Geringerer Verbrauch durch E10 möglich?

Hallo,
in einem Test kam heraus, dass ein Auto mit E10 Benzin mehr als mit E5 Benzin verbraucht - beim anderen getesteten Auto war es allerdings genau anders herum.

Wurde das Experiment einfach unprofessionell durchgeführt oder ist es tatsächlich theoretisch möglich, dass ein Auto mit E10 Benzin weniger verbraucht als mit E5 Benzin?

Gruß

Desperado, der sich beim LPG tanken immer wundert wieso es Leute gibt die E10 oder E5 tanken…

Hi,

also bei meinem Wagen (Toyota Prius II) merke ich keinerlei Verbrauchsunterschied zwischen E10 und E5. Wetterbedingungen merke ich im Verbrauch viel deutlicher.

Und zu deinem Nachsatz - LPG lohnt sich für mich schlichtweg nicht. Ich fahre etwa 9000km im Jahr, bei einem Verbrauch zwischen 4 und 5,5 Liter Benzin pro 100km. Die Kosten für eine Umrüstung bekomme ich nie im Leben wieder herausgefahren.

Grüßle
Frank K.

Der Unterschied dürfte nur rein rechnerisch zu ermitteln sein.

  1. bedeutet E10 max.10% die aber immer unterschritten werden
  2. beträgt die Differenz im Energiegehalt der beiden Mischungen etwa 1,9%
  3. muss der Motor über seinen Klopfsensor das auch erkennen und an der Leistungsgrenze betrieben werden
  4. wer will auf 100% genau die gleiche Fahrweise und Fahrbedingungen in beiden Versuchen garantieren.

Fazit: im Alltagsverkehr nicht zu bemerken.
Ich verstehe nicht, warum viele den E10 meiden. Keine Nachteile, aber viel weniger Feinstaubemission.
Hier die Begründung für den geringeren Verbrauch:
„… unter Umständen sogar einen verringerten Kraftstoffverbrauch bei der Verwendung von E10, was auf die höhere Oktanzahl des Ethanols zurückgeführt wurde“

Klar, im Alltagsverkehr merkt man das nicht - deshalb wurde ja auch im Labor gemessen.

1,9 % niedrigerer Energiegehalt passt zum Ergebnis eines der Testautos, nämlich einen um 1,7 % höheren Verbrauch.

Aber wie kann es sein, dass das zweite Testauto im Labor rund 2 % weniger verbraucht hat? Könnte dies einfach an der Meßtoleranz liegen?

Hallo!

Die Betrachtung des Energiegehalts alleine ist nicht aussagekräftig.
Letzendlich verbrennt man dafür 1l Benzin bei 25°C, und lässt die Abgase wieder auf 25°C abkühlen. Das, was dabei an Wärmemenge an die Umgebung abgegeben wurde, ist der Brennwert. Daß dabei auch neues Gas entstanden ist, und sich so das Volumen geändert hat, wird dabei völlig ignoriert.

Hat man einen neuen Treibstoff, der viel mehr Gas beim Verbrennen freisetzt, dann erzeugt das viel mehr Druck im Zylinder, also mehr Antriebskraft - ohne, dass dabei der Brennwert eine Rolle spielt.

Dann könnte ein Treibstoff beim Verbrennen zwar gleich viel Abgas wie Benzin erzeugen, aber wenn darin mehr CO2 und weniger Wasserdampf ist, dann wird die gleiche Wärmemenge (=Energiegehalt) zu einer stärkeren Erhitzung, und damit mehr Druck auf den Zylinder führen, denn Wasserdampf hat eine viel höhere Wärmekapazität.

Soviel zum rein chemischen Aspekt. Nun mal etwas technischer.

Die Drosselklappe reguliert die Luftzufuhr, indem sie das Ansaugrohr mehr oder weniger verschließt. Im Standgas ist sie fast völlig zu, und der Motor verwendet sehr viel Energie darauf, überhaupt etwas Luft anzusaugen. Eigentlich ist er dann eine recht große Vakuumpumpe, typischerweise hat man im Standgas einen Unterdruck von 0,8Bar in der Ansaugbrücke.
Hat man nun einen Treibstoff, der mehr Sauerstoff zur Verbrennung benötigt, dann muß die Drosselklappe weiter geöffnet werden, der Motor kann freier atmen, und muß nicht mehr so viel Energie dafür verschwenden. Bleibt mehr für die Fortbewegung. So ein Treibstoff wäre also effizienter.
Nun haben moderne Otto-Motoren auch oft eine Abgasrückführung. Zusätzlich zu dem bischen Luft gibt es jetzt Abgase zum Einsaugen, auch dadurch kann der Motor freier atmen. Allerdings wird er sich an den neuen Treibstoff anpassen, und daher keinen Vorteil davon haben.
Der Nachteil solcher Treibstoffe ist jedoch, daß die maximale Leistung des Motors geringer ist, denn bei Vollgas, also ganz offener Drosselklappe kann man weniger von diesen Treibsoffen verbrennen.

Apropos Vollgas…
je stärker das Treibstoff-Luft-Gemisch vor dem Zünden komprimiert wird, desto effizienter läuft der Motor. Dummerweise entzündet sich ein Benzin-Luft-Gemisch bei hohem Druck von alleine. Ein Maß für den möglichen Druck ist die Oktanzahl. Je höher, desto besser. Sportwagen brauchen oft SuperPlus (98 Oktan), weil sie ne hohe Kompression fahren. Einfache Motoren kommen mit Super (95 Oktan) aus, und haben keinen Vorteil von SuperPlus, weil sie die höhere Kompression nicht erreichen. Und bessere Motoren erkennen selbst, wie weit sie gehen können, und passen sich an. Die könnten mit SuperPlus dann tatsächlich effizienter fahren.
Ethanol hat nun eine natürlich hohe Oktanzahl von 130. Das sture Beimengen zum Benzin erhöht die Oktanzahl, und damit die Effizienz des Motors. Andererseits: In Benzin sind Additive zur Erhöhung der Oktanzahl drin, davon kann man weniger nehmen, wenn noch Ethanol dazu kommt, und immernoch 95 erreichen.
Man muß dazu sagen, daß diese ganze Thematik nur bei Vollgas ne Rolle spielt, im Teillastbereich wird ja nicht der maximale Druck bei der Kompression erreicht.

