Aus welchen Gründen wird eine Epoche definiert? Beispiel: Ordovizium - Silur? Aus welchen Gründen unterscheidet man das Kambrium vom Präkambrium?
Mit Gruß vom Alexander aus dem Holozän
Hallo !
Kambrium, genannt nach „Cambria“, alter Name für Wales.
Präkambrium = Die Zeit vor dem Kambrium. Prä = davor, vorher.
Gruß Max
Hallo !
Ordovizium.
Nach dem walisischen Volksstamm der Ordovices genannte Formation des Paläozoikums.
Silur.
Nach dem Volksstamm der Silurer in Wales genannte geologische Formation des Erdaltertums.
Der Namensgeber war ganz sicher ein Waliser.
Gruß Max
…der Name stammt von dem englischen Pfarrer und Naturwissenschaftler Adam Sedgwick. Die Waliser haben nichts mit der Namensgebung zu tun.
Als Lateiner kannte
ich die Vorsilbe „prä“ schon. Nun warte ich auf eine Antwort auf meine Fragen.
Sag an Max, weißt Du was eine geologische Epoche von der Anderen abgrenzt.
Doch vielen Dank für Deine Mühen, Alexander
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Aus welchen Gründen wird eine Epoche definiert? Beispiel:
Ordovizium - Silur? Aus welchen Gründen unterscheidet man das
Kambrium vom Präkambrium?
Mit Gruß vom Alexander aus dem Holozän
Hi Alex
Die ursprüngliche Unterscheidung erfolgte aufgrund eines wesentlich verschiedenen Fossilinhaltes der unterschiedlichen Formationen. Im wesentlichen wurden die Grenzen auf die auffälligen Faunenschnitte gelegt. Also das Aussterben ganzer Gattungen und so.
Bestes Beispiel hierfür ist die Grenze Kreide/Tertiär…
Teilweise wurden sie auch an eine Lithologische Grenze gelegt, z.B wurde früher die Grenze Perm/Trias an den sedimentationswechsel Zechstein (marin) Buntsandstein (Terrestrisch) festgemacht. Dummerweise hat sich gezeigt, dass diese fazielle Grenze dischron ist, also regional zu unterschiedlicher zeit liegt…
Heute werden die einzelnen Formationen/Subformations etc aufgrund des Ersteinsatzes eines Indexfossils definiert. die Definition ist eine ziemlich staubige Angelegenheit, dafür müssen tatsächlich Tonnen an Gestein durchgeackert werden, um den Leitwert des in Aussicht genommenen Indexfossils zu beweisen.
Die Grenze Kambrium/Präkambrium ist durch das Auftreten der ersten hartschaligen fossilien im kambrium gekennzeichnet. Allerdings finden sich neueren Untersuchungen zufolge hartschalige Brachiopoden auch im Oberpräkambrium.
Dadurch, dass man im Präkambrium keine Leitfossilien fdand, waren diese Serien kaum zu untergliedern. (Heute gehts, dank mikrofossilien… Ist aber net so ganz trivial)
Die stufen bis zum Tertiär wurden nach den Lokationen benannt, wo sie erstmals genau beschrieben wurden. Ausnahme: Das Karbon, das nach den verbreiteten Steinkohlevorkommen benannt wurde. Die namensgebung fand überwiegend in Großbritannien statt:
Kambrium, Ordovizium und Silur nach Gegenden/Volksstämmen in Wales, Devon nach Devonshire in England, Karbon nach der Steinkohle, Perm nach der Region Perm am Ural, Trias nach der alten Einteilung der entsprechenden Gesteine in Deutschland (Buntsandstein, Muschelkalk, Keuper)… Jura nach dem Juragebirge in der Schweiz und Süddeutschland. Kreide nach den Kreidefelsen in England, Dänemark, Norddeutschland…
Tertiär und Quartär sind überbleibsel einer älteren nomenklatur
Primär: das Kristallin und metamorphe gebirge
sekundär: Das auflagernde deckgebirge, auch zum teil verfaltet, aber nicht metamorph
Tertiär: halbverfestigte Sedimente
Quartär: Lockersedimente
Die Gleichsetzung ist bitte cum grano salis zu verstehen.
Gruß und
Glückauf
Mike
Hallo Mike,
die Antwort war mal wieder Deiner würdig. Jeder Paragraf ein Genuß. Jetzt fehlt nur noch die Trennlinie Kamrium- Präkambrium. Ich vermute mal, dass die Namensgebung vor 1908 geschah, als man von den Edicara-Organismen noch nichts wusste. Aber kläre mich auf.
Vor einem halben Jahr hast Du mir glaube ich die Frage nach der Morphologie von Französischem- und Schwäbischen Jura beantwortet. Es ist mir immer noch rätselhaft, warum der Französische/Schweizer Jura gefaltet ist, während der Schwäbische Jura nach Süden hin gekippt ist. Ich vermute damals (und auch noch heute), das der Schwäbische Jura, als er nach Norden verschoben wurde, nicht durch ein Gebirge gestoppt wurde und deshalb nur gekippt wurde.
