Gentechnick

Hallo

Vor einer Weile kam eine Dokumentation (glaube hies „Frozen Angels“ - in Anlehnung an tiefgefrorene Embryos) im TV die sich in erster Linie mit Samen- bzw Ei-Spenden befasste. Also Paare (in Amerika), die auf natürlichem Wege keine Kinder bekommen konnten, waren dort unter Anderem auf der Suche nach „Leihmüttern“. Diese Leihmütter waren gleichzeitig auch die natürlichen Mütter und mussten daher sorgfältig von den Paaren ausgesucht werden. So wünschten sich die Eltern in der Regel zuerst eine besonders Intelligente und/oder auf musikalischen oder künstlerischen Gebieten begabte Leihmutter/Ei-Spenderin, aber sobald es an die Auswahl per Katalog ging, bevorzugte man in den meisten Fällen einfach die Hübscheste.
In dem Film wurde aber auch auf die zukünftigen Möglichkeiten des „Kinderkriegens“ eingegangen. Man spekulierte z.B., dass es irgendwann möglich sein könnte, dass man seine Kinder genetisch aufpeppt. Denn wieso sollten Eltern, die ihren Kindern ein teures Studium finanzieren wollen, nicht auch viel Geld dafür ausgeben um sie genetisch zu verbessern, so dass sie z.B. besonders intelligent sind und/oder eine um 20 Jahre höhere Lebenserwartung haben?
Daraus ergeben sich für mich gewisse Fragen, weshalb ich das Thema hier ins Phylosophie-Brett stelle:

In dem Film wurden auch moralische Bedenken angesprochen. So wären natürlich nur reiche Eltern dazu in der Lage ihre Kinder genetisch verbessern zu lassen. So wurde gemutmaßt, dass sich im Laufe der Jahrhunderte zwei verschiedene Menschenrassen entwickeln könnten - eine genetisch unveränderte, da arme Rasse, und eben die genetisch verbesserte, reiche und überlegene Rasse. Theoretisch könnte es passieren, dass sich dann diese beiden Rassen genetisch so weit voneinander entfernen, dass sie sich nicht mehr untereinander paaren können, so wie das z.B. Gorillas und Schimpansen nicht können.
Was hätte das dann für Auswirkungen? Müssten dann nicht automatisch die „minderwertigen“ Menschen zu den „Untertanen“ der überlegenen, genetisch verbesserten Menschen werden - zumindest in dem Sinne, dass sie nur als Arbeiter in deren Unternehmen/Fabriken in Frage kämen, während man höhere Posten selbstverständlich an „Fähigere“ vergibt?

Mal angenommen man käme in die Situation sein Kind genetisch verbessern zu lassen. Welche Eigenschaften wären in verbesserter Form überhaupt wünschenswert? Erstmal solle das Kind natürlich gesund und auch schön sein. Aber wie wäre es mit einer aussergewöhnlichen Intelligenz? Was wäre, wenn diese superintelligenten Kinder später in ihrem Erwachsenenalter ihren Eltern versuchen zu erklären, dass es falsch sei Menschen genetisch zu manipulieren?
Würde eine besonders hohe Intelligenz überhaupt ein glückliches Leben garantieren? Wäre es nicht vielleicht viel einträglicher nach einer Art „Glücks-Gen“ zu suchen? Ein Gen das eine erhöhte „Glückhormon“-Ausschüttung bewirkt, so dass das Kind immer und ständig fröhlich und heiter ist. Oder wäre ein „Erfolgs-Gen“ sinnvoller? Ein Gen das das Kind besonders motiviert sein lässt so dass es große Anstrengungen unternehmen kann um erfolgreich im Leben zu sein. Denn was würde eine hohe Intelligenz bringen wenn sie aus Antriebslosigkeit garnicht genutzt wird?

