Genetiv-s, wo kommt es hin?

Jeder kennt die „Deutsche Bank“. Ich parke auf dem Parkplatz der „Deutsche Bank“ (nicht „Deutschen“ Bank). Ich kann auch den Geschäftsbericht der „Deutsche Bank“ anfordern (aber nicht der „Deutschen Bank“). Eine „Deutschen“ Bank gibt es nicht. Dies hört sich zwar etwas seltsam, vielleicht auch falsch an, ist aber ok.

Wie ist es aber bei männlichen oder neutralen zusammengesetzen Begriffen?

Da gibt es einen Verein namens „Gesangverein Nordischer Frohsinn“.

Wenn ich nun unbedingt den Genetiv für die Aussage verwenden möchte:

Der Vorstand des Gesangverein(s) Nordischer(n) Frohsin(s) hat gesagt …

Gehe ich recht in der Annahme, dass es heißen müsste:

Der Vorstand des Gesangverein Nordischer Frohsinns hat gesagt …?

Kommt das Genetiv-s bei zusammengesetzten Begriffen (insbesondere Eigennamen) immer ganz hinten hin? Oder wird gegebenenfalls der Eigenname in der Mitte durch eingefügte „s“ abgeändert?

Danke
kroko

Dies hört sich zwar etwas seltsam, vielleicht auch falsch an, ist aber ok.

Das hört sich nicht nur vielleicht falsch an, sondern ist auch grammatikalisch falsch. Auch wenn es von vielen Leuten gemacht wird.

er Vorstand des Gesangverein Nordischer Frohsinns hat gesagt …?

Nein. „Der Vorstand des GesangsvereinS Nordischer Frohsinn“ wäre korrekt. Dass das Genitiv-S nach hinten wandert, gibt es nur bei sehr, sehr wenigen Eigenamen, die von den Sprechern nicht mehr als Phrase empfunden werden.

Gruß,
Max

Servus,

bei zusammengesetzten Eigennamen werden die Attribute immer flektiert, auch bei der Deutschen Bank.

Das hier:

ist zwar Mode, aber eben nicht ok.

Schöne Grüße

MM

Ja!

Es würde sogar so heißen, wenn der Verein weder Vorstand noch Mitglieder hätte, auf der Venus angesiedelt wäre und nur das Phantasieprodukt eines ebenfalls nicht existierenden Autors von SF-Romanen wäre, den ich mir gerade ausgedacht habe.

So isses!
merimies

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Ich weiß nicht, welches Alter der Duden mit „veraltet“ meint, aber wenn ich mal ganz bescheiden darauf hinweisen dürfte, dass der Kasus schon seit über 40 Jahren „Genitiv“ heißt …
Im Familienpark Sottrum war mal neben dem „Schwannensee“ ein nettes Schild, „Genitiv ins Wasser, es ist Dativ“, aber dieses Jahr habe ich es irgendwie gar nicht mehr gesehen.

Gruß
Christa

Immer ans Wortende! :laughing:

Wie der Kollege Aprilfisch - dessen Beförderung zum Maifisch aufgrund seiner guten Leistungen ich hiermit vorschlage - schon sehr richtig bemerkte:
bei zusammengesetzten Eigennamen werden die Attribute immer flektiert, auch bei der Deutschen Bank.

Nein!
„Nordischer Frohsinn“ ist der Eigenname des Vereins, „Gesangsverein“ ist hier das Attribut. Also muss es heißen:
Der Vorstand des Gesangvereins Nordischer Frohsinn hat gesagt …

Analog dazu;
Du könntest im ersten Beispielsatz den Begriff „Deutsche Bank“ erweitern zu „Geldinstitut Deutsche Bank“.
Der Satz müsste dann heißen: Ich parke auf dem Parkplatz des „Geldinstituts Deutsche Bank“.

Definiere „ganz hinten“!

