Geldschöpfungsprimat? Was ist denn das?

Bei der Lektüre von Prof. Lechners „Wirtschaftspolitik“ bin ich auf „Optionen des Geldschöpfungsprimats: Bundesbankmodell versus Mefo-Wechsel-Modell“ gestoßen.
Leider kann ich einfach nicht verstehen, was mit dem Geldschöpfungsprimat gemeint ist. Den gibt es offensichtlich einmal für die Regierung und auch für die Zentralbank.
Falls mir das jemand kurz erklären könnte, wäre ich mega dankbar.
Liebe Grüße
Claudia

Bei der Lektüre von Prof. Lechners „Wirtschaftspolitik“ bin
ich auf „Optionen des Geldschöpfungsprimats: Bundesbankmodell
versus Mefo-Wechsel-Modell“ gestoßen.
Leider kann ich einfach nicht verstehen, was mit dem
Geldschöpfungsprimat gemeint ist. Den gibt es offensichtlich
einmal für die Regierung und auch für die Zentralbank.

Nein, den Geldschöpfungsprimat, das heißt das alleinige Recht, Geld zu drucken und zu prägen, hat einzig und allein die Bundesbank. Keine Bundesregierung kann die Bundesbank anweisen, die Notenpresse anzuschmeißen! Abgesehen davon läuft das Meiste ja sowieso schon über die Europäische Zentralbank.

Gruß

Christoph

Falls mir das jemand kurz erklären könnte, wäre ich mega
dankbar.
Liebe Grüße
Claudia

Kleine Korrektur
Hi,

Nein, den Geldschöpfungsprimat, das heißt das alleinige Recht,
Geld zu drucken und zu prägen, hat einzig und allein die
Bundesbank. Keine Bundesregierung kann die Bundesbank

das Münzregal, d.h das Recht Münzen zu prägen bzw. prägen zu lassen, liegt bei der Bundesregierung und nicht bei der Bundesbank, allerdings gibt es da Obergrenzen bzgl. des maximalen Nennwertes der vom Bund ausgegebenen Münzen im Verhältnis zum Geldscheinumlauf.

Gruß
Christian

Nochmal zum Geldschöpfungsprimat
Erstmal vielen Dank für eure Antworten.
Das was ihr geschrieben habt, verstehe ich sogar. Ich verstehe dann nur nicht den Satz im Buch: „In der Weltwirtschaft der Gegenwart ist der Primat der Regierung die Regel und der Primat der Zentralbank eine seltene Ausnahme.“ Ich dann unsere Zentralbank eine seltene Ausnahme?
Liebe Grüße
Claudia

Hi,

Nein, den Geldschöpfungsprimat, das heißt das alleinige Recht,
Geld zu drucken und zu prägen, hat einzig und allein die
Bundesbank. Keine Bundesregierung kann die Bundesbank

das Münzregal, d.h das Recht Münzen zu prägen bzw. prägen zu
lassen, liegt bei der Bundesregierung und nicht bei der
Bundesbank, allerdings gibt es da Obergrenzen bzgl. des
maximalen Nennwertes der vom Bund ausgegebenen Münzen im
Verhältnis zum Geldscheinumlauf.
Hallo Christian!

Heißt das, dass die Münzprägeanstalt direkt der Bundesregierung untersteht?

Gruß

Christoph

Gruß
Christian

Münzregal
Hi Christoph,

Heißt das, dass die Münzprägeanstalt direkt der
Bundesregierung untersteht?

ich weiß gar nicht mal, ob es in Deutschland noch Münzprägeanstalten gibt.

Die Münzstätten unterstehen jedenfalls dem Bundesfinanzminister (Münzgesetz, §6):
http://www.gesetzesweb.de/MuenzG.html
sowie erläutert
http://www.zahlungsverkehrsfragen.de/barzahlung.html
und ganz ausführlich inkl. EURO-Umstellung:
http://www.vddm.de/pages/archiv.htm

Die Kurzfassung nochmal von mir: Der Bundesfinanzminister beautragt die Münzstätten der Länder mit der Prägung der Münzen, die die Bundesbank anschließend zum Nennwert ankauft. Da das Material den Münzstätten vom Bundesfinanzministerium zugewiesen wird, sackt der Bund damit die Differenz zw. Materialkosten und Nennwert ein (sog. Schlagschatz). Bei den 1-5 Pfennigstücken legt er noch drauf, aber ab da wird Kasse gemacht.

Wie gesagt: Unter den Links gibt´s noch mehr Infos.

Gruß
Christian

Unabhängigkeit der Zentralbanken
Hallo Claudia,

wenn man weltweit die absolute Zahl der (von den Regierungen) unabhängigen Zentralbanken betrachtet, sind Europäische Zentralbank oder Bundesbank seltene Exemplare. In GB und Frankreich wurden die Zentralbanken lange Zeit von der Regierung gesteuert, und erst im Vorfeld des EURO unabhängig.

Insgesamt kann man grob sagen, je entwickelter ein Land ist, desto unabhängiger ist idR seine Zentralbank in der Gestaltung von Zinssätzen und Geldmengen. Aber sehen wir es andersrum: Viele Länder wären inzwischen absolut pleite, wenn ihre Zentralbanken die Zinssätze auf inflationsgerechte Sätze angehoben hätten. Es gehört viel Mut dazu, seine Zentralbank unabhängig aufzustellen. Der Streit zwischen einer Regierung und einer unabhängigen Zentralbank gehört zu den klassischen Themen der Geld- und Finanzmarkttheorie. Nicht wenige Regierungen sind letztlich von „ihrer“ unabhängigen Zentralbank gestürzt worden.

Von der theoretischen Unabhängigkeit ist aber auch noch die faktische Unabhängigkeit zu unterscheiden. Nicht wenige Zentralbanken handeln schon mal gern im Sinne einer ihnen genehmen Regierung. Nicht zuletzt deshalb war Clinton schon in den ersten Jahren seiner Amtszeit in wirtschaftlicher Hinsicht so erfolgreich. Die FED hatte nämlich dummerweise die Transmission also die Umsetzung eines geldpolitischen Impulses in realwirtschaftliche Effekte zu kurz berechnet bzw. angenommen. Und so kam das, was eigentlich Gearge Bush am Ende seiner einzigen Amtszeit zugute kommen sollte, dem frisch gewählten Billy Boy zugute.

Noch Fragen? Ich glaube zur Ausgestaltung der Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank habe ich noch irgendwo eine Hausarbeit aus dem VWL-Sektor meines Studiums rumliegen, so aus 1995 oder so. Bedarf an mich bitte per email.

Gruß
Christian

Super! Danke! Ich klicke mich mal durch!

Gruß

Christoph