum antworten braucht sie dann auch ein paar Tage, wobei sie generell nicht mehr antwortet, wenn sie es drei Tage später nicht geschafft hat.
Mittlerweile ist das Kind wohl so „verwöhnt“, dass es nur schläft, wenn sie draußen mit ihr Spazieren gehen, deswegen sind sie Morgens, Mittags und Abends für zwei Stunden mit ihr spazieren, damit das Kind schläft.

Wie gesagt, wir haben keine Kinder und können das nicht beurteilen, aber braucht ein Kind wirklich so viel Aufmerksamkeit? Ist das Leben dann derart vorbei, dass man sich nicht mal ne halbe Stunde Zeit für Freunde und Verwandte (selbes Spiel) nimmt?
Eine Arbeitskollegin (dreifache Mutter) meinte, dass diese Überaufmerksamkeit sich auch irgendwann rächen kann, dass sie das Kind irgendwann Leid wird.
Bis Ende 2021 ist dann auch das nächste Kind geplant, wobei wir nicht wirklich wissen, wann sie dazu noch Zeit finden möchten :slight_smile:
OK. Würde mich einmal interessieren.
Wie gesagt, ich will hier in keinster Weise in Frage stellen, dass ein Kind nicht Zeitintensiv ist und viel Zeit brauch. Aber sollte das dann auch so ablaufen, dass man am Ende keine Freunde mehr hat?

Vielen Dank für eure Meinungen

Wer hat das Recht, da irgendwem irgendwas zu verbieten?

Tut mir Leid, dass du die Frage nicht verstanden hast, ich wollte dich nicht kränken

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Die Geburt des ersten Kindes ist eine der größten Veränderungen im Leben, alles dreht sich um das Kind - da verlieren andere Aspekte des Lebens oft an Bedeutung. Weil die jungen Eltern ständig mit dem Kind beschäftigt sind gibt es für sie wahrscheinlich auch kaum noch andere Themen - was die Kommunikation mit kinderlosen Freunden schwierig macht. Das ist auch verständlich denn wenn man sich Sorgen macht weil das Kind gerade dies oder jenes Verhalten zeigt, hat man keinen Nerv z. B. über Politik oder Mode zu reden. Weil die jungen Eltern ständig überfordert sind haben sie auch gar keine Zeit sich um soziale Kontakte zu kümmern da sie in der Zeit in dem das Baby mal schläft Dinge wie schlafen, Haushalt usw. erledigen müssen. Bei Menschen die z. B. kurz vor dem Abi oder in der Endphase ihres Studiums stehen und kaum Zeit zum schlafen finden leidet das Sozialleben genauso - nur eben nicht permanent.

Mein Rat: Verständnis zeigen. Ändern wirst Du sie als kinderlose Person nicht können. Wenn sie sich an die Rolle als Eltern gewöhnt haben werden sie spätestens ab dem zweiten Kind die Dinge lockerer sehen und auch mehr Zeit für ihre Freunde haben. Helfen könnte es, wenn sie mehr Kontakt zu anderen jungen Eltern hätten, welche die Kindererziehung etwas lockerer betrachten.

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Es gibt Kinder und Kinder und Eltern und Eltern. Insoweit ist die Bandbreite dessen, was ein Kind an Aufmerksamkeit durch die Eltern braucht, und was Eltern meinen einem Kind an Aufmerksamkeit zukommen lassen zu müssen, riesig. Und auf einer solchen Bandbreite gibt es dann die beiden extremen Bereiche der Vernachlässigung auf der einen Seite, und der überbehütenden Eltern auf der anderen Seite. Dabei gilt wie immer: Extreme sind nie gut, das angemessene Maß liegt in der Mitte, und mag dann eben je nach Kind und Eltern in einem Fall anders aussehen als im anderen, ohne dass dies grundsätzlich besser oder schlechter sein müsste.

