„Man kann sehr gut lernen, was in welchen Situationen
passierte“
Ja!
und kann aufgrund dieses Wissens besser entscheiden.
Oft! Wirkliche Neuerungen haben allerdings nicht immer
geschichtliche Vorbilder. Der Blick auf die Vergangenheit kann
auch zu einer zu statischen Einschätzung führen und den Blick
auf die Zukunft versperren. Die Geschichte mag uns vielleicht
lehren, was man nicht tun sollte, aber nicht, was man tun
sollte.
Aber alles, was in der Zukunft geschieht, wurde in der Vergangenheit dieser Zukunft angelegt. Und zu dieser Vergangenheit gehört auch das, was wir heute als Gegenwart und Vergangenheit bezeichnen.
Abgesehen davon sind zwei Situationen niemals identisch, also kann uns die Geschichte nur lehren, was in einer konkreten historischen Situation (nicht)funktionierte. Diese Erkenntnisse dann 1:1 auf gegenwärtige und zukünftige Probleme übertragen zu wollen, ist zum scheitern verurteilt, wenn man sie nicht adaptiert.
Und das ist ja gerade das Schöne. Geschichte ermöglicht die selbstbestimmung in Zeit und Raum und gibt Hinweise und Deutungen auf Probleme der Gegenwart und Zukunft. Aber keine Musterlösungen. Man ist also, will man wirklich aus der Geschichte lernen, dazu gezwungen, ständig auch die Gegenwart genau zu beobachten.
Zu:
„Weiß man das nicht, kat man keine oder weniger
Möglichkeiten.“.
Nicht unbedingt. Wohl aber sind geschichtliche Kenntnisse
meist von Vorteil.
Zu:
„Ohne Vergangenheit (Geschiechte) hat man auch keine Zukunft.“
Naja, es fällt einem dann schon einfacher, eine Situation in
historischem Kontext zu bewerten. Aber es gab ja auch mal
einen Zeitpunkt, als die Geschichte begann.
Der Blick nach hinten kann auch dazu führen, zukünftige
Optionen nicht wahrzunehmen, da es eben noch keine
diesbezüglichen Erfahrungswerte gibt.
Wie gesagt: Geschichte darf nicht nur der Blick nach hinten sein. Geschichte muss auch immer Gegenwartsbezug haben, sonst ist sie wertlos. Die beschäftigung mit der Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters mag zwar interessant sein. Wertvoll wird diese Beschäftigung aber erst, wenn wir die richtigen Fragen an die Geschichte stellen. Zb. wie ging man im Mittelalter mit Umweltverschmutzung um? Gab es Energiekrisen? Wenn ja, wie wurden sie gemeistert?
Das bringt tiefere Einsichten und neue Erkenntnisse, von denen wir vielleicht profitieren können. Jedenfalls helfen sie, unseren Standpunkt zu relativieren und unsere Situation einschätzen zu können.
Weiterhin ist die Trennung zwischen „Geschichte“ und „Politik“
meist sehr willkürlich. Es gibt keine „unpolitische“
Geschichte, ebensowenig wie eine geschichtslose Politik.
Nein, eigentlich ist die Trennung überhaupt nicht willkürlich, denn Politik beschäftigt sich mit Politik, und sonst nix.
Geschichte beschäftigt sich aber nicht nur mit Politik, sondern mit allem, was Menschen in der Vergangenheit betroffen und beeinflusst hat, und worüber es Zeugnisse gibt: Kriege, Krisen, Naturkatastrophen, Religion, Wirtschaft, Handel, Kunst, Mentalität, Architektur usw usw. Das wenigste davon ließe sich sinnvoll in Politik einbinden.
Von daher greift die Gleichstellung von Politik und Geschichte erheblich zu kurz.
Abgesehen davon hat die Geschichte einen Troß von Instrumentarien und Tochterwissenschaften, mit denen die Politikwissenschaft überhaupt nichts anfangen kann.
godam (sehr interessiert an Geschichte und der Meinung, daß
„der Geschichtsunterricht“ ein eigenständiges Fach bleiben
sollte)
Wenn du mich fragst, sind die Zusammenlegungspläne nichts weiter als verkappte Sparmaßnahmen - wie jede „Bildungsreform“ der jüngeren Zeit. Diese Zusammenlegung lässt sich weder pädagogisch, noch fachlich begründen. Sie ist also vom Erzieherischen Standpunkt aus gesehen höchst fragwürdig.