Gesundheitssystem

Hi,

ich hab mal eine Frage zum Gesundheitssystem. Wieso schafft es keine Parte einfach einen Vorschlag zu bringen, der in die Richtung geht, dass jeder(!) der in diesem Land wohnt in eine Grundversicherung einzahlen muss, die in Form einer Krankenkasse die absolute Grundversorgung sicherstellt. Weterhin hat jeder die möglichkeit, private Zusatzversicherungen abzuschließen, um eben weiterhin Vorteile zu haben, die zur Zeit private Kassen bieten. Somit würde das komplette System doch erstmal entlastet werden oder gibt es hier schon direkt am Anfang einen denkfehler?

danke für Antworten
Steffen

Hallo Steffen,

das hört sich sehr vernünftig an. Das Gleiche auch noch für die Rente. Letztlich liefe es darauf hinaus, den Katastrophenschutz und die elementare Existenzsicherung im Rahmen einer Solidargemeinschaft zu organisieren. Für Leistungen, die darüber hinaus gehen, muß jeder selbst wissen, ob und in welcher Form er das für nötig hält.

Nur die Tatsache, daß eine Idee vernünftig erscheint, ist noch lange kein Grund, sie zu verwirklichen. Ich höre sie schon mit den Hufen scharren - die Bedenkenträger und Besitzstzandswahrer. Jede Wette, daß die 2-Klassen-Versorgung zum beliebten Gegenargument würde. Ebenfalls jede Wette, daß bestimmte schwierige Einzelfälle bemüht würden, um solche Ideen im Keim zu ersticken. Einige würden das System als sozialistisch verteufeln und andere die Elemente der Eigenverantwortung für inakzeptabel halten. Und noch 'ne Wette: Es werden sich etliche Leute finden, die nicht kapieren wollen, daß ein Konzept aus mehreren Elementen besteht, die untereinander mit einer Konjunktion verknüpft sind. Die wesentliche und-Verknüpfung ignorierend, werden sie die gute Idee zerstören, indem alle einzahlen und es gibt nach wie vor Selbstbedienung und Rundumversorgung. Andere werden davon träumen, daß alle zahlen und es nur die elementare Grundversorgung gibt, die Beiträge bleiben aber auf heutiger Höhe, damit man noch ein paar Genossen und Parteifreunde mit Verwaltungspöstchen versorgen kann.

Die Idee ist gut, vermutlich sogar alternativlos, aber der Druck ist noch nicht hoch genug, um Einsicht zu erzwingen.

Gruß
Wolfgang

hallo!

als „mitten-drin-steckender“ bei der ganzen diskussion kann ich dir folgende punkte nennen:

  1. was ist absolute grundversorgung? gehören da auch organtransplantationen dazu oder lässt man die leute eben einfach sterben? und es ist ja gerade die „grundversorgung“ die die meisten kosten verursacht.

  2. wie berechnet man den anteil den jeder zahlen muss? hilft ja auch nur dann richtig weiter wenn die wohlhabenden viel einzahlen.

  3. der seit über 10jahren herrschende stillstand ist dadurch zu erklären dass sich die liebe politik nur mit dem geld beschäftigt-und nicht mit der qualität des gesundheitswesens; ist eben keiner dabei der auch nur annähernd „vom fach“ wäre.
    höhere qualität bedeutet automatisch sinkende kosten-v.a. die chronifizierungsraten würden in den keller fallen.
    und die liebe frau schmidt schiebt den kassen die verantwortung zu wegen der entgleisenden kosten ohne ihnen dafür eine rechtliche absicherung zu geben.
    es ist immer der andere schuld.

tschüss

matthias

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Wolfgang will Kommunismus?
Hallo Wolfgang,

das hört sich sehr vernünftig an. Das Gleiche auch noch für
die Rente. Letztlich liefe es darauf hinaus, den
Katastrophenschutz und die elementare Existenzsicherung im
Rahmen einer Solidargemeinschaft zu organisieren. Für
Leistungen, die darüber hinaus gehen, muß jeder selbst wissen,
ob und in welcher Form er das für nötig hält.

Das hatten wir schon zu Ostzeiten. Eine Versicherung, ein klitzkleines Sozialversicherungsheftchen lebenslänglich, keine Papierhalden.
Stell dir vor, das funktionierte und die Rente war abgesichert durch ausschließlich Umlagefinanzierung und durch Stabilität in der Bevölkerungsentwicklung.
Das scheint hier aber garkeiner zu wollen, wo sollen die Millionen Bediensteten dann ihre Kohle verdienen :frowning:?

Gruß
Frank

Hallo Frank,

wenn man Eigenverantwortung und Kostentransparenz als Kommunismus bezeichnet - mir solls recht sein. Die Bezeichnungen interessieren nicht, wichtig sind Inhalte.

Wenn ich mir die Vorschläge der großen Parteien zur Reform des Gesundheitswesens ansehe, ist lediglich beabsichtigt, sich weiter mit den alten Methoden über die Runden zu retten. Einzelne Leistungen werden aus dem Spektrum heraus genommen und in neuen Versicherungen untergebracht. Ansonsten unterhält man sich über Details von Zuzahlungen. Grundsätzlich verändert wird damit nichts. Keiner geht dem gewaltigen öffentlichen Moloch der Krankenversicherungen an den Kragen, alle sollen zahlen, aber unter allen Umständen soll vermieden werden, daß ein Patient je erfährt, was seine Behandlung in Euro und Cent kostet. Er soll sich beteiligen, wird aber systematisch dumm gehalten und darf nicht wissen, woran er sich beteiligt. Solange die Geheimniskrämer am Werk sind, sind die Kosten des KV-Systems nicht in den Griff zu bekommen. Wenn jeder Patient genau weiß, was eine Dienstleistung kostet und sich an den Kosten innerhalb bestimmter Grenzen zu beteiligen hat, erhält man automatisch Eigenverantwortung und Kostenbewußtsein. Solange aber um diese wesentlichen Elemente nur herumgeschlichen wird, geht es nur darum, den aufgeblasenen Apparat noch eine Weile am Leben zu erhalten.

Weil überall ausschließlich die Bewahrer der Versorgungseinrichtungen für möglichst viele Verwaltungsbedienstete und des Selbstbedienungsladens am Werk sind, halte ich im Moment Vorschläge einer Grundsicherung für alle für eher gefährlich. Auch in diesem Forum ist immer wieder zu bemerken, daß viele Leute das kleine Wörtchen „und“ ignorieren oder seinen Sinn nicht begreifen. So fällt denn bei der Forderung nach Grundsicherung für alle UND der Rest in Eigenverantwortung des Einzelnen, der Halbsatz nach der Konjunktion unter den Tisch. Jeder Halbsatz für sich genommen ist grob sinnentstellend. Die Verknüpfung bringts, aber das ist in viele Köpfe nicht hinein zu bekommen.

Also schließe ich wie so oft: Abwarten bis der Leidensdruck steigt.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang

Zustimmung.
Das Problem ist ja, dass wir ín D(West) niemals zu einem Kostendenken erzogen wurden. Krankenschein abgeben, der Arzt macht, du merkst gar nicht dass und wieviel abgerechnet wird.
Hier in CH schickt der Arzt MIR die Rechnung, das Abrechnen mit der Krankenkasse ist dann meine Sache.

Und wenn das in D nicht GRUNDLEGEND geändert wird, dann gute Nacht Marie

Viele Grüsse nach McPomm
Ratz