Gibt es ein fremdsprachiges Wort dafür, wenn man etwas auch haben will, was ein anderer hat, man das selbst aber gleichzeitig als neutral oder sogar wohlwollend empfindet?
Beispielsituation: Jemand hat Gold gefunden. Ich freue mich wirklich für die Person, würde aber auch gerne Gold finden.
Manche nennen das im Deutschen wohl Neid, aber im Wort Neid steckt (lt. Wikipedia) auch, das man das was der andere hat, als ungerechtfertigt betrachtet, es ihm nicht gönnt etc. …
Meine Muttersprache ist Russisch. In dieser Sprache gibt es für diesen Begriff eine Bezeichnung, und nähmlich „белая зависть“ - „der weiße Neid“. Das Wort „Neid“ bleibt, aber wird durch Verbindung mit „weiß“ gemildert.
Neid und Missgunst sind meiner Meinung nach untrennbar miteinander verbunden, aber wie wäre es mit dem deutschen Wort „Verlangen“?
Im englischen „desire“.
Zur Not halt ein Adjektiv dazu tun wie „neidlose Begierde/neidloses Verlangen“ oder so, im Englische z.B. „unbegrudging desire“.
Hallo Micha,
eins vorab, das „eine“ Wort ist mir auch nicht geläufig. Neid und Missgunst werden in den mir bekannten Sprachen oft synonym verwendet.
Im Gegensatz zur Missgunst kann Neid aber auch konstruktiv sein, indem er eine Person anspornt, ein Ziel zu erreichen, das eine andere Person bereits erreicht hat.
Bertrand Russell unterscheidet so z. B. zwei Typen von Neid:
malicious envy (bösen oder bösartigen Neid) und
benign envy (guten oder vorteilhaften Neid).
Vielleicht beantwortet dies Deine Frage, auch wenn es sich streng genommen um zwei Wörter handelt.
Viele Grüße
eunike
Im Deutschen fällt mir kein anderes Wort ein. Auch die englischen Wörter wie envy oder jealousy haben eine negative Komponente. In anderen Sprachen bin ich nicht so firm.
Also auf jiddisch gibt es „farginen“, was dem Stamm nach von „gönnen“ zu kommen scheint. lt. Urban Dictionary sei es etwa das Gegenteil von Schadenfreude und Neid, aber ich weiss nicht, ob in der Semantik auch drinsteckt, dass man selber auch gerne hätte, was der andere hat. Wahrscheinlich heisst es einfach nur „sich für jemanden freuen“.
Das ist eine Habilitationsschrift von Heinrich Taut (1912 - 1997) über Bedürfnisse.
Prof. Taut war der Sohn des berühmten Architekten Bruno Taut.
Wir hatten als Chemiestudenten eine Philosophieprüfung bei H. Taut abzulegen. Er war ein schwieriger Typ.
vielen Dank für die interessante Antwort! Nachdem es anscheinend weder im deutschen noch in einer anderen Sprache ein vernünftiges Wort dafür gibt, löse ich das Problem jetzt so dass ich sage: „Ich bin wohlwollend neidisch.“