Gestörte Kommunikation

Hallo, Ihr Wissenden!

Folgendes Problem hätte ich in die Runde zu werfen:

Ich werde mich demnächst mit meinem ExFreund treffen, zwecks klärendem Gespräch. In letzter Zeit haben wir uns immer wieder ganz arg angegiftet und sind beide direkt ausgerastet, wenn wir versucht haben, miteinander zu reden. Wir fallen beide immer wieder in die gleichen Muster, er: Du verstehst mich nicht, ich gebe mir Mühe, keiner versteht mich, ich: Du hast mir so weh getan, ich bin so wütend auf Dich, Du verstehst mich nicht. Er dreht mir öfter das Wort im Mund rum, ich werde instantly giftig und verletzend. Alles ziemlich verschroben und festgefahren.

Jetzt meine Frage: Ich hatte dieses Gespräch angeregt, um mit ihm in aller Ruhe darüber zu reden und einen Weg zu finden, wie wir miteinander klarkommen können, ohne uns die Köpfe abzureißen. Allerdings habe ich Angst, daß das Gespräch wieder im Fiasko endet, weil er genau weiß, wo er mich treffen kann und dann innerhalb von Sekundenbruchteilen alle guten Vorsätze meinerseits in den Wind geschossen werden…
Wir sind übrigens beide ziemlich impulsiv, wobei er schneller die Nerven verliert als ich und direkt aggressiv und unsachlich wird. Ich warte meist ein paar Sätze lang, dann fange ich an zu heulen und werde dann aggressiv und unsachlich…
Gibt es eine Methode, wie ich ruhig bleiben kann? Gibt es Möglichkeiten, ihn und mich wieder in die Bahn zu bringen, wenn einer von uns „hochgeht“?

Mir ist dieses Gespräch wirklich sehr wichtig, allerdings fehlt es mir an Ideen, wie ich unsere Kommunikation in ruhigere Bahnen lenken kann.
Für Anregungen aller Art wäre ich überaus dankbar!

Beste Grüße und so,

Smiri

hallo smiri,

was hältst du von einem moderierten gespräch?
jemand, der das gelernt hat und euch beiden gegenüber wertschätzend-neutral ist, ist dabei anwesend und schaltet sich ein, wenn „muster“ einzurasten drohen.

gruß
v

Hmmm…an sich wäre das ne gute Idee, aber ich kenne leider niemanden, der sowas gelernt hat und ich befürchte, dazu wird mein Ex sich nie bereiterklären. Außerdem ist das ja schon was Privates, dieses Gespräch, da will ich eigentlich niemanden dabeihaben.
Ich versuche halt (so schwer das auch ist), mich selber zu meinem eigenen Moderator zu machen, sprich: möglichst neutral (oder zumindest ruhig) zu bleiben. Aber dafür brauche ich halt so ein bißchen „Handwerkszeug“, sprich: Verhaltensweisen, die hier nützlich sein können.
Meint Ihr, es bringt was, sich vorher aufzuschreiben, was man besprechen möchte? Nicht, daß ich diese Liste im Gespräch auspacken und abhaken will, aber so für mich als Gedankenstütze…darüber denke ich seit gestern nach. Vielleicht hilft es mir ja, zumindest zu wissen, WAS ich sagen will. Oder?

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Hallo Smiri,

das hört sich vielleicht jetzt etwas ungewöhnlich an, aber vielleicht könnt ihr es umsetzen. Wie wäre es, wenn ihr vor dem Gespräch ein paar Regeln vereinbart, die ihr beiden einhalten müsst. Z.B.:

  • Es werden keine Beschuldigen ausgesprochen in der Form von „Du hast das und das gemacht“, sondern es wird nur aus der eigenen Sicht gesprochen „Ich fühle mich damit soundso“

  • Keiner greift den anderen verbal an

  • es wird mit ruhiger Stimme gesprochen

  • jeder lässt den anderen aussprechen

usw usw.