Allerdings gibt es eine ganze Industrie von Ratgeberschreibern, Herstellern von mehr oder weniger sinnigen Produkten, … die es sich - häufig genug aus eigenen wirtschaftlichen Interessen heraus - zur Aufgabe gemacht hat, junge Eltern gezielt zu verunsichern und an jedem Mehr an „Sorge ums Kind“ gut verdient. Und nicht wenige Eltern lassen sich davon tatsächlich verunsichern und geraten dann insbesondere auch im Vergleich zu anderen jungen Eltern gerne in eine vollkommen wahnsinnige Wettbewerbssituation, in der es darum geht, Perfektion durch Masse zu erreichen. D.h. es wird nicht mehr danach gefragt, ob ein Mehr einem Kind nicht ggf, eher schadet, als ihm nützt, sondern man wagt gar nicht mehr Dinge zu hinterfragen, die andere Eltern mehr machen, sondern macht nur noch nach und auch. Dies alles ist eine mehr als ungute Entwicklung, die uns mehr und mehr unselbständige junge Menschen auf der einen Seite und auf der anderen Seite Eltern beschert, die dann an diesen immer mehr steigenden Ansprüchen scheitern, und sich deshalb ohne jeglichen tatsächliche Gründe als Versager fühlen.

Insoweit: Ja, viel an Überbehütung ist unnötig bis schlecht und findet aber tatsächlich doch in erheblichem Maße statt.

Auf der anderen Seite darf man aber gerade bei einem frisch geborenen 1. Baby und einer insoweit auch frisch geborenen Familie natürlich ein kompletter Umbau des Lebens stattfindet, der tatsächlich auch Zeit braucht. Und es macht natürlich eben auch wahnsinnig viel Spaß, Zeit mit seinem Baby zu verbringen, und diese in Ruhe und ohne Druck durch Ansprüche Dritter zu genießen. Und da können tatsächlich Leute ohne eigene Kinder dann oft nicht ansatzweise mitreden, verstehen, was Eltern umtreibt, wo diese nun ihre Prioritäten sehen, … Es kommt daher auch nicht von ungefähr, dass sich an diesem Zeitpunkt oft der Freundeskreis recht radikal wandelt, wenn die eine Hälfte Richtung Familiengründung geht, und die andere nicht/deutlich später dran ist. War bei uns auch so. Die ersten Eltern orientierten sich schnell Richtung weiterer junger Eltern. Als wir Eltern wurden, kamen bei uns auch andere junge Eltern dazu, während die Kinder der alten Freunde inzwischen schon deutlich weiter waren, und es da insoweit keine neuen Anknüpfungspunkte gab. Inzwischen sind bei den ersten Eltern die Kinder bereits wieder aus dem Haus, und sie agieren jetzt wieder so, dass wir da als Eltern mit noch jüngeren Kindern da nicht unbedingt mehr rein passen.

Aber BTW: Ins Krankenhaus haben wir damals in beiden Fällen außer der Familie niemand gelassen, und es hing auch für die ersten Wochen ein Zettel an der Haustür, dass wir keine unangemeldeten Besuche haben wollten. Und wer sich angemeldet hat, wurde erst mal vertröstet. Wir sind dann in beiden Fällen nach wenigen Wochen mit den Kindern in einen ersten Urlaub gefahren, um wirklich reine Familienzeit zu haben, und erst danach dürften dann auch alle anderen mal vorbei kommen.

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Tut mir leid, dass du die Antwort nicht verstanden hast.

Sie lautete: das geht ausschließlich die Eltern was an.

Btw., vielleicht ist das Baby gar nicht Ursache, sondern Vorwand.

Ja, tut mir Leid, dass du das nicht verstanden hast.

