Geschichte mittelalter

Liebe/-r Experte/-in,

für ein Ritter-Brettspiel suche ich nach Bezeichnungen für kleinere oder größere Abteilungen eines Ritter-Heeres.

(Bitte nichts römisches wie centuria oder Legion, auch nichts Neuzeitliches wie Trupp oder Schwadron!)

besten Dank im Voraus!
Jörg Sommer

Lieber Jörg Sommer,

das ist ein weites Feld; im wahrsten Sinne des Wortes.

Frühmittelalter (etwa 500 bis 900 n. Chr.)?
Hochmittelalter (etwa 900 bis 1250 n. Chr.)?
Spätmittelalter (etwa 1250 bis 1500 n. Chr.)?

Und dann ist es natürlich wichtig, und welche Nation(en) und um welche(n) Krieg(e) es sich handeln soll, da sich im Lauf von tausend Jahren die Waffentechnik extem verändert hat und verschiedene Länder verschiedene Primärwaffen eingesetzt haben. Insofern sind auch die Bezeichnungen der Truppen unterschiedlich. Am besten schau mal bei diesen beiden Links unter „Mittelalter“. Ich denke, da wirst Du fündig!

http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_milit%C3… und hier unter

http://de.wikipedia.org/wiki/Truppengattung#Antike_u…

Und wenn das alles nichts hilft, würde ich Dir raten, einen Militärexperten bzw. Militärhistoriker zu fragen!
Herzlich Ulrike (und viel Spaß beim Spielen!)

Hmmmm, da habe so wirklich noch gar nciht drüber nachgedacht.
Das einzige, was mir so auf Anhieb einfällt, ist, dass man eine Söldnerbande gerne als Haufen bezeichnet hat. Aus der Bezeichnung Haufen wurde dann eine Truppenstärke von 20-50 Mann abgeleitet.

Ansonsten wüsste ich nur, dass im MIttelalter auf jeden Fall nach dem Bewaffnungstyp sortiert wurde (Berittene, Bogenschützen, Armbrustschützen, Infanterie…), die dann in Verbänden oder Regimentern organisiert waren…

Aber vielleicht hilft dir das hier ja, habe mal ein bisschen was zusammen gesucht:

http://www.deutschland-im-mittelalter.de/militaer.php

http://de.wikipedia.org/wiki/Truppengattung

Hallo,

na ja, der Trupp ist ein Begriff der ist wirklich uralt. Dann, nicht ngaz mittelalterlich (sehr spätes MA), fällt einem das Fähnlein und die Rotte ein. Aus dem Schweizer Raum vielleicht auch der Gevierthaufen? Auch der Begriff der Compagnie ist ziemlich alt (taucht z.B. kurz nach dem Ende der Kreuzzüge in englischen Heeren auf).
Das Problem ist, dass die meisten mittelalterlichen Heerzüge nicht so organisiert waren wie man sich heute das Militär vorstellt. Die meisten organisatorischen Einteilungen erfolgten nach Funktion (also z.B. Bogenschützen) oder Positionen (Flügel, Mitte) oder bei sehr großen Heeren manchmal auch in „Linien“ (siehe zum Beispiel Agincourt).
Im Englischen taucht etwa 14.Jhdt der Begriff der „battle“ auf, die etwa, nicht nach Zahl sondern als organisatorische Einheit, einer Division entsprach, aber meistens entweder eine Flügel- oder Zentrumsfunktion hatte (wieder z.B. Agincourt).
Die meisten Einheiten entstanden im Mittelalter weniger durch militärische Organisation als mehr durch Herkunft. Also z.B. „die Flamen“ umfassten alle flämischen Söldner und es gab schlicht keine weitere Unterteilung (z.B. Schlacht von Stirling).
Also, für Zwecke eines Spiels könntest Du z.B. bei den deutschen Landsknechtheeren „räubern“ obwohl das streng genommen weder mittelalterlich noch ritterlich ist.

Gruß
PB

Hallo Jörg,

Ich muss dir gestehen, dass mich deine Frage doch etwas aus dem Konzept gebracht hat - immerhin sind es genau solche Bezeichnungen, über deren genaue Definitionen man eigentlich niemals nachdenkt. Nun habe ich einige Bücher gewälzt und bin zu folgendem Schluss gekommen:
Noch in der Zeit des Fränkischen Krieges (1523) ist in den Original-Akten die Rede von „Truppen“, „dem Heere“ und dem „kriegsvolckh“, wobei man an sich keine genaueren Angaben zu den Personenzahlen findet. Ich selbst benutze bei Vorträgen meist die Ausdrücke „Armee“ und „Heer“ für größere Kontingente, sowie „Truppen“ oder „Abteilung“ für kleinere.

Ich hoffe, das hilft dir weiter!
Übrigens: Als Lektüre für das Heereswesen des Mittelalters allgemein ist interessant:
Funcken, Fred: „Historische Waffen und Rüstungen“

Liebe Grüße,

Adrian Roßner

Hallo Jörg,
also so toll geordnet waren diese Heere wahrscheinlich nicht.