Vielleicht funktioniert es ja, wenn ihr diese und ein paar andere Regeln vorher festlegt.

Gruß

Phoebe

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Hallo Smiri,

das hört sich vielleicht jetzt etwas ungewöhnlich an, aber
vielleicht könnt ihr es umsetzen. Wie wäre es, wenn ihr vor
dem Gespräch ein paar Regeln vereinbart, die ihr beiden
einhalten müsst.

Hallo, Phoebe!

Nein, so ungewöhnlich finde ich das gar nicht. Im Gegenteil, ich finde das eigentlich ziemlich gut. Vorher klarmachen, was nicht passieren soll, so als guten Vorsatz. Ich werde das auf jeden Fall vorschlagen und mir schon mal ein paar Sachen überlegen, die mir wichtig sind.

Merci!

Smiri

Hi Smiri,

Gibt es eine Methode, wie ich ruhig bleiben kann? Gibt es
Möglichkeiten, ihn und mich wieder in die Bahn zu bringen,
wenn einer von uns „hochgeht“?

versucht doch euer Gespräch in einem ruhigen Café oder anderswo in der Öffentlichkeit zu führen. Da hilft evtl. der äußere Rahmen, dass der Gesprächsverlauf nicht entgleist.

Zuvor könnte sich jeder für sich Notizen machen, was er sagen möchte.
Dann kann vereinbart werden, dass jeder zunächst seinen Punkt vorträgt.
Man kann auch vereinbaren, dass jeder vor dem Gespräch die Frageliste des anderen bekommt und sich so jeder vorher seine Gedanken machen kann.

Eine gute Methode ist auch, zunächst erst zu wiederholen, was der andere gesagt hat. „Ich habe dich so verstanden, dass du…“
Und dann erst sagt man, was man selbst denkt und fühlt.

Ihr solltet vereinbaren, dass jeder ausreden darf. Die jeweiligen Punkte werden nacheinander und abwechselnd vorgetragen und beantwortet. Jeder merkt sich seine Zwischenfrage, statt den anderen zu unterbrechen, und stellt sie erst, wenn der andere fertig ist.

Wenn es sein muss, kann man auch Redezeiten vereinbaren (es soll ja Leute geben, da kommt man nie zu Wort, wenn sie in Fahrt sind).

Auch denkbar wäre, dass man eine Art „Stopp-Zeichen“ vereinbart.
Falls der andere unsachlich, beleidigend oder verletzend wird gibt man Zeichen, der andere muss dann sofort mit reden stoppen und zum Thema zurückkehren, bzw. Zwischenbemerkungen zulassen.

Ich wünsche dir gutes Gelingen

bye

Hi,
zwei Sachen:

  1. Normalerweise ist es günstiger, erstmal schriftlich zu kommunizieren - denn da kann man erstmal nachdenken, bevor man was zu Papier bringt, und man steigert sich nicht so sehr ins Emotionale, wie man es tut, wenn der Gesprächspartner anwesend ist.

Das mit dem moderierten Gespräch ist an sich auch sehr gut, weil es auf ähnliche Weise einen dazu zwingt, sachlicher zu sein, also, zu beschreiben, wie man was empfindet, statt Beschuldigungen auszusprechen.

  1. ist es meistens so, dass man, wenn man noch ‚mitten drin‘ steckt, eben nicht so ein Gespräch hinkriegt (daher eben zB schriftlich, mit Moderation etc), dass aber, wenn eine Beziehung abgeschlossen ist, man darüber in der Vergangenheit redet, und somit ganz anders damit umgehen kann.

Dann kommt halt nicht ‚was mich an Dir nervt, ist…‘, ‚du nimmst mich nie ernst…‘, ‚du bist so egoistisch‘, …

sondern: ‚weisst Du, das was mich immer am meisten gestört hat, war, …‘ etc etc.

