Gesangsfähigkeit - inwieweit körperlich abhängig?

Hallo liebe Musik-Freunde und -Experten!

Aufgrund meiner absoluten Unfähigkeit, beim Singen auch nur einen richtigen Ton zu treffen bzw. offenbar überhaupt mangels der Fähigkeit, gezielt hoch/tief zu singen und so Töne zu treffen, interessiert mich, ob dies reine Trainings/Übungssache ist (ich hatte nie Gesangsunterricht, singe aber privat halt ganz gerne mal) oder ob ein guter Teil der Gesangsleistung in den Stimmbändern liegt und ich damit einfach Pech gehabt habe.
Ein weiterer Schwachpunkt bei mir sind häufige Probleme mit meinen Nasennebenhöhlen, wodurch meine Stimme oft sehr nasal klingt. Hat dies Auswirkungen auf die Gesangsfähigkeit (auf das Treffen von Tönen und die Fähigkeit, hoch/tief zu singen, bezogen)?

Freue mich schon auf Antworten!

Hallo,

du solltest zwischen „richtig singen“ und „schön singen“ unterscheiden. Richtig zu singen kann man - abgesehen von Extremfällen - immer lernen. Auch „schön“ singen kann man lernen, allerdings nur im Rahmen der Physis, wobei auch das ziemlich weit gefasst werden kann. Ich denke z. B. gerade an den Unterschied zwischen Schlagersängern und Opernsängern bzw. an diejenigen, die den Übergang „geschafft“ haben, also etwa Schlager gesungen haben, um sich das Geld für den Operngesangsunterricht zu verdienen (Beispiel: René Kollo). An solchen Beispielen kann man sehen, welche Wandlungen möglich sind.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

… wobei die bildung von stimmbandknoten den tonumfang ganz entscheidend beschränken kann - und wenn die dinger „richtig“ (d.h. falsch) sitzen, merkt man quasi nichts…

Hallo seliador,

ich würde es mal so ausdrücken:
Zum sauberen Singen von richtigen Tonhöhen gehört zweierlei (ungefähr gleichrangig) -

  1. eine Tonvorstellung der zu singenden Töne, was natürlich weitgehend eine mentale Sache ist, aber ein gut funktionierendes und musikalisch geschultes Gehör zur Voraussetzung hat, und
  2. die Fähigkeit, diese Töne dann auch richtig zu bilden, wofür dann natürlich Kehlkopf, Stimmlippen und der ganze Atemapparat zuständig sind.

Wenn du von absoluter Unfähigkeit, beim Singen auch nur einen richtigen Ton zu treffen sprichst, würde ich die Ursachen zunächst mal im ersten Bereich suchen.
Gehörbildung ist natürlich auch eine Trainingssache, aber die Probleme mit den Nebenhöhlen, von denen du berichtest, lassen doch an einen organischen Zusammenhang denken. Lass das mal von einem HNO-Arzt untersuchen, am besten gleich von einem Phoniater (Facharzt für Stimm- und Sprachheilkunde).

Was die Stimmbänder selbst betrifft, darfst du eher beruhigt sein. Die sind Teil eines Muskelapparates im Kehlkopf, und können wie alle Muskeln trainiert werden, sofern nicht irgendwelche schwerwiegenden anatomischen Deformationen vorliegen.
Wie schön die Töne sind, die du produzierst, hängt schon von den anatomischen Voraussetzungen ab, die du mitbringst; die Fähigkeit sauber zu singen, also die richtigen Tonhöhen zu treffen ist praktisch reine Trainingssache.

Grüße
Wolfgang

Hallo Miranda,

… wobei die bildung von stimmbandknoten den tonumfang ganz
entscheidend beschränken kann - und wenn die dinger „richtig“
(d.h. falsch) sitzen, merkt man quasi nichts…

ja, schon, aber das meinte ich eher mit den „Extremfällen“.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Wolfgang,

vielen Dank für deinen Beitrag, das hat mir doch ein wenig Mut gemacht.
Mir geht es auch gar nicht um schönes Singen - mit dem halbwegs sauberen/richtigen Singen bin ich ja schon zufrieden :smile:
Da mein Gehör tatsächlich kaum geschult ist, werde ich wohl erst mal das in Angriff nehmen und es mit Stimmübungen versuchen - eine erste Google-Suche hat mir gezeigt, dass es da wohl einiges gibt.

