Hallo Martin,
nochmal ich. Leider ist aus Deiner ViKa nicht erkennbar, wie alt Du bist und aus Deiner Frage nicht, in welche Klasse Du gehst. Damit ist es nicht möglich, zu beurteilen, auf welchem Level die Euch vorgelegte Aufgabe bewältigt werden soll.
Generell ist es ohnehin schon sehr schwierig, auf Deine Frage eine brauchbare Antwort zu geben:
Was wissen wir über den historischen Jesus? Erstellen sie
einen Steckbrief mit gesicherten Erkenntnissen der
historischen Forschung.
Da es sich um eine Schulaufgabe handelt, drängt sich mir vor einer sachdienlichen Antwort zunächst die Gegenfrage auf: was will Euer Lehrer denn hören?
Das Internet dürfen wir benutzen allerdings finden wir KEINE
Quelle mit informationen die auch gesichert sind. Kennt ihr da
vllt eine Seite wo gesicherte Erkenntnisse stehen?
Das spricht für Deine Fähigkeiten im Recherchieren
. Der große Theologe Rudolf Bultmann (eine wirkliche Autorität auf diesem Gebiet) hat einmal den bekannten Ausspruch geäußert: „Von Jesus wissen wir historisch eigentlich gar nichts; das, was wir wissen, passt auf eine Postkarte.“
Es gibt auch Theologen, die mit durchaus bedenkenswerten Argumenten nicht einmal das zugestehen wollen - und natürlich auch solche, die glauben, erheblich mehr wissen zu dürfen. Dazu dieser mE recht lesenswerte Essay von Herrmann Detering: http://www.hermann-detering.de/Hist_n_J_fragen.pdf - und für Eilige ein Zitat daraus:
Weil die geschichtliche Erforschung des Lebens Jesu damals wie heute nicht von einem rein geschichtlichen Interesse ausging und - geht, verstrickt sie sich immer wieder in dieselben Probleme und Aporien. Damals ging es ihr (auf protestantischer Seite) darum, sich in der Auseinandersetzung mit der katholischen Kirche vom kirchlichen Dogma zu lösen. Auch heute ist sie wieder die Hilfswissenschaft einer im Dienste der Kirche stehenden Theologie, die für das Vakuum, das der Fortfall des Dogmas hinterlassen hat, nach immer neuen Inhalten sucht. Die Autorität des Vorbildmenschen Jesus soll richten, was die Autorität des Dogmas bzw. Kirche und Papst nicht mehr vermögen. Die Arbeit des Forschers besteht vornehmlich darin, die bleibende Aktualität und Relevanz des Menschen Jesus für den Gläubigen aufzuzeigen. Zu dieser Aufgabe gibt es für den Theologen keine Alternative. Entdeckte er einen Jesus, der nicht in unsere heutige Zeit hineinpaßte, dessen ethische und soziale Wertmaßstäbe hoffnungslos veraltet wären und uns nichts mehr zu sagen hätten, dürfte er diesen getrost dem Vergessen anheimgeben, weil für einen solchen Jesus kein theologischer und kirchlicher Bedarf besteht.
Damit sind der Willkür Tor und Tür geöffnet, und der historische Jesus wird zur Schale, die mit immer neuen modischen Inhalten gefüllt wird. Schweitzers Urteil über die Jesus-Forschung seiner Zeit ist bis heute zutreffend."[…] nicht nur die Epochen fanden sich in ihm [Jesus] wieder: jeder einzelne schuf ihn nach seiner eigenen Persönlichkeit“. Auch die heute kursierenden unterschiedlichen Jesusbilder sind Projektionen ihrer (theologischen) Autoren und ihrer Zeit. Das gilt vom bäuerlichen Revolutionär Crossans ebenso wie vom feministisch angehauchten humanistischen Gutmenschen Theißens oder dem „autoritären Entscheider“, an dem der Papstanhänger Berger Gefallen findet.
Heutige Theologen bedienen mit ihren Büchern oft nur noch den jeweiligen Zeitgeist. So wie dieser unterliegen sie dem steten Wandel von Mode und Zeitgeschmack. Selbst die „seriöse“ Jesus-Forschung der Post-Bultmann-Ära ist inzwischen so sehr zur Roman- und Erbauungsschriftstellerei geworden, daß Wissenschaft, Predigt und Belletristik in vielen Fällen kaum noch auseinanderzuhalten sind.
Für Metapher (falls es ihm eh nicht schon bekannt war) der Hinweis, dass Detering für ein höheres Alter des Johannesevangeliums gegenüber den Synoptikern eintritt: („der Jesus des Johannesevangeliums hat seine gnostischen Eierschalen noch nicht ganz abgestreift“).
Freundliche Grüße,
Ralf