Und so spricht man auf einmal neutral über bestimmte Themen.
Und der Gesprächspartner kann ganz anders darauf eingehen.

Ich kann’s gar nicht richtig erklären, was ich sagen will, aber es ist immer meine Erfahrung gewesen, dass man eben mit diesem bisschen Distanz zur Vergangenheit viel neutraler und klarer über alles sprechen kann.

Und sich am Ende vielleicht näher steht, als man es lange Zeit zuvor getan hat. Weil keine Seite abblockt, weil sich keine Seite zum Handeln gezwungen sieht, vor ein Ultimatum gestellt wird, …

viel glück jedenfalls - und auf jeden Fall würde ich es beherzigen, das Gespräch ‚in der Öffentlichkeit‘ zu führen - sei es in einem Cafe, oder im Park, oder wo auch immer.

Eben ‚on neutral ground‘.

gruss, isabel

Kindheits Ich
Erwachsenen Ich
Über Ich

Ich bin böse auf dich…
Ich auf dich auch…
Das sind typische Sachen die sich im Kinheitsich abspielen… So in der Richtung du hast mir meinen Lutscher geklaut…

Reagierst du in der selben Stufe, wird nichts dabei rauskommen.
Das Problem dabei ist, dass man sich gerne in die gleiche Stufe ziehen lässt.

Erwachsenen Ich: Hier ist eine normale Gespächsbasis.
Dort sollte sich eure Diskussion abspielen.

Über Ich: Da bist du herablassend und dominierst. Es ist zwar auch eine normale Unterhaltung möglich aber so in der Art: Böser Chef zu schleimenden Angestellten.

Du musst versuchung ruhig zu bleiben und ihn mit geeigneten Argumenten zu dir ins Erwachsenen Ich rüberziehen.

Hatte einige Seminare in diese Richtung und konnte es beruflich gut gebrauchen. Hat mir oft geholfen. (ob die Bezeichnungen noch so stimmen oder zwischenzeitig wieder angepasst wurden kann ich nicht sagen)

Sollte er also trotzig sein, dann nimm ihm seinen Lutscher nicht weg, sondern biete ihm noch einen an.
Also zustimmen und ruhig bleiben. Irgendwann hat er keinen Grund mehr zum trotzen.
Das Problem dabei: Du selbst. Du musst lernen dich zu beherrschen, auch wenn es manchmal schwer ist. Aber es bringt was.

Und selbst wenn seine trotzige Phase länger dauern sollte… Du darfst dich nicht herablassen.

Also zustimmen, Wind aus den Segeln nehmen und einfach nur mal reden lassen.
Wenn er dir was vorwirft… Einfach mal…
Da hast du eigentlich recht.
Und dann hängst du an, was du eigentlich gemeint hast als du die Aktion gesetzt hast.

Wenn du ihm zustimmst, was soll er dann noch drauf rumreiten.

Ergo: Viel Übung, ist schwer, wirkt aber wirklich.

Lg
Manfred

hallo smiri,

was hältst du von einem moderierten gespräch?
jemand, der das gelernt hat und euch beiden gegenüber
wertschätzend-neutral ist, ist dabei anwesend und schaltet
sich ein, wenn „muster“ einzurasten drohen.

gruß
v

Hmmm…an sich wäre das ne gute Idee, aber ich kenne leider
niemanden, der sowas gelernt hat

das muss man nicht mit einem Diplom lernen, viel Erfahrung reicht aus.

und ich befürchte, dazu wird mein Ex sich nie bereiterklären.

Fragen könnte man ja mal.

Außerdem ist das ja schon was Privates, dieses Gespräch, da will ich
eigentlich niemanden dabeihaben.

Vielleicht kann man das Gesprächj ja in zwei teile teilen. Am Anfang klappert man die allgemeineren Sachen ab. Wenn man dann weiss, wie man mit der Sache umgeht (nachdem der Moderator gelegentlich eingegeriffen hat), kann man sich ja danach/später zu zweit unbterhalten

Ich versuche halt (so schwer das auch ist), mich selber zu
meinem eigenen Moderator zu machen, sprich: möglichst neutral
(oder zumindest ruhig) zu bleiben.

