hi,
zur Geschichtsschreibung des MA:
ist nicht mit unserer heutigen Geschichtsschreibung zu vergleichen gewesen: sie war von der eschatologischen Erwartung des Weltenendes und des kommenden Gottesreich geprägt (Augustinus: ~4./5.Jh). Diese Erwartung war nicht unrelevant für die Interpretation der damaligen Gegenwart: Denn da das römische Kaiserreich das letzte vor dem himmlischen sein sollte, musste dieses sozusagen „verlängert“ werden: Daher erklärten sich auch die deutschen Kaiser(bzw. die römischen Kaiser deutscher Herkunft) aus der römischen Tradition heraus. Bot auch für die großen Papst-Kaiser Konflikte (Barbarossa, Friedrich II.) Stoff, die teilweise ebenfalls eschatologische Ausmaße annahmen (F. II. und Papst Gregor IX. (?) warfen sich gegenseitig vor der Endkaiser und sogar Antichrist zu sein).
Schließlich seien noch die Kreuzzüge genannt, die gewiss ebenfalls solcherart mitmotiviert waren: denn während der irdische Staat mit Babylon verglichen wurde, wurde der himmlische mit Jerusalem in Verbindung gebracht.
Zur Glaubwürdigkeit der Geschichtsschreibung: wie schon erwähnt in der Regel sehr kritisch zu lesen, da sie (und nicht nur damals) stets auch eine persönliche Darstellung des Autors sind.
Ein Beispiel hierfür sind die Berichte des Salimbene von Parma (13. Jh.) der ganz im Sinne der eschatologischen Erwartung Friedrich II. als Endkaiser darstellt. Selbst war er Franziskaner (Minorit)und hatte unter den Kriegen in Norditalien zu leiden. Daher ist seine Haltung gewissermaßen nachvollziehbar. Ausschmückenderweise unterstellt er dem Kaiser auch den berühmten Ursprachenversuch (bei dem Kinder völlig isoliert aufgezogen werden sollten um zu sehen welches die Ursprache ist). Inzwischen wird diese Behauptung stark hinterfragt, da es solche Darstellungen bereits vor F. II. gab und ansonsten keine Versuche mit Menschen mit ihm in Verbindung gebracht werden konnten. Auch steht die Behauptung des Salimbene alleine, ist in keinen anderen Quellen in Bezug auf F. II. zu finden. Sie hat aber lange Zeit (teilweise bis 20. Jh.) die Rezeption F. II. geprägt.
Ein zweiter Punkt der problematisch ist, ist dass selbst Stadtchroniken oft erst nach der beschriebenen Zeit entstanden sind, was natürlich ebenfalls Lücken und Fehler warscheinlich macht und auch zur Wertung einlädt. Hier ein (schon fast neuzeitliches) Beispiel: Zur Geschichte Straßburgs zur Zeit der Einführung der Reformation gibt es eine Zahl von Stadtchroniken. Ddie beiden umfangreichsten Chroniken von Sebastian Brandt und Daniel Specklin: Die Brandt zugeschriebene behandelt eine Zeit nach seinem Tod (zumindest ab einem gewissen Punkt, ich glaube 1514), und die Specklins ist nach der beschriebenen Zeit entstanden.
Darüber hinaus interessiert es mich, was die größten
Probleme bei der Geschihctsschreibung im frühen Mittelalter
waren bzw. bei den Überlieferungen dieser „Geschichte(n)“
hoffe deine Frage zumindest teilweise beantwortet zu haben. Ich denke es gibt sicher noch tausend andere Dinge die ne Rolle spielen, wo vielleicht andere besser Bescheid wissen,
liebe Grüße von Kati
p.s. beispiele beziehen sich auf zeiten mit denen ich mich intensiver auseinandergesetzt hab, es gibt sicher noch ne menge anderer.
Wer weiss mehr dazu?
Gemeinschaften & Rechtsbindungen / Frühes Mittelalter
Und vor allem welchen Einfluss hatten diese, und zwar so groß,
dass sie für die Geschichtsrekonstruktion dieser
Epoche/Zeitalter eine Bewandnis hatten/haben?