Geldmengenwachstum und Inflation

Soweit ich verstanden habe, war das Problem der goldgedeckten Währungen, dass die Wertschöpfung und somit der Geldbedarf stärker stieg als das verfügbare Goldaufkommen. Die Preise für Güter hätten daher gegenüber der goldgedeckten Währung ständig abnehmen müssen.
Ist diese Annahme einigermaßen korrekt?

Aus diesem Grund sinkende Preise sind vermutlich aus psychologischen Gründen schwer allgemein und selbstläufig durchsetzbar. Jedoch ist die japanische Währung deflationär. Ist hier der Unterschied, dass in Japan meist stabile Preise gehalten werden und zur Annahme 1 jedoch merklich sinkende Preise notwendig wären ?

Meiner Meinung nach entspricht der Bitcoin im Ansatz der Philosophie der Golddeckung, da die Anzahl der Bitcoins fest limitiert ist, ggfs. rückläufig, da Bitcoins immer wieder verloren gehen.
Golddeckung und Bitcoins haben beide den Nachteil, dass mehr oder weniger viele Kapazitäten und Resourcen in den Prozess der Gewinnung/Mining gesteckt werden, mit zunehmender Intensität, denn je mehr bereits verfügbar gemacht wurde, desto höher sind die Kosten weiteres zu gewinnen.

Ich nehme an, dass jede Deckung oder Deckelung einer Währung an ein bestimmtes Gut x zu praktischen Problemen führen müsste, da die Preisstabilität nicht eingehalten werden kann.
Daher mein Kernanliegen: Könnte die geldmengenbedingte Inflation verhindert und das Vertrauen in die Währung gestärkt werden, wenn die Geldmenge an das Aufkommen der vorjährigen Mehrwertsteuer oder einem anderen Indikator der Wirtschaftsleistung gebunden wird ?

Welche Auswirkung hätte die ausländische Geldnachfrage und Exporte/Importe auf diese Strategie ?

Vielen Dank im voraus für eure Gedanken hierzu.
Viele Grüße,
Philipp

Bitcoin ist im Gegensatz zu Gold kein Gut sondern spekulative Fiktion.
Von daher sind Bitcoin und Gold bzw. Golddeckung auch nicht im Ansatz irgendwie vergleichbar.

2 Like

Inflationsrate zwischen 1960 und 2021: 473% / 3% jährlich.

Das ist keine Währung sondern ein Spekulationsobjekt. Man könnte auch Coilcoin erfinden; je Verbrennung von 100kg Holzkohle gibt es einen Coin.

2 Like

Danke schonmal für die Antworten. Bevor es zu bitcoinlastig wird, zur Klarstellung wollte ich Gold und Bitcoin nur in folgenden Eigenschaften vergleichen:

  • Kostet viel um es zu schürfen, inkl. negativer Umweltauswirkungen
  • Ist nicht beliebig vermehrbar (Bitcoin als solches, nicht Crypto im Allgemeinen)
1 Like

Das kann man so kurz eigentlich nicht schreiben. Das Problem ist auch kein solitäres der goldgedeckten Währungen, sondern aller Währungen bis John Law Ende des 17. Jh. das Papiergeldsystem „erfand“ bzw. in großem Stile salonfähig machte. Die Folge von Metallknappheit war einfach, dass das Wirtschaftswachstum genauso beschränkt war wie die Ausgaben der Staaten insbesondere für Kriege.

Aus dem Grunde sank der Metallgehalt der Münzen bzw. sie wurden umgeprägt, was letztlich zu Inflation und nicht zu fallenden Preisen führte.

Sinkende Preise führen zu schrumpfender Wirtschaft, weil die Wirtschaftssubjekte mit ihren Ausgaben einfach warten, weil die Preise ja fallen und nicht steigen.

Wenn Du das Preisniveau meinst: das fällt mitnichten ständig und dauerhaft, aber die Wirtschaft kommt seit dem Platzen der Immobilienblase Anfang der 90er nicht recht in die Puschen, weil die Leute das Geld zusammenhalten, woran auch sehr expansive Geldpolitik nicht viel geändert hat:

Der Satz ist für mich unverständlich. In Japan werden die Preise nicht irgendwie gestaltet, sondern sie sind das Ergebnis von Angebot und Nachfrage.

Witzige Interpretation der aktuellen Situation. Da versuchen die Notenbanken seit 15 Jahren die Inflation mit expansiver Geldpolitik anzuheizen und am Ende kommt die Inflation aus einer ganz anderen Ecke. Die wurde nämlich verursacht durch einen Nachfrageschub aus China und dem Krieg gegen die Ukraine. Mit der Geldmengenausweitung hat die aktuelle Inflation insofern nichts zu tun.

Es gibt weder eine geldmengenbedingte Inflation noch einen Vertrauensverlust und Bitcoin erfüllt auch keine der klassischen Geldfunktionen (Wertaufbewahrungsmittel, Tauschmittel und Wertmessung).

Gruß
C.

1 Like

Danke für die ausführliche Antwort.
Ich denke ich bin auf der Suche nach der Geldmengentheorie, im Wiki Artikel habe ich einige Zusammenhänge gefunden.

Witzige Interpretation der aktuellen Situation. Da versuchen die Notenbanken seit 15 Jahren die Inflation mit expansiver Geldpolitik anzuheizen und am Ende kommt die Inflation aus einer ganz anderen Ecke. Die wurde nämlich verursacht durch einen Nachfrageschub aus China und dem Krieg gegen die Ukraine. Mit der Geldmengenausweitung hat die aktuelle Inflation insofern nichts zu tun.

=> Ja, das stimmt. Wie kann man das erklären, dass jahrzehntelang und besonders in speziellen Jahren viel mehr Geld ausgegeben wird als die Wirtschaft wächst, aber am Ende die Preise doch relativ stabil sind?
Die Geldmenge M3 hat sich seit seit 1999 ca. verdreieinhalbfacht. Der Verbraucherpreisindex seit 1999 „nur“ 1,5-facht. Wenn ein beliebiges Gut x in doppelter Menge zur Verfügung steht, würde doch auch der Preis sinken, wenn sich nicht gleichzeitig die Nachfrage danach verdoppelt ?
Wer fragt in 25 Jahren das bald 4-fache der Geldmenge nach oder warum haben sich die Preise bisher nicht vervierfacht?

Die EZB verteilte das Geld an die Kreditinstitute in dem Irrglauben, dass Kreditinstitute nur Liquidität brauchen, um mehr Kredite an Unternehmen (Handel, Industrie, Dienstleister) vergeben zu können. Tatsächlich braucht ein Kreditinstitut dafür Kunden, die sich Geld leihen wollen und die gab es halt in dem Maße nicht. Gleichzeitig führte das Niedrigzinsumfeld dazu, dass den Kreditinstituten die Erträge abhanden kamen.

Einige Zwischenschritte lasse ich weg und komme direkt zum Ergebnis, dass da lautet: die Liquidität der EZB (und auch manch anderer Notenbank) wanderte in Anlageformen wie Staatsanleihen, Aktien, Rohstoffe und natürlich Immobilien. Die Liquidität wurde quasi zwischengespeichert ohne Kaufkraft im Sinne eines BIP zu erzeugen und wirkte so nicht preistreibend. Jetzt, wo einige Anlageklassen preislich wegsacken, kann sich dieser Effekt umkehren und es ist durchaus denkbar, dass das Geld wieder aus den genannten Anlageklassen zurückkommt und es am Ende doch kaufkraftwirksam wird.

Gruß
C.

2 Like