Wie schon gesagt: Bei zusammengesetzten Eigennamen werden immer die Attribute flektiert, steht aber der Eigenname nicht alleine, sondern es ist zusätzlich noch die Art der benannten Sache genannt (Geldinstitut Deutsche Bank, Gesangverein Nordischer Frohsinn), dann wird das Genetiv-s an die Bezeichnung der Art der benannten Sache angehängt.

Alle Klarheiten beseitigt?
Gruß merimies :older_man:

Danke für die Antworten. Einige haben die Frage nicht ganz verstanden:

Der Verein heißt: „Gesangverein Nordischer Frohsinn“ („Gesangverein“ ist auch Bestandteil des Namens!). Insofern ist „Gesangverein“ nicht unbedingt die „benannte Sache“.

Keines der Mitglieder kann singen. Dieser Verein ist nur ein Zusammenschluss von Säufern und Kiffern.

Dieser „Gesangverein“ hat seinen Sitz an der Südspitze Südafrikas (also ganz im „Süden“ und hat ausschließlich griesgrämige Mitglieder und keine mit „Frohsinn“.

Alle Bestandteile des Namens sagen nichts aus und sind völlig irreführend, insofern sind es auch keine „Attribute“.

Heißt es in diesem Falle tatsächlich: „Der Vorstand des Gesangvereins Nordischer Frohsinn“ hat gesagt …?

Nochmal Danke. Ich nehme Euro Aussagen als korrekt an. Aber dann gäbe es ja noch ein anderes Problem:

Ich habe die Zeitung „Die Welt“ gelesen.

Lasst mich nun aus „Die Welt“ zitieren: Frau Merkel sagte …

oder …

Lasst mich nun aus „Der Welt“ zitieren: …

oder gar …

Lasst mich nun aus „der Welt“ zitieren …

(Natürlich würde ich in der Praxis „aus der Tageszeitung Die Welt“ schreiben; aber bei Kommentaren im TV/Radio wird mal aus „Die Welt“, mal aus „Der Welt“ (bzw. „der Welt“ zitiert).

Gruß
kroko

Namen von Zeitungen und Zeitschriften

siehe dazu http://www.canoo.net/services/GermanSpelling/Regeln/Gross-klein/Eigennamen.html#Anchor-In-47857:

"Namen von Zeitungen und Zeitschriften

Wenn der erste Bestandteil eines Namens ein Artikel ist und er in einem Text gebeugt wird, schreibt man ihn klein:

die Titelseite der Zeit
Das steht im Spiegel.
"

Gruß
Kreszenz

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Entschuldigung, wenn ich Euch vielleicht auf den Zeiger gehe; ein anderes Beispiel:

Es geht um Peter Kleine.

In Süddeutschland ist es oft üblich, den Nachnamen vor den Vornamen zu setzen, dort ist er also der „Kleine Peter“.

Habe ich nun tatsächlich den „Kleinen Peter“ eingeladen oder habe ich doch eher den „Kleine Peter“ eingeladen? (Der „Kleine Peter“ ist Basketballspieler und 2,10 m groß.)

Ist der „Kleine Peter“ Absolvent der British Academy for the Promotion of Historical, Philosophical and Philological Studies … oder der „Britishen“ Academy …

Hatte er tatsächlich mal ein Konto bei der Royalen Bank of Scotland (vgl. Deutschen Bank) oder doch eher bei der „Royal Bank of Scotland“ (vgl. Deutsche Bank)?

Er hat ein Buch geschrieben: „Die Büroklammer - ein Welterfolg“.
In „der(?) Büroklammer - ein Welterfolg“ ist geschildert, wie die Büroklammer zu einem Welterfolg wurde…?

Kann man irgendwo verbindliche Regeln nachlesen? Bei den Sites, die ich gefunden habe, sind nur Beispiele, aber keine Regeln niedergeschrieben.

Gruß
kroko

Hallo,

Lasst mich nun aus der „Welt“ zitieren.
Aber:
Lasst mich nun aus „Le Monde“ zitieren.

Viele Grüße,

Jule

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