Genetischer Fingerabdruck aus Urin

Liebe/-r Experte/-in,
meinen Recherchen (zu meinem nächsten Buch) zufolge kann man anhand der im Urin befindlichen Zellen der Blase einen sog. „genetischen Fingerabdruck“ erstellen.

Frage Nr. 1:
Ist das auch bei geringen Mengen - konkret in relativ frischem, feuchtem Zustand auf menschlichem Kopfhaar anhaftend - möglich?

Wenn „Ja“, Frage Nr. 2:
War das auch schon vor zehn Jahren technisch möglich, bzw. gehörte es da bereits zur kriminaltechnischen Routine?

Herzlichen Dank für Ihre/Deine Mühe! Ulrike Bliefert

Hallo Frau Bliefert,

meinen Recherchen (zu meinem nächsten Buch) zufolge kann man
anhand der im Urin befindlichen Zellen der Blase einen sog.
„genetischen Fingerabdruck“ erstellen.

Davon ist mir nichts bekannt, falls Sie Quellen dazu haben, würde mich das aber interessieren.

Frage Nr. 1:
Ist das auch bei geringen Mengen - konkret in relativ
frischem, feuchtem Zustand auf menschlichem Kopfhaar anhaftend

  • möglich?

Wenn „Ja“, Frage Nr. 2:
War das auch schon vor zehn Jahren technisch möglich, bzw.
gehörte es da bereits zur kriminaltechnischen Routine?

Zur zweiten Frage kann ich Ihnen ein „nein“ geben. Erst in den letzten Jahren wurden die Methoden noch einmal entscheidend verfeinert bzw. in starker Breiter eingesetzt. Zu fragen wäre, ob es um Urin oder Sperma geht. Bei letzterem ist das in kleinerer Menge möglich und wurde auch vor 10 Jahren bereits so gemacht (Spermaspuren kann man z.B. mit einer UV-Lampe entdecken und dann in der PCR vervielfältigen).

Mit freundlichen Grüßen
Markus Beck

Lieber Herr Beck, herzlichen Dank für Ihre prompte Reaktion auf meine Frage! Die Information, dass man anhand von sogenannten Epithelien aus der Blase auch aus Urin DNA gewinnen kann, stammt von einer Autorenkollegin bzw. aus einem anderen Frageportal, also nicht etwa von Fachleuten! Anhand Ihrer Antwort gehe ich davon aus, dass es durchaus glaubwürdig ist, wenn ich behaupte, dass es bei einem zehn Jahre zurück liegenden Mordfall nicht gelungen ist, anhand von - ja zwangsläufig marginalen - Urinspuren des Täters im Kopfhaar des Opfers DNA zu gewinnen.
Es wäre eine große Erleichterung, wenn ich das genau wüsste und nicht etwa irgendwelchen Unsinn erzähle, und es wäre interessant zu wissen, ob es heute - im Vergleich zu vor zehn Jahren - tatsächlich eine entsprechende Methode gibt.
Vielleicht können Sie ja so freundlich sein und diesen Umstand - nach dieser Konkretisierung des Falles - nochmal bestätigen? In jedem Fall: Vielen, vielen Dank für Ihre Mühe! Ulrike Bliefert

Hallo Frau Bliefert,

ich habe ein wenig gesucht und eine Typisierung ist möglich, wenn Epithelzellen im Urin vorhanden sind. Ein Quelle hierzu:
Berschick, P., Geyer, H., Schänzer, W.: Individualization of urine samples in doping control by steroid profiling and PCR based DNA analysis, in: B. Olaisen, B. Brinckmann, P.J. Lincoln (eds.): Progress in Forensic Genetics 7, Elsevier Science (1998) 171-173.
auch Mark Benecke: Genetische Fingerabdrücke, in: FORSCHUNG IN KÖLN, Zeitschrift der Universität zu Köln Nr. 2/1996, S. 16-21.
Wie zuverlässig das ist, vermag ich allerdings nicht zu beurteilen. Da man auf einzelne Zellen im Urin angewiesen ist, die stark beschädigt sein können und so nicht alle Restriktionsfragmentlängenpolymorphismen dargestellt würden, ist nicht die gleiche Zuverlässigkeit wie beim Fingerprinting mit vergleichsweise zahlreichen Zellen zu erwarten.

Mit besten Grüßen
Markus Beck