Dein Ernst jetzt? (Oder ist das jetzt die rhetorische Figur namens Sarkasmus? )
Ich wette, daß du noch nie eine Nacht hast schlafen gesehen, einen Morgen, der regnet, oder das Gewicht eines Traumes gemessen hast (was dort „schwer“ ist hatte ich ja → erklärt.)
Kann mir kaum vorstellen, daß du tatsächlich diese rhetorische Figur nicht als eine solche erkennst
Dann hätte ich hier noch ein peinliches Beispiel von einen echten Stümper:
Es schlug mein Herz, geschwind, zu Pferde! (Blöd formuliert. Besser: „Mein Herz schlug vor Aufregung. Schnell bestieg ich mein Pferd!“
Es war getan fast eh gedacht.
Der Abend wiegte schon die Erde, (großer Quatsch, der Abend kann nichts „wiegen“, schon gar nicht die ganze Erde)
Und an den Bergen hing die Nacht; (etwas Abstraktes wie die Nacht kann nicht an Bergen hängen)
Schon stand im Nebelkleid die Eiche
Ein aufgetürmter Riese, da,
Wo Finsternis aus dem Gesträuche
Mit hundert schwarzen Augen sah. (die Finsternis hat keine Augen und kann nicht sehen!!)
Der Mond von einem Wolkenhügel
Sah kläglich aus dem Duft hervor, (Der Mond kann nicht sehen und nicht „kläglich“ sein)
Die Winde schwangen leise Flügel, (Winde haben natürlich keine Flügel)
Umsausten schauerlich mein Ohr;
Die Nacht schuf tausend Ungeheuer, (wie soll das gehen? Zu viel gesoffen oder was?)
Doch frisch und fröhlich war mein Mut:
In meinen Adern welches Feuer! (in menschlichen Adern brennt natürlich nichts!)
In meinem Herzen welche Glut! (Und im Herz befindet sich natürlich keine glühende Holzkohle oder so etwas!!)
Herrlich, ja. Und das auch schon die zweite Fassung dieses Meisterwerkes nach fast 20 Jahren.
Das Gedicht wird übrigens gerne in Lehrveranstaltungen genommen, um rhetorische Stilmittel identifizieren zu lernen. Die hier diskutierte Hypallage ist mehrfach darin und auch die oft ähnliche sog. „pathetic fallacy“.
Allerdings lag mir hier ja daran zu zeigen, daß das Stilmittel der Hypallage so selbstverständlich sogar im alltäglichen Sprachgebrauch ist (wie in den Beispielen „schlaflose Nacht“, „regnerischer Morgen“ usw.), daß es gar nicht mehr als solches wahrgenommen wird.
Oh danke! Ich kannte bisher von Gernhardt nur das Sonett, in dem das lyrische Ich pöbelnd und unflätig schimpfend verkündet, dass es Sonette zu richtig Scheiße findet.