Ich habe mir auch mal den anderen Thread durchgelesen,und mir sträuben sich teilweise die Haare,einerseits wie manche Leute dieses für dich und dein Kind ernste Problem runterspielen,um sich als beziehungsratgeber zu betätigen,und das auf Niveau von Allgemeinplätzen,und dandererseits,wie mancher meint,er muss seine Freiheitsphilosophe oder was er dafür hält verbreiten.
Meine Meinung dazu:
1.Es gibt ein allgemeines Lebensrisiko,auch für Kinder,natürlich kann ein besoffenes Arschloch jederzeit auch ein Kind auf einem Fahradweg umbrettern,oder auf dem Gehsteig. Auch werden Kinder irgendwann mal alleine durch die Gegend ziehen,oder mit Gleichaltrigen,und dabei auch gefährlichen Unsinn anstellen. Aber nur weil sich nicht jedes Risiko vermeiden lässt,heisst das nicht,das man das als Elternteil oder auch überhaupt als Erwachsener,der es mitbekommt,nicht verhindern soll,wenn man es mitbekommt.
2.50 oder sogar 70 km/h ist eine Geschwindigkeit,die nicht nur doppelt so gefährlich sein kann wie 30 km/h auf einem Fahrrad,sondern exponentiell gefährlicher. Die Reaktionszeit ist irgendwann viel länger als bei einer niedrigen Geschwindigkeit,bis zum Wirksamwerden einer Bremse vergeht von der Reaktion des Kindes bis zum Ansprechen der Mechanik relativ zur Geschwindigkeit mehr Zeit,es wird ein längerer Weg zurückgelegt,bis das Fahrzeug überhaupt bremst,und der Bremsweg ist danach auch länger. Und die Aufschlagenergie grösser.
Das soll alles auf einem Betonparkplatz stattfinden,vermute ich. Gibt es da einen Zaun? Hindernisse? Bordsteine? Wie gross ist die größte Strecke zwischen den Grundstücksbegenzungen? Wieviel legt das Kind zurück,wenn es versehentlich mal kurz Vollgas fährt? Eventuell ist nach wenigen Sekunden bei 50 oder mehr km/h schon die Grundstücksgrenze nah,und keine Zeit mehr rechtzeitig zu bremsen?
Ich würde lieber dem Kind diesen zweifelhaften Spass rauben,und ihm andere Möglichkeiten bieten,z.B. gibt es sicher auch irgendwo eine Kartbahn,die für 9-jährige Kinder angemessen ist. Wo eine richtige Strecke ist,mit einer ordentlichen Streckenbegrenzung und keinen Hindernissen. Ob dem Kind etwas Spass machen würde,ist kein Argument.
Kinder kommen auf die absonderlichsten Einfälle,was spassig sein könnte.Z.B. Gehwegplatten von Autobahnbrücken werfen etc. Dafür gibt es Eltern,damit sie dem Kind zeigen,wann aus Spass böser Ernst werden kann. Kinder können nicht völlig eigenverantwortlich handeln,weil sie bestimmte Sachen einfach nicht abschätzen können.
Wenn doch etwas passiert,verzeihst du das dir selbst und dem Vater nie.Ich würde den Gedanken an die Sicherheit deines Kindes an die erste Stelle setzen,und nicht irgendwelche beziehungstaktischen Überlegungen.
Notfalls würde ich dem Vater(oder bei mir wohl eher der Mutter)das Umgangsrecht entziehen.
3.Nur dass jemand der Vater(biologisch) ist,rechtfertigt nichts.
Wie du schreibst,nimmt er seine Verpflichtung,sich um das Kind zu kümmern,nicht wirklich wahr. Das Phänomen „Wochenend-Super-Papi“ ist mir hinreichend bekannt. Mutti ist fürs kümmern,versorgen,für das bewältigen der alltäglichen Konflikte,für die Erziehung und notfalls fürs Verbieten zuständig. Papi kommt alle Jahreszeiten mal an,und hat natürlich psychologisch leichtes Spiel: Papi erlaubt die Sachen,die Mutti verbietet,Papi macht tolle Geschenke,Papi ist total gut drauf.
Papi erkauft sich mit Leichtigkeit die Zuneigung,die Mutti sich hart erarbeiten muss,sie muss nämlich zur Stelle sein,wenn es wirklich drauf ankommt,und mit den Launen,Stimmungen des Kindes,mit Schulstress und Wehwehchen umgehen.
Papi braucht nur Geschenke machen und freut sich wenn er das Kind happy machen kann. Das ist zwar sehr menschlich,doch ist zum grössten Teil nicht auf seiner Vorarbeit gewachsen. Er nutzt nur den Augenblick aus. Vor allem,dem Kind alles mögliche zu versprechen,Sorgerecht beanspruchen,aber dann weder Zeit noch Geld haben es auch wahrzunehmen,qualifiziert nach meiner Ansicht nicht dazu,einsame Entscheidungen darüber zu treffen,was das Kind darf oder was man ihm zumuten kann,und schon gar nicht,das Kind einer relativ grossen Gefahr für die Gesundheit auszusetzen. Zumal wenn er,wie beschrieben,nicht mal die erforderliche Verantwortung bei der Wahl eines geeigneten Fahrzeugs walten lässt.
4.So lustige Sprüche wie „Ein gebrochener Arm ist noch kein Beinbruch“ müssen nicht die Leute ausbaden,die sie machen,sondern eventuell du und dein Kind. Ehrlich gesagt hasse ich mittlerweile solche Freigeister,die ihre Vorstellung von Freiheit gerne immer nur an anderen demonstrieren,aber bei denen von Verantwortung für andere Menschen nie die Rede ist. Und gib nichts darauf,dass dich irgendwer auch noch als ängstliche Glucke verhöhnt.
Genauso wenn irgendwelche postmodernen Küchenpsychologen dir unterstellen,du wolltest über dein Kind nur deine Beziehungsproblem artikulieren. Wenn es die gibt,dann lasst euch beraten,aber wenn du das Kind einer unnötigen Gefahr aussetzt,in der Hoffnung,damit „gut Wetter“ für das weitere Verhältnis zu deinem Ex zu machen, instrumentalisierst du das Kind schliesslich auch,nur von der riskanten Seite her.
Und wenn dem Kind wirklich was passiert,dann sind alle gutgemeinten Beziehungsratschläge sowieso für den Hintern.
Wie gesagt,lass dich von der Verantwortung leiten,und nicht von irgendwelchen theoretischen freiheitsphilosophischen Erwägungen von Leuten,die hier im Internet im warmen sitzen.
5.Du musst nicht unbedingt zur Polizei rennen,Jugendamt wäre schon eher geeignet,aus meiner Erfahrung kann ich dir noch empfehlen,eine einstweilige Verfügung zu erwirken,die dem Vater untersagt,das Kind auf ein motorisiertes Fahrzeug mit evtl. 70 km/h zu setzen,das dürfte kein Problem sein,wenn du die Umstände schilderst,und ist auch nicht sehr schwierig zu bewerkstelligen. Das macht dein zuständiges Amts-bzw. Familiengericht,soweit ich weiss.
Gruss Uwe
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]