Hier nun einige Begriffe:
Trabantengarde, Schweizergarde etc. als Leibgarden.

Ganz alt: Bei Hastings 1066 waren bei den Angelsachsen
housecarls dabei.

MfG

Sepp

Liebe/-r Experte/-in,

für ein Ritter-Brettspiel suche ich nach Bezeichnungen für
kleinere oder größere Abteilungen eines Ritter-Heeres.

besten Dank im Voraus!
Jörg Sommer

Hallo,
die taktische Grundeinheit der Feudalheere vom ca. 10-15Jh war die „Lanze“. Die „Lanze“ konnte vorerst eine unterschiedliche Anzahl von Männern umfassen, sowohl zu Pferd als auch zu Fuss.

Mehrere zusammengefasste „Lanzen“ bildeten ein „Banner“. -Etwa im 13 Jh. taucht auch der Begriff „Doppelbanner“ auf.- Mehrere „Banner“ wiederum bildeten einen „Schlachthaufen“.

Die Anzahl der damit verbundenen tatsächlichen Männer war aber starken Schwankungen unterworfen. Zählte zwar die übliche Lanze in etwa ein Ritter mit 4-6 bewaffneten Knappen, so war z.b. die „Lanze“ in der Mark Brandenburg: Ein Ritter mit 3-4 Leuten zu Roß, oder ein Knappe mit 2-3 Pferden, anderen Quellen zufolge sogar nur ein Gefolgsmann.

Im 15 Jh. wurde die sog. „volle Lanze“ (ein Ritter mit 4-6 bewaffneten Knappen) auf einen Waffenträger und seinen Pagen, einen Fußsoldaten, zwei Bogenschützen und einen Knecht festgelegt. Hundert „Lanzen“ bildeten danach eine der zwanzig „Ordonnanzkompanien“.

mit freundlichen Grüßen

Hallo,
Rotte, Ordonnanz , Lanze, Kompanie

Liebe/-r Experte/-in,

für ein Ritter-Brettspiel suche ich nach Bezeichnungen für
kleinere oder größere Abteilungen eines Ritter-Heeres.

(Bitte nichts römisches wie centuria oder Legion, auch nichts
Neuzeitliches wie Trupp oder Schwadron!)

besten Dank im Voraus!
Jörg Sommer

Hallo,
wenn es wirklich gut sein soll must dir ein einigermaßen
Genaues Zeitfenster des Mittelalters nennen, Fruhmittelater und Spatmittelater unterscheiden sich sehr und nicht zu vergessen das hochmittelalter !!!
Gruß
Gerd

Hallo Jörg,

man unterschied im Mittelalter lediglich zwischen Fußtruppen und Reiter (milites). Die Reiter waren in Vollrüstung, meist nur mit Sehschlitzen versehen. Die Fußtruppen teilten sich auf in solche mit Fernwaffen (Lanze, Pfeil, Armbrust, Steinschleuder) und solche mit Nahkampfwaffen (Spieße, Schwerter, Messer, Keulen, Streitäxte). Die Soldaten der Fußtruppen besaßen lange Zeit nur ein Lederwams und einen Helm mit Nasenspange, erst im späten Hochmittelalter zunehmend eine Vollrüstung. Es galt allgemeine Kriegspflicht der Waffenfähigen. Daneben gab es aber auch noch Söldner, die sehr unterschiedlich gerüstet waren.
Ich hoffe, ich konnte etwas helfen.
Grüße
Irene

Hallo Gerd und alle die anderen, die geantwortet haben!

Festlegen auf einen bestimmten Abschnitt des Mittelalters möchte ich mich bei einem Brettspiel nicht - damit wäre es überfrachtet. Das ist ja das schöne an dem Spiel, dass es offen bleibt für die unterschiedlichen Phantasien der Spieler über „Ritter“ und „Mittelalter“. Außerdem gibt es ja auch Begriffe, welche die ganze Zeitspanne überdauert haben wie z.B. „Heer“, das aus dem ahd. „heri“ stammt.

In der Zeit Karls des Großen wurde der Begriff „scara“ (Plural: scarae) für Unterabteilungen eines Heeres verwendet. Ich frage mich, ab daraus der Begriff „Schar“ im Nhd. entstanden ist - weiß das jemand? (die Pluralbildung mutet mir eher lateinisch an!).

Sepp, mit „Garde“ bin ich nicht so glücklich, weil der Begriff zumindest heutzutage zu sehr mit „Leibgarde“ assoziiert wird, also etwas mit Personen- oder Objektschutz zu tun hat.

