Geldmenge senken

Hallo Leute,

ich habe hier eine Aufgabe mit einer „Lösung“ vor mir. Jedoch halte ich diese Lösung für falsch.

Und zwar sieht die Frage wie folgt aus:

Wie kann das Wachstum der Geldmenge im Euroraum gebremst werden ?

  1. Senkung der Mindestreservesätze
  2. Kauf von Wertpapieren am Kapitalmarkt
  3. Anhebung des Hauptrefinanzierungssatzes
  4. Reduzierung der Möglichkeiten der Einlagefazilitäten
  5. Beibehaltung der Spitzenrefinanzierungsfazilitäten

Als Lösung ist 1. angegeben.

Aber das ist doch falsch, denn das bewirkt doch das Gegenteil, wenn die Mindestreservesätze gesenkt werden ?
Richtig ist doch 3. ?

Vielen dank !

Hallo Fluppylubi,

die Frage ist wirklich kniffelig. Wir müssen erstmal Fragen: Welche Geldmenge? Aber ich denke es ist M3 gemeint.

Nun hängt die Richtige Antwort von der Situation ab.

Gehen wir mal von der jetzigen Situation aus, die ja etwas „speziell“ ist. Dann gehen wir mal die Antwortmöglichkeiten durch.

Fangen wir mit der einfachsten an:

  1. Kauf von Wertpapieren am Kapitalmarkt.

Dies erhöht die Geldbasis, und über den Multiplikatoreffekt die Geldmenge M3. (immer alle Maßnahmen c.p.)

Also: FALSCH

  1. Reduzierung der Möglichkeiten der Einlagefazilitäten.

Dies würde lediglich dazu führen, dass die Banken keine Übernachteinlagen nichtbenötigter Liquidität mehr tätigen können. Da dieser Zins niedriger als der Refinanzierungssatz ist, wird diese Einlagemöglichkeit kein Grund zur Geldhaltung sein, und somit keinen Effekt auf die Geldmenge haben.

Also: FALSCH

  1. Beibehaltung der Spitzenrefinanzierungsfazilitäten.

Dies Widerspricht sich ja schon selbst. Durch Beibehaltung kann man nicht irgendwas ändern. Zumal das alles bloß kurzfristige Aktionen sind. (Wie 4)

Also: FALSCH

Und nun wird es spannend! 1 und 3 sind noch offen. Nun kommt es in meinen Augen wirklich auf die Situation an!

Allgemein würde ich bei 3. Anhebung des Hauptrefinanzierungssatzes
sagen, dass bei der Verwedung eines Mengentender nichts anderes als eine
Zinserhöhung ist. Dies würde zu einer Reduzierung der Geldmenge führen.

Für 1. Senkung der Mindestreservesätze spricht aber eine Situation, in der die Banken ihre Bilanzen verkürzen. Man macht dies vorallem, weil die Reservesätze für Kapitalmarktgeschäfte gestiegen sind, und der EK-Bedarf enorm angestiegen ist. Würde man die Mindestreservesätze senken, würde dies die Geldnachfrage( wegen geringeten Finanzbedarfes) senken und somit die Geldmenge.

Aber ganz schlüssig dass 3. auch total falsch sein soll, ist das in meinen Augen auch nicht.

Was sagt denn der Prof dazu? Würde mich mal interessieren…

Für 1. Senkung der Mindestreservesätze spricht aber eine
Situation, in der die Banken ihre Bilanzen verkürzen. Man
macht dies vorallem, weil die Reservesätze für
Kapitalmarktgeschäfte gestiegen sind,

Kann es sein, daß Du keinen Dunst davon hast, was Mindestreserve ist?

Ja könnte sein, ist aber nicht so. :smile: Ich weiß sehr gut was der Mindestreservesatz ist. Jedoch wollt ich die Antwort durchaus mal Realitätsbezogen machen. Klar in der bloßen Theorie führt die Erhöhung des Mindestreservesatzes zu einer Verringerung der Geldmenge.

Eine Senkung der Mindestreservesätze führt zur Geldmengenausweitung.

Einfache Überlegung! Bis hier hin alles richtig.

Bringt man nun aber die Realität und damit die Erwartungshaltung der Akteure mit rein,hier vorallem die Erfahrungen der Finanzkrise, dann sieht das alles schon etwas anders aus.

In den letzten Jahren hat sich nämlich gezeigt, dass die Akteure auf dem Geldmarkt durchaus irrational handeln. Bestes Beispiel: Negative Verzinsungen…

viel Grüße :smile:

Ja könnte sein, ist aber nicht so. :smile: Ich weiß sehr gut was
der Mindestreservesatz ist.

Und warum schreibst Du dann so etwas:
man macht dies vorallem, weil die Reservesätze für Kapitalmarktgeschäfte gestiegen sind, und der EK-Bedarf enorm angestiegen ist.

Das ist weder richtig noch ergibt das weder in Summe noch in seinen Einzelteilen irgendeinen Sinn. Für Kapitalmarktgeschäfte gibt es keine Mindestreservesätze (Plural), der Mindesreservesatz (Singular) ist nicht gestiegen, sondern gefallen und nicht zuletzt versteht man unter Kapitalmarktgeschäften primär Aktivitäten auf der Aktivseite und das ist die Seite der Bilanz, die man bei der Frage nach der vorzuhaltenden Mindestreserve tunlichst nicht betrachten sollte.

Eine Senkung der Mindestreservesätze führt zur
Geldmengenausweitung.

Einfache Überlegung! Bis hier hin alles richtig.

Bringt man nun aber die Realität und damit die
Erwartungshaltung der Akteure mit rein,hier vorallem die
Erfahrungen der Finanzkrise, dann sieht das alles schon etwas
anders aus.

Eigentlich nicht.

In den letzten Jahren hat sich nämlich gezeigt, dass die
Akteure auf dem Geldmarkt durchaus irrational handeln. Bestes
Beispiel: Negative Verzinsungen…

Ganz im Gegenteil. Daß der Markt nun negative Zinsen akzeptiert, zeugt von einer neuen Rationalität. Man macht nämlich einerseits endlich einen substantiellen Unterschied zwischen den verschiedenen Staatsrisiken und bewertet die Risiken einer Geldanlage bei Kreditinstituten realistisch(er). In Summe führt das dazu, daß man lieber einen negativen Zins für eine (vermeintlich) sichere Anlage akzeptiert anstatt einen positiven Zinssatz (der immer noch ein negativer Realzins ist) für eine unsichere Geldanlage.

Gruß
C.

Danke euch für die interessante Diskussion, ich werde mal sehen was mein Lehrer dazu sagt.
Den sehe ich erst nächste Woche wieder.