Es quält mich seit Beginn meines Studiums die Frage, warum im Fach Germanistik ausschließlich die deutsche Sprach- und Literaturwissenschaften gelehrt werden. Die germanischen Sprachen umfassen doch auch englisch, schwedisch, norwegisch, niederländisch ect. Die deutsche Sprache hat sich doch nur neben anderen Sprachen aus dem Urgermanischen entwickelt. Kann mir jemand helfen?
Hallo!
Ich habe in Schweden studiert, und hier heißt das Fach Deutsche Literatur- und Sprachwissenschaften. An der deutschen Fakultät gab es auch die Möglichkeit, Niederländisch zu lernen, aber das waren separate Kurse.
Ich habe auch Schwedisch hier studiert: allgemeine Literaturwissenschaft, schwerpunkt Schwedische Autoren, allgemeine europäische Sprachwissenschaft (von dem Urindoeuropäischen bis heute) und Nordische Sprachen, also auch ein bisschen Dänisch, Norwegisch und Isländisch neben dem Schwedischen.
Immer war der Schwerpunkt Deutsch bzw Schwedisch, aber wir haben auch einen weiteren Hintergrund bekommen.
Ich frage mich - was wäre besser? Der Name wechseln (also Deutsch statt Germanistik) oder das Studienfeld erweitern? Das ist vielleicht eine Aufgabe für Dich!
Es ist ja auch so, dass Germania seit ein paar Jahrtausenden ein anderes Wort für Deutschland ist; für das Gebiet zwischen dem Rhein und der Elbe, nördlich von der Donau - in dem Sinne ist Germanistik ein korrektes Wort!
Viel Glück mit den Studien!
Hallo,
ja, wenn man das mit Romanistik und Sinologie vergleicht, ist es tatsächlich ungenau. Ich könnte mir nur vorstellen, dass man „Teutonistik“ oder „Tedestistik“ nicht verwenden wollte und daher zu „Germanistik“ griff. Und dabei in Kauf nahm, dass der Begriff eigentlich mehr umfassen müsste.
Viele Grüße
R. Killius
Ich erkläre es so: Der Begriff „Germanistik“ geht auf die Römer zurück. Alle Stämme, die z.Z. des Tacitus im heutige Deutschland siedelten, wurden von den Römern „Germanen“ genannt (Tacitus: Germania). Auch der Begriff Teutonen wurde verwendet. Ab ca. 919 n. Ch. wurde das ehemalige „Germania“ dann allmählich zum regnum teutonicorum. Andere Stämme, die im heutigen England oder in Norwegen, Dänemark/ Schweden siedelten und ebenfalls germanischen Ursprungs sind (die Engländer sind allerdings teilweise keltisch-britischen Ursprungs), wurden von den Römern nicht als „die Germanen“ angesehen. So hat sich halt in der Sprachwissenschaft der Brauch durchgesetzt, den Begriff „Germanistik“ nur auf die Sprache des Volkes zu beziehen, das im ehemaligen Siedlungsraum der von den Römern sogenannten „Germanen“ lebt.
An US-amerikanischen Universitäten sind mneines Wissens die germanischen Sprachen in einem Department zusammengefasst. Ich kann keinen Grund sehen, warum das bei uns nicht der Fall ist.
Katja Behrens
Hallo,
da die Frage verschwunden war, hat bestimmt schon jemand geantwortet. - Ich weiß die Antwort auch nicht.
LG, matuja