Masterofdisaster & Gerd: Vielen Dank für die „Lanze“, das ist für mich ein aussichtsreicher Kandidat. Auch „Banner“ scheint mir geeignet. Der „Schlachthaufen“ ist mir zu hemdsärmelig. Das beschädigt das Bild des „vornehmen und edlen Ritters“, das man sich als Spieler doch gerne bewahren möchte, selbst wenn es nur eine selten realisierte Idealvorstellung ist!

Das gilt auch für „Rotte“. Da denkt man doch eher an eine Räuberbande.

Adrian: „Truppe“ ist mir zu sehr mit dem neuzeitlichen Militärwesen verbunden - das führt den Spieler assoziativ aus dem MA heraus - selbst dann, wenn der Begriff damals tatsächlich auch schon verwendet wurde.

Wie auch immer - herzlichen Dank für die vielen Vorschläge!
Jörg Sommer

Hallo Jörg,

sowas wie ein Ritter-Heer gab es im Mittelalter nicht wirklich. Zwar kämpften Ritter mit und oft nicht wenige und oft entschieden sie über den Ausgang einer Schlacht, aber ein reines Ritter-Heer ala Hollywood gab es so nie. Ich hab im Kopf, dass mal ein Prof. für Geschichte ausgerechnet hat, dass im Mittelalter (ca. 500-1500) insgesamt 5.000 Ritter gab, die diesen Titel auch verdienen.

Ein Heer im Mittelalter bestand aus einfachen Menschen (Bauern etc.), Söldnern (die mit Krieg ihren Lebensunterhalt bestritten), Ausgebildeten Mannschaften (oft nur Fernkämpfer und Kavallerie) und einigen Rittern.
Später lösten Landsknechte die Bauern und die Ritter ab. Aus dieser Zeit sind auch Namen für die Gruppierungen bekannt.

Die Armee gliederte sich in Gruppen, diese wiederum in Kompanien, diese in Fähnlein und diese wieder in Rotten. Auch der Begriff Haufen kommt vor (Bauernkrieg: Geyers Schwazer Haufen) - von ihm wissen wir, dass es ca. 100-200 Soldaten waren.
Die jeweiligen Größen sind schwer zu ermitteln und wahrscheinlich nicht mit heutigen Truppengrößen zu vergleichen. Möglich, dass der Haufen zwischen Rotte und Fähnlein steht - oder zwischen Fähnlein und Kompanie.

Da Kriege immer etwas länger dauerten war bei vielen „Soldaten“ auch immer die Familie dabei - im sogenannten Tross (Trossweiber).
Und wie heute auch gab es immer die Versorgung im Hintergrund, die auch nicht vergessen werden darf. Heute gibt es eine ganze Kompanie, die die Versorgung übernimmt - damals sind halt Bäcker, Metzger usw. im Tross der Truppe gefolgt, ebenso Schmiede, Sattler, Schreiner, Zeltmacher usw.

Ich hoffe, Dir geholfen zu haben.

Schöne Grüße und viel Spaß.
Wenn das Spiel fertig ist, kannst uns ja mal eins verkaufen: die-zechpreller.de

Hallo!

Tut mir leid, Ritter sind nicht mein Spezialgebiet. Da kann ich nicht weiterhelfen. Zu solchen Bezeichnungen könnte ich auch nur im Internet suchen.

MfG
Stefan

hallo, das Mittelalter hatte selbstveraständlich eine eigene Begrifflichkeit. Der Ritter einer Reiterei war ein Pnzerkrieger. Dieser bekam vom Lehnsherr (Kaiser, König, Herzog, Graf, Orden) Land geliehen, damit er sich die Ausrüstung als Reiter (Pferd, Rüstung, Waffen) anschaffen konnte. Dafür verpflichtete sich der Panzerreiter zu Gehorsam, Dienst und Treue. Er war Vasall.
Auf seinem Schild oder Umhang trug er als Erkennungszeichen das Wappen des Lehnsherrn (Kaiser, König, Herzog, Graf, Orden).
Die Ritter des Templerordens trugen einen weißen Mantel mit rotem Kreuz. Der Johanniterorden einen schwarzen Mantel mit weißem Kreuz.
Die Heerschildordnung regelte die Aufstellung der Panzuerreiterei im Kriegsfall.
Heinrich der Löwe (1129-95)verlor das ihm geliehene Herzogtum Bayern und Sachsen(1179), weil er sich weigerte Friedrich II (Barbarossa) in den Italienfeldzug zu folgen. Lehnsgesellschaft, Heerschildordnung, Lehnsrecht und Lehnspyramide sind mittelalterliche Begriffe nach denen geforscht werden kann.
Mußte mich auch erstmal wieder in meinen Lexika und Nachschlagewerken schauen, um diese Info geben zu können.
Viel Vergnügen beim Entwickeln des Brettspiels. Die Wappen bzw. Feldzeichen des Kaisers, Königs, Herzogs, Grafs, und Ordens geben die Erkennungszeichen. Die Bauern waren das Fußvolk.
Unter Heerschild bei wikipedia findest du reichlich Information zur Heeschildordnung.
Grüße von Karin