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Da es das erste Kind ist, ist das „komisch werden“ normal. Manche gehen aber so in ihrer Elternrolle auf, dass Freundschaften „vor die Hunde“ gehen. Ihr macht euch Gedanken. Eure schuld ist es nicht. Wartet ein bisschen. Spätestens zum Kitaalter sollte Normalität einsetzen.
Gruß
:rocket: Rakete

@Wiz hat schon viel gutes und richtiges geschrieben. Ein paar Dinge möchte ich noch ergänzen. Zum einen das mit den spontanen Besuchen und der abgestellten Klingel/dem abgestellten Telefon. Viele kleine Kinder haben Schwierigkeiten mit dem Schlafrhythmus und sind die meisten sind müde eine echte Qual für Eltern und sonstiges Umfeld. Menschen, die dann meinen, um halb acht abends oder zur Mittagszeit klingeln zu müssen, um ein Paket abzuholen, möchte man am liebsten den Hals umdrehen, wenn deswegen das mühsam zum Schlafen gebrachte Kind auf einmal wieder senkrecht im Bett steht und wieder zwei Stunden braucht, bis es schläft.

Und zweitens: Aufmerksamkeit ist ein Thema. Lange. Sehr lange. Man kann dem Wunsch des Kindes/der Kinder nachgeben oder man kann es lassen. Gibt man ihm immer nach, kann es sein, daß der Wunsch immer stärker wird oder sich die Persönlichkeit des Kindes in die Richtung entwickelt, daß es leidet, wenn es nicht ständig Aufmerksamkeit/Lob bekommt und sich nur darüber definiert oder daß es irgendwann weiß, daß es Aufmerksamkeit bekommt, wenn es welche möchte, und sie deswegen nicht immer einfordert. Wenn man den Wunsch ignoriert, kann es sein, daß es sich vernachlässigt fühlt oder an tatsächlichen Erfolgen wächst und nicht daran, wie sehr es dafür gelobt wird.

Will sagen: man weiß es nicht und deswegen gehen die Eltern auch unterschiedlich mit ihren Kindern um - teilweise auch Vater und Mutter. Als Außenstehender neigt man schnell dazu, zu urteilen und das Urteil auch noch äußern. Das ist aber unangebracht. Erstens bekommt man immer nur den Teil mit, der sich in der Öffentlichkeit abspielt. Die restlichen 90% sieht man nicht; die spielen aber auch eine Rolle - auch und gerade für den Umgang von Eltern mit ihrem Kind. Und zweitens wird sich niemand darüber freuen, wenn kinderlose Menschen Eltern Ratschläge erteilen. Das muß gar nicht heißen, daß die Ratschläge nichts taugen, aber man macht sich ja als Eltern auch so seine Gedanken, die man auch für richtig hält. Wenn dann kinderlose Menschen in Unkenntnis der Gesamtsituation, aber auch der Persönlichkeit des Kindes anfangen, Ratschläge zu erteilen, führt das zwangsläufig zu Mißstimmungen.

Und nicht zuletzt: der Lebensrhythmus von Eltern mit Kindern ändert sich. Man trifft sich lange Zeit nicht mehr abends, sondern eher nachmittags. Man wählt die Art der Aktivität bzw. den Ort des Treffens nach anderen Kriterien als Nichteltern und man trifft bevorzugt Eltern mit ähnlich alten Kindern, weil sich die Kinder untereinander beschäftigen können und den Eltern Zeit zum Reden bleibt. Eltern ohne Kinder sind zwar grundsätzlich weiterhin gerne gesehen, nur weiß man nach den nächsten Versuchen, daß das Kind/die Kinder auf einem Elternteil rumklettern werden und dieses deswegen nichts vom Besuch hat. Das heißt dann übrigens auch, daß - wenn das nächste Kind wirklich nächstes Jahr kommt - sich die Lage dann in zwei oder drei Jahren entspannen kann, weil sich dann die Kinder miteinander beschäftigen können, wenn Ihr zu Besuch kommt.