Ein anderer Punkt der mich beschäfftigt, ist, dass es vielleicht garnicht so ohne Weiteres möglich ist Menschen genetisch zu manipulieren. Bestimmt ist das Alles viel komplizierter als dass man einfach ein einzelnes oder mehrere Gene ersetzt um ein gewünschtes Ergebnis zu erhalten. Genetische Tierversuche haben gezeigt, dass solche Änderungen in der Regel immer Nebenwirkungen mit sich bringen - Nebenwirkungen die fatal sind. So wurde z.B. Hausschweinen das Wachstums-Gen von Elefanten eingepflanzt. Die Schweine waren dann zwar nicht so groß wie Elefanten, aber bestimmt doppelt so groß wie ihre normalen Artgenossen. Allerdings litten sie an einer schweren Arthritis wodurch sie sich kaum bewegen konnten. Ausserdem war ihr Fortpflanzungstrieb so gut wie garnicht vorhanden.
Oder Mäusen hat man tatsächlich das Intelligenz-Gen von Menschen eingesetzt. Inwieweit sich das auf ihre Intelligenz auswirkte, weiss ich jetzt nicht, aber diese Mäuse waren sehr viel mehr reizempfindlich - vor Allem was physische Reize betrifft.
Wird es also wohl eher so sein, dass man, sobald ernsthaft mit der genetischen Aufwertung begonnen wird, schnell wieder davon ablässt, weil jede gewünschte Änderung auch ungewollte Nebeneffekte mit sich bringt - die Ergebnisse vielleicht teilweise so schrecklich ausfallen, dass ein weiteres „Experimentieren“ am Menschen nicht vertretbar wäre?

Was meint ihr zu diesen Fragen? Hat vielleicht Jemand sogar passende Buch-Tipps parat?

Hallo,

ich bin kein Biologe und schon gar kein Genetiker, allerdings hab ich einige Jahre in der (technischen) Biotechnologie gearbeitet und denke, daß ich da doch das eine oder andere mitgekriegt habe.
Das als Vorwort :wink:

Meiner Meinung nach ist es auf absehbare Zeit nicht möglich, gezielt das menschliche Erbmaterial zu beeinflussen, schon gar nicht eine ‚Optimierung‘ vorzunehmen.

Wenn man an Stelle A etwas ändert um Eigenschaft X zu beeinflussen, kann es schnell passieren, daß an Stelle B die Eigenschaft Y zuungunsten des Individuums beeinflusst wird.
Dumm nur, daß man zwar Stelle A kennt (oder zumindestens meint sie zu kennen), Stelle B im Vorfeld gar nicht kennt und schon gar nicht weiss, wo sie liegt und was sie beeinflusst.

Bei der Entschlüsselung des humanen Genoms war man bass erstaunt, wie wenige Gene der Mensch besitzt und daß für die Funktion Überstukturen zuständig sind, von denen man bisher nichts genaues weiss und höchstens vage Vermutungen anstellen kann.

Diese Behauptungen, Embryonen optimieren zu können sind mithin Wunschdenken oder schlichte Marktschreierei, was m.E. absolut unseriös ist.

Gandalf

Hallo,

es wird in absehbarer Zukunft wahrscheinlich möglich sein, bekannte genetische „Defekte“ zu „korrigieren“. Das muss man sich etwa so vorstellen:

Man hat ein (sehr dickes) Buch und weiß von einem ganz bestimmten Druckfehler an einer ganz bestimmten Stelle im Buch. Man stellt nun ein kleines Stück Papier her mit dem Wort in richtiger Schreibweise, macht etwas Klebstoff auf die Rückseite und wirft das mehr oder weniger blind in das Buch hinein, in der Hoffnung, dass es genau an der richtigen Stelle kleben bleibt und so das alte, falschgeschriebene Wort überdeckt. Nun, jedem ist sofort klar, dass diese Strategie sehr, sehr selten zum Erfolg führen wird. Mit ein paar Tricks in der Gentechnik sind die Erfolgsaussichten nicht ganz so miserabel, aber im Prinzip kommt es dem nahe. Was bedeutet: man braucht immer recht viele Versuche, bis es denn mal klappt.

