Gesundheitspolitik wählen

Hallo zusammen,
ich habe ein Problem, ich weiss nicht was ich waehlen soll.
Ich haette gern eine Gesundheitspolitik.
Wohl gemerkt nicht die Politik wie heute, die nur die Kosten der Krankheit verteilt und noch nicht mal senkt,
sondern eine Politik, die Gesundheit bringt.
Das Volk soll davon gesuender werden. Weniger Menschen sollen chronische Krankheiten bekommen, einige (wo es geht) mit solchen Krankheiten sollen geheilt werden. Die Medizin soll sich der Gesundheit verschrieben fuehlen, und nicht vorrangig mit der Arbeit beginnen, wenn Krankheit auftaucht.
Ich glaube zu wissen, dass ich keine verklaerte Spinnerei vor Augen habe, sondern handfestes Wissen, das nicht verwendet wird.
Andeutungsweise will ich mal erwaehnen, dass ich an gesunde Nahrung denke, und im Umkehrschluss an die Abschaffung oder mindestens Aechtung der ungesunden. Bio und frische Nahrung nach vorn, Spritzmittel, Konserven, Tabak, Zucker, Auszugsmehl usw. zurueckdraengen.
Unser Vorteil waere politisch gesehen weniger Kosten fuer Krankheit, weniger Arbeitsausfall, effektiveres Arbeiten gesundheitlich fitter Personen, weniger Lohnnebenkosten, also mehr Nettolohn, bessere Wettbewerbsfaehigkeit deutscher Produkte.
Welche Partei also soll ich waehlen, damit allgemein hier mal Gesundheit als politisches Ziel eingefuehrt wird?
Allseits viel Gesundheit wuenscht Euch Helmut

Hallo,
Es ist zwar nicht die Partei meiner Wahl, aber deswegen kann ich vielleicht umso neutraler deine Frage beantworten.

Von den derzeit im Bundestag vertretenen Parteien werden deine Ziele am ehesten von den Grünen vertreten.

Die frühere grüne Gesundheitsministerin Renate Fischer strebte eine Reihe von Reformen in Richtung Verbesserung der Volksgesundheit an und war bestrebt, die Kosten des Gesundheitssystems zu minimieren, aber nicht, indem sie, wie ihre Nachfolgerin, die Hampelfrau Ulla Schmidt von der SPD, die Patienten höher belastete durch erhöhte Zuzahlungen, sondern indem sie sich mit den verschiedenen Interessenlobbys anlegte: Ärzteschaft, Pharmaindustrie usw. und sich dadurch zwischen alle Stühle setzte und durch Kanzler Schröder abserviert wurde.

Die grüne Landwirtschafts- und Ernährungsministerin Renate Künast legt, verglichen mit ihrem SPD-Vorgänger, der selber ein industrieller Großagrarier war, in ihrer Politik großes Gewicht auf artgerechte Tierhaltung, gentechnikfreien Anbau, Initiativen in Schulen und öffentlicher Aufklärung für gesunde Ernährung statt fastfood usw., stößt dabei auch immer wieder auf den Widerstand von Interessenlobbys, wie Hünerbarone, die Sturm laufen gegen eine zwangsweise Vergrößerung ihrer Käfige auf knapp DinA4-GRöße(!) und dabei sind oder es schon erreicht haben, dass die von der Koalition schon beschlossene Abschaffung der Käfige vom CDU-dominierten Bundesrat wieder gekippt wird. Dabei zeigt sie ein beachtliches Geschick, ihre Ziele beharrlich weiterzuverfolgen.
Das sind nur grobe Gesichtspunkte, du kannst dich ggf. auf den Homepages des Landwirtschaftsministeriums und der Grünen Partei näher informieren. Ich hoffe, ich konnte damit trotzdem zur ersten Information dienen.

Grüße,
Oranier

Hallo Helmut
Tja…Dein Anliegen verstehe ich nur allzu gut. Auch ich lege auf diesen Aspekt großen Wert, wenn ich an die Wahl denke.
Ich bin da leider sehr gespalten.
Zum einen teile ich in der Basis, das was oranier (eine Zeile unter mir) sagt und habe auch immer die GRÜNEN gewählt.
Zum anderen fand ich Andrea Fischer durchaus sympathisch, finde sie aber ähnlich inkompetent wie Ulla Schmidt. Es ist ja eine allbekannte Crux, dass die Minister-Posten so selten von Fachpesonal besetzt werden. Gut, manchmal kann es auch ein Segen sein, z.B. bei Renate Künast, die sich nicht von den Bauern beugen lässt und erst recht nicht von der Industrie.
Trotzdem wünschte ich mir mal einen Arzt oder eine Ärztin als GesundheitsministerIN.
Wenn ich den wahl-o-mat im Netz mache, dann kommt in schöner Abfolge bei mir iommer GRÜNE oder FDP raus.
Gruß,
Branden