Wichtig ist in jedem Falle, daß man gegenseitiges Verständnis aufbringt. Niemand verhält sich auf einmal anders, nur weil er das so toll findet oder andere ärgern will. Es gibt genug Eltern, die vor der Geburt dachten, daß sie einfach weiter machen wie bisher, nur halt mit Kind. Das klappt aber in den allerwenigsten Fällen.

Gruß
C.

Hi Christian,

alles richtig! Nur verstehe ich nicht, warum Eltern den kinderlosen Freunden so etwas nicht auch mal erklären können. Die völlige Blindheit stört mich schon - bei allem Verständnis für die verändrete Lebenssituation.

Happy Rutsch und so
Rolf

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Das mag mehrere Gründe haben. Top 1 vermutlich die Tatsache, dass Kinder und ihre Eltern natürlich vom ersten Tag an einfach perfekt zu sein haben, wenn man den sozialen Medien denn Glauben schenken will, und viele junge Eltern tatsächlich inzwischen offenbar ein Problem damit haben ganz offen dazu zu stehen, dass ein Baby im Haus eben nicht nur die „Vollendung des größten Glücks“ ist, sondern auch Arbeit macht, Stress bedeutet, Sorgen bereitet, Eltern durchaus auch mal an die Grenzen der psychischen und physischen Leistungsfähigkeit bringen kann, …

An Platz 2 könnte schlicht und ergreifend auch eine zu große Erwartungshaltung Dritter liegen. D.h. solange man keinen wirklich ausgefüllten Tag hat (und wie ausgefüllt der sein kann, erfahren gar nicht so wenige Leute tatsächlich erst, wenn ein Baby im Haus ist), mag man es als normal bis zwingend erachten, dass jede SMS, Messangernachricht, jeder Facebook- und Instagram-Post binnen Minuten beantwortet wird, und man seine Mitmenschen rund um die Uhr per Handy erreichen kann. Und dann hast Du plötzlich ein Baby im Arm, das gerade schreiend aufgewacht ist, dringend eine frische Windel braucht, Schmerzen vom wunden Po hat, eigentlich jetzt etwas essen sollte, aber nicht will, … Sorry, aber da treten lustige Katzenvideos und der letzte Klatsch, wer mit wem über wen was gesprochen hat, recht schnell in den Hintergrund. Da lernt man dann recht schnell Prioritäten zu setzen, und dabei fallen viele Dinge dann gerne auch mal komplett hinten runter von der Liste. Und dann hat man auch keine Lust, jemand zu erklären, dass man ihn zwar weiterhin durchaus als Mensch mag, aber einfach keinen Nerv für solche Belanglosigkeiten mehr hat, bloß um nicht zu verletzen.

Drittens gibt es natürlich auch eine gewisse Spontanität bei kleinen Kindern die die Pläne der Eltern gerne mal kurzfristig durchkreuzen, wofür auch nicht jeder Verständnis hat, auch wenn man es erklärt.

Und dann gibt es natürlich auch die Fälle von fehlendem Verständnis für die Lebensbedingungen von jungen Familien, die dann gerne mal zu Missverständnissen führen, bei denen Eltern dann auch nicht unbedingt immer Lust haben ggf. zum x. Mal zu erklären, dass alle Aktivitäten ohne Kind oder ohne kindgerechte Begleitumstände von jetzt auf gleich höchst problematisch geworden sind, weil nicht jeder die Oma eine Etage tiefer wohnen hat, die zudem auch kein eigenes Leben führt, sondern liebend gerne rund ums Jahr 7/24 nur zu gerne bereit ist, spontan den Babysitter zu spielen. Und selbst Treffen mit Kind dann schon etwas mehr Vorplanung und Zeit erfordern, als dies ohne Baby der Fall wäre, weil man sein gerade endlich eingeschlafenes Kind jetzt nicht gleich wieder hoch reißen, für den Außeneinsatz fertig machen und ins Auto stopfen möchte.