Damit (selbst wenn es klappt!) hat man „nur“ sowieso bekannte Schreibfehler korrigiert. Das könnten Erbfehler sein, die meinetwegen eine erhöhte Tumoranfälligkeit, Farbenblindheit, Albinismus, Sterilität, Laktoseunverträglichkeit, u.ä. bedingen.

Viele andere erblich bedingte Erkrankungen ergeben sich aus dem Wechselspiel vieler Elemente - und selbst da haben wir keine therapeutischen Ansatzpunkte.

Nochmal viel schwieriger wird es, Eigenschaften, die nicht auf schlichten Defekten/Fehlern in der Buchstabensuppe bestehen, in ihrer Art oder Stärke zu modulieren. ZB. „Konzentartionsfähigkeit“, „Ausdauer“, „soziale Kompetenz“, „Geschicklichkeit“, usw. Dazu müssten wir, um im Vergleich zu bleiben, die inhaltlichen Aussagen vieler Sätze im Buch gezielt verändern, und zwar so, dass sie immer noch in den Rahmen der Gesamtgeschichte bleiben. Man man das theoretisch noch für erreichbar halten (in ferner, ferner Zukunft), so ist doch jetzt sogar noch vollkommen unklar, wie die Sätze in diesem Buch überhaupt aufgebaut sind, welche Grammatik dahintersteht, sozusagen, und wie überhaupt der Inhalt da rein kommt.

Wir sind in der Genetik im Moment im Stadium eines Kindes in der Lall-Phase, was seine ersten Silben ausprobiert. Das, wovon Du redest, ist, ein Werk Shakespears zu nehmen und umzuschreiben, um bestimmte Aspekte des Werks Literarisch etwas anders herauszuarbeiten. Es wird noch eine Weile dauern, bis sowas möglich wird.

Wird es also wohl eher so sein, dass man, sobald ernsthaft mit
der genetischen Aufwertung begonnen wird, schnell wieder davon
ablässt, weil jede gewünschte Änderung auch ungewollte
Nebeneffekte mit sich bringt - die Ergebnisse vielleicht
teilweise so schrecklich ausfallen, dass ein weiteres
„Experimentieren“ am Menschen nicht vertretbar wäre?

Es bleibt eine wirtschaftliche Frage. Solange Geld oder Macht mit etwas verdient werden kann, wird es getan. Wir wissen seit vielen Jahren genau, dass die gentechnische Veränderung von Pflanzen keine Vorteile bringt, zumindest keine sozialen, ökologischen und ökonomischen. Doch es gibt Industrien, die wegen guten Marketings und Lobbyarbeit sehr gut daran verdienen. Also werden solche Pflanzen auch angebaut. Es ist im unserem gesellschaftlichen marktwirtschaftlich basierten System auch die einzige „vernünftige“, konsequente und funktionierende Lösung. Bleiben wir den marktwirtschaftlichen Grundstrukturen (Konsum, Wachstum, Gewinnmaximierung, etc) treu, werden wir auch uns selbst nach den Anforderungen unserer Märkte richten (und herrichten) müssen. Nein, wir werden es sogar wollen, nämlich genau so, wie wir heute schon Billigklamotten und Billiggemüse kaufen wollen und für Hochtechnologien wie Computer etc. eigentlich nur geringe Schutzgebühren bezahlen.(*)

Ich bin da auf einer Linie mit Dürrenmatt in „Die Physiker“.

LG
Jochen

(*) Nicht dass man mich falsch versteht: Ich habe keine Idee, wie man es „besser“ machen kann, das heißt aber nicht, dass man fatale Schwachstellen am „best möglichen bekannten System“ nicht klarstellen sollte, um endlich anfangen zu können, über mögliche Alternativen nachzudenken (die gewiss nicht in den gescheiterten Versuchen der Vergangenheit zu finden sind).

