Gesundheits-Reform nicht zu retten!

wenn ich auch sehe, dass eine Reform notwendig war und ist, so muß ich doch feststellen, dass sie weder von Sachkenntnis noch von gesundem Menschenverstand getragen war. Viele Krankenkassen überlegen sich bereits eigene Wege. Die Regierung wäre gut beraten, ihre Arbeit selber zu Ende zu bringen.
Bringen könnte es nur etwas , wenn

  1. gesetzliche Leistungen auf ein notwendiges vernünftiges Maß beschränkt vorgeschrieben werden, aber inclusive anerkannter Naturheilverfahren, Zahnbehandlung und Zahnersatz in einfacher Form ohne Zuzahlung,
  2. ein Besuch beim Hausarzt , Augenarzt und Zahnarzt pro Quartal frei in Anspruch genommen werden kann, alles weitere ggfs. auf Überweisung,
  3. Den Krankenkassen ein Beitragsrahmen, variabel gestaltbar, vorgegeben wird und kein finanzieller Ausgleich zwischen den Krankenkassen erfolgt,
  4. über die gesetzlichen Mindestleistungen hinausgehende Leistungen von den Krankenkassen selbst beschlossen bzw. im Einzelfalle erbracht werden können,
  5. Verordnung von Medikamenten wird in die Verantwortung des Arztes gelegt. Zugelassen werden Medikamente, die nachgewiesen oder erfahrungsgemäß wirksam sind (dazu gibt es ja wohl auch Urteile des Bundesverfassungsgerichts)
  6. Zusatzversicherungen auch durch die gesetzlichen Krankenkassen für Zahnersatz, Brillen, stationäre Behandlung, Heilpraktiker, angeboten werden dürfen,
  7. Über die Behandlungen unter 2) hinausgehende Besuche bei Fachärzten ohne Überweisung sind privat zu vergüten.

Eine solche Reform hätte einen weit aus höheren Effekt an Kostenersparnis als die bisherige, wäre aber gerechter und der effekten Behandlung zuträglicher.
Gruß Nickis Betreuer

Hallo,

  1. Den Krankenkassen ein Beitragsrahmen, variabel gestaltbar,
    vorgegeben wird und kein finanzieller Ausgleich zwischen den
    Krankenkassen erfolgt,

zu diesem Punkt sehe ich Schwierigkeiten…
so lange wir das jetztige System mit Beiträgen nach Einkommen behalten, kommt NULL Transparenz ins System rein und es hat keinen Sinn ein System mit 300+ Krankenkassen zu behalten. Entweder gibt es mehrere Krankenkassen und einen mehr oder weniger einheitlichen Beitrag für alle KK-Mitglieder (wie in der Schweiz; und mit finanz. Subventionen über Steuern für Bedürftige, usw), damit (hoffentlich) Wettbewerb stattfinden kann oder es gibt höchstens 1 bis 5 Krankenkassen (wie in vielen europ. Ländern mit „Staatsmedizin“) und jeder zahlt nach Einkommen (alle Einkommensarten - egal ob pflicht oder freilwillig versichert).
Ansonsten kommt man um den finanz. Ausgleich zwischen den Krankenkassen kaum herum.

Gruß
Sarah

Hallo,

Viele Krankenkassen überlegen sich bereits eigene Wege.

Und lustige dazu. :wink:
z.Z. gehe ich alle sechs Wochen zum Augenarzt (zu hoher Augeninnendruck), andere Arztbesuche mache ich nicht. Das kostet mich 10 Euro / Quartal.
Nun wollen/werden die Krankenkassen das Hausarzt-Modell einführen.
Um meine Kosten zu senken, werde ich mir dann eine Hausarzt suchen müssen, der mir eine Überweisung zum Augenarzt ausstellt.
An welcher Stelle der zusätzliche Arztbesuch Kosten senken soll, ist mir unklar.

cu Rainer

Hallo Rainer,

Um meine Kosten zu senken, werde ich mir dann eine Hausarzt
suchen müssen, der mir eine Überweisung zum Augenarzt
ausstellt.
An welcher Stelle der zusätzliche Arztbesuch Kosten senken
soll, ist mir unklar.

ich glaub die „Reform“ wurde nicht extra für Dich und Deine Krankenkasse gemacht, sondern es geht da m.E. vor allem um die Leute, die bei Seitenstechen zum Internisten und bei einer Erkältung zum HNO-Arzt rennen.

Ob da das Hausarztmodell wirklich was bringt, steht auf einem anderen Blatt.