Es KANN aber natürlich auch daran liegen, dass bestimmte Eltern meinen, ein Kind sei nunmal der Nabel der Welt und dann gibt es Eltern, die ihr Kind mit Liebe und Achtsamkeit aufwachsen lassen, aber auch nicht um jedes Näschen-Rümpfen ein Gewese machen. Ich kenne beide Spezies und mir ist die Version, die ihr Kind beim Telefonieren nicht unbedingt schreiend auf dem Arm haben muß, deutlich lieber :smiley:

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Hallo Rolf,

da ist schon etwas dran. Man ist selber einfach so fassungslos darüber, daß die kinderlosen Menschen auf manche Sachen nicht einfach selber kommen, daß man dazu schon gar nichts mehr sagen möchte. Bspw. bei der Geschichte mit dem abendlichen Klingeln. Aber Du hast recht: man könnte das einfach mal sagen, damit es nicht wieder vorkommt.

Allerdings sind die Versuche, Dinge zu erklären, auch nicht immer von Erfolg gekrönt. Als mal zu erklären versuchte, daß es nicht immer ohne weiteres möglich ist, an Treffen der früheren Gruppe teilzunehmen (weder allein noch zu zweit), schlug mir völliges Unverständnis entgegen, weil man ein Paar im weiteren Bekanntenkreis hatte, dem das angeblich sehr wohl möglich war. Kann ja sein, daß die ihr Neugeborenes bei der Oma lassen wollten. Kann ja sein, daß es für die OK ist, den Partner mit dem Neugeborenen über Nacht alleine zu lassen. Kann alles sein. Wir wollten das halt nicht so machen und dafür wollte ich mich dann auch nicht mehr rechtfertigen.

Und die Sache mit der Erreichbarkeit: wenn man ein Kind hat, das wie nach der Uhr gestellt drei Monate lang abends von halb acht bis halb zehn schreit, ist man - wenn es denn endlich schläft - auch einfach mal froh, nicht 20 Whatsapp-Nachrichten beantworten zu müssen und das auf den nächsten Tag zu verschieben, wenn das Kind mal schläft.

Und so gibt es halt für alles (oder zumindest das meiste), was sich ändert, gute Gründe und auch dafür, warum man nicht seine persönliche Gebrauchsanleitung an jeden verteilt. Aber ja: gut, darüber zu reden, wäre es schon. Kann nur sein, daß bis zu dem Zeitpunkt, bis man damit fertig ist, schon wieder alles geändert hat oder das Kind schon aus dem Haus ist. Das Hauptthema ist - zumindest in den ersten paar Jahren - tatsächlich die fehlende Zeit und die fehlende Selbstbestimmung. So auch jetzt, nebenbei, weil das Kind unbedingt ganz dringend was braucht und sich auch mit dem Hinweis darauf, daß man hier schon längst fertig wäre, wenn man in Ruhe fertig schreiben könnte, nicht zufrieden gibt…

Viele Grüße
Christian

:slight_smile: Na dann, viel Spaß noch damit

Hi!

Ich finde es schade, dass es in diesem Zusammenhang zu soviel Abwertung kommt. Was ich raushöre ist euer verletztes Gefühl von Freundschaft. Das kann ich auch nachvollziehen, und wer keine Kinder hat, kann sich eben nicht in diese Situation wirklich einfühlen.
Natürlich gehen Eltern sehr unterschiedlich damit um, manche kümmern sich zu wenig, andere zuviel - wer will das eigentlich beurteilen? Ihnen abzusprechen, dass sie alles richtig machen, nur weil sie jetzt ne Freundschaft vernachlässigen, geht mir persönlich zu weit.
Es gibt High-Need-Babies, es gibt überfürsorgliche oder überängstliche Eltern, das kann hier keiner beurteilen und ihr vielleicht auch nicht.
Ich frage mich, ob ihr das mal kommuniziert habt, dass ihr euch mehr Kontakt wünscht.
Das Telefonauflegen mitten im Satz finde ich auch nicht besonders höflich, aber es gibt Dinge, die man Freunden auch mal verzeihen kann. Vielleicht sind sie so unsicher, dass sie alles richtig machen wollen und dabei über das Ziel hinausschießen.
Man muss nicht immer feststellen, ob es was gut oder schlecht ist. Manchmal ist es einfach nur, und dann kann man das so hinnehmen.
Gruß, Diva

