Hallo Frank,
wenn man Eigenverantwortung und Kostentransparenz als Kommunismus bezeichnet - mir solls recht sein. Die Bezeichnungen interessieren nicht, wichtig sind Inhalte.
Wenn ich mir die Vorschläge der großen Parteien zur Reform des Gesundheitswesens ansehe, ist lediglich beabsichtigt, sich weiter mit den alten Methoden über die Runden zu retten. Einzelne Leistungen werden aus dem Spektrum heraus genommen und in neuen Versicherungen untergebracht. Ansonsten unterhält man sich über Details von Zuzahlungen. Grundsätzlich verändert wird damit nichts. Keiner geht dem gewaltigen öffentlichen Moloch der Krankenversicherungen an den Kragen, alle sollen zahlen, aber unter allen Umständen soll vermieden werden, daß ein Patient je erfährt, was seine Behandlung in Euro und Cent kostet. Er soll sich beteiligen, wird aber systematisch dumm gehalten und darf nicht wissen, woran er sich beteiligt. Solange die Geheimniskrämer am Werk sind, sind die Kosten des KV-Systems nicht in den Griff zu bekommen. Wenn jeder Patient genau weiß, was eine Dienstleistung kostet und sich an den Kosten innerhalb bestimmter Grenzen zu beteiligen hat, erhält man automatisch Eigenverantwortung und Kostenbewußtsein. Solange aber um diese wesentlichen Elemente nur herumgeschlichen wird, geht es nur darum, den aufgeblasenen Apparat noch eine Weile am Leben zu erhalten.
Weil überall ausschließlich die Bewahrer der Versorgungseinrichtungen für möglichst viele Verwaltungsbedienstete und des Selbstbedienungsladens am Werk sind, halte ich im Moment Vorschläge einer Grundsicherung für alle für eher gefährlich. Auch in diesem Forum ist immer wieder zu bemerken, daß viele Leute das kleine Wörtchen „und“ ignorieren oder seinen Sinn nicht begreifen. So fällt denn bei der Forderung nach Grundsicherung für alle UND der Rest in Eigenverantwortung des Einzelnen, der Halbsatz nach der Konjunktion unter den Tisch. Jeder Halbsatz für sich genommen ist grob sinnentstellend. Die Verknüpfung bringts, aber das ist in viele Köpfe nicht hinein zu bekommen.
Also schließe ich wie so oft: Abwarten bis der Leidensdruck steigt.
Gruß
Wolfgang