Gruß,
Christian

Hi!

wenn ich auch sehe, dass eine Reform notwendig war und ist, so
muß ich doch feststellen, dass sie weder von Sachkenntnis noch
von gesundem Menschenverstand getragen war. Viele
Krankenkassen überlegen sich bereits eigene Wege. Die
Regierung wäre gut beraten, ihre Arbeit selber zu Ende zu
bringen.
Bringen könnte es nur etwas , wenn

  1. gesetzliche Leistungen auf ein notwendiges vernünftiges Maß
    beschränkt vorgeschrieben werden, aber inclusive anerkannter
    Naturheilverfahren, Zahnbehandlung und Zahnersatz in einfacher
    Form ohne Zuzahlung,

„ein notwendiges vernünftiges Maß“ ist für mich erst einmal nichts weiter als die typische Plattitüde eines Oppositionspolitikers (und dabei ist es gleich, ob rot, rot-rot, rot-grün, rot-gelb, rot-schwarz, schwarz-grün, schwarz-gelb oder schwarz an der Regirung ist). „Ein notwendiges vernünftiges Maß“ ist ein Gummiband, das der eine lang zieht, bis es fast reißt, und ein anderer kaum anzufassen wagt.

Was also ist ein „notwendiges vernünftiges Maß“? Fallen z.B. Vorsorgeuntersuchungen darunter, oder ist das bereits Luxus? Und welche Vorsorgeuntersuchungen werden gestattet, welche nicht (diverse Krebsvorsorgen, Augen, Herz und Kreislauf)? Oder ist es nicht vernünftiger, auf Vorsorge gänzlich zu verzichten, lieber nur auftretende Krankheitsfälle zu behandeln und so dafür zu sorgen, dass die Alten nicht überhand nehmen?

Anderes Problem: Ab wann gilt ein Mensch als chronisch krank? Ab wann darf er permanent ärztliche Pflege in Anspruch nehmen, die über das „notwendige vernünftige Maß“ hinaus geht? Welche Krankheiten gelten als chronisch? Werden vom Patienten eigenverantwortlich herbeigeführte Krankheiten (z.B. Lungenbeschwerden wie Asthma durch starkes Rauchen) aus dem Katalog der chronischen Krankheiten rausgenommen, während das berufsbedingte erworbene Asthma drin bleibt? Und wo zieht man bei Mischformen die Grenzen?

  1. ein Besuch beim Hausarzt , Augenarzt und Zahnarzt pro
    Quartal frei in Anspruch genommen werden kann, alles weitere
    ggfs. auf Überweisung,

Was heißt hier „ggfs“?
Was passiert, wenn ich zwei, drei oder zehn Mal im Quartal zum Arzt muss? Im Januar eine Erkältung, im Februar den Fuß verstaucht, im März einen Allergieschock? Sofort zahlen, sonst keine Behandlung?

  1. Den Krankenkassen ein Beitragsrahmen, variabel gestaltbar,
    vorgegeben wird und kein finanzieller Ausgleich zwischen den
    Krankenkassen erfolgt,

Es gibt Krankenkassen, die aufgrund ihrer Mitgliederstruktur weitaus niedrigere Einnahmen haben als Konkurrenten. Die AOKs leiden darunter, dass ihnen die Arbeitslosen aufgebürdet werden. Andere KK haben einen hohen Frauenanteil, und bekanntlich gehen Frauen mit ihrer Gesundheit sorgsamer um als Männer, sprich mehr Arztbesuche. Außerdem wird eine Schwangerschaft in diesem Lande noch immer als Krankheit angesehen, und die medizinische Betreuung Schwangerer wird von den Krankenkassen getragen. Ergo sind KK mit einem hohen Frauenanteil schlechter dran als jene mit einem niedrigen Anteil.

  1. über die gesetzlichen Mindestleistungen hinausgehende
    Leistungen von den Krankenkassen selbst beschlossen bzw. im
    Einzelfalle erbracht werden können,
  1. Über die Behandlungen unter 2) hinausgehende Besuche bei
    Fachärzten ohne Überweisung sind privat zu vergüten.

Ich stell mir das gerade bei einer Frau vor, die zum Frauenarzt muss. Da tapert sie zum Hausarzt, sitz wer weiss wie lange im Wartezimmer, erklärt ihm dann, dass sie unregelmäßige Blutungen hat (und leider kann der Hausarzt da gar nichts machen), bekommt endlich den Überweisungsschein um dann erneut in einem anderen Wartezimmer ihre Zeit zu vertrödeln

Was macht nach diesem Vorschlag eigentlich jemand, der regelmäßig zum Internisten muss? Rennt der alle vier Monate erst zum Hausarzt, weil er eine neue Überweisung braucht?

