Laut „America“ von Tindall/Shi (ISBN 0-393-97442-1 Buch anschauen) wurden zur Verteidigung der Sklaverei verschiedene Argumente vorgebracht, die ich hier klassifiziere:
1.) die Bibel
a) Im alten Testament ist von Hörigen (im engl. Original „bondsmen“) die Rede.
b) Paulus hat Diener („servants“) ermahnt, ihren Herren zu gehorchen und in einem Fall einem flüchtigen aufgetragen, zu seinem Herrn („master“) zurückzukehren.
c) Jesus hat - zumindest was die Überlieferung in den Evangelien angeht - nichts zur Sklaverei geäußert.
2.) rassistische Gründe
a) Schwarze seien - gegenüber Weißen - minderwertig
b) Schwarze würden nicht arbeiten, wenn man sie befreit
c) Selbst wenn alle Menschen gleich sind, ist noch nichts darüber gesagt, wer als Mensch in diesem Sinne gilt [dies ist eine Ergänzung von mir, die sich nicht in der gen. Quelle findet]
3.) ökonomische Gründe
a) Sklaverei war ein profitables Geschäft (dies galt insbesondere nach dem Verbot, neue Sklaven aus Afrika zu holen - 1808; ein Gesetz, das vom Präsidenten Thomas Jefferson unterzeichnet wurde - für den Handel mit den in Amerika befindlichen und geborenen Sklaven)
b) Die Wirtschaft der Südstaaten - arbeitsintensive Landwirtschaft - konnte ohne Sklaverei nicht konkurrenzfähig existieren
c) Weiße fürchteten die ökonomische Konkurrenz freier Schwarzer
4.) soziale Gründe
a) Jefferson selbst argumentiert (Notes on Virginia, 1785), dass befreite Sklaven und Weiße nicht ohne das Risiko eines Rassenkrieges aufgrund des geschehenen Unrechts friedlich zusammenleben könnten.
b) Für Sklaven sei auch in Krankheit und Alter vorgesorgt, während freie Arbeiter diese Sicherheit nicht hätten (Anmerkung: z.T. wurden für besonders schwere und gefährliche Arbeiten anstelle der kostbaren Sklaven sogar Weiße - z.B. Iren - eingesetzt)
c) Alle Menschen seien eben nicht gleich geboren, sondern in einer hierarchischen Gesellschaft ähnlich einer Familie, in der jeder einen Platz mit Rechten und Pflichten habe (die Quelle zitiert einen Autor George Fitzhugh 1854/1857)
Nach der Amerikanischen Revolution wurde Sklaverei noch vielfach als „ein von den Vorvätern übernommenes Übel“ gesehen; die oben aufgeführten tw. recht ausgeklügelten Argumente entwickelten sich erst in der nachfolgenden Generation. Wahrscheinlich folgte auch nicht jeder Sklavenhalter allen diesen Argumenten in gleichem Umfang, sondern hatte seine ganz persönliche „Strategie“, sein Sklavenhaltertum zu rechtfertigen.
Ich bitte zu beachten, dass die dargestellten Positionen nicht meine persönliche Meinung darstellen.
Bei der Entstehung der Amerikanischen Verfassung wurde um die Sklaverei regelrecht gerungen. Dabei spielten in erster Linie massive ökonomische Erwägungen eine Rolle - nicht anders als bei politischen Entscheidungen heute, z.B. - ohne jedoch Sklaverei und Umweltverschmutzung gleichsetzen zu wollen - bei den ausstehenden Beschlüssen zum Klimawandel.
George Washington hat seinen Sklaven in seinem Testament die Freiheit gegeben. Thomas Jefferson hat die Sklaverei bekämpft, ohne seine eigenen - ererbten - Sklaven zu befreien.