Dann spielt die Verbrennungsgeschwindigkeit eine Rolle. Wenn ein Teil des Gemischs noch brennt, wenn der Kolben bereits unten ist, dann gewinnt der Motor aus diesem Teil keine Kraft. Eine möglichst hohe Verbrennungsgeschwindigkeit ist also erforderlich.


Das sind jetzt alles einzeln betrachtete Aspekte, die in Wahrheit aber alle gleichzeitig ne Rolle spielen, und es kommen sicher noch einige dazu.

Und nun ist nicht jeder Motor gleich, daher reagieren sie auf den ein oder anderen Aspekt unterschiedlich stark. Schau dir SkyActive von Mazda an. Diese Benziner haben fast mehr mit nem Dieselmotor als mit nem Benzinmotor gemeinsam.
Weil es so viele Aspekte gibt. und jeder Motor anders reagiert, kann es auch tatsächlich sein, daß manche einen Vorteil aus E10 ziehen.

(Oh, ist was länger geworden…)

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Kannst du das mal erklären?

Naja, wenn man nach „E10“ und „Feinstaub“ sucht, gibt es zahlreiche Treffer, z.B. den hier:

Ich kann mir gut vorstellen, daß da was dran ist. Ethanol selbst verbrennt quasi rußfrei, und könnte auch Benzintröpfchen innerlich so… auflockern, daß auch das Benzin dann weniger Ruß produziert.
Allerdings: Da wurden 21 Fahrzeuge untersucht. Die sollen allein representativ für Australien sein. Hoffen wir mal, daß die korrekt gemessen haben, ich habe ein wenig den Eindruck, daß alle anderen Seiten sich auf diese Untersuchung beziehen.

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Danke für den Link.
Bei der Studie war das wohl aber nicht das Hauptthema und es wurden ältere Fahrzeuge gemessen. Laut Studie (die 2007 begann) waren die Fahrzeuge von 1999, 2003 und 2006/2007 (jeweils 7 Fahrzeuge). Die Aussage auf aktuelle Fahrzeuge zu beziehen halte ich für äußerst gewagt.

Btw.: die Fahrzeuge wurden zu einer Zeit gemessen, zu der die Schummelsoftware im Einsatz war. Auf einem Prüfstand. Haben die überhaupt irgendwas reelles gemessen?

Hallo,
das alles lesend und nur teilweise verstehend habe ich doch noch eine Frage:

Ich habe das mal auf einer Reise eine Weile getankt in Deutschland, weil ich über die hohen Benzinpreise schockiert war- tanke sonst in Österreich- und war mit vollem Tank mit herkömmlichem Benzin los gefahren und habe den leer gemacht und meinen gewohnten Verbrauch gehabt, wie schon „immer“. (Fahre immer 100-110 auf der Autobahn, egal wo ich bin und was ich tanke und es waren ca 90 %Autobahn.)

Dann musste ich tanken, es wurden dann 2 Tanks voll E10.
Gleiche Fahrbedingungen.
Und mir fiel tatsächlich auf, dass der Tank ziemlich genau 10 % weniger weit reicht. Gleich noch mal voll gemacht, es war wieder so.
Dann wieder das Übliche getankt- 10% weiter gekommen.
Toyota Aygo.

Lässt sich das nun erklären, oder nicht?
(Sorry, ich bin technisch unbegabt.)

Naja, die Schummelsoftware betraf ja nur Diesel, und da ging es um NOx. Das wiederum ist bei Benzinern kein Thema, weil es im Kat seit Ewigkeiten weitgehend abgebaut wird. Bei Dieseln ist das nicht so einfach…

Was nun Benziner angeht:
Feinstaubschleudern sind hauptsächlich die Direkteinspritzer, und, was mit diesen Motoren meist einher geht, die mit Abgasrückführung. Diese Maßnahmen sollen den Spritverbrauch reduzieren, und werden daher in den letzten Jahren immer mehr.

Wie wir beide ja schon festgestellt haben, ist fraglich, was die 21 Fahrzeuge denn heute noch aussagen. Falls E10 aber ne Wirkung bei den Direkteinspritzern mit AGR hat, wäre das in zweierlei Richtung gut. Einmal für die Umwelt, und einmal für den Motor, denn die AGR-Technik hat ein Problem mit Ruß im Abgas.

Hattest du was weiterführendes zu der Studie gefunden?

So? Das glaube ich jetzt einfach mal nicht:
https://lite.qwant.com/?q=e10+umwelt

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Eher nicht. Ich halte das für einen Fall von zufälliger Schwankung bei niedriger Stichprobenzahl.

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OK. Ich werde n aus studienexternen Gründen dennoch nicht erhöhen. :slight_smile:

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Hallo!

Mit E10 verbraucht man üblicherweise mehr.

Ausnahmen gibt es natürlich, wie immer.

M.

Nicht nur, auch die Qualität vom E10, denn E10 bedeutet nur, dass bis zu 10% Ethanol enthalten sein können, nicht müssen. So kann es sein, dass es zwischen E5 und E10 teilweiße es keinen unterschied gibt.

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