Gestufte Parität

Hallo liebes Forum,

ich habe eine Frage zum Staatskirchenrecht. Mir ist dank Wikipedia klar, was Parität bedeutet, verstehe aber nicht, wie die Kirchen zu „gestufter Parität“ gelangen. Könnte mir bitte jemand erklären, was das bedeutet? :smile:
Und vor allem: Was heißt das im Verhältnis zum Staatskirchenrecht?

Vielen Dank im Vorhinein!

Ich finde das Forum ganz super! :smile:

Es geht hierbei um die Frage, wonach religiöse Gemeinschaften unterschieden werden dürfen, ohne dass dies diskriminierend anzusehen ist (Gleiches muss gleich, Ungleiches darf ungleich behandelt werden). Klar ist, dass eine solche Differenzierung nicht nach Glaubensinhalten vorgenommen werden darf, weil dies in die Glaubensfreiheit eingreifen würde. D.h. der Staat darf keinen „höherwertigen“, oder „besseren“ Glauben definieren, um hieran Differenzierungen vorzunehmen.

Bei der gestuften Parität geht es um eine Differenzierung nach Glaubensgemeinschaften, die einen Körperschaftsstatus haben, der geboren oder gekoren sein kann, und Religionsgemeinschaften, die keinen Körperschaftsstatus haben. D.h. um die rein formelle Differenzierung nach der Rechtspersönlichkeit. Da diese aber viel mit Tradition auf der einen, und internen Beweggründen der Gemeinschaften auf der anderen Seite zu tun hat, ist sie eben kein geeignetes Differenzierungskriterium. Z.B. hat keine neu gegründete religiöse Gemeinschaft jemals die Chance eine gekorene Körperschaft zu werden, weil sie dafür ja schon viel früher bestanden haben müsste.

Zulässig sind hingegen Kriterien wie die Größe (Mitgliederzahl), die Bedeutung in der Öffentlichkeit und deren soziales Tätigwerden. Denn die kann prinzipiell auch jede neue religiöse Gemeinschaft erreichen. D.h. wenn sich genügend Mitglieder einer Gemeinschaft anschließen, diese daraufhin in der Lage ist diverse Positionen zu besetzen, mit denen sie in der Öffentlichkeit und an der Meinungsbildung mitwirkt, entsprechende Finanzmittel oder Mitgliedereinsatz aufbringt, um bedeutende soziale Aufgaben zu erfüllen, dann hat sie irgendwann eine Position erreicht, in der der Staat sie so wie eine der traditionellen Kirchen behandeln muss, und sie nicht mehr wie eine kleine Sekte behandeln darf, die nur im Hinterzimmer aktiv ist, und gar nicht in der Gesellschaft wirkt und von dieser auch nicht wahrgenommen wird.

Wow!

Was für eine ausführliche und hilfreiche Antwort!
Du verstehst es wirklich einen komplizierten Sachverhalt verständlich und anschaulich zu erklären! :smile:

Wenn’s ein Fleißbienchen gäbe, bekämst Du es von mir!

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