Gesteinsschichten

Hallo Experten,

bei einer Wanderung auf einen „Berg“ (1.300 m, Farrenpoint nahe Wendelstein, also am Nordrand der Alpen) bei mir in der Nähe ist mir eine Stelle aufgefallen, an der die frisch angelegte Forststraße das Gestein (Schichtung um ca. 30° gefaltet) im rechten Winkel anschneidet. D.h. man guckt direkt auf die Schichten drauf.

Was mich da so verblüffte, war, daß die Schichten (m.E. Sedimente, da sehr homogen und hellbraun) unterschiedlich stark „verbacken“ waren. Da gab es 2 Schichten, die „sehr“ hart waren, d.h. daß ich sie mit meinem Teleskopstock nicht anbohren konnte. Und dazwischen lag eine sehr weiche Schicht, in der zwar das Material teilweise ebenfalls verdichtet war (etwa 1 cm dicke Plättchen von wenigen cm² Größe), diese Verdichtungen aber sehr lose beieinander lagen (Füllmaterial „Sand“). Man konnte da richtig reingraben.

Wie entsteht sowas? Die Schichten sollten ja alle den gleichen Bedingungen ausgesetzt gewesen sein. Oder spielt da das Material oder die Nässe eine Rolle (die weiche Schicht war feucht; evtl. aber durch den Anschnitt, also von außen).

Vielen Dank
Martin

Die Feuchtigkeit des Materials bei der Ablagerung spielt direkt kaum eine Rolle. Viel entscheidender ist die Art des abgelagerten Materials. Was man heute als Schichten erkennt sind in der Regel unterschiedliche Arten von Sediment, die dann in der Folgezeit hohen Temperaturen und Drücken ausgesetzt wurden und dabei verändert wurden (in der Geologie als Metamorphose bezeichnet). Auch relativ dünne Schichten sind dabei im Laufe von teilweise recht großen Zeitspannen entstanden. Jede Art von Sediment (Sande, Tone, Kalke) reagiert dabei aber anders auf die Metamorphose und es entstehen ganz unterschiedliche Gesteine (Sandsteine, Tonsteine, Kalksteine - wer hätte das gedacht :smile: )

Nach der Hebung und Freilegung sind diese Gesteine wieder der Oberfläche ausgesetzt (Wetter, Atmosphäre) und es kommt zur Verwitterung und wiederum verwittern die verschiedenen Gesteine unterschiedlich stark. Manche Gesteine nehmen dabei gern Wasser auf und zerbröseln dann recht schnell, andere hingegen bleiben lange unangetastet.

Hi
Ich muss ja zu meiner Schande gestehen, dass die Alpen nicht mein Spezialgebiet sind. ich habe aber mal die GK 1:200 000 CC8735 rausgekramt.
Der Farrenpoint liegt in der Zone des Rhenodanubischen Flysches.
dabei handelt es sich um eine ziemlich mächtige Wechselfolge aus Sandsteinen, Tonsteinen und Mergelsteinen (und Siltsteinen und Konglomeraten und und und)
Die sandsteine sind dabei relativ verwitterungsresitent und hart, während die Mergel- und Tonsteine von sich aus bereits eher wenig fest sind und auch leichter verwittern.

Abgelagert wurden diese Sedimente in einem Tiefseegraben vor der sich heranschiebenden Adriatischen Platte (= Nördliche Kalkalpen)

Wenn Du mal wieder in der Gegend bist, im Lainbachtal bei Benediktbeuern sind diese Serien teilweise sehr schön aufgeschlossen, auch mit deutlich erkennbarer gradierter Schichtung und Strömungsmarken.

http://www.geologie.ac.at/RockyAustria/flysch.htm

LG und Glückauf
Mike
(Fachmann für langweilige Felsformationen :smile: )

Hallo Michael,

wann bist Du denn das nächste Mal im Lainbachtal? Dann würde ich gucken, ob ich da auch Zeit habe… :wink: . Sonst muß ich nach meiner Pensionierung in 20 Jahren auch noch Geologie studieren… seufz

In den nächsten Tagen werde ich die Tour zum Farrenpoint nochmal machen. Dann schiesse ich ein Paar Fotos… Darf ich Dir die dann mailen?

Grüße
Martin

Bin kein Geologe, sondern Geotechniker, aber ähnliches kenne ich vom Lias alpha auf der Filderhochebene südlich von Stuttgart: Der Kalkstein ist auch nach dem Freilegen knochenhart, die Bänke lassen sich allenfalls in quadratmetergroße Schollen zerbrechen, und das nur vom Bagger. Der Tonstein, in Wechselfolge mit dem Kalkstein und beim Bohren fast ebenso hart wie dieser, zerfällt an der frischen Luft in wenigen Tagen zu Staub - oder zu Matsch, je nach Witterung.

Gruß
smalbop