‚Wir‘ und ‚sie‘
Hallo,

Wir wissen seit
vielen Jahren genau, dass die gentechnische Veränderung von
Pflanzen keine Vorteile bringt, zumindest keine sozialen,
ökologischen und ökonomischen. Doch es gibt Industrien, die
wegen guten Marketings und Lobbyarbeit sehr gut daran
verdienen. Also werden solche Pflanzen auch angebaut.

„Wir“ wissen es; „sie“ bauen diese Pflanzen an.
„Sie“ haben Vorteile; dann haben andere Nachteile: „wir“.
„Wir“ nehmen das hin, weil „sie“, mal nicht euphemistisch
formuliert, „uns“ mit allen Tricks betrügen.
Wer sind sie? Gehören sie vielleicht gar zu uns?

Es ist im unserem gesellschaftlichen marktwirtschaftlich basierten
System auch die einzige „vernünftige“, konsequente und
funktionierende Lösung.

Marktwirtschaft — auch so ein Euphemismus.

(*) Nicht dass man mich falsch versteht…
über mögliche Alternativen nachzudenken (die gewiss nicht in den
gescheiterten Versuchen der Vergangenheit zu finden sind).

Wäre sicher niemand drauf gekommen, dass du die favorisierst :wink:
Aber vielleicht gehört die Verteufelung jener Alternativen
— statt aus ihrem Scheitern zu lernen —
auch zum „Marketing“ jener, die „uns“ nicht nur Genpflanzen,
sondern noch allerhand anderen Schund andrehen,
und dies, obwohl „wir“ wissen…
„Wir“ und „sie“ — eine Symbiose, oder besser: eine „Synthanatose“ ?
(sit venia verbo)

Gruss
Nescio

Hallo,

„Wir“ wissen es; „sie“ bauen diese Pflanzen an.
„Sie“ haben Vorteile; dann haben andere Nachteile: „wir“.

Interessanter Punkt.

Es ist mE schon ein Kernproblem, dass hier überhaupt begrifflich getrennt wird. Wir (also der Mensch, oder der homo industrialensis) haben ein Gehirn, welches auf die Kategorisierung, also die Begriffliche Trennung und Verallgemeinerung von Wahrnehmungen, ausgelegt ist. Es kann linear-kausale Zusammenhänge erkennen und verstehen, soweit, dass es daraus ein Planen und Handeln ableiten kann, welches zu einer entsprechend absehbaren Verbesserung der Lebensumstände führt. Das funktioniert gut, solange nicht-lineare Kausalitätsbeziehungen (also Rückkoppelungen) keine oder kaum ein Rolle spielen, wie es in der Evolution der Hominiden auch bisher der Fall war. Je stärker die Interaktion mit der Umwelt wird und je längere Zeiträume berücksichtigt werden, desto mehr spielen natürlich komplexe Rückkoppelungen eine Rolle (Beispiel Brunnenbohren in Wüsten oder Brot für die Welt). Praktisch immer zeigt sich in solchen Situationen, dass „wir“ nicht in der Lage sind, mögliche Folgen abzuschätzen.

Die Unterteilung in „wir“ und „sie“, in „Produzenten“ und „Konsumenten“, in „Kapital“ und „Arbeit“ usw. ist immer nur in einem kleinen, gesteckten Betrachtungsrahmen sinnvoll. Es hat den massiven Anschein, dass diese Kategorisierungen auch dienlich sind, komplexere Zusammenhänge zu erfassen und zu beurteilen, aber dem ist nicht so. Hier täuscht uns unser Gehirn. Es versucht, Probleme mit intellektuellen Mitteln zu lösen, die dafür nicht angemessen sind. Ich weiß keinen rechten Vergleich, der das verdeutlicht, aber kann immer wieder auf belegende Beispiele hinweisen, wie zB. folgende:

Bei zu hoher Verkehrsdichte auf einer städtischen Straße gibt es Staus. Um die zu vermeiden, haben sich Experten einfallen lassen, Nebenstrecken zu öffnen um den Autostrom zu entzerren. Die Staus wurden dadurch größer (weil, wie man nicht durch Überlegen, sondern durch Erfahrung lernen musste, die Autos von den Nebenstrecken später irgendwann wieder auf die Hauptstrecke zurück müssen, und das einsortieren kostet extra Zeit).