Hallo Branden,

Es ist ja
eine allbekannte Crux, dass die Minister-Posten so selten von
Fachpesonal besetzt werden. Gut, manchmal kann es auch ein
Segen sein, z.B. bei Renate Künast, die sich nicht von den
Bauern beugen lässt und erst recht nicht von der Industrie.
Trotzdem wünschte ich mir mal einen Arzt oder eine Ärztin als
GesundheitsministerIN.

Aus persöhnlichem Kontakt zu einem Bundesminister habe ich die Einsicht gewonnen, dass der die politische Richtung vorgeben muss und für die fachliche Umsetzung kompetente Staatssekretäre und Ministerialbeamte braucht.

Wenn ich den wahl-o-mat im Netz mache, dann kommt in schöner
Abfolge bei mir iommer GRÜNE oder FDP raus.

Aber die FDP doch nicht aus Gründen einer Veränderung der Gesundheitspolitik, wie sie Helmut vorschwebt, oder?

Grüße
Oranier

Aber die FDP doch nicht aus Gründen einer Veränderung der
Gesundheitspolitik, wie sie Helmut vorschwebt, oder?

Weiß nicht. Es kömmt einfach als Wahlvorschlag für mich raus, nach Beantwortung der Fragen dort. Kannst ja mal den wahl-o-mat selber machen.
Anfangs schien mir da ein heftiger Widerspruch zu sein zwischen meinen abwechselnden, immer wiederkehrenden Ergebnissen FDP und GRÜNE.
Inzwischen sehe ich (dialektisch?) den Zusammenhang etwas besser. Beide Parteien repräsentieren wohl stärker individualistische Ansätze.
Im ersten Moement mag es kurios erscheinen, dass Parteien individualistische Ansätze repräsentieren, aber im Vergleich zu den großen (CDU und SPD) muss es wohl doch darauf hinauslaufen.

Speziell zu Deiner Frage Gesundheitspolitik - da bin ich ja ebenfalls zwiegespalten. Ich lebe großenteils von meinen Privatpatienten und bin auch selber, ebenso meine Familie, privat krankenversichert. Diese Freiheit will ich ebenso behalten wie eine im-Rahmen-bleibende-Steuer.
Gruß,
Branden

wahl-o-mat (off topic)
Moin Branden,
hey, geht mir genauso…
ich hab „abwechselnd“ seit ewigen Zeiten die beiden (FDP und Grün) gewählt, ausser beim letzten mal (SPD wegen „Stoppt Stoiber“), aber gut…
ich finde deinen Ansatz des Individualismus, den beide Parteien verkörpern, interessant…könnte dies der Grund sein, warum eben diese beiden Parteien vom jeweiligen Gegener - wie ich finde repräsentieren beide „Großen“ den Kollektivismus viel sträker als die beiden „Kleinen“ - sooo massiv attackiert werden?
wir erinnern uns, dass die Grünen noch vor 12-15 Jahren für die CSU der „Untergang der abendländischen Kultur“ waren, oder dass heute die Anhänger der FDP als „Globalisierer und Neo-Libearle“ beschimpft werden?
…und das nur, weil beide Parteien eher das jüngere (oder jung gebliebene) Bildungsbürgertum (im positivsten Sinne) ansprechen?
wenn ich mir die Wählerstatistiken anschaue, sehe ich beide Parteien in den Städten besonders stark, insbesondere in „Uni-Hochburgen“ wird überdurchschnittlich grün oder gelb gewählt, woran wird dies deiner Meinung liegen?
es grüßt
Ralf

Hallo Branden,

Trotzdem wünschte ich mir mal einen Arzt oder eine Ärztin als
GesundheitsministerIN.

und ich wünsche mir eine(n) Gesundheitsminister(in) aus der Diagnostikbranche (siehe Visitenkarte) :wink:

Solange wir alle unseren kleinen Bereich schützen wollen wird eine vernünftige Gesundheitspolitik m.M. nach nicht möglich sein.
Es gehört ein sachkundiger Gesundheitsökonom ins Ministerium.
Erst wenn alle jammern (Patienten, Ärzte, Pharmaindustrie, Krankenhäuser) dann ist eine Reform gerecht.

