Gerold Prauss, Band 2/II

Hallo
Seit 2 Stunden habe ich den letzten Band der gigantischen Arbeit von Prauss „Die Welt und wir“ in der Hand.
Klappentext:
„Nicht mehr fraglich sein kann für uns Menschen heute, daß wir aus Natur entstanden sind. Nur desto mehr muß dann jedoch für uns in Frage stehen, wie wir aus Natur entstanden sind. Als Lebewesen unter ändern? - Schon die Tiere aber unterscheiden sich als Lebewesen von den Pflanzen. Und wir Menschen? Unterscheiden wir uns unter ihnen? - Ja und nein, so meint man überwiegend heute schon: Zwar von den Pflanzen, doch nicht von den Tieren, jedenfalls nicht wesentlich. Damit aber unterschlägt man Offenkundiges. Im Unterschied zu einem bloßen Tier ist jeder Mensch vielmehr ein solches Tier, das von sich selbst als diesem Tier auch noch ein Wissen hat, weil es durch »Ich …« sich auch noch Thema ist. So von sich wissend aber hat ein jeder Mensch ein Tier in sich. Und damit hat er es dann so in sich, daß er auch noch von seinem Tun und Lassen weiß. Denn dadurch ist er nicht nur wie ein Tier dessen Verursacher, sondern ist auch noch anders als ein Tier dessen Verantworter. -All das jedoch, wie offenkundig es für jedermann auch sei, soll es nicht geben? Und auch nur, weil es sich nicht empirisch feststellen lasse? Hinter diesem Empirismus aber, der sich unter uns verbreitet, steht die Anmaßung des Übergriffs empirischer Naturwissenschaft auf uns Menschen. Lassen wir uns das gefallen? - Gerold Prauss nimmt uns mit auf den Weg seines Denkens, das zu klären versucht, was es heißt, ein Selbstbewußtsein auch noch als ein Wissen und Gewissen von sich selbst zu haben, das uns von bloßen Tieren unterscheidet.“

Inhaltsangabe:
Zweiter Teil: Die Grenzen einer Absicht
V Grundlagen unseres Handelns 493
§ 13. Das Naturwüchsige unserer Absichtlichkeit 493
§ 14. Der Nachweis unserer Willensfreiheit durch das
Widerspruchsprinzip als ein Absichtlichkeitsgesetz 543
§ 15. Wir als Tier und Mensch, und unser Animismus 589
§16. Unser Verhältnis zu den Körpern, die wir als Subjekte
haben 644
VI. Das Bewußtsein unserer moralischrechtlichen Verpflichtung 697
§ 17. Unsere Pflicht als rechtliche und als moralische 697
§ 18. Unser Sollen als die Einheit von bedingtem Wollen und
bedingtem Müssen 734
§ 19. Unbedingtheit und Bedingtheit unserer moralischrechtlichen Verpflichtung 770
§20. Unsere Praxis als synthetisch-apriorische 807
§21. Unsere Intersubjektivität und Interpersonalität 846
VII. Wie unser Selbstbewußtsein zu verschiedenen Arten von Bewußtsein wird 883
§ 22. Wie unser Selbstbewußtsein zum Bewußtsein unserer Fremderkenntnis von Objekten wird 883
a) Selbstbewußtsein als Bewußtseinsursprung 888
b) Fremdvergegenständlichungsbewußtsein 900
c) Fremdverwirklichungsbewußtsein 922
d) Fremderkenntnis 947
e) Selbsterkenntnis als Problem 967
§ 23. Wie unser Selbstbewußtsein auch noch zum Bewußtsein unserer Selbsterkenntnis von uns als Subjekten wird 985
§ 24. Wie unsere Selbsterkenntnis zum Bewußtsein unseres Wissens von uns wird und so auch noch zu unserem Gewissen als dem Mitwissen von diesem Wissen 1032
§25. Wie unser Gewissen auch noch zum moralisch-rechtlichen Gewissen wird Seite 1085

Ich denke ein Jahrhundertereignis noch des 20. Jahrhunderts!

ganz herzlich
Friedhelm

"Nicht mehr fraglich sein kann für uns Menschen heute, daß wir
aus Natur entstanden sind.

Es kann für uns heute nicht mehr fraglich sein, weil der Naturalismus offenbar gesiegt hat. Nicht dass es nicht genügend Beweise gegen die obige Ansicht gäbe – aber wir haben entschieden: Wir sind das Produkt evolutionärer Anpassung. Nicht: wir haben das entdeckt, sondern: wir wollen das so. Ehre sei der Wissenschaft in der Höhe! Den Professoren und den Menschen ein Wohlgefallen!

Aber ganz ehrlich: Eine solche Aussage sagt schon viel über den geistigen Zustand eines Menschen aus. Nicht mehr fraglich sein kann es… Und das hat Herr Prauss jetzt festgestellt. Dank sei Prauss!

mfg
Schandor

"Nicht mehr fraglich sein kann für uns Menschen heute, daß wir
aus Natur entstanden sind.