Die Notausgänge zB. in Diskos usw. müssen natürlich frei, d.h. unverbaut sein; die Leute sollen ja auf direktem Weg schnell raus da. Klar. Leider funktioniert das nicht. Obwohl - wohlüberlegt - Notausgänge immer frei zugänglich gebaut werden. Man musste Simulationen und Tests bemühen, die durchzuführen bei fast allen Menschen Kopfschütteln hervorrufen würde, um herauszufinden, dass eine Säule VOR dem Notausgang die Fluchtzeiten verringert. Wieder haben uns die nicht bedachten Wechselwirkungen zwischen den Flüchtenden einen Streich gespielt. Selbst wenn wir es sehen, glauben wir es kaum.

Das sind nur zwei Beispiele. Und sie belegen mE das große Problem, das wir haben, zu beurteilen, welches Handeln sinnvoll ist. Ganz m Anfang dieses Problems aber steht, so hoffe ich verdeutlicht zu haben, unser Wunsch, unsere Gewohnheit oder gar unsere Abhängigkeit, in Kategorien zu denken.

„Wir“ und „sie“ — eine Symbiose, oder besser: eine
„Synthanatose“ ?

„Wir“ und „sie“: Untrennbare Teile von ein und demselben System. Begriffliche Kontrapunkte ohne Wert für das Verständnis der Eigenschaften oder des Verhaltens des Systems.

Was meinst Du mit „Synthanatose“ - hast Du da ein deutsches Wort für? Thanatose kenne ich als „sich tot stellen“, aber Du meinst doch sicher nicht „sich miteinander tot stellen“?

(sit venia verbo)

sei Dir vergeben.

LG
jochen

1 Like

Hallo,

„Wir“ wissen es; „sie“ bauen diese Pflanzen an.
„Sie“ haben Vorteile; dann haben andere Nachteile: „wir“.

Interessanter Punkt.

Es ist mE schon ein Kernproblem, dass hier überhaupt
begrifflich getrennt wird.

Die Unterteilung in „wir“ und „sie“, in „Produzenten“ und
„Konsumenten“, in „Kapital“ und „Arbeit“ usw. ist immer nur in
einem kleinen, gesteckten Betrachtungsrahmen sinnvoll.

Klar, dass wir hier keine Lösung der Menschheitsprobleme liefern können.
Du sagtest ja auch, dass schon viel gewonnen wäre, wenn über Alternativen
überhaupt nachgedacht würde.

Du hattest getrennt, sinnvoll mE, in eine Gruppe, die an genveränderten Pflanzen
aufgrund „guten Marketings und Lobbyarbeit sehr gut … verdienen“,
und eine andere, „wir“, die, obwohl sie Bescheid weiss, das zu ihrem Nachteil
geschehen lässt.
Das habe ich ein bisschen zu problematisieren versucht, auch anhand
des mE euphemistischen Sprachgebrauchs — dessen Durchsetzung
ja Teil des „guten Marketings“ ist.

Meine Bemerkungen zielten auf die (massen-)psychologischen, soziologischen
und politischen Aspekte der Problematik.

Deine Beispiele aus dem quasi „mechanischen“ Bereich erscheinen mir hier
nicht überzeugend bzw. erläuternd, eher ablenkend.

Ich weiß keinen
rechten Vergleich, der das verdeutlicht, aber kann immer
wieder auf belegende Beispiele hinweisen, wie zB. folgende:

Bei zu hoher Verkehrsdichte auf einer städtischen Straße gibt
es Staus. Um die zu vermeiden…

Die Notausgänge zB. in Diskos usw. müssen natürlich frei, d.h.
unverbaut sein; die Leute sollen ja auf direktem Weg schnell
raus da. Klar. Leider funktioniert das nicht…

„Gutes Marketing und Lobbyarbeit“ (Arbeit!?) treten nicht
so naturgesetzlich zwingend auf. Sie liessen sich untersagen
(wobei ich damit kein Patentrezept anbieten will).