Gruß, Joe
dervonullaschmidtausdergesetzlichenkrankenversicherungvertriebenwurde

Hallo Ralf!

wenn ich mir die Wählerstatistiken anschaue, sehe ich beide
Parteien in den Städten besonders stark, insbesondere in
„Uni-Hochburgen“ wird überdurchschnittlich grün oder gelb
gewählt, woran wird dies deiner Meinung liegen?

In NRW zeigt sich ja auch bei den Wahlen der Studierendenparlamente ein umgekehrter Trend zu allen Wahlumfragen. Die CDU-Ablegerpartei ist bei uns an der Uni die mit Abstand schwächste Partei. Die jungen Sozialen und die jungen Grünen die mit Abstand stärksten Parteien.

Lieben Gruß
Patrick

Moin Ralf

wenn ich mir die Wählerstatistiken anschaue, sehe ich beide
Parteien in den Städten besonders stark, insbesondere in
„Uni-Hochburgen“ wird überdurchschnittlich grün oder gelb
gewählt, woran wird dies deiner Meinung liegen?

Wahrscheinlich ist es so, wie Du schon andeztest und wie wir beide empfinden: Die beiden klassischen kleinen Parteien (grün und gelb ist übrigens eine hübsche Farbkombination, wie ich finde) lassen dem Wähler mehr Raum für seine individuell empfundene Situation und sprechen eher einen gebildeten Teil der Bevölkerung an.
Gruß,
Branden

Hallo Jörg

und ich wünsche mir eine(n) Gesundheitsminister(in) aus der
Diagnostikbranche (siehe Visitenkarte) :wink:

Solange wir alle unseren kleinen Bereich schützen wollen wird
eine vernünftige Gesundheitspolitik m.M. nach nicht möglich
sein.

Ja und nein. Ich würde ja nicht so weit gehen, andere Minister auf meine Interessen zuschneiden zu wollen, aber ich finde schon, dass man im Fach bleiben sollte. Und für die GESUNDHEIT sollte jemand zuständig sein, der eben MEDIZIN studiert hat und nicht nur alles vom grünen Tisch macht.
Gruß,
Branden

Hallo nochmal,

Ja und nein. Ich würde ja nicht so weit gehen, andere Minister
auf meine Interessen zuschneiden zu wollen, aber ich finde
schon, dass man im Fach bleiben sollte. Und für die GESUNDHEIT
sollte jemand zuständig sein, der eben MEDIZIN studiert hat
und nicht nur alles vom grünen Tisch macht.

ein Arzt denkt in erster Linie: Was ist bei einer Krankheit machbar?

Der Gesundheitsökonom denkt: Was ist bei einer Krankheit mach- UND bezahlbar?

Ich möchte nicht noch mehr zahlen, nur um jede (eventeulle auch fragwürdige neue) Methode der Behandlung in einen Leistungskatalog aufzunehmen.
Auf jeden Fall bin ich, auch wenn ich aus kostengründen jetzt PV bin, für einen einheitlichen Leistungskatalog für PV und ges. KV.

Gruß, Joe

Hi Joe

Auf jeden Fall bin ich, auch wenn ich aus kostengründen jetzt
PV bin, für einen einheitlichen Leistungskatalog für PV und
ges. KV.

Ich auch - wenn die Kassen demnächst genauso gut die Leistungen bezahlen wie bei den Privaten :wink:.
Gruß,
Branden

…ein Arzt denkt in erster Linie: Was ist bei einer Krankheit

machbar?
Der Gesundheitsökonom denkt: Was ist bei einer Krankheit mach-
UND bezahlbar?
Gruß, Joe

Hi,
und der Verantwortungsvolle sollte denken
Wie kann die Krankheit vermieden werden?

Selbstverstaendlich erwarte ich, dass der Kranke eine Chance auf Heilung erhaelt.
Das ist aber nicht genug. Wenn tausende zb Bluthochdruck oder Karies haben, muss doch mal die Ursache und die Abstellmassnahme bearbeitet werden. An dieser Front sehe ich nur ganz kleine Ansaetze in der Politik, wuensche mir deutlich intensivere Strategie in Richtung Gesundheit im Sinne Verhinderung von Krankheiten, die eigentliche Gesundheitsreform.

Besten Dank an alle fuer die bisherigen Antworten. Manch kleines Pflaenzlein in den Parteien habe ich erst jetzt bluehen sehen. Liebe Gruesse aus dem Taunus von Helmut