Eine solche Reform hätte einen weit aus höheren Effekt an
Kostenersparnis als die bisherige, wäre aber gerechter und der
effekten Behandlung zuträglicher.

Sehe ich anders. Denn wenn es so einfach wäre, das Gesundheitssystem zu reformieren, wäre längst jemand anderen darauf gekommen.

Grüße
Heinrich

Hallo Heinrich,

über die anderen Punkte brauchen wir nicht zu diskutieren. Manchmal wäre wir gleicher Meinung manchmal eben nicht, aber das hier ist mir doch ein bißchen zu einfach:

Sehe ich anders. Denn wenn es so einfach wäre, das
Gesundheitssystem zu reformieren, wäre längst jemand anderen
darauf gekommen.

Einfachheit ist kein Grund dafür, daß ein Projekt durchgesetzt wird und Komplexität keines dafür, daß etwas umgesetzt wird. Gerade bei der Gesundheitsbranche sind die Lobbyeinflüsse so stark, daß da im Zweifel überhaupt nichts umgesetzt wird, was irgendeinem der Beteiligten schadet (ausgenommen Versicherte), selbst wenn der zugehörige Gesetzentwurf auf den berühmten Bierdeckel passen würde.

Eine grundlegende Reform müßte gegen vier große Gruppen durchgesetzt werden: Die Sozialphilosophen, die Ärzte (inkl. Krankenhäuser), die Krankenkassen und die Apotheker. Das ist in Deutschland nicht machbar.

Gruß,
Christian

hallo Heinrich,
also zunächst mal: Ich bin kein Politiker und gehöre keinerlei Parteienklüngel an. Das Sie sowas voraussetzen, zeigt mir nicht gerade eine offene Einstellung zur Sache.
Ein vernünftiges Maß hat mit der Einschätzung der jeweiligen Krankenkasse zu tun, wie denn die Gesundheit der Mitglieder sichergestellt werden kann. Es gibt immerhin zwei Beteiligte, die an der Gesundheit der Krankenkassenmitglieder ein grosses Interesse haben, natürlich die Mitglieder als Patienten und die Krankenkassen, die bei gesunden Mitgliedern weniger Kosten haben. Das Vorsorgeuntersuchungen von je her der Gesunderhaltung dienen, ist doch unbestritten. Die weiteren Einzelfragen gehören überhaupt nicht in ein Gesetz, das eigentlich nur den Gestaltungsrahmen abstecken soll. Für die Ausgestaltung haben wir nämlich das System der autonomen Selbstverwaltung, wie Sie sicherlich auch wissen. Was macht es denn für einen Sinn, ein Parlament für die Krankenkassen demikratisch zu wählen, wenn dort keine Handlungsfreiheit mehr besteht.
Die drei Möglichkeiten Hausarzt, Zahnarzt und Augenarzt habe ich deshalb vorgeschlagen, weil die Verordnungen dieser Ärzte sich nicht überschneiden. Es ist doch allgemein wohl bekannt, dass die Doppel- und Dreifachversorgung eines der größten Probleme darstellt und hier eine Kostenbelastung produziert wird, die nicht mehr hinnehmbar war. Das hat doch zu den hektischen Reformversuchen geführt!
Das Hausarzt/Facharzt-System hat doch gerade den Vorteil, dass sichergestellt wird, dass die behandelnden Ärzte Berichte schreiben und der Behandlungsverlauf beim Hausarzt koordiniert werden kann.

Das Problem der "eigenverantwortlich herbeigeführten Krankheiten habe ich zunächst ausgeklammert, weil damit ja auch verbunden ist, dass ein Nachweis möglich ist. Das wäre aber eine Angelegenheit die unabhängig durch Gesetz entschieden werden könnte.

Ich kann mich nicht erinnern, dass es jemals Vorschriften darüber gegeben hat, wie oft ein Patient zum Arzt muß. Der Grundsatz, dass der Hausarzt die Behandlungsbedürftigkeit feststellt, wird dadurch ja sogar unterstützt und die Inanspruchnahme eines Notarztes z.B. bei Unfall würde dem auch nicht entgegenstehen, weil dieser den Hausarzt erfragt und einen Bericht abgibt.
Das es heute noch Krankenkassen mit niedrigeren Einahmen aufgrund ihrer Mitgliederstruktur gibt, ist falsch. Es gibt ja inzwischen die Möglichkeiten des Mitgliedswechsels zwischen den Krankenkassen und da wird ja auch tüchtig geworden. Deshalb ist der Finanzausgleich auch nicht mehr erforderlich.
Bei einem System, wie ich es vorschlage, reicht es bei einem Besuch beim Frauenarzt durchaus, wenn die Überweisung telefonisch angefordert wird. Es soll hier ausschließlich Doppelbehandlung oder wenn man so will „Parallelbehandlung“ verhindert werden, ohne Bürokratie. Bei langfristigen Behandlungen gilt das gleiche. Der Hausarzt kenn seine Patienten und kann die Überweisung ohne Probleme ausstellen und seinem Kollegen auch direkt zukommen lassen.

