Geselle/Meister und Bachelor/Master

Moin,

seit Ewigkeiten gibt es im Deutschen den Begriff Geselle für jemanden, der eine Berufausbildung (früher meist im Handwerk) absolviert hat und der konnte sich zum Meister weiterqualifizieren.

Im Englischen gibt es dieses Bezeichnungspaar (wie lange eigentlich schon?) für Absolventen eines Studiums.

Wenn nun ein Geselle aus Deutschland oder ein Meister sich in GB oder den USA bei der Berufbezeichnung als Bachelor oder Master vorstellt, wäre das eine Titelerschleichung oder nicht.
Oder wie müsste sich ein Geselle, ein Meister in GB oder USA vorstellen?
Ein vergleichbares System gibt es dort meines Wissens nicht.

Gandalf

Servus,

Oder wie müsste sich ein Geselle, ein Meister in GB oder USA
vorstellen?

ein Gesell als „journeyman“, ein Meister als „master“. Das betreffende Handwerk wird nachgestellt: „journeyman carpenter“, „master carpenter“.

BTW: Mir haben einmal zwei Zimmerergesellen, die bei uns übernachteten, erzählt, dass ihre Kluft in den USA sehr viel besser bekannt ist als in D. Während ihnen in D u.a. von Jugendlichen die absurdesten Fragen zu der Zimmermannskluft gestellt wurden („Seid Ihr Juden??“ etc.), kannte die Kluft und ihre Reputation in New England jeder Polier, was dazu führte, dass sie dort nicht Umschau halten mussten: Es genügte, dass sie an einer Baustelle vorbeischoben, und sie wurden jedes Mal vom Polier reingepfiffen - „Kommt mal rüber hier, ich hab einen Job für Euch!“

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

Moin,

ein Gesell als „journeyman“, ein Meister als „master“. Das
betreffende Handwerk wird nachgestellt: „journeyman
carpenter“, „master carpenter“.

Journeyman hat für mich ein wenig die Konnatation des Wandergesellen, also dem, der drei Jahre und ein Tag unterwegs ist.
Und gibt es in den USA/GB eine ähnliche Qualifikationsstufe wie in D der Meister oder sind das eher unsere Altgesellen?

Gandalf

Hallo,

das ist nicht zu vergleichen…

Ein Bachelor-oder Masterstudium hat herzlich wenig mit einem deutschen Gesellen-oder Meisterbrief zu tun…:smile:

Im Englischen Sprachgebrauch ist der
-Geselle = Journeyman oder auch certificate of apprenticeship
-Meister = Craftsman

-Bachelor = Junggeselle oder Hochschulabschluß
-Master = Herr oder Magister (Doktor)

Moin,

das ist nicht zu vergleichen…

das ist mir klar! :wink:

Ein Bachelor-oder Masterstudium hat herzlich wenig mit einem
deutschen Gesellen-oder Meisterbrief zu tun…:smile:

Auch das.

Im Englischen Sprachgebrauch ist der
-Geselle = Journeyman oder auch certificate of apprenticeship
-Meister = Craftsman

Nun ist es aber so, daß es in den USA und auch in GB kein dem Deutschen System vergleichbare Ausbildungen im Handwerk existieren, oder sehe ich das falsch?
Wie qualifiziert sich nun ein Journeyman oder certificate of apprenticeship
oder ein Craftsman?

-Bachelor = Junggeselle oder Hochschulabschluß
-Master = Herr oder Magister (Doktor)

letzteres ist wohl eher ein PhD, oder?!

Gandalf

Hi Gandalf,

Journeyman hat für mich ein wenig die Konnotation des
Wandergesellen, also dem, der drei Jahre und ein Tag unterwegs
ist.

Das ist auch der Hintergrund zu dem Begriff - bei uns schwingt ja eigentlich auch beim Altgesellen ein feiner Unterton von „nichts geworden“ mit. Aber denotativ ist das auch im Englischen jeder Handwerker, der keine Meisterprüfung abgelegt hat.

Und gibt es in den USA/GB eine ähnliche Qualifikationsstufe
wie in D der Meister oder sind das eher unsere Altgesellen?

In UK gibt es den master craftsman, in USA glaube ich zumindest nicht als definierte formale Qualifikation, aber das weiß ich nicht - verstanden wird es jedenfalls, und es sind immer wieder Berichte von deutschen Handwerkskammern zu lesen, die in Kontakt mit irgendwelchen US-Institutionen stehen, die sich überlegen, ob es nicht nützlich wäre, für Handwerker und Facharbeiter eine duale Ausbildung nach deutschem Muster wieder einzurichten. Vergessen sind apprentice, journeyman und master jedenfalls noch nicht.

In der Karibik ist zumindest der Begriff „master“ bekannt: Ein Bekannter von mir saß für die Zeit seiner Dissertation auf Jamaica in einer Hütte, die seiner Uni gehörte, aber jeweils von den Nutzern unterhalten werden musste. Diese Hütte war Jahre vorher von einem Deutschen gebaut worden und hatte daher verglaste Fenster. Als nun W. einen Maler am Ort beauftragt hatte, die Fenster neu zu streichen, tat dieser wie geheißen, und da er noch nie vorher mit verglasten Fenstern gearbeitet hatte und nicht so recht wusste, wie sowas funktioniert, hat er die Scheiben gleich mit lackiert. W. war not amused und faltete ihn ziemlich zusammen, wohl wissend, dass es eine Sisyphusarbeit würde, neue Scheiben aufzutreiben. Der Maler verteidigte sich und sein Werk mit den Worten „I’m a painda, Sir, i’m just a painda! What you need is a masta painda!“

In diesem Sinne - mit Gunst und Verlaub!

Dä Blumepeder

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Servus,

ein „certificate“ ist keine Person, sondern ein (Abschluss-)zeugnis.

Apprenticeship Leave Certificate = Gesellenbrief.

Schöne Grüße

Dä Blumepeder

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Hallo,

genau:

Nun ist es aber so, daß es in den USA und auch in GB kein dem Deutschen
System vergleichbare Ausbildungen im Handwerk existieren, oder sehe ich
das falsch?

so ist es…in vielen Berufen erfolgt die „Ausbildung“ im Beruf selber,d.h. man wird einem erfahrenen Kollegen zur Seite gestellt.
Dafür wird aber in den USA und in GB schon in der Schulzeit mehr dafür getan.Denn für viele Berufe muss man ein entsprechendes Abschlußzeugnis vorweisen können,sonst wird man nicht eingestellt.
Für viele technische und Gesundheitsberufe gibt es vorgeschriebene Prüfungen,die man sowohl bei staatlichen aber auch bei Verbandsstellen
(sowas wie der VDI hier in D zum B.) ablegen kann.
In den USA bieten darüber hinaus noch die großen Gewerkschaftsverbände
in bestimmten Berufszweigen Ausbildungen an.

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