Es kann für uns heute nicht mehr fraglich sein, weil der
Naturalismus offenbar gesiegt hat. Nicht dass es nicht
genügend Beweise gegen die obige Ansicht gäbe – aber wir
haben entschieden: Wir sind das Produkt evolutionärer
Anpassung. Nicht: wir haben das entdeckt, sondern: wir wollen
das so. Ehre sei der Wissenschaft in der Höhe! Den Professoren
und den Menschen ein Wohlgefallen!

Ganz meine Meinung, übrigens, - und die von Prauss!!

Aber ganz ehrlich: Eine solche Aussage sagt schon viel über
den geistigen Zustand eines Menschen aus. Nicht mehr fraglich
sein kann es… Und das hat Herr Prauss jetzt festgestellt.
Dank sei Prauss!

Du tust ihm voreilig Unrecht. Prauss macht diese Feststellung durchaus kritisch.
Noch im Vorwort meint Prauss ganz in Deinem Sinne:
„Hinter diesem Empirismus aber, der sich unter uns verbreitet, steht die Anmaßung des Übergriffs empirischer Natur wissenschaft auf uns Menschen.“
Mit den biblizistischen Kreationisten, nach deren Behauptung die Menschheit erst seit 6000 Jahren besteht, hat er allerdings nichts zu tun; und ich auch nicht.
Sein Naturverständnis ist dennoch ein grundsätzlich anderes als das der naiven Naturalisten, die davon ausgehen, daß Natur so vorgegeben ist, wie wir sie sehen.

Es ehrt Dich jedenfalls, daß Du Dich von einem Professorentitel nicht einschüchtern läßt.

ganz herzlich
Friedhelm

Mit den biblizistischen Kreationisten, nach deren Behauptung
die Menschheit erst seit 6000 Jahren besteht, hat er
allerdings nichts zu tun; und ich auch nicht.

Leider ist auf dem Sektor der Kreationisten viel zu dogmatisch vorgegangen worden. Besonders in Amerika herrscht eine solche exzessiv-religiöse Indoktrinierung, dass nicht der Inhalt des Themas fragende Menschen abschreckt, sondern der militante Fundamentalismus, mit dem die je alleinseligmachende Wahrheit verkündet wird. Ich glaube zwar selbst an eine Schöpfung, muss mich aber weder auf eine 6000 Jahre alte Erde festlegen, noch die (nicht erwiesenen) Spekulationen über das „wissenschaftliche“ Alter der Erde einlassen.
Die Forschung kann uns viel über die Natur erzählen, ganz sicher aber nicht, wie sie entstanden ist. Sie weiß auch nicht, ob der Mensch länger als 6-10000 Jahre da ist.
Ich habe kürzlich einen ausnehmend interessanten Artikel von Prof. Robert Spaemann gelesen: „Naturteleologie und Handlung“. Ich schätze diesen Philosophen, weil hinter jedem seiner Sätze eine Aussage steckt.
Im Übrigen bin ich mit Ernest A. Wilder Smith von einer Schöpfung überzeugt, die ein planender Geist (Gott) „inszeniert“ hat.

ganz herzlich
Friedhelm

ebenso ganz herzlich!
Schandor

Leider ist auf dem Sektor der Kreationisten viel zu dogmatisch
vorgegangen worden. Besonders in Amerika herrscht eine solche
exzessiv-religiöse Indoktrinierung, dass nicht der Inhalt des
Themas fragende Menschen abschreckt, sondern der militante
Fundamentalismus, mit dem die je alleinseligmachende Wahrheit
verkündet wird. Ich glaube zwar selbst an eine Schöpfung, muss
mich aber weder auf eine 6000 Jahre alte Erde festlegen, noch
die (nicht erwiesenen) Spekulationen über das
„wissenschaftliche“ Alter der Erde einlassen.
Die Forschung kann uns viel über die Natur erzählen, ganz
sicher aber nicht, wie sie entstanden ist. Sie weiß auch
nicht, ob der Mensch länger als 6-10000 Jahre da ist.
Ich habe kürzlich einen ausnehmend interessanten Artikel von
Prof. Robert Spaemann gelesen: „Naturteleologie und Handlung“.
Ich schätze diesen Philosophen, weil hinter jedem seiner Sätze
eine Aussage steckt.
Im Übrigen bin ich mit Ernest A. Wilder Smith von einer
Schöpfung überzeugt, die ein planender Geist (Gott)
„inszeniert“ hat.

ebenso ganz herzlich!
Schandor

Hallo Schandor,
da sind wir im Grunde einer Meinung, obwohl ich weder Wilder Schmith noch Robert Spaemann gelesen habe, und obwohl die Evolutionstheorie nicht mein vordringliches Thema ist. Ich habe über Deine beiden Autoren eben erst Wikipedia befragt, wonach sich (entsprechend oberflächlich betrachtet) deren Thesen ja recht solide anhören.

Mich stört ebenfalls die polemisch-dogmatische oft kindisch-lächerliche Auseinandersetzung auf beiden Seiten dieser Diskussion, mehr aber noch die empiristische Naivität beider Seiten, so als sähen wir die Welt so, wie sie tatsächlich ist, und als hätten wir etwas anderes als „nur“ menschliche Erkenntnis, die allerdings ein Wunderwerk ist von noch längst nicht verstandener Komplexität.

ganz herzlich
Friedhelm