Kannst Du das noch einmal besprechen?
Mit Gruß, Alexander
Hi Alex
die Antwort war mal wieder Deiner würdig. Jeder Paragraf ein
Genuß.
Vielen Dank für die Blumen
Jetzt fehlt nur noch die Trennlinie Kamrium-
Präkambrium. Ich vermute mal, dass die Namensgebung vor 1908
geschah, als man von den Edicara-Organismen noch nichts
wusste. Aber kläre mich auf.
Der name kambrium wurde 1835 von A. Sedgwick aufgestellt, die genaue Abgrenzung zum überlagernden Ordovizium wurde 1867 von J.B. Salter Durchgeführt. Sedgwick zog die grenze anhand des ersten auftretens hartschaliger organismen… damals waren das die einzigen, die erhaltungsfähig waren und aufgefallen sind. Die Grenze war also im Prinzip: Ab hier gibts Fossilien, drunter gibt es nix.
Die Untergrenze des Kambriums wird heute mit dem Ersteinsetzten hartschaliger Brachiopoden und dem Einsetzten der Archäocyathiden (gibd es heute nicht mehr, scheinen so schwammartige Riffbildner gewesen zu sein)
Die genauen Arten müsste ich nachschauen…
Die Grenze ist öfter mal revidiert worden.
Problematisch ist, dass häufig aufrund mehrere verschiedener, weit verbreiteten Gebirgsbildungen die Profile unterbrochen sind. meist feht im Profil das Obere Proterozoikum und das untere Kambrium.
Derzeit wird die Grenze absolut auf 541 Millionen Jahre datiert.
Vor einem halben Jahr hast Du mir glaube ich die Frage nach
der Morphologie von Französischem- und Schwäbischen Jura
beantwortet. Es ist mir immer noch rätselhaft, warum der
Französische/Schweizer Jura gefaltet ist, während der
Schwäbische Jura nach Süden hin gekippt ist. Ich vermute
damals (und auch noch heute), das der Schwäbische Jura, als er
nach Norden verschoben wurde, nicht durch ein Gebirge gestoppt
wurde und deshalb nur gekippt wurde.
Die Sache ist ein bisschen Anders:
Zum einen war offenbar durch die Rotationsbewegungen in den Westalpen der Stress (nicht "gerichteter Druck… grausige Ausdruck) in dem westlichen Juragebiet stärker als weiter im osten. Eventuell spielt hier auch die Heraushebung des Schwarzwaldes und der Vogesen im Rahmen der Rheingrabenbildung eine Rolle.
Zum Zweiten (und das ist der wichtige Punkt) gibt es unter dem Faltenjura einen Gleithorizont aus (für geologische Verhältnisse) leicht zu deformierenden Gesteinen wie Salz, Gips und Anhydrit (Alter: Mittlere Trias)
Auf diesem Horizont rutschten die überlagernden Schichten nach Nordwesten und wurden als relativ dünne Decke verfaltet und ineinander verschuppt, als die Stressbeanspruchung durch die Alpenbildung und die Herannahenden helvetischen Decken der Alpen zunahm.
Weiter im osten fehlt dieser Gleithorizont, zur zeit der mittleren trias war das Sogenannte vindelizische Land, dass sich entlang Südbayern und Württemberg und Mittel und Südbaden erstreckt, Festland. Die Bindung and den Untergrund, das Kristallin, ist also hier viel stärker. und es kam zu keiner Abscherung.
Das heisst: Im faltenjura liegt über einem Unverfalteten und etwas Bruchtektonisch deformierten Grundgebirge (scheusslicher Ausdruck) eine an einem Scherhorizont abgelöste, wenige km mächtige, verfaltete und verschuppte Sedimetdecke.
bei uns fehlt der Scherhorizont, somit wurde die Überlagernden
Sedimete nicht abgetrennt und verfaltet.
Einen dünnen Sedimentstapel kann man viel leichter verfalten als einen dicken Stapel mit Sediemt und Kristallin zusammen.
Ein PDF-Dokument mit Profilen durch den Schweizer Jura
http://www.geology.ethz.ch/eg/edu/07082/folien04.pdf
Speziell ab Folie 40
(der Rest ist auch nicht unintressant)
Achtung, Datei hat über 3 MB
benötigt Adobe Acrobat Reader 4 (gibts kostenlos bei Adobe)
alle Klarheiten beseitigt?
Gruß und
Glückauf
Mike
Hallo Mike,
einige der Schnitte sind hochineressant. Nur leider kann ich die mir nicht als Bilddateien runter laden. Gibt es da irgend einen Trick, mit dem man pdf-files runterladen kann, oder steht man dabei immer draußen vor der Tür?
Vielen Dank für Deine Antwort. Alexander