So etwas funktioniert nur bei extrem kühlen Menschen, die es schaffen, die Sache und die eigene Position zu trennen, z.B. beim Dreiergespräch über politische Ansichten. Angesichts deiner Selbsteinschätzung im Ausgangsposting und die Gesprächsthemen prophezeie ich Dir knallhart ein Fiasko bei diesem Versuch.

Aber dafür brauche ich halt so ein bißchen „Handwerkszeug“, sprich:
Verhaltensweisen, die hier nützlich sein können.

und Übung, Übung, Übung

Meint Ihr, es bringt was, sich vorher aufzuschreiben, was man
besprechen möchte?

auf jeden fall

Nicht, daß ich diese Liste im Gespräch auspacken und abhaken will,

warum nicht ?

Ciao maxet.

Hallo Smiri,

da hast du dir etwas Schwieriges vorgenommen, denn ich denke, jeder von uns kennt diese gewissen Beziehungsschienen von denen man einfach nicht herunterkommt. Mit dem einem spricht man so und mit dem anderen wieder anders. Das hat viel damit zu tun, wie man sich gegenseitig sieht, und was man von einander erwartet, weil das unser Umgangsweise beeinflußt.
Wenn du schreibst, …

Allerdings habe ich Angst, daß das Gespräch wieder
im Fiasko endet, weil er genau weiß, wo er mich treffen kann
und dann innerhalb von Sekundenbruchteilen alle guten Vorsätze
meinerseits in den Wind geschossen werden…

… dann frage ich mich, ob du mit deiner Unterstellung, er mache es mit Absicht, richtig liegst. Vielleicht hilft es Euch vorab Vereinbarungen zu treffen, indem ihr beim frühesten Moment eines Schlagabtauschs abpaßt, den aufhört und versucht den Gesprächsfaden wiederzufinden, und dabei auf zeit- und kraftraubende Rechtfertigungs- und Angriffsvorträge zu verzichten.

Wir sind übrigens beide ziemlich impulsiv,
Gibt es eine Methode, wie ich ruhig bleiben kann? Gibt es
Möglichkeiten, ihn und mich wieder in die Bahn zu bringen,
wenn einer von uns „hochgeht“?

Da könntet Ihr z.B. vereinbaren, dass Ihr Euch gegenseitig Redezeiten einräumt, und nicht bei jedem Wort, das alte Wunden aufreißt, reagiert und den anderen unterbricht. Manchmal reagiert man aufgrund eines Mißverständnisses, was sich vielleicht im Laufe der Rede von alleine klärt.

Mir ist dieses Gespräch wirklich sehr wichtig, allerdings
fehlt es mir an Ideen, wie ich unsere Kommunikation in
ruhigere Bahnen lenken kann.

Wenn das so ist, dann bist du an dem, was dir dein Exfreund mitzuteilen hat genauso interessiert wie an der Vermittlung und Akzeptanz deiner Anliegen. Wenn du ihm glaubhaft machen kannst, dass dieses Treffen auf Gegenseitigkeit basiert, du also nicht nur deinen Koffer ungelöster Probleme absetzen willst, dann könnte er ebenso motiviert sein das Gespräch konstruktiv zu gestalten wie du. Alles andere hat etwas mit Machtkämpfen und Kränkungen zu tun, bei dem man bestenfalls Rachegefühle stillen kann. Manchmal hilft es, wenn Krieg droht, selbst zu schweigen, zuzuhören und zu beobachten. Wenn man sich zurücknimmt, verändert sich die Wahrnehmung, und man reagiert auf eine böse werdende Person ganz anders, als wenn man die Einladung zum Kampf allein durch Abwehrhaltung annimmt.

viele Grüße
claren