Hallo Tom,
genauso wie die „Schönheit im Auge des Betrachters“ liegt, tut das auch die Wertschätzung eines Bildes. Ein Bild besteht zuerst einmal aus etwas Farbe und einem Malgrund, Wert - fast NULL. Wenn das Bild einen gewisses zeitgenössisches Schönheitsempfinden einer breiteren Masse anspricht, steigt die Wertschätzung. Wenn zusätzlich das Thema ansprechend ist, ebenfalls. Alles andere ist pure Spekulation. Wenn Bundespräsident Köhler das Bild gemalt hat, und es für ein Benefizprojekt spendet steigert das den Wert gewaltig. Wenn der gleiche Präsident das Bild eines anderen Malers öffentlich lobt, ebenfalls. Wenn ein Galerist oder Agent es schafft, ein zahlungskräftiges Publikum für einen Maler zu interessieren, können Preise von Bildern ins Astronomische schnellen. Mit irgendeiner Qualität muss das aber nichts zu tun haben und über allem gilt:
Eine „gerechte“ Einschätzung" GIBT ES NICHT!
Du kannst malen, was Du willst - triffst Du damit auf die „richtigen“ Leute, wirst Du als Genie gehandelt, wenn nicht (wie meist) - wirst Du als dämlicher Dilettant diffamiert - und alle zweihundertdreiundachzigtausend Nuancen dazwischen. Mit der Qualität Deiner Arbeit, wie Du und vielleicht noch ein paar weitere Menschen sie empfinden, muss das nicht das Geringste zu tun haben. „Kunst“ lässt sich weder in Kilogramm noch Zentimeter messen, sondern ist in jedem Sinn des Ausdrucks 100% Ansichtssache. Selbst „Künstler“, die eine Zeit lang hoch gelobt wurden, waren oft nicht davor geschützt, bald wieder vergessen zu werden. Mit einer „ehrlichen“ oder „gerechten“ Einschätzung hat das alles nichts zu tun - aber viel mit Ansichten, Meinungen, Beeinflussung, Geldgier, Eitelkeit, Spieltrieb, Schleimerei, Intrigen, Politik, Korruption, Moden, Macht, Vetternwirtschaft etcetcetc.
Zum Anfang: ein Bild ist vom Materialwert her gesehen fast nichts wert - und alles andere ist … heiße Luft: gefällt oder gefällt nicht, vielen oder wenigen Menschen. Die gute Nachricht dabei: niemand muss deprimiert sein, wenn seine Bilder nicht so viele Menschen ansprechen. Der „wahre Künstler“ schafft ohnehin etwas aus der Lust am Tun. Wenn er malt um andere zu beeindrucken, ist was faul. Also ist es auch nicht so wichtig, wie eine Einschätzung ausfällt - wozu willst Du eine solche? Glaub mir aus der Erfahrung von 25 Jahren als Profi: stellst Du Dich mit Deiner Arbeit einer wie auch immer gearteten Öffentlichkeit, hört jeder „Spaß“ abrupt auf - nichts ist gnadenloser als die Kritik an kreativen Hervorbringungen - und nichts fragwürdiger, da es kaum objektive Bewertungskriterien gibt. Also frag Dich gut, ob Du Dir den Prozess einer „Einschätzung“ durch Dritte antun willst. Eine objektive oder gar „gerechte“ jedenfalls wirst Du nirgends finden können - es gibt sie ganz einfach nicht, kann sie gar nicht geben.
Herzliche Grüße!
Thomas