„Wir“ und „sie“ — eine Symbiose, oder besser: eine
„Synthanatose“ ?

Was meinst Du mit „Synthanatose“ - hast Du da ein deutsches
Wort für? Thanatose kenne ich als „sich tot stellen“, aber Du
meinst doch sicher nicht „sich miteinander tot stellen“?

Ach, das war ein spontan gebildeter Neologismus von mir,
als etwas drastische Negation der Symbiose. Wollte sagen,
dass die derzeitig meist als „alternativlos“ angesehene
gesellschaftliche Organisation (s.o.: „wir“ und „sie“) nicht
lebensfördernd ist, sondern eher in Richtung Tod weist.
(Dass „Thanatose“ schon besetzt ist, wusste ich nicht.)

Gruss
Nescio

Hallo,

Ich verstehe Deinen Punkt und stimme Dir zu. Wir sehen das selbe Problem - vielleicht nur aus etwas anderen Perspektiven, was gut ist.

„Gutes Marketing und Lobbyarbeit“ (Arbeit!?) treten nicht
so naturgesetzlich zwingend auf. Sie liessen sich untersagen
(wobei ich damit kein Patentrezept anbieten will).

Ich denke, dass eine Lösung oder auch „die Summe von ‚Insel‘-lösungen“ *innerhalb* des bestehenden Systems nicht funktionieren können.

Aber selbst bei halbwegs massiven Einzellösungen innerhalb des bestehenden Systems müsste man für eine vernünftige (Vernunft-geleitete & geplante, aber nicht notwendigerweise richtige oder erfolgreiche) Lösung einen gesellschaftlichen Konsens finden. Hier spielt ein weitere Aspekt rein: Kann man komplexe Systeme überhaupt gezielt - rational - beeinflussen bzw. steuern? Und weiter: Kann sich ein System selbst rational steuern? Ich denke: nein.

LG
Jochen

Hallo,

es wird in absehbarer Zukunft wahrscheinlich möglich sein,
bekannte genetische „Defekte“ zu „korrigieren“. Das muss man
sich etwa so vorstellen:

Man hat ein (sehr dickes) Buch und weiß von einem ganz
bestimmten Druckfehler an einer ganz bestimmten Stelle im
Buch. Man stellt nun ein kleines Stück Papier her mit dem Wort
in richtiger Schreibweise, macht etwas Klebstoff auf die
Rückseite und wirft das mehr oder weniger blind in das Buch
hinein, in der Hoffnung, dass es genau an der richtigen Stelle
kleben bleibt und so das alte, falschgeschriebene Wort
überdeckt. Nun, jedem ist sofort klar, dass diese Strategie
sehr, sehr selten zum Erfolg führen wird. Mit ein paar Tricks
in der Gentechnik sind die Erfolgsaussichten nicht ganz so
miserabel, aber im Prinzip kommt es dem nahe. Was bedeutet:
man braucht immer recht viele Versuche, bis es denn mal
klappt.

Vor einigen Tagen hab ich in der Zeitung über ein Paar gelesen das sich sein Kind „aussortieren“ lies. Also ohne Genmanipulation sondern es wurden einfach mehrere Embryonen „gezüchtet“ und anhand ihres Erbgut sortiert. Der Vater hatte das „Brustkrebs-Gen“ und bei einer Vererbung dieses Gens wäre die Wahrscheinlichkeit, dass seine Tochter an Brustkrebs erkrankt bei 50-80 Prozent gewesen. Der Mutter wurden dann zwei Embryonen ohne dieses Gen „eingepflanzt“ und eins davon kam vor kurzem zur Welt.
Von daher würde es eigentlich garkeinen Sinn machen den Defekt genetisch korrigieren zu wollen, da der Aufwand mit der oben beschriebenen Methode wohl viel geringer ist.