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was ist mit:

aus 2008

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Was heißt hier sollte? Das entscheidet ja wohl noch immer jede Person und jedes Paar für sich selbst. Für manche mag es so sein, dass sie das eigene Kind oder die eigene kleine Familie in den Fokus von absolut allem stellen. Bei anderen ist es nicht oder weniger ausgeprägt der Fall.

Meinen nicht-repräsentativen Beobachtungen nach haben Eltern, die nicht ausschließlich in der Elternrolle aufgehen, sondern zu großen Teilen sie selbst bleiben, oft das ausgeglichenerer und entspanntere Leben. Nicht nur was die eigene Seelenhygiene angeht, sondern auch was die Kinder angeht. Meiner ganz persönlichen Ansicht nach tut es Kindern nicht gut, wenn sie dauerhaft das Gefühl haben, als wären sie der Nabel des Universums.

Natürlich ist es für Babys und kleine Kinder elementar wichtig, dass sie verlässliche Bezugspersonen haben, die sich um sie und ihre Bedürfnisse kümmern. Aber je älter die Kinder werden, desto selbständiger werden sie. Und ich denke, es ist nicht nur wichtig, dass man Kindern ermöglicht auch eigene Erfahrungen zu machen, sondern auch, dass sie erleben können, dass Bedürfnisorientierung die Bedürfnisse anderer Menschen auch einschließt. Dazu sind dann aber Kontakte mit anderen Menschen halt doch wichtig. :slightly_smiling_face:

Natürlich kann man weiter auf Partys gehen, wenn man Kinder hat. Natürlich kann man Besuch bis in die Puppen haben, wenn man Kinder hat. Natürlich kann man mit Babysitter zu Hause mit den alten Freunden um die Häuser ziehen.

Was die Freunde nur nicht sehen, sind die Gesichter und Augenringe der Eltern, wenn die Kinder morgens wie immer um halb sechs aufstehen und ganz besonders Mama und Papa brauchen, weil die ja abends nicht da waren. Dann ist so ein Sonntag halt mal doppelt so lang wie ein Tag, an dem man zwei oder drei Stunden nach den Kindern im Bett war. Das darf jedes Elternpaar für sich entscheiden.

Tatsache ist und bleibt aber, daß sich das Leben mit Kindern grundsätzlich ändert. Ob man diese Änderung hinnimmt oder sie zu Lasten seiner eigenen Bedürfnisse oder derer der Kinder versucht, auszublenden, ist einerlei. Und wenn ein Elternpaar sich für erstes entscheidet, ist es nicht Sache der Außenwelt, darüber negativ zu urteilen.

Ist ja logisch. Die Frage ist, ob es Eltern und Freunde hinbekommen, sich elegant über die Zeit zu retten. Wenn man als Freund der Ansicht ist, die frischen Eltern hätten freundlicherweise ihre bisherigen Gewohnheiten beizubehalten und sich weiterhin um acht Uhr abends anstatt vielleicht mal vormittags oder nachmittags treffen zu wollen, dann kann es schnell passieren, daß man als Freund leider nicht mehr die erste Geige spielt, sondern vielleicht die dritte oder vierte, und muß dann mit ansehen, wie sich die frischen Eltern mit anderen frischen Eltern treffen, weil man sich mit denen unterhalten kann, während die Kinder toben und das zu Zeiten, die zum Rhythmus von Kind und Eltern passen.