Hallo,

Das es heute noch Krankenkassen mit niedrigeren Einahmen
aufgrund ihrer Mitgliederstruktur gibt, ist falsch. Es gibt ja
inzwischen die Möglichkeiten des Mitgliedswechsels zwischen
den Krankenkassen und da wird ja auch tüchtig geworden.
Deshalb ist der Finanzausgleich auch nicht mehr erforderlich.

das sollte man mal der Techniker Krankenkasse mitteilen, damit die mal aufhören, als größte Einzahler mittlere einstellige Milliardenbeträge in den Topf zu kippen. Genau aus dem Grund bin ich da vor mittlerweile fast 5 Jahren ausgestiegen. Ich sah es schlicht und ergreifend nicht ein, daß die Techniker ein Drittel ihres Beitragsvolumens an die Krankenkassen zahlt, die trotz höherer Beitragssätze mit ihren Einnahmen nicht auskommen und mir daher Beitragssätze abknöpfen mußte, die um grob geschätzt 2-3 Prozentpunkte höher waren als notwendig.

Gruß,
Christian

Hallo,

Das es heute noch Krankenkassen mit niedrigeren Einahmen
aufgrund ihrer Mitgliederstruktur gibt, ist falsch. Es gibt ja
inzwischen die Möglichkeiten des Mitgliedswechsels zwischen
den Krankenkassen und da wird ja auch tüchtig geworben.
Deshalb ist der Finanzausgleich auch nicht mehr erforderlich.

das sollte man mal der Techniker Krankenkasse mitteilen, damit
die mal aufhören, als größte Einzahler mittlere einstellige
Milliardenbeträge in den Topf zu kippen. Genau aus dem Grund
bin ich da vor mittlerweile fast 5 Jahren ausgestiegen. Ich
sah es schlicht und ergreifend nicht ein, daß die Techniker
ein Drittel ihres Beitragsvolumens an die Krankenkassen zahlt,
die trotz höherer Beitragssätze mit ihren Einnahmen nicht
auskommen und mir daher Beitragssätze abknöpfen mußte, die um
grob geschätzt 2-3 Prozentpunkte höher waren als notwendig.

Gruß,
Christian

oder dem Bundesgesundheitsministerium, ist aber auch geschehen.
Gruß Nicki

Hallo,

Das es heute noch Krankenkassen mit niedrigeren Einahmen
aufgrund ihrer Mitgliederstruktur gibt, ist falsch. Es gibt ja
inzwischen die Möglichkeiten des Mitgliedswechsels zwischen
den Krankenkassen und da wird ja auch tüchtig geworben.
Deshalb ist der Finanzausgleich auch nicht mehr erforderlich.

das sollte man mal der Techniker Krankenkasse mitteilen, damit
die mal aufhören, als größte Einzahler mittlere einstellige
Milliardenbeträge in den Topf zu kippen. Genau aus dem Grund
bin ich da vor mittlerweile fast 5 Jahren ausgestiegen. Ich
sah es schlicht und ergreifend nicht ein, daß die Techniker
ein Drittel ihres Beitragsvolumens an die Krankenkassen zahlt,
die trotz höherer Beitragssätze mit ihren Einnahmen nicht
auskommen und mir daher Beitragssätze abknöpfen mußte, die um
grob geschätzt 2-3 Prozentpunkte höher waren als notwendig.

Gruß,
Christian

oder dem Bundesgesundheitsministerium, ist aber auch
geschehen.

Was?

C.

Gruß Nicki

wenn ich auch sehe, dass eine Reform notwendig war und ist, so
muß ich doch feststellen, dass sie weder von Sachkenntnis noch
von gesundem Menschenverstand getragen war. Viele
Krankenkassen überlegen sich bereits eigene Wege. Die
Regierung wäre gut beraten, ihre Arbeit selber zu Ende zu
bringen.

Werden sie nicht. Die berliner Polittrottel werden weiterhin einen Schritt vor und zwei zurück gehen.
Es kommt mir vor, als würde die deutsche Wirtschaft täglich lebendig begraben und schafft es doch immer irgendwie, den Dreck wieder weg zu räumen.

„Wie lange noch?“

Gruß Vanic.