Hallo
Vor einer Weile kam eine Dokumentation (glaube hies „Frozen Angels“ - in Anlehnung an tiefgefrorene Embryos) im TV die sich in erster Linie mit Samen- bzw Ei-Spenden befasste. Also Paare (in Amerika), die auf natürlichem Wege keine Kinder bekommen konnten, waren dort unter Anderem auf der Suche nach „Leihmüttern“. Diese Leihmütter waren gleichzeitig auch die natürlichen Mütter und mussten daher sorgfältig von den Paaren ausgesucht werden. So wünschten sich die Eltern in der Regel zuerst eine besonders Intelligente und/oder auf musikalischen oder künstlerischen Gebieten begabte Leihmutter/Ei-Spenderin, aber sobald es an die Auswahl per Katalog ging, bevorzugte man in den meisten Fällen einfach die Hübscheste.
In dem Film wurde aber auch auf die zukünftigen Möglichkeiten des „Kinderkriegens“ eingegangen. Man spekulierte z.B., dass es irgendwann möglich sein könnte, dass man seine Kinder genetisch aufpeppt. Denn wieso sollten Eltern, die ihren Kindern ein teures Studium finanzieren wollen, nicht auch viel Geld dafür ausgeben um sie genetisch zu verbessern, so dass sie z.B. besonders intelligent sind und/oder eine um 20 Jahre höhere Lebenserwartung haben?
Daraus ergeben sich für mich gewisse Fragen, weshalb ich das Thema hier ins Phylosophie-Brett stelle:
In dem Film wurden auch moralische Bedenken angesprochen. So wären natürlich nur reiche Eltern dazu in der Lage ihre Kinder genetisch verbessern zu lassen. So wurde gemutmaßt, dass sich im Laufe der Jahrhunderte zwei verschiedene Menschenrassen entwickeln könnten - eine genetisch unveränderte, da arme Rasse, und eben die genetisch verbesserte, reiche und überlegene Rasse. Theoretisch könnte es passieren, dass sich dann diese beiden Rassen genetisch so weit voneinander entfernen, dass sie sich nicht mehr untereinander paaren können, so wie das z.B. Gorillas und Schimpansen nicht können.
Was hätte das dann für Auswirkungen? Müssten dann nicht automatisch die „minderwertigen“ Menschen zu den „Untertanen“ der überlegenen, genetisch verbesserten Menschen werden - zumindest in dem Sinne, dass sie nur als Arbeiter in deren Unternehmen/Fabriken in Frage kämen, während man höhere Posten selbstverständlich an „Fähigere“ vergibt?
Mal angenommen man käme in die Situation sein Kind genetisch verbessern zu lassen. Welche Eigenschaften wären in verbesserter Form überhaupt wünschenswert? Erstmal solle das Kind natürlich gesund und auch schön sein. Aber wie wäre es mit einer aussergewöhnlichen Intelligenz? Was wäre, wenn diese superintelligenten Kinder später in ihrem Erwachsenenalter ihren Eltern versuchen zu erklären, dass es falsch sei Menschen genetisch zu manipulieren?
Würde eine besonders hohe Intelligenz überhaupt ein glückliches Leben garantieren? Wäre es nicht vielleicht viel einträglicher nach einer Art „Glücks-Gen“ zu suchen? Ein Gen das eine erhöhte „Glückhormon“-Ausschüttung bewirkt, so dass das Kind immer und ständig fröhlich und heiter ist. Oder wäre ein „Erfolgs-Gen“ sinnvoller? Ein Gen das das Kind besonders motiviert sein lässt so dass es große Anstrengungen unternehmen kann um erfolgreich im Leben zu sein. Denn was würde eine hohe Intelligenz bringen wenn sie aus Antriebslosigkeit garnicht genutzt wird?
Ein anderer Punkt der mich beschäfftigt, ist, dass es vielleicht garnicht so ohne Weiteres möglich ist Menschen genetisch zu manipulieren. Bestimmt ist das Alles viel komplizierter als dass man einfach ein einzelnes oder mehrere Gene ersetzt um ein gewünschtes Ergebnis zu erhalten. Genetische Tierversuche haben gezeigt, dass solche Änderungen in der Regel immer Nebenwirkungen mit sich bringen - Nebenwirkungen die fatal sind. So wurde z.B. Hausschweinen das Wachstums-Gen von Elefanten eingepflanzt. Die Schweine waren dann zwar nicht so groß wie Elefanten, aber bestimmt doppelt so groß wie ihre normalen Artgenossen. Allerdings litten sie an einer schweren Arthritis wodurch sie sich kaum bewegen konnten. Ausserdem war ihr Fortpflanzungstrieb so gut wie garnicht vorhanden.
Oder Mäusen hat man tatsächlich das Intelligenz-Gen von Menschen eingesetzt. Inwieweit sich das auf ihre Intelligenz auswirkte, weiss ich jetzt nicht, aber diese Mäuse waren sehr viel mehr reizempfindlich - vor Allem was physische Reize betrifft.
Wird es also wohl eher so sein, dass man, sobald ernsthaft mit der genetischen Aufwertung begonnen wird, schnell wieder davon ablässt, weil jede gewünschte Änderung auch ungewollte Nebeneffekte mit sich bringt - die Ergebnisse vielleicht teilweise so schrecklich ausfallen, dass ein weiteres „Experimentieren“ am Menschen nicht vertretbar wäre?
Was meint ihr zu diesen Fragen? Hat vielleicht Jemand sogar passende Buch-Tipps parat?