Ciao
meine Schwester hat soeben Gesang fertig. Ich selber habe auch viele Jahre Gesangsunterricht gehabt und Musik studiert.
Es kommt auf die Schule an. Im allgemeinen muss ich Dir aber sagen, dass drei Jahre Jazz-Klavier nicht ausreichen dürften. Die Frage ist vor allem, wieviel Theorie und Gehörbildung Du gehabt hast. Das Klavier an sich könnte noch gut zu umgehen sein, aber wenn Du nicht klassisch gelernt hast, fehlt Dir die Theorie, es sei denn, Du habest sie sonst gut gelernt (Genaueres auf Anfrage).
Die Stimme sollte nicht perfekt, aber originell sein, das reicht dann gut aus. Das Problem ist allerdings die Konkurrenz auf dem Markt und nicht so sehr die Konkurrenz in den Schulen. Auf dem Markt herrscht Brutalität pur, und Du solltest Dich daher vor einem endgültigen Entschluss zum Berufsstudium in Sologesang auf Deine Stimme hin prüfen oder untersuchen lassen.
Allerdings ist es ja leicht möglich, einmal einzusteigen, ohne gleich berufsmässig singen zu wollen. Das ist etwas Schönes und sehr zu empfehlen. Viele haben so angefangen, das Problem ist dann, ob Du voll ausgelastet bist. Möglich sind etwa Kombinationen wie Gesang/Schulmusik oder Gesang/Chorleitung/Stimmbildung oder Gesang/Früherziehung.
Klavier, wie gesagt, ist dafür anfangs nicht unabdingbar (insbesondere wenn Du etwa mit sonst einem Harmonieinstrument wie Gitarre oder Akkordeon umgehen kannst), aber für die Theorie von Vorteil, und vor allem ist ein Grundwissen an Theorie an sich erforderlich.
Beispiele: Kennst Du die Notenschrift, die wichtigsten Stilrichtungen der klassischen Musik, die wichtigsten Tonarten und Tongeschlechter, die Stufenlehre oder Funktionslehre der Klänge und deren Verbindungen oder auch die Melodielehre und Setzweise der Klassik (im weitesten Sinn)? Interessierst Du Dich irgendwie für solche Dinge? Oder läge Dir das Drauflosmusizieren näher?
Wenn das so ist, dass man lieber „drauflosmusiziert“, so empfehle ich Dir eher eine Theaterausbildung mit an die 200 Privatstunden in Musik über drei Jahre verteilt. Da bekommst Du den Einblick in das Ganze, ohne Dich gleich darauf festlegen zu müssen, und bildest Dich noch umfassend weiter in Schauspielkunst oder Tanzkunst.
Das Wichtigste aber an der Musikausbildung ist egal ob Profi oder Halbprofi oder was auch immer: das eigene Musizieren; am besten, Du spielst intensiv mit Leuten zusammen, mit denen Du zurechtkommst, und dann tastet Ihr Euch in mehrere Musikrichtungen vor. Das ist die eigentliche Grundausbildung.
Wenn Du es dann fertigbringst, mit Blick in einige Musiktheoriebücher die Intervalle sauber kennen zu lernen und etwa zu wissen, was Halbtöne und Ganztöne oder musikalische Stimmungen von Instrumenten sind, dann weisst Du viel. Aber was ist Wissen? Wissen auch im Traum und morgens um 6 Uhr.
Musik heisst im übrigen: Üben, üben, üben. Viel Erfolg wünscht Dir
Mike.