Stimmbandknötchen
Hallo Thomas,

… wobei die bildung von stimmbandknoten den tonumfang ganz
entscheidend beschränken kann - und wenn die dinger „richtig“
(d.h. falsch) sitzen, merkt man quasi nichts…

ja, schon, aber das meinte ich eher mit den „Extremfällen“.

So „extrem“ sind Stimmbandknötchen jetzt auch wieder nicht, sie entstehen recht schnell bei Überbelastung. Bei Säuglingen heißen sie übrigens „Schreiknötchen“, aber da Sänger das nicht so gerne hören, kann man auch „Sängerknötchen“ dazu sagen. :smile:

Aber es sind pathologische Fälle, die der Stimmarzt schnell erkennt. 1 Woche Stimmschonung ist angesagt (nur in schweren, chronischen Fällen auch mal eine Operation), und eine Änderung der Gesangstechnik, sonst kommen die Dinger wieder und können chronisch werden.

Schöne Grüße
Wolfgang

1 Like

Hallo seliador nochmal,

Mir geht es auch gar nicht um schönes Singen - mit dem
halbwegs sauberen/richtigen Singen bin ich ja schon zufrieden

)

Das ist ne realistische Ansicht, gut so!

Trotzdem, lass mal einen Stimmarzt einen Blick auf deinen ganzen Apparat werfen, nur so um sicherzugehen.

Da mein Gehör tatsächlich kaum geschult ist, werde ich wohl
erst mal das in Angriff nehmen und es mit Stimmübungen
versuchen - eine erste Google-Suche hat mir gezeigt, dass es
da wohl einiges gibt.

Wenn du gezielt Gehörbildung betreiben willst, kannst du das heutzutage am besten software-unterstützt machen, z.B. mit audite!
http://www.whc.de/audite.cfm

Wenn du was für deine Stimme tun willst, würde sich vielleicht anbieten, in einen Chor einzusteigen. Für den Anfang wohl am besten in einen größeren Chor, wo man erstmal mit der Masse ein wenig mitschwimmen kann und wo es nicht so auf die Einzelstimme ankommt.
Ein guter Chorleiter wird auch Stimmbildung betreiben und dir auch individuelle Tipps geben bzw. kann dich ggf. an einen guten Stimmbildner oder Gesangslehrer vermitteln.

Sing on!
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

es ist ja vielleicht nett gemeint, aber jemandem den Eintritt in einen Chor zu empfehlen, der von sich selbst sagt, dass er - im Moment wenigstens - keinen Ton sauber treffen kann, wäre sowohl für den Betreffenden als auch für den Chor eine Zumutung. In einen wirklich guten käme er natürlich gar nicht rein, aber gerade bei Chören, die kein Vorsingen oder dergleichen verlangen, sind sowieso schon so viele unsichere Sänger drin, dass man sie doch nicht noch zusätzlich verunsichern sollte.

Ich würde, um hier nicht nur rumzumosern, vielleicht zunächst Gesangstunden vorschlagen. Der Unterricht bei einem/r erfahrenen Sänger/in kann sehr schnell Fortschritte bringen und geht ganz sicher mehr auf individuelle Schwierigkeiten ein.

Gruß

Irene

Hallo Irene,

okay, vielleicht war meine Antwort in diesem Punkt etwas zu kurz ausgefallen.

Meine Idee bei dem Vorschlag war, mit offenen Karten zu spielen, und sich bei einem Chorleiter vorzustellen als jemand, der keine Chorerfahrung hat, aber Interesse am Singen mitbringt. Ich kenne keinen Chorleiter, der in diesem Fall nicht ein Vorsingen vorschlagen würde, selbst wenn es in seinem Chor sonst nicht üblich ist.
Da der bisherige Diskussionsfaden etwas Medizin-orientiert war ging es mir darum, seliador auch etwas auf die Praixs-Schiene zu setzen und die Stimme mal von einem Praktiker (Chorleiter, Stimmbildner, Gesangslehrer) beurteilen zu lassen.

Einen Chor mit einem untauglichen Sänger zu belasten war nicht meine Idee, aber ein guter Chorleiter wird Probleme ohnehin sehr schnell erkennen und mit dem Betreffenden in einem privaten Gespräch mal die Alternativen der weiteren Entwicklung durchgehen.

Grüße
Wolfgang

o.k.
Hallo Wolfgang,

so gesehen hast du auch wieder recht.

Gruß

Irene