Davon abgesehen, dass es wir es sicher nicht mehr erleben werden wie genetisch manipulierte Kinder auf die Welt kommen (falls das überhaupt jemals passieren wird), interessiert mich vor allem die Frage was da wünschenswert wäre. Wie sollte man sein Kind „gestalten“ um ein Optiumum zu erlangen, bzw was wäre das Optimum?
Käme es darauf an ein glückliches, heiteres Kind zu haben das stets freundlich zu seinen Mitmenschen ist? Wären dann Kinder mit dem Down-Syndrom in dieser Hinsicht nicht die perfekten Menschen?

Offtopic?
Ich glaube, das was ihr da besprecht, hat eigentlich nur noch am Rande mit dem eigentlichen Thema zu tun. Klar, es geht darum, dass, wenn etwas einen gewissen Profit verspricht, es auch umgesetzt werden wird - mögliche negative Konsequenzen sind dann bestenfalls nebensächlich.

Ihr reden von „wir“ und „sie“. Könnte es aber nicht auch sein, dass ich, der ich mich zum „wir“ zähle, auf die Idee kommen könnte eine Firma aufzumachen um „moralische“ Ware herzustellen? Oder könnte es nicht sein, dass einer von „denen“ sich sagt, dass er dieses „Genfood“ nicht essen und es deshalb auch nicht anderen zumuten will?
Entsünde nicht automatisch eine Marktniesche für garantiert nicht-genmanipulierte Nahrung?
Ich denke insofern funktioniert unser System (Die aktuelle Bankenkrise ist ja auch kein Scheitern des Systems sondern im Gegenteil: Weil das System funktioniert, kam es durch das Fehlverhalten bestimmter „Personen“ zur Krise).
Eigenverantwortung.

Hallo,

Davon abgesehen, dass es wir es sicher nicht mehr erleben
werden wie genetisch manipulierte Kinder auf die Welt kommen
(falls das überhaupt jemals passieren wird), interessiert mich
vor allem die Frage was da wünschenswert wäre. Wie sollte man
sein Kind „gestalten“ um ein Optiumum zu erlangen, bzw was
wäre das Optimum?

Dazu will ich mich selbst zitieren:
Es kann linear-kausale Zusammenhänge erkennen und verstehen, soweit, dass es daraus ein Planen und Handeln ableiten kann, welches zu einer entsprechend absehbaren Verbesserung der Lebensumstände führt. Das funktioniert gut, solange nicht-lineare Kausalitätsbeziehungen (also Rückkoppelungen) keine oder kaum ein Rolle spielen, wie es in der Evolution der Hominiden auch bisher der Fall war. Je stärker die Interaktion mit der Umwelt wird und je längere Zeiträume berücksichtigt werden, desto mehr spielen natürlich komplexe Rückkoppelungen eine Rolle (Beispiel Brunnenbohren in Wüsten oder Brot für die Welt). Praktisch immer zeigt sich in solchen Situationen, dass „wir“ nicht in der Lage sind, mögliche Folgen abzuschätzen.

Ergo: Wir können gar nicht beurteilen, was sinnvoll ist. Höchstens *glauben* wir, wir könnten es, aber damit liegen wir falsch.

Käme es darauf an ein glückliches, heiteres Kind zu haben das
stets freundlich zu seinen Mitmenschen ist? Wären dann Kinder
mit dem Down-Syndrom in dieser Hinsicht nicht die perfekten
Menschen?

Käme es auf eine ökologische Verträglichkeit an, mit geringem bis keinem Potenzial für soziale Ausbeutung, Krankheitsanfälligkeit, Resourcenbedarf, Gewaltanwendung usw. wäre ein totes Kind die beste Wahl.

LG
Jochen

Hallo El-Borbah,

um die Welt etwas besser zu machen würde ich vorschlagen jedem Menschen eine ordentliche Portion Empathie mitzugeben und die Einhaltung der ‚Goldenen Regel’ (http://de.wikipedia.org/wiki/Goldene_Regel#Beispiele) genetisch zu verankern.

Gruß
Grin