Geldvolumen

Bekanntlich kann die Bundesbank (jetzt EZB) ja Einfluß auf Konjunktur und Geldwert nehmen, indem sie Zinspolitik betreibt und das Geldvolumen steuert. Die Sache mit der Zinspolitik ist mir klar; aber weiß jemand wie das mit dem Geldvolumen genau abläuft? Man kann doch nicht einfach das Geldvolumen erhöhen oder verringern, weil die Leute doch nicht beliebig mehr oder weniger verdienen. Und die Höhe der Kredite die Privatbanken gewähren, kann davon doch auch nicht abhängen.
Danke im voraus.

Hi,

die EZB steuert die Geldausgabe völlig autonom. Sie steuert einerseits inwieweit Bargeld an die Privatpersonen ausgegeben wird und andererseits wieviel Geld den Banken zur Weitergabe an den Geldkreislauf zur Verfügung steht.

Noch Fragen?

Gruß
Christian

Das ist ja genau meine Frage. Wie läuft das denn praktisch ab? Wenn die Dresdner Bank 20 Millionen Euro bei der EZB anfordert, wird die Anfrage dann zurückgewiesen, wenn die EZB meint, es sei zuviel Geld im Umlauf? Wie fließt das bereits ausgegebene Geld zurück an die EZB? Und was passiert umgekehrt, wenn das Geldvolumen erhöht wird? Das verteilen die Banken doch nicht anschließend mit dem Gießkannenprinzip. Daß sich Kreditgeschäfte durch Zinspolitik verteuern oder billiger werden, ist mir klar. Aber wie kann es eine von der Zinspolitik losgelöste Steuerung des Geldvolumens geben?
Gruß

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Unterscheiden wir erstmal zwischen Bargeld und Buchgeld. Jede Bank hat das Recht, sich Guthaben bei der Zentralbank in Bargeld ausliefern zu lassen, das Guthaben wird dabei entsprechend belastet. Das Bargeld liegt bei der Zentralbank und ihren Niederlassungen im Keller und ist solange, bis es ausgegeben wird, nichts weiter als bedrucktes Papier. Kunden der Banken wiederum haben das Recht, sich Guthaben oder zugesagte Kredite in bar auszahlen zu lassen. Die Bank muß sich somit entsprechende Bestände zulegen. Die Höhe der Kredite bestimmt sich einerseits durch die Nachfrage danach, d.h. über die Zinsen, andererseits durch Fähigkeit der Banken, weitere Kredite auszugeben. Dies wird einerseits durch bestimmte maximale Kredit-/Eigenkapitalrelationen und andererseits durch die bei der Zentralbank zu hinterlegende Mindestreserve (2 % auf bestimmte Kundenguthaben) bestimmt.

Somit reduziert sich das Problem auf die Frage: Wie kommen die Banken an Buchgeld? Dies erhalten die Banken durch die Teilnahme an Versteigerungen, um es mal vereinfacht zu sagen. D.h. die Banken bieten an einem Versteigerungstermin z.B. einen bestimmten Zinssatz. Die Gebote, die oberhalb des von der EZB festgelegten Zinssatzes liegen, erhalten dann eine Zuteilung. Der Gesamtbetrag des zugeteilten Buchgeldes wird von der EZB festgelegt. Die Laufzeiten für die ersteigerten Beträge liegen zwischen 1 und 4 Wochen. Dies alles, wie gesagt, leicht vereinfacht.

Die EZB hat also beide Größen mehr oder weniger im Griff: Geldmenge und Zinsniveau. Es kann aber durchaus mal vorkommen, daß sich der Zinssatz zwischen den Banken deutlich von den EZB-Sätzen unterscheidet. So z.B. heute: EZB-Hauptfinanzierungssatz: 3,25% (seit November 2001), Interbankensatz: 2,4-2,5 (Tiefststand). Dies liegt z.B. daran, daß derzeit relativ viel Liquidität im Markt ist, weil sich die Banken mit zuviel Geld eingedeckt haben, was wiederum auf die Unsicherheiten bei der Euro-Einführung zurückzuführen sein dürfte.

Desweiteren hat die EZB nicht die wirkliche Geldmenge im Griff, sondern nur die Zentralbankgeldmenge, d.h. Bargeldumlauf und Guthaben der Banken bei der Zentralbank. Die Kreditvergabe, die entscheidenden Einfluß auf die Geldmenge hat (über zwei Ecken), wird von den Banken gesteuert, kann aber über die Abgabezinssätze bei den genannten Versteigerungen zumindest durch die EZB beeinflußt werden. Denn wenn die Banken sich zu X% beid er EZB eindecken, müssen sie es zu X+Y% verleihen und dann ist die Frage, ob die Kunden bereit sind, einen höheren Satz zu zahlen.

Ist jetzt das ganze ein bißchen klarer? Wenn nicht, nochmal melden.

Gruß
Christian

Danke
Schönen Dank. Du hast mir sehr geholfen.